solange ich sage, "Mir ist ein Rückfall passiert", bin das nicht ich, ich schieb das von mir und ich hab das nicht in der Hand und ich mache mich schon von der Wortwahl her zum willenlosen Sklaven des Alkohols - kein Wunder daß es mir dann immer wieder passiert.
Wenn ich sage "ich habe wieder getrunken" dann bin ich der Handelnde und kann mir jederzeit überlegen was ich mache.
Wenn ich trinken will, dann trinke ich - zumindest habe ich das immer getan, solange ich das wollte - und seitdem ich nichts mehr trinken will trinke ich auch nichts.
Ich glaube aber daß sich viele gerne die Illusion der Machtlosigkeit erhalten, das ist einfach leichter als offen zu sagen daß man sich eine Hintertür offen halten und ab und zu was trinken will. Daß es passiert ist auch ne schöne Rechtfertigung - ich kann doch nix dafür
Verstehe ich, denn Partner oder so würden vielleicht mit Unverständnis reagieren wenn einer offen trinken will und die Diskussionen in der Gruppe oder hier sind dann mit Sicherheit auch lästig. Ausserdem geht es, soweit ich das beurteilen kann, bei Leuten die sich selbst "beherrschen " auch oft um die Anerkennung von aussen, und die gibt es eben dann nicht so.
Kann aber im Grunde nur passieren, solange ich mich auf dem Level des "ich darf nicht und ich zwinge mich" - also als Kämpfer - bewege. Wenn ich nicht will - also wirklich nicht will und keinen Bock mehr habe, meine ich - lege ich überhaupt keinen Wert auf Machtlosigkeit und werde mich schon deswegen nicht darauf berufen. Und dann ist es mir auch egal, ob ich dafür Anerkennung kriege, wenn ich es wegen mir selbst mache.
Und ich meine, daß man seine Sucht nur aus freien Stücken in der Griff kriegt - jeder der sich irgendwie zwingt, wird solange gegen diesen vermeintlichen Zwang andenken bis er eine astreine Hintertür gefunden hat.
Zitatdann ist es die fehlende "Willensstärke" die für Rückfälle sorgt?
So lange ich mich damit selbst abwertete habe ich getrunken, denn so ein "Versager" wie ich, hatte ja nun auch wirklich Grund das zu tun.
Im Grunde war es aber Ignoranz. Ich wollte nicht anerkennen, dass Alkoholismuss eine Krankheit ist, die ICH habe. Da war es mir noch lieber, es auf meinen Charakter und meinen schwachen Willen zu schieben.
Hallo Bernard,
Zitatdie Einen schockiert,strafend, die Anderen wollen dass er positiv "genutzt" wird- wer hat Recht?
Das was zählt, ist was DU von DIR SELBST denkst! Absgesehen davon, ist es DEINE Interpretation, dass du herausliest, das andere von dir schockiert sind. Ich habe das hier z.B. auch noch nicht gelesen...
Wenn z.B. jemand schreibt:
Warum hast du wieder getrunken?
Dann denkst du vielleicht, er ist schockiert. Ich denke vielleicht, er ist enttäuscht. Spieler denkt vielleicht, er ist neugierig und will nun schmutzige Geschichten hören. Max denkt vielleicht, er will mit mir reden. Stella Luna aber denkt vielleicht, er will ihr helfen, sich den Dingen zu stellen. Sierra denkt vielleicht, jemand will ihn wegen seiner Person angreifen. Minitiger denkt vielleicht, er wird nun aufgefordert von seinem hohen Ross mal runter zu kommen. Faust denkt vielleicht, er will nun auf mir rumhacken. Igel denkt vielleicht, man ist der schadenfroh. Andy wiederrum denkt bei dieser Frage vielleicht, der will mir sagen, dass es allein meine Schuld ist. Und Roswitha denkt vielleicht, er will, dass nun Tacheles geredet wird. etc. pp. (Diese Gedanken sind natürlich frei erfunden!!! und haben nichts mit den tatsächlichen Gedanken dieser Personen zu tun...:grins2
Aber so vielfältig reagieren Menschen auf so eine simple Frage, was eben zeigt, dass man sich selbst alleine schon an der Reaktion und Interpretation der Frage gut erkennen kann.
ich glaube, so simpel meinte Bernhard das nicht. Es geht wahrscheinlich weniger um ein PERMANENTES Kämpfen (von Beginn an) gegen den ALLGEGENWÄRTIGEN Wunsch zu trinken, als ein Aufkommen des Verlangens nach längerer Zeit.
Was machste, wenn nach geraumer Zeit der Wunsch dannach auftaucht - einfach nachgeben...??!
LG,Randolf
Hallo Randolf,
das ist nicht simpel, das klingt nur so. für jemand der gerade kämpft mag es auch prutal klingen.
