Nu ja, aber wieso soll einer nicht gucken, ob er sichs nicht leichter machen kann? Wenns für den anderen kein Verlust ist, und für mich ein großer Gewinn, was spricht dann dagegen? Fragen kostet nix...
ZitatJoosi, du machst mit dieser Einstellung, deine Entscheidung nix zu trinken doch von vornherein von deiner Umwelt abhängig.
Nö, mach ich nicht. Ich mache nur keinen Kamikaze- Alleingang.
Natürlich könnte ich (mal angenommen ich würde in einer WG wohnen) vorsichtshalber gleich ausziehen, weil ich ja die anderen nicht fragen kann, ob sie das Gesöff mal woanders bunkern können, denn sonst würde ich mich, so wie ich dich verstehe, von deren Antwort oder Handeln abhängig machen, quasi mir die Hintertür zur Sucht öffnen, nach dem Motto: wenn die nicht auf mich hören, dann muss ich weitersaufen.
Die Tatsache, dass ich erst mal abklopfe, ob ich die derzeitig ungünstigen Bedingungen (in der WG) nicht für mich passend einrichten könnte, heißt doch nicht, dass ich mich dann den mir unpassenden Bedingungen unterwerfe. Dann kann ich ja immer noch gehen, andere Lösungen suchen...
Wenn ich die anderen in der WG frage, ob sie den Wein mal woanders lagern können, dann tu ich doch was für mich. Wenn ich nun sagen würde, dass ich nur trocken werden kann, wenn sie die Pullen woanders lagern würden, dann würde ich mich abhängig machen, da hast du recht. Aber so war es nicht gemeint.
Ich persönlich finde den "Kamikazeweg" viel schwieriger. Eigentlich wäre der auch eher mein nasses Verhalten von früher. Da dachte ich auch immer gleich, dass es soundso keinen Zweck hat und ich eh´nichts verändern kann... Kann ich aber doch!!!
was verstehst Du unter "Kamikaze-Weg"? Ich frag nur, weil ich in absolut keiner alkoholfreien Umgebung wohne. In der Hausbar stehen Likör und Schnaps, im Keller ein Träger mit Bier und ein gut bestücktes Weinregal.
Ich will nicht trinken - da ändert die Verfügbarkeit von Alkohol doch nichts an dieser Entscheidung.
So gesehen ist unser ganzes Leben in dieser Gesellschaft ein Kamikaze-Weg. Gestern war ich in einer Wirtschaft, in der wirklich JEDER sein Bier vor sich stehen hatte. Da hätte nur zwei Silben gereicht "a Bier" - in Bayern wird dir dann automatisch eine Halbe Helles hingestellt. Da war mir der Schluck Alkohol noch näher als hier im Haus.
"Eine große Fanta" - hab ich geschafft, hab Würstl und Sauerkraut mit Fanta runtergespült, weil ich kein Bier wollte bzw. stellt sich für mich nicht mehr die Frage, ob ich das Bier will, sondern ob ich tagtäglich 2 Liter Wein in mich reinschütten will.
Sobald man sich das bewußt gemacht hat und eine Entscheidung getroffen hat, kann man auch in der Umgebung von Alkohol leben. Nimmt man die Nähe von Alkohol als Rechtfertigung für einen Rückfall, dann findet man auch immer einen Grund um in die Nähe von Alkohol zu geraten.
ZitatGepostet von Marlen Ich will nicht trinken - da ändert die Verfügbarkeit von Alkohol doch nichts an dieser Entscheidung.
kommt drauf an, wieviel Wert Deine Umgebung drauf legt, Dich von deiner Entscheidung abzubringen und wieviel Wert Du auf das Urteil Deiner Umgebung legst.
Bei Deiner Entscheidung in Bezug auf Sport führst Du ja auch an, wie Dich andere sehen könnten
Also überschätz Dich lieber nicht. Es können Tage kommen, an denen Deine Entscheidung ganz schön wackelig sein könnte, und wenn Dich dann jemand "verführen" will und du selbst Dich vielleicht auch am liebsten verführen möchtest, dann ist der Weg kurz, wenn Du das direkt vor der Nase hast..
der "Kamikaze-Weg" ist der kompromisslose Weg für mich. Manche gehen ihn und brauchen ihn auch. Das kann z.B.sein, Trennung vom Freundeskreis, weil dort getrunken wird, Trennung vom Ehemann weil er trinkt, Auszug aus der WG, weil dort auch getrunken wird, Kündigung des Arbeitsplatzes, weil dort auch Leute trinken etc.
Aber da ich nicht alles und jeden meiden kann, halte ich es für wichtiger mich darauf zu konzentrieren, wie ich mein Umfeld für mich erträglich machen kann. Zu schauen, wo meine persönlichen Grenzen sind und auf sie achten.
