Selbstversuch, Euphorie oder einfach nur ein Rückfall?
Man war ich gut, 8 Monate keinen Tropfen Alk. Und auch ohne nennenswerte Schwierigkeiten. Disziplin, Disziplin, wie immer wenn ich mir eine große Aufgabe vorgenommen hatte. Sei es der berufliche Werdegang (Firma vergrößern) oder die Vorbereitung auf einen Marathon.
Alles Richtig gemacht: Therapie, AA-Meetings, Forum und eigentlich keinen Grund was zu ändern. Alles lief nach Plan.
Rückblick
Samstag 12.03. Eine lange geplante und aufwendig gestaltete Werbeaktion wurde bei mir im Betrieb durchgeführt. Im Vorfeld habe ich nichts tolles erwartet, hoffte allerdings die Kosten der Aktion „einzufahren“. Was folgte übertraf jegliche Vorstellungskraft. Die Leute kauften wie die wahnsinnigen. Ich habe an diesem einen Tag so viel Umsatz gemacht wie in einem Monat. Euphorie pur.
Schon nach der Veranstaltung kam der Gedanke: Na ne Belohnung? Das muss einfach gefeiert werden. In den 10 Jahren meiner Selbstständigkeit der größte Erfolg überhaupt. Nee, nee lass mal und fahr nach Hause. Na ja um 19:00 war dann doch mein Wille gebrochen! Ich musste doch den Erfolg konservieren. Es wurden 1,5 ltr. Wein. Konserviert hat der nix. Geschmeckt hat es auch nicht. Am nächsten Tag ein Brummschädel. Resultat: Na prima der Alkohol bringt gar nichts! Nur ein Glas kannst nicht (aber das wusste ich ja schon vorher) Also nur eine Bestätigung meiner bisherigen Lebensweise. Also war der Vorfall „Rückfall“ nicht erwähnenswert. Weder hier noch im Meeting. Na ja ein wenig „schiss“ war auch dabei es nicht zu erzählen.
In der darauffolgenden Woche war alles beim alten. Überhaupt kein Verlangen nach Alkohol. Aber ist es wirklich so einfach? Bist du wohl am Ende doch kein Alkoholiker? Prima sagte meine LG dann können wir ja auch mal wieder ein Feierabendbier trinken gehen.......
Montag 21.03
Gemeinsamer Besuch (Geschenk meiner LG zu meinem Geburtstag) meines neuen Klavierlehrers in Köln (in unmittelbarer Nähe der Malzmühle) Der Mann ist richtig klasse und es machte viel Spaß mit ihm zu arbeiten..... Meine LG schlug vor nun in diese „Malzmühle“ zu gehen um dort noch eine Kleinigkeit zu essen, und natürlich ein Glas Kölsch zu trinken. Meine Erinnerungen an diese Lokalität waren allerdings nur immer zwischen 20-30 Glas Kölsch.
Es wurden 5 Glas. Und es war lecker.
Zu Hause angekommen dachte ich, nun ja wie in alten Zeiten noch ein wenig Wein hinterher schütten. Habe ich mir aber verkniffen.
Dienstag 22.03
Am Abend musste ich ein wichtiges und für mich nicht erfreuliches Mitarbeitergespräch führen. Nach dem Ende 1,5 Flaschen Bier getrunken. Zu Hause angekommen noch eine Flasche Wein hinterher.
Na und nun habe ich wieder ein Problem mehr am Hals.
lass doch mal deine lg hier ein bischen lesen. vielleicht schägt sie dir dann nicht mehr vor, auf ein glas in die kneipe zu gehen. oder hat sie keine ahnung, dass du mit dem alk ein echtes problem hast.
so gern wie du arbeitest und deinen erfolg geniessen kannst, würde ich doch die ganze sache nicht aufs spiel setzen.
Mußte ich mir auch nach einigen Versuchen eingestehen, (Sollte jeder Alkoholiker)Kontrolliert trinken geht da nicht! Wurde auch bei uns in der SHG besprochen. Dein Gehirn vergisst nie! Es kennt deinen Wohlfühlpegel!