Aber wenn du den Wunsch hast , ich will jetzt eigentlich was trinken, egal ob kurzfristig oder längerfristiger kampf angesagt ist.
dann stell dir doch mal die Frage, ja wenn ich will, warum trinkl ich eigentlich nix. Dann bekommst du nämlich auch Antworten von dir... Die erste Antwort die dir dabei in den Kopf kommt könnte schon Aufschluss darüber geben ob du nun wegen dir oder anderen Dingen in deiner Umgebung nichts trinkst..
Nur wenn du dir solche Fragen stellst, kannst du doch dahinterkommen warum du ständig kämpfen musst.
Wenn der Rückfall keine Charakterschwäche/ Willensschwäche sein sollte sondern Teil der Krankheit- ist Dieser bereits vorprogrammiert- Punkt.
Das Gehirn ist auf die Sucht programmiert (Suchtgedächtnis), verbindet "Belohnung" mit der Droge.
DARUM haben lange Trockene teils nach JAHREN einen Absturz. DARUM ist es so schwer, Aufzuhören. DARUM wird es bei Vielen immer mal wieder gefährlich. DARUM dieses wiederkehrende Bedürfnis, zu trinken, Darum, Darum, Darum. Man kann sich in die Tasche lügen, wie man will: nach meiner Meinung kann man jeder Sucht nur mit eisernem Willen begegnen- das schliesst auch den Willen zur "Lebensumstandsverbesserung" ein...
Und gehässige, geschockte oder altklug- abwertend gemeinte Stellungnahmen einem Rückfälligen gegenüber sind sehr wohl herauszulesen.
ZitatGepostet von Bernard72 nach meiner Meinung kann man jeder Sucht nur mit eisernem Willen begegnen- das schliesst auch den Willen zur "Lebensumstandsverbesserung" ein...
Hallo Bernhard72
das ist deine Meinung und als solche ja ok - allerdings ist es eine Meinung an den Fakten vorbei.
Wieso?
Weil das (das Trockenbleiben beim Alkoholiker z.Bsp.) nicht nur mit dem Wollen geht - man kann es z.Bsp. auch trainieren. So richtig wissenschaftlich belegt und untermauert trainieren, so richtig schön in einzelnen Lektionen. Das Hirn - trainieren. Jawohl. Ganz toll. Echt.
Es ist eben oft ein Zusammenwirken von vielen "Faktoren", das einen trocken bleiben lässt. Wille und Training sind nur 2 davon.
Zitatnach meiner Meinung kann man jeder Sucht nur mit eisernem Willen begegnen-
Hallo Bernhard,
siehste, das ist was mir im Leben schon immer gefehlt hat, der "eiserne Wille"
deshalb muss ich halt die Sache anders angehen.
Andauernd kämpfen zu müssen wär mir einfach zu anstrengend, hab ich auch nie gemacht. Solange ich trinken wollte oder der Meinung war ich muss jetzt was trinken, solange hab ich das auch gemacht.
Irgendwann kam der Punkt, da wollt ich nicht mehr und damit auch der Punkt wo ich mich einfach nicht mehr damit "belohnen" konnte.
Das sogenannte Suchtgedächtnis behält nämlich nicht nur die "positiven" Eigenschaften die du mit Alkohol verbindest, sondern auch die negativen.
ZitatDas sogenannte Suchtgedächtnis behält nämlich nicht nur die "positiven" Eigenschaften die du mit Alkohol verbindest, sondern auch die negativen.
sehe ich wie die gelbe mieze.
Hätte ich noch Spaß am Saufen gehabt, würde ich bestimmt heute noch saufen.
Und so schlecht ( oder solche Probleme ) kann es heute für mich garnicht mehr geben, als das ich diese jämmerliche Sauf-Selbstmitleidszeit zurückhaben wollte.
Heute kann ich mein Leben in die Hand nehmen, kann mich annehmen wie ich bin, das konnte ich saufend nicht. Und da will ich nicht wieder hin.
Ich weiß nicht, ob der Wille eisern sein muss, aber er muss echt sein. Nur wenn man es will, schafft man es. Dauert aber oft auch, bis man seine Gründe soweit beisammen hat, dass man mit gutem Gefühl den trockenen Weg gehen kann. Bis dahin kann sein, dass man sich etwas zwingt oder anstrengt.
Ich finde auch, dass es viele verschiedene Faktoren gibt, durch die man trocken wird und trocken bleibt, und jeder hat da vielleicht andere.
Wenn ich meine neue Ausbildung nicht begonnen hätte (durch die ein neuer Lebensabschnitt für mich beginnt und eine neue, ganz andere Berufslaufbahn beginnt), dann hätte ich vielleicht weiter getrunken. Es war mir wichtig, mit dem Alkohol Schluss zu machen vor allem wegen des neuen Weges.
