Hallo!!!! Als ich vor ein paar Tagen zufällig auf dieses Forum stieß war ich eigentlich im Internet auf der suche nach der Gelassenheit. Ich habe über zwanzig Jahre gesoffen und bin jetzt seit 10.2003 trocken.Obwohl ich einen befiedigenten Job habe und auch sonst noch Hobbys habe fehlt mir einfach die innere Ruhe.Ich bin oft gereizt und tendiere zu Wut ausbrüchen ich weiß einfach nicht was mit mir los ist.Eigentlich soll doch mit der trockenheit die Gelassenheit und ausgeglichenheit wieder zurück kommen.Oder habe ich mein Hirn wirklich schon so geschädigt das es sich nicht mehr erholt.Ich würde mich über ein paar Beiträge von Euch freuen .Ich kann doch nicht der einzige sein der so fühlt. Wenn jemand noch das HB Männchen kennt weiß wie ich zur Zeit drauf bin . Norbert
Versuche gerade mir bildlich vorzustellen wie Du dasitzt und auf Zufrieden- und Gelassenheit wartest! Nee nee,so einfach geht das nicht.
Dadurch,dass Du abstinent lebst,wirste nicht automatisch ein glücklicher Mensch!Im Gegenteil,Du musst erst wieder lernen zu leben,ohne Betäubung,ohne Verdrängung mit Deiner Umwelt und Dir selbst klarzukommen.Manch einer fällt nach der anfänglichen Euphorie in ein ganz tiefes Loch!
Ich habe für mich gelernt,in meinem Leben Prioritäten zu setzen,Unwichtiges vom Wichtigen zu unterscheiden und in erster Linie gut zu mir zu sein.
In 2.Instanz mache ich in meinem hohen Alter noch eine Weiterbildung,die zwar sehr anstrengend und zeitaufwendig ist,aber mir eine grosse Befriedigung und Selbstbewusstsein gibt.
Des weiteren habe ich gelernt,mich an Dingen zu erfreuen,die ich jahrelang wegen des Nebels im Kopf gar nicht wahrnehmen konnte.Einfach zu erkennen,dass das Leben schön ist und Spass macht.
Verstehst Du,was ich meine,Norbert?
Ich wünsche Dir und Euch noch einen schönen Abend, Inge
P.S.Dazu gehört natürlich auch,dass ich mal wie ein HB-Männchen in die Luft gehe.Das erfrischt und befreit!
Hallo Norbert, mir geht es ähnlich wie dir. Mir ist es auch ein Rätsel, wie ich gelassener werden soll, außer vielleicht durch regelmäßiges Yoga und Autogenes Training. Eine Psychotherapie wäre vielleicht auch noch mal nicht schlecht (machte vor Jahren mal - zum Glück! - Verhaltenstherapie wegen meiner sozialen Ängste und der Agoraphobie, die sich entwickelt hatte), aber irgendwie hatte ich doch gehofft, dass im trockenen Leben diese Gereiztheit nicht mehr so oft da wäre, also dass alleine schon das alkoholfreie Leben da viel Besserung bringt.
Oft gerate ich ins Grübeln, und plötzlich ist für mich fast jeder ein Dummkopf, verantwortungslos, egoistisch, und gegen manche Menschen habe ich dann richtige Gewaltfantasien (so mit in die Fresse hauen und so). Real habe ich dieses Bedürfnis dann aber zum Glück nicht. Ich bin dann auch so nachtragend. Zum Glück schreibe ich nicht mehr wie zu meiner Saufzeit gleich vorwurfsvolle E-Mails etc, aber ansatzweise mache ich mit der einen oder anderen Person schon schnell mal "Schluss" und melde mich nicht mehr. Zum Glück ist, seit ich mit trinken aufgehört habe, Alkohol in diesen Situationen überhaupt kein Thema mehr.
Natürlich liegt es nur an mir. Ich hätte gerne mehr Gelassenheit, Wurschtigkeit, Loslassen.
den Ansatz finde ich gut: Wichtiges von Unwichtigem trennen. Außerdem ist mir nach deinem Beitrag eingefallen, dass mein Ärger nie ausbricht, sondern ich immer "nur" innerlich koche. Vielleicht wäre es gut, in einer akzeptablen Form mal das Ventil aufzumachen und offen laut zu werden, wenn's denn mal sein muss.