Also unser Fazit: Niemals 1Glas, nicht nur am Wochenende, nicht zur Belohnung und erst recht nicht Ausprobieren!!!!!!!
...das war dann der berühmte satz mit "X". Aber ich watsche dich nunmal nicht, das machst du bestimmt schon selbst genug. Hatte vor 4 Wochen ein ganz ähnliches Erlebnis. Eine (fast)-Zusage für eine neue Stelle und als Belohnung fällt mir nichts besseres ein, als mir 2 Fl. Wein in den Kopf zu schütten. Aber im Gegensatz zu dir ist`s dabei geblieben, bis jetzt... toi, toi, toi.
Aber mit der Sache mit der Belohnung bin ich für mich immer noch nicht so ganz fertig, kaum bin ich mit Etwas fertig, eine größere Aktion oder so, bittet und bettelt der Suchtteufel nach seiner Belohung. Tja, und so eine richtige Alternative, mir was anderes gutes zu "gönnen" habe ich noch nicht gefunden - aber ich bin auf der Suche danach und hoffnungsvoll, was zu finden.
Zumindestens kann ich mir jetzt gut vor Augen halten, dass diese 2 Fl. Wein ABSOLUT KEINE Belohnung waren, war nur etwas düddelich an dem Abend und am Morgen Übelkeit und Brummschädel.
Ein Wochenendtrip nach Barcelona oder so wäre in deinem Fall als Belohnung wohl auch die bessere Alternative gewesen....
Mein Tipp: auf jeden Fall sofort aufhören und dir Gedanken über nette, antialkoholische Belohnungen machen.
Würde mich übrigens interessieren, welche Belohnungen die Anderen so für sich gefunden haben..
beschäftige Dich mal ein bischen mit Rückfällen, Deiner war ja sehr typisch. erst einmal probieren, dann denken: ach das macht ja gar keinen spaß, das brauche ich nicht mehr. Und dann, einige Tage späte gibt es den nächsten anlass und dann geht es so weiter und so weiter. Hättest Du Dir sparen können. Wichtig ist, dass Du jetzt wieder aufhörst, stell Dir das nicht selbstverständlich vor. Du mußt richtig wieder aufhören, ein Vorsatz und die erkenntnis, dass Du es nicht kannst hilft nicht weiter. Was willst Du?
Wichtig finde ich, dass Du mal Dein Verhalten nach dem ersten Trinken überdenkst: ...war nicht so wichtig... mußte ich ja nicht erzählen in der Gruppe (und im Forum). Was ist denn da passiert? Das finde ich ganz gefährlich, siehst Du das auch so? oder ist ein "ausrutscher" für Dich nichts schlimmes?
Versuch mal rauszufinden, warum Du wieder trinken wolltest? Läuft irgendwas schief?
Ich sitze hier, lese, staune, ärgere mich und muss feststellen, dass auch unser Apfelsaft nur ein Mensch ist. Versteh mich nicht falsch, ich finde es total Scheisse, dass du deine guten Vorsätze nach so langer Zeit gebrochen hast. Ich kann dich verstehen, wie Dir im Moment zu Mute ist und dass deine Euphorie nun einer Nüchternheit gewichen ist, dir selber zu sagen, dass es nicht geht. Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du wieder auf deinen Weg zurückfindest. Auf einen Weg den du gehen möchtest und den du mit Überzeugung gehst. Ich habe meinen Weg auch gefunden und geh ihn meist ohne das Board hier, lese aber immer wieder mal mit.
Hallo Apfelsaft, warum muß man in einer Kneipe denn mit Gewalt Alkohol trinken? Muß man nicht, wirklich nicht. Jeder Gastwirt verkauft dir Getränke ohne Alkohol - gerne sogar. Wenn du dich dann wenig umschaust, merkst du, daß du mit "alkfrei" keineswegs alleine bist. Wieso ist Alkohol eine Belohnung?? Versteh' ich nicht. Ich würde eher sagen: es ist eine Strafe - Kopfweh, schlechter Geschmack im Mund, Dünnschiß u.s.w. Unter Belohnung stelle ich mir etwas anderes vor!! Gruß Michael
ora
(
gelöscht
)
Beiträge:
23.03.2005 16:27
#11 RE: Selbstversuch, Euphorie oder einfach ein Rückfall?