Manche sagen jetzt vielleicht: aha, das ist aber nicht gut, wenn man "wegen irgendetwas" aufhört anstatt für sich ganz persönlich mit dem Alk abzuschließen. - Aber das eine schließt für mich das andere mit ein. Ich habe auch nichts dagegen, wenn jemand sagt, er trinkt z. B. wegen der Familie nicht mehr; wo manche dann sagen "so wird das nichts, du musst es ja für dich tun" - aber er tut es ja für sich! Egal welche triftigen Gründe fürs Trockenwerden: Wenn sie einen dazu bringen, nicht mehr zu trinken, ist es doch gut, auch wenn andere Motive scheinbar noch fehlen, die man angeblich haben soll, um erfolgreich trocken zu bleiben.
Da ich heute anders denke als vor dem Trockenwerden, funktioniert übrigens der Umkehrschluss nicht. Mein bester Freund sagt, wenn er jetzt in Pension wäre oder eine Million gewinnen würde, dann würde er weiter trinken bzw. wieder trinken, aber leider muss er eben noch arbeiten. Das kann ich nicht mehr nachvollziehen, dachte aber früher auch mal so. Jetzt denke ich: Warum sollte ich die Trockenheit jetzt aufgeben, nur weil bestimmte Lebensumstände angenehm sind? Die Trinkerkarriere weiterzuführen würde früher oder später im Unglück enden. Da bleibe ich lieber beim Glück.
Tommie, ich finde die Argumentation Deines Suchtvergleiches deplaziert: Das Raucherbein als Spätfolge der Nikotinsucht ist nicht mit einem Rückfalleintritt zu vergleichen: Spätfolge in einem Fall ist nicht Erklärungs/Vergleichsmodell eines alkoholbedingten Rückfalls. DAS ist falsch.
Ich hatte nicht behauptet, Alkoholismus sei eine Charakterschwäche.DAS ist ebenfalls falsch. Du selbst hast den Rückfall als Teil der Krankheit beschrieben. Falls dies der Fall sein sollte, wird dieser Fall irgendwann auch eintreten- es sei denn, man hat den entgegengesetzten Willen- den eisernen , dauerhaften Willen. Ob Du von Training sprichst oder nicht, ist gleichgültig: der Wille bleibt letztendlich immer übrig als Entscheidungsgrundlage, ist durch Training bestenfalls zu beeinflussen; das Training ist eindeutig auch "Kampf"- wer fit ist, braucht das Training nämlich nicht- er muss sich nicht durchkämpfen, dranbleiben. Ob der Rückfall nun "passiert" oder man "wieder getrunken hat", spielt im Endergebnis ebenfalls KEINE Rolle- es wurde wieder - willensbedingt- getrunken. Es beschreibt Beides den Griff zur Flasche. Ich bin ebenfalls nicht der Meinung,das Suchtgedächtnis sei durch negative Konditionierung zu aktivieren und würde den erneuten Griff zur Flasche dadurch verhindern: Es ist vielmehr der reine (durch physische Schmerzen)geforderte Selbsterhaltungstrieb: Wer unter Gastritis leidet, trinkt nicht mehr so gerne-- aber DANN... Was glaubt Ihr, warum es so viele Pausen und Rückfälle gibt? man ist wieder "fit" für eine weiter "Runde"...
Was man zu tun hat um das Risiko zu minimieren, weiß ich nicht genau -trainieren- wenn´s denn hilft um seinen eigenen Willen zu Trinken kleinzuhalten...aber ganz ausschalten? Dann wären jahrelange Gruppenbesuche unnötig, man hat "ES" ja irgendwann geschafft..
Neenee- Kampf ist schon OK.
P.S: Der Autor gibt zu bedenken, dass lediglich seine Meinung in obigen Zeilen vertreten wurde;ist durch Aufklärung Besserwissender gern zu beeinflussen.
Wenn man sich den Alk endlich mal aus dem Kopf geschlagen hat, kann es auch keinen Rückfall geben. Wenn das nüchterne Leben immer wieder mal anstrengend wird, dann kann man sich sagen: mit Alkohol hat es jedenfalls nichts zu tun. Alkohol ist ausgeschlossen. Es gibt nämlich immer etwas, was man machen kann, außerdem finde ich, dass man Unwohlsein einfach mal bewusst aushalten soll, damit man sieht, dass das auch wieder vergeht.
Das sollte jetzt keine Belehrung sein, sondern es ist meine Methode, alkoholfrei zu leben ohne einen Gedanken an den Alk zu verschwenden, selbst wenn ich von ihm umgeben bin (besoffene Kumpels z. B. oder "schöner Wein", der irgendwo beim Essen auf dem Tisch steht). Geht mich in diesem Sinne nichts an, der Alk.
Deshalb ist es für mich auch kein Kampf. Ein K(r)ampf war es oft, als ich noch trank.