ich habe ein Problem und würde gern Eure Meinung dazu hören.
Also, seit ca.2 Jahren fällt mir auf, dass mein Chef zuviel trinkt. Am Tag bekomme ich nicht viel davon mit, da ich nur Nachtdienst mache, aber er ist auch am Abend hin und wieder in der Klinik. Dann erwischte ich ihn schon häufiger dabei, wie er Alkohol vor mir versteckte, oder er eben mit Fahne kam. Wenn er Bereitschaftsdienst hat und ich ihn zu einem Notfall rufe, kommt er betrunken mit Auto. Ich bin immer wieder in der Zwickmühle und frage mich, ob ich ihn nun wieder fahren lassen soll, oder ob ich ihn ansprechen soll. Manchmal hat er auch seinen 11-jährigen Sohn dabei.Mir wird immer ganz schlecht, wenn ich mir vorstelle, was passieren kann, mal abgesehen davon, dass auch mein Arbeitsplatz verloren gehen könnte. Seine Frau hat das Weite gesucht und die Patienten reden auch immer häufiger darüber, dass er trinkt. Erst gestern rief mich eine Patientin an und fragte, ob es stimmt, dass die Klinik schließt und dass es ja ein offenes Geheimnis ist, dass der Chef trinkt.
weia, das ist ja wirklich eine besch... situation. auch mir wird ganz schlecht, wenn ich mir vorstelle, in einer solchen klinik von einem besoffenen arzt behandelt oder wohlmöglich noch operiert zu werden
denke, dass du da einfach überfordert wärst, deinen chef direkt anzusprechen - das ist auch nicht dein job. aber ich würde mich an deiner stelle auf jeden fall absichern und irgendwelche übergeordneten stellen (landesärztekammer? klinikaufsicht?) informieren und dort auch ruhig deine überforderung kundtun.
und bei besoffenen fahrten ist die polizei über hinweise dankbar, wenn er dadurch auf frischer tat ertappt wird. kannst ja auch dort sagen, dass du anonym bleiben willst.
ne, nee, solchen unverantwortlichen menschen muss das handwerk gelegt werden
habe über diese Möglichkeiten auch schon nachgedacht. Aber das ist nicht so einfach, denn er ist der einzige Arzt und der Besitzer dieser kleinen Privatklinik. Bei Schließung der Klinik hätten 20 Leute keine Arbeit mehr. Hmmm..., das macht es so schwer, etwas zu unternehmen. Deshalb schauen alle weg!
klar ist das eine schwere Entscheidung, wenn dann 20 Leute arbeitslos sind.
Aber überleg Dir mal genau, was passiert, wenn er einen Unfall baut oder einen Fehler in der Behandlung macht mit schlimmen Folgen.
Wie würdest Du Dich dann fühlen, kannst Du dann morgens noch in Spiegel schauen?
So wie Du den Fall beschreibst, geht das sowieso nicht mehr lange gut, wenn es sogar die Patienten schon wissen.
Dann laß lieber Du die Bombe plazten, b e v o r etwas passiert.
Es muß ja nicht gleich zum Schlimmsten kommen. Wenn er nur eine Androhung bekommt, daß ihm die ärztl. Zulassung entzogen wird oder wenn er den Führerschein entzogen bekommt, dann kann das genau der Schuß vor den Bug sein, den er braucht, um selbst auf den Trichter zu kommen, daß das nicht so toll ist, was er da macht.
ich könnte wohl nicht mehr in den Spiegel schauen, wenn was passieren würde. Ich hatte immer die Hoffnung, dass er selbst merkt, dass etwas nicht mehr rund läuft. Aber nun schaue auch ich schon 2 Jahre zu und die Situation wird ja nicht besser. Es sind andere Mitarbeiter in der Klinik, die schon 20 Jahre mit ihm arbeiten. Da hat sich ein eher freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Ich hätte gemeint, dass von denen mal jemand den Mund aufmacht. Oder seine Frau, die ja auch in der Klinik arbeitet. Aber weit gefehlt! Ich kann doch nicht die Einzige sein, die kapiert, was da vor sich geht? Du hast recht, ich sollte etwas unternehmen!
das wundert mich gar nicht so sehr, daß da niemand reagiert. Das ist halt Co-Verhalten pur. Die Bekannten sind auf diesem Auge vermutlich blind und glauben, bei ihm passiert nichts.
Vermutlich sind sie in den 20 Jahren "einfach so" reingewachsen in das Stillhalten.
Solange er noch gut "funktioniert" as Chef und als Ehemann ist er vielleicht sogar besoffen leichter zu handhaben, als nüchtern?