Übrigens habe ich ebenfalls eine neue Ausbildung begonnen, richtig große Kiste, vom Anspruch und Zeitaufwand her, und ich gehe richtig auf darin. Es ist eigentlich DIE entscheidende Veränderung in meinem Leben, und das macht mich sehr stark und lebensfroh! Solange ich getrunken habe, habe ich mir immer nur vorgestellt, wie das wäre, wenn ich die Ausbildung machen würde, habe es aber von einem Halbjahr aufs nächste verschoben und bin dabei nur älter geworden.
Hallo Norbert, unruhig, unzufrieden, reizbar und wütend, warum??
so etwas ähnliches habe ich auch mitgemacht. Ich denke mir ging "alles" viel zu langsam. Ich wollte von heute auf morgen trocken werden, zufrieden und glücklich, aber das geht nicht, das zu erkennen und auch zu begreifen ist ein langer Lernprozess, doch das war sehr wichtig ist für mich. Wie du uns mitgeteilt hast, dauerte deine Alkoholkarriere 20 Jahre!! und nun soll innerhalb von 2 Jahren alles wieder happy sein? Nein! .."Gut Ding braucht gut weil!"
Wütend und reizbar,.. war ich auch zu Anfang, aber meistens auf mich selbst, ich ertappte mich .."das eine oder andere mal dabei" , das ich neidisch auf die Leute war, die Alkohol tranken( und " durften" und ich nicht)
Ich denke für " eine zufriedene Trockenheit " muss man auch einiges tun, und man sollte nicht den Fehler machen, auf diese zu warten.!
Ach Nobert, noch etwas, ganz Spur und Schadlos ist der jahrelange Alkoholmissbrauch nicht an uns vorbei gegangen, und diese Schäden benötigen manchmal professionelle Hilfe.
Unsere Abstinenz ist ein riesiger Schritt, doch noch sind viele kleine Schritte zu meistern,um unserem Ziel(welches wir uns selber, aber nicht zu hoch stecken sollten) näher zu kommen.Unsere Selbstachtung, die Achtung unserer Familie ,des Chefs und die der Kollegen, ist einer jener Schritte,... der neue Lebensmut und eine positive Lebenseinstellung ein weiterer, und..und..und
Hallo Nobse, finde auch, dass 20 Jahre nicht spurlos an einem vorbeigehen. Bist du gesund? Reizbarkeit und Explosivität können auch von hohem Blutdruck kommen.
Mit der Gelassenheit trotz Niederdruck tu ich mir auch schwer.
ich weiss nicht ob es in allen Fällen immer der Wutkessel ist, der da so kocht.Muss ja irgendwo herkommen, oder ? Und ob es immer an zufälligen Kleinigkeiten liegt, dass man innerlich heissläuft - naja. Kann sein, kann nicht sein. Vielleicht hat es auch was mit gekränktem Ego zu tun. Oder falschen Erwartungen und Hoffnungen ? Da hab ich schon den Alk in die Verbannung geschickt - und jetzt wird mein mir zustehendes Glück auch noch gestört Also bei mir hat mein Trinken ne ganze Menge mit meinem Egoismus zu tun.Diese mitunter sehr verborgenen Strukturen können ganz schön fies sein ! Da hilft mir meine Selbstbeobachtung - so sie denn wirklich ehrlich ist. Sonst ist's womöglich wieder nur Selbstbespiegelung - Ego. Solange wie ich das nicht durchschaut habe ist der Versuch, Demut zu kultivieren nichts als getarnte Eitelkeit.
