ich lese hier seit langer Zeit mit, anfangs mit meinem Glas Wein daneben und jetzt seit 37 Tagen trocken.
Dieses Forum hat mir sehr dabei geholfen, die ersten Schritt zu tun und mir meine Alkhoholsucht selbst einzugestehen.
Es hilft mir sehr zu lesen, dass ich nicht allein bin mit meinem Problem und ich nehme sehr viele Denkanstöße mit
Hier meine Geschichte:
In meiner Ursprungsfamilie war (und ist) Alkohol normal. Meine Eltern haben immer gerne mal was getrunken, ich habe sie aber nie wirklich betrunken erlebt und falls doch, dann habe ich als Erwachsene ja genauso mitgezogen - in gemütlicher Runde halt und es eh nicht gemerkt.
Ich selbst habe unkontrolliert-kontrolliert getrunken, wenn man das so ausdrücken kann. Es ist vielleicht 2-3mal bis zum Blackout gegangen.
In den letzten 2-3 Jahren habe ich mir fast jeden Abend meine FlascheWein aufgemacht - das erste Glas wird schnell gestürzt, das zweite genauso und dann merke ich schon etwas die Wirkung des Alkohols und kann den Rest etwas langsamer trinken.
Ich kann nicht aufhören nach dem 1. oder 2. Glas, habe meist heimlich getrunken und war am nächsten Morgen in der Regel relativ gut einsatzfähig.
In den letzten 7 Jahren habe ich gesundheitlich bedingt immer mal wieder auch lange Trinkpausen eingelegt. In der Schwangerschaft und Stillzeit waren es ca. 16 Monate,aber im Laufe der Zeit wurde der Alkohol danach immer mehr.
Ich habe Alkohol dazu benutzt, meine Gefühle zuzudecken, manchmal auch, um sie rauslassen zu können, wenn ich traurig war, wenn ich fröhlich war, na ja, alle Gründe halt, die einem so einfallen.
Ich habe mich Anfang 2004 von meinem Mann getrennt, wobei die Trennung nichts mit meinem Alkoholkonsum zu tun hatte, aber damit ging die Spirale Alkohol weiter. Abends allein, fertig von Beruf und Kind und teilweise ziemlich überfordert, habe ich mir dann halt meinen Wein aufgemacht und die Welt sah auf einmal nicht mehr so schlimm aus.
Vor einiger Zeit habe ich entschieden, dass ich so nicht mehr weitermachen möchte - ich möchte mein Leben bewußt leben, mit allen Höhen und Tiefen und ohne Alkohol. Ich möchte nicht mehr morgens mit einem dicken Kopf aufwachen, ich möchte nicht mehr abends durch meine Wohnung schwanken, weil ich angetrunken bin.
Ich möchte etwas aus meinem Leben machen, für mich und für meine Tochter. Von außen betrachtet, habe ich das sogar gemacht.
Ich habe mich aus einer unglücklichen Beziehung gelöst und stehe im Berufsleben und im Alltag meine Frau - so siehts zumindest von außen aus. Dass bei der Erfüllung meines Anspruchs, in allen Bereichen 100%ig zu funktionieren, mich selbst verliere habe ich auch erst sehr spät gemerkt.
Ich möchte mich selbst finden und erkennen, was ich brauche in meinem Leben und ich möchte nüchtern das aushalten, was mein Leben ist. Und ich möchte irgendwann an den Punkt kommen, wo ich auch mal fünfe grade sein lassen kann - bei Kleinigkeiten gelingts sogar manchmal, aber meist habe ich da ein Brett vor dem Kopf
Ich möchte auf keinen Fall, dass sich die Spirale weiterdreht und dass ich Schritt für Schritt immer weiter unten lande. Mir ist seit ca. 2 Jahren eigentlich klar, dass mit meinem Trinkverhalten etwas nicht in Ordnung ist und ich habe immer mal wieder kurz dran gedacht, mit dem Trinken aufzuhören, allein der Gedanke daran hat mir Angst gemacht.
Im Mai 2005 habe ich dann versucht aufzuhören, ich habe es nur 9 Tage geschafft, danach habe ich wieder 13 Tage getrunken und zwar mehr als vorher. Daraufhin habe ich es dann noch einmal versucht und jetzt klappt es ganz gut.
Ich denke, dass ich auf dem richtigen Weg bin, auch wenn ich noch meilenweit von mir, meinen Bedürfnissen und meinen Gefühlen entfernt bin.