Auf seine Einsicht brauchst Du nicht warten, solange alles so gut läuft und er so nette freundschafltiche Mitarbeiter hat, die ihn sicher auch mal unterstützen, wenn er gänzlich unpäßlich ist, hat er ja keinen Grund, etwas zu unternehmen.
der alkoholismus meiner mitmenschen ist ein grosses problem. mein alkoholismus ist mein grösseres problem, vor allem, solange ich mich noch ein stück davon entfernt fühle, meine abstinenz souverän zu leben.
alkohol am steuer ist ebenfalls ein grosses problem. sehr viele fahren unter alkoholeinfluss, auch sehr viele fahren trotz einer beeinträchtigung der fahrtüchtigkeit, die nicht von alkohol oder drogen herrührt (wenn jemand etwa übermüdet, "schlaftrunken" den wagen steuert). viele ärztInnen begehen sog. "kunstfehler", nicht jeder arzt hantiert von morgens bis abends mit dem skalpell, viele überhaupt nicht, d. h. wohl die allermeisten ärztlichen tätigkeiten haben keine auch nur annähernd potenziell lebensbeeinträchtigende, gar -bedrohliche relevanz. auch sehr viele nüchterne ärztinnen und ärzte begehen fehler mit erheblichen auswirkungen.
das sollte anders sein. es fragt sich aber, ob ich, der ich nun wegen meinem alkoholismus für damit verbundene probleme anderer sensibilisiert bin, auch bei anderen unbedingt einschreiten sollte.
es stellt sich für mich aber besonders eindringlich dabei die frage, ob ich solche änderungsmotive an "übergeordnete" instanzen delegieren sollte.
für mich ist klar, dass, wenn ich meine, wegen des alkoholismus eines anderen etwas unternehmen zu sollen, ich das dann (allermeist) zunächst auf eine nicht an ordnungsmächte delegierende weise vornehmen will. eher auch nicht anonym. und falls doch, dann lieber nicht so, dass ich mir dadurch wie ein denunziant vorkäme.
aber wichtigst sind mir zuerst: meine nächsten trockenen 24 stunden.
ich kann mich deinem Beitrag nicht so ganz anschließen, denn ich denke, Wegseher gibt es genug. Selbst wenn ich kein Alkoholproblem hätte und solche Beobachtungen gemacht hätte, müßte ich mir überlegen, was zu tun ist. Das Problem ist doch, solange nichts passiert, sieht man keinen Handlungsbedarf , aber wehe es ist was passiert, dann zerreißen sich alle den Mund über die, die weggeschaut und geschwiegen haben. Sollte man nicht lieber einschreiten, bevor Schlimmeres passiert? Ich fände es nicht toll, wenn ich es irgendwann mal mit zu verantworten hätte, wenn ein Menschenleben ausgelöscht wurde, obwohl auch ich es hätte verhindern können. Dass auch nüchterne Ärzte und Ärztinnen Fehler begehen ist wohl richtig. Dennoch finde ich dieses Argument ziemlich fragwürdig.Kann man das wirklich miteinander vergleichen? Ich denke eher nicht. Mir sind meine nächsten trockenen Stunden sehr wichtig, dennoch verschließe ich nicht die Augen vor dem, was um mich herum passiert. Lg und schönes Wochenende
interessant wäre auch mal die Frage, ob ihr Angestellten eine Mitschuld habt, wenn Euer Chef einen Kunstfehler verursacht und rauskommt, daß ihr wußtet, daß er Alkohol getrunken hat.
Und Zeugen gibt es ja bereits. Es wäre also nicht leicht zu behaupten, daß ihr von nichts gewußt habt.
unbenommen, das mit den vielen wegsehern trifft zu. ich nahm an, dass es dir aufgrund der machtstrukturen sehr schwierig werden könnte, mit deinem chef in ein gespräch über dessen alkoholkonsum zu kommen, das die chance auf konstruktive entwicklung hätte.
betrachte ich meine situation, dann kann ich tagtäglich mitbekommen, dass leute alkohol trinken und fahrzeuge steuern. nur in seltenen fällen habe ich überhaupt die möglichkeit, direkt mit solchen leuten zu sprechen (an meine eigene vergangenheit mag ich jetzt gar nicht erst denken). ich halte es aber für einen enormen schritt, deshalb etwa die polizei einzuschalten.
vielleicht gibt es andere möglichkeiten, das thema alkohol innerhalb der klinik zu thematisieren. etwa durch auslegen von shg-flyern o. dgl. oder von info-materialien, bei denen arbeitswelt und alkohol thematisiert wird.
bei mir als spiegeltrinker hat es leider sehr lange dauern müssen, bis mir klar geworden ist, wie oft ich restalkoholisiert einen pkw gesteuert hatte, obwohl ich mich damals als vollauf geistesgegenwärtig empfand. ich hatte glück, wahnsinniges glück, weder in einen unfall verwickelt worden zu sein noch gar einen verursacht zu haben, bei dem hätten menschen zu schaden kommen können.