Vielen Dank für Deine Offenbarung, er hilft vielleicht jeman anders einen Rückfall zu verhindern wenn er dies gelesen hat. Was Du geschildert und beschrieben hast ist die klassische Rückfllursache Nummer eins. Der Rüchfall spielt sich schon weit bevor das erste Glas getrunken wird bereits im Kopf ab. Ob als Belohnung oder wegen anderen Dingen ist hier Nebensache,. Vielmehr ist dies ein Zeichen, dass Du Dir innerlich noch nicht eingestehen wolltest abhängig zu sein.
Bei Rückfallgesprächen in der Suchtberatung höre ich oft wie lange vorher schon Zweifel da gewesen sind ob tatsächlich eine Abhängigkeit vorlag. Gerade wo es so einfach für Dich war auf Alkohol zu verzichten. Irgentwann wird es dann aber ausgetestet und die alte Leier geht von vorne los. Lass die Sache nicht anstehen hol Dir noch ein paar Einzelgespräche bei der Beratungsstelle und sprich auch in der Gruppe darüber.
Kann ich schon verstehen..., aber sollte es nicht! Wichtig ist, IMHO (== az én véleményem szerint), ob oder wie schnell einer da wieder rauskommt! Wenn dein Mann einmal _wirklich_ entschieden/eingesehen hat, er kann nicht mit Alk umgehen, und sich dann doch irgendwann wieder eins säuft, dann nicht sofort verzweifeln! Er wird sich selber die größten Vorwürfe machen... Was anderes wärs, wenn er nicht hinter seiner "Einsicht" gestanden hätte, dann passiert - laut Literatur - das, was man einen "schleichenden Rückfall" nennt. Der Ärmste denkt "ha, geht doch! Bin ich also doch kein Alki!" und driftet über kurz oder lang wieder in die alte Scheiße ab:-(
_Kein_ Alki hat "es" geschafft, bevor er in die Grube gefahren ist! Nicht tommie, nicht MaxXXL, nicht... Schöne Scheiße, aber ist wohl so! Gäbs hier eine Wett-Ecke (makaber, ich weiß...), hätt ich ein Vermögen mit Lisl verloren...
ich bin auch mal "rück-gefallen"...hab aber auch schnell gemerkt,daß mir DAS gar nichts mehr geben konnte....hatte ich doch vorher 2 Jahre knochentrocken verbracht....
Also,Markus,war's nu schöner MIT(allen noch kommenden Konsequenzen)...oder ist es besser OHNE????
Das ist wohl die Frage....für mich beantworte ich sie mit Letzterem und damit hat sich das Thema Rückfall für mich persönlich erübrigt...
in deinen postings kommt sehr gut zum Ausdruck wie du deine Rückfälle gedanklich vorbereitet hast und auch das du eben noch nicht zu der Einsicht gekommen bist das es das beste für dich ist nicht mehr zu trinken.
ZitatMan war ich gut, 8 Monate keinen tropfen Alk
...welcher Kampf kommt da zum Ausdruck, der nach belohnung schreit...
Du warst nicht gut, du hast dich nicht darauf vorbereitet auf ein leben ohne Alkohol.
ZitatAlles Richtig gemacht: Therapie, AA-Meetings, Forum und eigentlich keinen Grund was zu ändern. Alles lief nach Plan.
Nicht alles richtig gemacht, Markus
Eine Therapie, AA-Meeting ist nun mal kein Plan den du irgendwie abarbeitest, ich war dort und da hab´ich die Sache erledigt. So löst sich dein Alkoholproblem nicht. die Therapie und die Meetings, wenn du schon hin gehst, sind dazu da das du dich auch mit dir und deinen Problemen auseinander setzt.
Und das kann ganz schön anstrengend sein, wenn du das ernst nimmst machst du nämlich nicht einfach ein en Haken ´ran. Erledigt- ich war dort.
Ich wünsch dir für den nächsten Anlauf alles gute. und reduziere deine Pläne mal auf die Hälfte und mach diese Hälfte- Gut. Wenn du denn wollen solltest.