Ich habe mich mittlerweile auch bei einer AA-online Gruppe eingeloggt und lese regelmäßig bei Euch mit.
Wünsche Euch allen g24h und werde mich sicher auch mal wieder schriftlich her melden.
Also für mich liest sich das, was du preisgegeben hast, ganz solide und *gefestigt*.
Bestimmt hast du hier schon so manchen Schlingerkurs des/der Einen oder Anderen gelesen, aber du scheinst dir deiner Sache recht sicher zu sein und gehst auch deinen Weg.
Ich finde das vollkommen ok so und heisse dich erstmal recht herzlich willkommen in unserem "Verein"
Sei froh, dass der Entschluß zur Abstinenz von dir heraus kam...viele wurden durch körperlichen Zerfall dazu gezwungen.
Wesentlich unangenehmer...um`s mal gelinde auszudrücken.
37 tage ohne sind schon eine gute basis schritt für schritt weiter zu gehen...wie du so rüber kommst,haftet dir auch keine zu große euphorie an,sondern du scheinst auf dem teppich zu bleiben...
mir hat es am anfang sehr gut getan mit anderen betroffenen in einer shg mich auszutauschen...ist schon etwas intensiver als nur am pc zu sitzen und das gelesene für sich selbst zu verarbeiten...außerdem ist das auch eine gute übung sich zu öffnen und aus seinem schneckenhaus heraus zu treten...
ich wünsch dir weiterhin alles gute für dich und deine tochter... sie hat es verdient eine klar denkende und fühlende mutter zu haben...
@Aldebar, ganz so "gefestigt" wie ich rüberkomme, bin ich wohl nicht. Ich kenne den Saufdruck sehr gut, besonders abends, wenn der Mechanismus, die Anspannung des Tages durch ein "Belohnungs-Glas" in vermeintliche Entspannung umzuwandeln einsetzt. Das war in den ersten 30 Tagen ganz schlimm, seit ein paar Tagen ist es besser und ich hoffe, es bleibt so. Was mir super hilft, ist der Gedanke an das heute bzw. an die nächsten 24 Stunden. Dafür lebe ich momentan.
@Malo Du hast sicher recht mit der SHG. Lernen, sich wieder zu öffnen ist ganz wichtig, aber dazu bin ich noch nicht bereit. Ein großer Schritt für mich ist erstmal die AA-Online Gruppe. Mir fehlt momentan auch abends die Möglichkeit zu einer SHG zu gehen, da alleinerziehend, voll berufstätig und keine Verwandten in der Nähe. Ein regelmäßiges Babysitting für meine Tochter zu organisieren, ist mir momentan noch zu aufwending- allerdings wäre es ja für mich und das sollte ich mir wert sein, oder ? Na ja, wie gesagt, da fehlt mir noch der Elan. Bin mir auch nicht wirklich im Klaren welche reale SHG für mich richtig wäre, habe mich momentan nur bei den AA-Gruppen umgesehen und da gibts aus meiner Region -Raum München- sehr viele.
mit "gefestigt" meinte ich nicht, dass du keinen Suchtdruck mehr hast/haben wirst-das wird wohl immer mal wieder vorkommen.
Vielmehr wollte ich damit sagen, dass du dir vom Kopf her einen sehr guten Weg zurecht gelegt hast. Du hast Ziele, weisst um deine Problematik und gehst -soweit ich das von hier aus beurteilen kann- schnurstracks vorwärts!
Klar werden sich immer wieder mal ein paar Hindernisse auftun, aber ich denke, mit deiner Einstellung dürften sie kein allzu grosses Problem darstellen. Und wenn es mal ganz dick kommt, ist es sehr hilfreich, dass man Menschen um sich hat, die Verständnis zeigen und mit denen man reden kann.
Auch die werden dir auf deinem weiteren Weg begegnen...wenn du sie nicht sogar schon getroffen hast.
Und immer langsam...Eines nach dem Anderen. Sei geduldig, auch und ganz besonders mit dir selbst, denn die Zeit arbeitet FÜR dich.
Alles Gute für dich und einen herrlichen Tag
LG`s Aldebaran
PS.: Dein Avatar hat (für mich) etwas sehr ...naja-*Beklemmendes?*. Geht es dir tatsächlich so wie der Frau auf dem Bildle?
herzlich willkommen zu unserem Forum. Finde ich toll wie Du das so durchziehst, mit Trennung, Kind und Beruf. Auch das Du hier erst mal mitliest, ganz still und solide mit dem Trinken aufhörst, super. Konnte ich nicht, mußte ohne Ende darüber reden...!