keine sympathie für leute, die alkoholisiert fahren, d'accord.
in meinem posting wollte ich betonen, dass ich mich zunächst einmal damit befassen will, auf meinem weg geübter abstinenz von stabiler zu stabil zu gelangen. das bedürfnis, mich davon ablenken zu lassen, indem ich mich (voraussichtlich erfolglos) mit alkoholbedingtem fehlverhalten anderer auseinandersetze, kann für mein eigenes anliegen leicht gefährlich werden, wenn ich mich dabei hoffnungslos überfordere. soweit meine derzeitige orientierungslinie, die bestimmt nicht die goldene regel für jeden fall und jeden menschen abgeben kann.
weiterhin wollte ich betonen, dass für mich die hemmschwelle hoch liegt, wenn es darum geht, auf anonyme weise durch eine anzeige anstehende probleme von den behörden lösen zu lassen.
da mir das thema nachgeht, hab ich nochmals deinen thread "Kollegen auf Alkoholgeruch ansprechen???" nachgelesen. daraus geht schon hervor, wie knifflig das ist, wenn es darum, kollegInnen auf in etwa gleicher oder tieferer hierarchiestufe auf die problematik anzusprechen. gar einen vorgesetzten "gott in weiss", so wie sich das bei dir
hi, seele,
als problem stellt, bestätigt bei mir erstrecht die befürchtung, eine damit einhergehende belastung wäre für dich immens. jedoch hast du, seele, gepostet, dass das alkprob deines chefs für dich nicht neu ist, du es schon seit ca. zwei jahren kennst. warum also die dinge überstürzen?
Hi Lissy, tja es wäre wohl sehr schwer, bei unserem Wissen eine Unschuld zu beweisen, wenn dann doch etwas passiert. Ich habe immer furchtbare Angst auch davor, dass er jemanden tod fahren könnte, wie es Deinem Bekannten ja passiert ist. Mit den Konsequenzen müßten wir alle dann fertig werden, aber wir hätten es verhindern können! Auf unserer Straße gab es vor kurzem auch so einen Unfall, früh um 6,eine junge Frau will zur Arbeit. Leider kam ihr ein Autofahrer mit 2,3 Promille entgegen. Sie starb noch an der Unfallstelle.Oder ein Paketfahrer erwischt letztes Jahr gleich 5 Jugendliche, als er betrunken von einem Fest kam, die Jugendlichen waren zu Fuß unterwegs. 4 von diesen jungen Menschen starben. Bei beiden Fahrern sprach man danach von langjähriger Alkoholabhängigkeit. Das Geschrei war dann groß.Auch diese Unfälle hätten verhindert werden können, denn plötzlich waren diese Fahrer schon seit langem bei Kollegen sehr auffällig gewesen.
Ich sehe das genau wie Du, meine Sympathien haben die Opfer und nicht die Täter. Vielleicht sehe ich das auch aus dem Blickwinkel, da ich mich auch in meinen schlimmsten Trinkphasen nie an`s Steuer meines Auto`s setzte.Wirklich nie!!! Ich hatte es eigentlich auch nicht nötig, denn ich habe ja meißt daheim getrunken, damit ich unerkannt blieb. In diesem Sinne einen LG
ich denke, meine eigene Überforderung wäre um ein Vielfaches größer, wenn ich solche Dinge, wie ich sie oben beschrieb, mit zu verantworten hätte. Ich frage mich immer häufiger,ob ich das mittragen will. Dann wäre eher mein totaler Absturz vorprogrammiert. Diese Belastung wäre eine Nummer zu groß für mich.
Ein Gespräch mit meinem Chef hätte keinen Sinn, er sieht sein Problem eben noch nicht. Das Auslegen von Infomaterial wäre ebenso für die Katz, denn es soll doch geheim bleiben! Wenn es das auch schon lange nicht mehr ist. Die Patienten reden halt auch nur unter vorgehaltener Hand darüber, keiner spricht es offen aus. Ich bemerkte die Veränderungen, als ich vor 2 Jahren wieder in die Klinik kam, nachdem ich 4 Jahre eine andere Stelle hatte. Man beobachtete dann erstmal, da ich ihn ja so auch nicht kannte. Und man hoffte, dass Andere, die schon lange mit ihm arbeiten, einschreiten würden. Nun spitzen sich die Situationen immer mehr zu und alle decken ihn. Ich mag meinen Chef sehr, er ist ein wunderbarer Mensch und ein hervorragender Arzt. Aber den Verlauf beim Alkoholismus kennen wir ja alle.