...Eigentlich soll doch mit der trockenheit die Gelassenheit und ausgeglichenheit wieder zurück kommen....
hi nobs...
ich versuchte meine mangelnde gelassenheit mit trinken zu erlangen, und brauchte eine ewigkeit um den unterschied zwischen betäubung und gelassenheit zu begreifen.
da ich vor dem einschlagen meiner trinkerlaufbahn ungelassen war, dann während meiner karriere sogar zur ausgelassenheit neigte, habe ich nun endlich , die erwartung hinter mir gelassen, gelassenheit durch weglassen zu erwarten. (und habe so eine last weniger, was bei mir zu einer relativen gelassenheit führt.:grins2
manchmal will ich aber gar nicht gelassen sein, und dann lasse ich es raus.......dann werde ich gelassen durch rauslassen (aber nicht durch gehenlassen)...aber ich lass es jetzt.
warst du es schon einmal? Gelassen? Früher irgendwann?
Oder versuchst du -jetzt- etwas zu sein, was du nie warst?
tommie
Hach, wie immer eine sehr gute Frage Tommie! .
Ich habe bei meinen bisher läppischen 4 Sitzungen in der Suchttherapie auch schon "gelernt", dass ich gern jemand sein will und Charakterzüge hätte, die ich an anderen zwar bewundere, aber selber noch nie hatte. Das bin ich nicht und war ich nie - die Kunst ist, sich selber kennenzulernen und zu akzeptieren
ich bin ja auch so ein HB-Männchen, sogar jetzt noch im Jahr 9 meiner Abstinenz. Ich war zwischenzeitlich auch ganz schön verzweifelt, nachdem meine Unzufriedenheit, meine Gereiztheit einfach nicht besser wurden. Habe dann sogar das auch klinisch abchecken lassen: Blutdruck, Schilddrüse + +
So nach und nach kam ich dahinter, wo's krankt bei mir: - Nervös und aufbrausend war ich schon, bevor ich Alkohol schreiben konnte. D.h. ich setzte zu Beginn meiner Karriere Alkohol auch ein zur Dämpfung; so wie andere mit Sprit aggressiv werden, so wurde ich normalerweise mit Sprit der ruhigste, liebste, netteste (zumindest meiner Einbildung nach). - Meine Ausraster kommen immer dann, wenn ich unzufrieden bin, mit mir, mit meinen nicht erfüllten Erwartungen. Nur das Suchtmittel weglassen, heißt ja nicht, daß die Probleme schon bearbeitet sind, die mich zum Alkohol greifen ließen. Und da gibt es 'ne Menge Baustellen, habe ich so nach und nach festgestellt.
Wie ist der Stand derzeit: ich bin dabei zu lernen, meine Erwartungen realistischer zu machen; habe gelernt, daß ein Fortkommen ala "Hennerdäpperle für Hennerdäpperle" (für Nichtschwaben: Hühnerschrittchen) auch ein Fortkommen ist. Seit zwei Jahren hilft mir dabei u.a. meine morgentliche Medidation.
Trotz allem: der ruhige, gelassene, in sich ruhende Viktor werde ich nie; warum auch, dann bin ich nicht mehr der Viktor. Aus-Äpfi-Amen
Einen schönen Tag wünscht der Viktor aus dem inzwischen wieder sonnigen Bietigheim
Wenn ich mich selber beobachte und andere, dann komm ich zu dem Schluss daß viele von uns einfach nie gelernt haben sich selbst nüchtern und realistisch einzuschätzen.
Ich habs in der Jugend nicht lernen müssen, unangenehme Gefühle nüchtern auszuhalten oder meine Krisen zu bewältigen - überall wo ich hinkam gab es Drogen und Alkohol und ich bin einfach den Weg des geringsten Widerstands gegangen.
Und jetzt stosse ich endlich nüchtern an die Widerstände, und bin das gar nicht gewöhnt daß ich nicht einfach ausweichen kann - und will auch nicht mehr ausweichen. Also scheints mir doch folgerichtig daß das manchmal hochkocht.
Warum auch nicht? Gelassenheit ist doch auch erst mal nur ein Anspruch, den wir von aussen übernommen haben. Ich hab mich zwar auch drüber gewundert, daß nicht nur das nette Kerlchen übrigblieb, aber dann bin ich draufgekommen, daß ich das doch gar nicht sein muss. Es geht doch drum, mit was ich leben kann, und nicht darum, irgendwelche Vorgaben zu erfüllen.