Die AA Gruppe online würde mich sehr interessierten. Ich gehe auch zu AA, aber langsam gehen mir dort die zwischenmenschlichen Geschichten auf die Nerven. Es scheint dort sehr viel um Sex/neue Beziehungen/Stuten und Hengstgehabe zu gehen. So eine online Gruppe wäre sicherer.
Würdest Du mir den Link geben? Gerne auch per NMail.
@pp habe Deine Geschichte hier auch verfolgt und sage genauso "Hut ab" zu Deinem Mut, Dich zu öffnen - den hatte/habe ich grad ganz am Anfang nicht gehabt.
Hab Dir grad ne Mail mit der Adresse geschickt - jetzt seh ich, dass Aldebaran auch interessiert ist, hab den Link rausgesucht
Im Real-Life habe ich mich noch keinem meiner Freunde gegenüber "geoutet" und ich denke, ich kenne auch momentan noch niemand mit derselben Problematik, außer im Netz. Mit der Geduld triffst Du den Nagel auf den Kopf - das ist ein sehr wunder Punkt bei mir, da heißt es lernen, lernen, lernen...
diese *Ungeduld* ist ein weit verbreitetes Phänomen, aber woher kommt das (bei dir)? War die vor deiner Trockenlegung schon da oder kam die erst jetzt..danach?
Ich sehe das mal so: sicher haben wir -solange wir gebechert haben- jede Menge Zeit "verdummbeutelt", weil wir einfach nicht bewußt gelebt haben...nicht bewußt leben WOLLTEN.
In der nächsten Konsequenz folgt daraus, dass wir jetzt die Zeit so intensiv wie möglich nutzen sollten, weil sie schließlich begrenzt ist-oder?
Mit Ungeduld (=inneres Aufgewühlt-Sein, hausgemachter Stress, Versuche zu forcieren, Selbstvorwüfe, weil das gesteckte Ziel noch immer nicht erreicht ist, usw.) leben wir ja wieder nicht bewußt, weil wir unsere Sinne auf manche Dinge lenken, auf die wir keinen oder allenfalls nur sehr bedingten Einfluss haben. Was nutzt sie dann?...diese Ungeduld?
Ich hatte dir geschrieben, die Zeit arbeitet FÜR dich...du musst sie nur *richtig* und vor allem intensiv nutzen... Mit "intensiv" meine ich jetzt nicht, durch`s Leben zu huschen nach dem Motto "..heute hier-morgen dort, bin kaum da, muss...", sondern dir gezielt ein paar Eckpfeiler zu schaffen, um dann darauf weiter aufzubauen.
"In der Ruhe (-und nur darin-) liegt die Kraft!" Ungeduld hat nix mit Ruhe zu tun...im Gegenteil.
Hey-du trinkst nicht mehr, damit hast du doch das "wichtigste" Ziel schonmal erreicht, hast du doch erstmal die Grundvorraussetzung für alles Weitere geschaffen. Sei doch erstmal ein bissel stolz auf dich.
Danke auch für den Link
LG`s Aldebaran
Ah-nochwas:
Ich halte es für ganz wichtig, sich bezügl. des Probs zumindest bei den engsten Freunden zu outen!
a) schliesst du dir damit selbst eine weit offene Hintertür, und b) signalisierst du ihnen (und dir selber auch nochmal), dass du den Ernst der Problematik erkannt hast und dagegen angehst bzw. dich dem stellst.
vor vielen Jahren war ich in der gleichen Situation wie Du (getrennt, Kleinkind, voll berufstätig, manchmal überfordert - nach außen hin alles gemeistert -, Alkohol). Im Unterschied zu Dir - mein Sohn ist längst erwachsen - hat es bei mir Jahre gebraucht, bis ich erkannt habe, dass der Alkohol nicht hilft, sondern mich am Leben hindert. Ich freue mich, dass Du einen anderen Weg einschlägst.
@Aldebaran, Mit Ungeduld (=inneres Aufgewühlt-Sein, hausgemachter Stress, Versuche zu forcieren, Selbstvorwüfe, weil das gesteckte Ziel noch immer nicht erreicht ist, usw.) leben wir ja wieder nicht bewußt, weil wir unsere Sinne auf manche Dinge lenken, auf die wir keinen oder allenfalls nur sehr bedingten Einfluss haben. Was nutzt sie dann?...diese Ungeduld? Woher weißt Du so genau, wie's in mir aussieht? Die Ungeduld war schon während und wahrscheinlich auch schon vor dem Saufen da - in Selbstvorwürfen bin ich spitze, wie gesagt, ich wollte immer 100%ig den Anforderungen von außen genügen und wer kann das schon? Und vor allen Dingen was bringt das, wenn man sich selbst dabei verliert?
Hey-du trinkst nicht mehr, damit hast du doch das "wichtigste" Ziel schonmal erreicht, hast du doch erstmal die Grundvorraussetzung für alles Weitere geschaffen. Sei doch erstmal ein bissel stolz auf dich. Danke Aldebaran, da bin ich grad dran, das zu versuchen.
Was das Outing meinen engsten Freunden gegenüber angeht, so habe ich in der letzten Zeit noch keine Gelegenheit zu einem ruhigen Gespräch gehabt - wenn ich sie dann habe, habe ich hoffentlich auch den Mut. In 2 Wochen kommen meine Eltern für ein paar Tage zu Besuch. Sie wohnen dann bei mir und ich werde um das Thema Alkohol nicht herumkommen. Ob ich mich ihnen gegenüber allerdings outen werde, weiß ich noch nicht.
@Friedi Danke Friedi. Ich war im letzten Jahr schon sehr oft ziemlich tief unten mit Alkohol und ich habe mich oft gefragt, wie ich mit meiner Trinkerei "unerkannt" weitermachen kann, wenn meine Tochter größer wird und mehr sieht und versteht. Na ja, das ist ja jetzt vorbei - immer für 24 Stunden, aber hoffentlich auch für mein (und ihr) weiteres Leben.
@Fallada, ja momentan ist das ok mit der Online-Gruppe. Habe oft das Gefühl ich lese meine eigene Geschichte und das hilft mir zur Zeit. Wahrscheinlich wird mir aber über kurz oder lang doch jemand für den realen Austausch fehlen.
Euch allen noch einen schönen Sonntagabend und liebe Grüße Suse
@Aldebaran, Mit Ungeduld (=inneres Aufgewühlt-Sein, hausgemachter Stress, Versuche zu forcieren, Selbstvorwüfe, weil das gesteckte Ziel noch immer nicht erreicht ist, usw.) leben wir ja wieder nicht bewußt, weil wir unsere Sinne auf manche Dinge lenken, auf die wir keinen oder allenfalls nur sehr bedingten Einfluss haben. Was nutzt sie dann?...diese Ungeduld? Woher weißt Du so genau, wie's in mir aussieht? Die Ungeduld war schon während und wahrscheinlich auch schon vor dem Saufen da - in Selbstvorwürfen bin ich spitze, wie gesagt, ich wollte immer 100%ig den Anforderungen von außen genügen und wer kann das schon? Und vor allen Dingen was bringt das, wenn man sich selbst dabei verliert?
Hey-du trinkst nicht mehr, damit hast du doch das "wichtigste" Ziel schonmal erreicht, hast du doch erstmal die Grundvorraussetzung für alles Weitere geschaffen. Sei doch erstmal ein bissel stolz auf dich. Danke Aldebaran, da bin ich grad dran, das zu versuchen.
Was das Outing meinen engsten Freunden gegenüber angeht, so habe ich in der letzten Zeit noch keine Gelegenheit zu einem ruhigen Gespräch gehabt - wenn ich sie dann habe, habe ich hoffentlich auch den Mut. In 2 Wochen kommen meine Eltern für ein paar Tage zu Besuch. Sie wohnen dann bei mir und ich werde um das Thema Alkohol nicht herumkommen. Ob ich mich ihnen gegenüber allerdings outen werde, weiß ich noch nicht.
@Friedi Danke Friedi. Ich war im letzten Jahr schon sehr oft ziemlich tief unten mit Alkohol und ich habe mich oft gefragt, wie ich mit meiner Trinkerei "unerkannt" weitermachen kann, wenn meine Tochter größer wird und mehr sieht und versteht. Na ja, das ist ja jetzt vorbei - immer für 24 Stunden, aber hoffentlich auch für mein (und ihr) weiteres Leben.
@Fallada, ja momentan ist das ok mit der Online-Gruppe. Habe oft das Gefühl ich lese meine eigene Geschichte und das hilft mir zur Zeit. Wahrscheinlich wird mir aber über kurz oder lang doch jemand für den realen Austausch fehlen.
Euch allen noch einen schönen Sonntagabend und liebe Grüße Suse