Eine persönliche Grenze bei mir ist ebenfalls, dass es bei uns zu Hause keinen Alkohol gibt. Ich hatte das Glück, dass mein Mann damit sofort einverstanden war. Wenn mein Mann nun darauf bestanden hätte, er möchte einen Weinkeller anlegen, dann hätte ich ein Problem gehabt. Ich hätte mich aber nicht sofort aufgrund des Ansinnen meines Mannes von ihm getrennt (Kamikaze ), sondern ich hätte trotzdem nochmal nachgebohrt, ob er das Weinlager nicht woanders machen kann o.ä. und danach überlegt, wie ich mich schütze, ob ich ausziehe etc.
ZitatIch will nicht trinken - da ändert die Verfügbarkeit von Alkohol doch nichts an dieser Entscheidung.
Das stimmt. Für mich persönlich habe ich aber z.B. entschieden, dass es keinen Alkohol bei uns im Haus gibt, weil ich weiß, dass die Suchterkrankung trotz allen Willens auch einen kleinen unberechenbaren Faktor hat, bei Krisen und deshalb will ich kein Risiko eingehen.
ZitatNimmt man die Nähe von Alkohol als Rechtfertigung für einen Rückfall, dann findet man auch immer einen Grund um in die Nähe von Alkohol zu geraten.
Ja, sehe ich auch so. Aber in der Anfangphase des Trockenwerdens ist es trotzdem hilfreich, wenn erst mal keine Alkoholnähe da ist - fand´ich so. Heute macht es mir auch nichts mehr aus, wenn auf Familienfeiern alle Wein, Sekt etc. trinken. Interessiert mich nicht mehr. Aber in der Anfangsphase war das nicht ganz so einfach für mich.
mich versucht niemand zu verführen - jedenfalls nicht zum Alkohol
Das Weinregal steht schon seit Jahren da, da sind eher die teueren schweren Weine drin, auf die ich nur im "Notfall" zurückgegriffen habe. Jetzt will ich sie gar nicht mehr - und eben schon gar nicht die Konsequenzen, die sich für mich aus einem Glas ergeben könnten.
Ich habe keinen Freundeskreis - und auch meine sonstigen sozialen Kontakte (Geschwister, mein Partner) - das sind alles Menschen, die äußerst besonnen mit Alkohol umgehen.
Saufkumpane, die mich als "Spaßbremse" abqualifizieren würden, wenn ich mein Saftschorle trinke kommen in meiner Umgebung nicht vor. Ja, die würde ich schon "entsorgen".
Zitatdass die Suchterkrankung trotz allen Willens auch einen kleinen unberechenbaren Faktor hat
Hallo Joosi,
sicher bin in der Anfangsphase auch nicht gleich mal in die Kneipe gegangen und hab gesehen wie das klappt.
und ich bin auch daheim ausgezogen, weil ich meinem Vater ja den Entzug nicht gleich mit verordnen konnte.
Aber eine ganz wichtige Einstellung war aber auch in der Anfangsphase das andere soviel trinken können wie sie wollen ...ich kann und will aber nicht mehr.
Und wenn ich was nicht mehr will dann muss ich anfangen die Dinge zu ändern..
Und sogesehen gibt es keine unberechenbare Faktoren (denn dann wärst du es ja die nicht berechenbar wäre)
Es gibt vieleicht Situationen wo du dein e Entscheidung nichts zu trinken wieder in Frage stellst.
Was du beschreibst, mit deinem Weinregal ist schon eine Unsicherheit für deine Entscheidung nicht zu trinken.
Ich würde damit dauerhaft nicht zufrieden sein.
Und wenn ich in eine Situation komme wo ich wieder trinken will, dann geh ich auch über die Strasse in den nächsten Laden oder an die Tanke.
Hallo Marleen, ich fände das ungeheuer anstrengend immer Alk. im Haus zu haben. Wenn Du das aushälst - gut. Alkoholismus ist die best untersuchteste Krankheit der westl. Welt und eine Tatsache ist unbestritten, der Trinkimpuls kommt so schnell, dass du noch bevor dein Großhirn sich meldet schon die Pulle am Hals hast. Da kann schon der Weg zur Tanke Dir bewusst machen, was Du gerade im Begriff bist zu tun, für manche also lebensrettend sein. Liebe Grüße Joachim
Du hast schon Recht, wer sich unsicher ist, sollte das Zeug eher wegräumen. Und glaube mir Trinkimpulse hatte ich die letzen Tage mehr als genug.
Gerade hab ich einen richtigen Saufdruck (ausgelöst durch einen Tee) überstanden - am Bügelbrett, keine 2 Meter von der Hausbar entfernt. Es ist meine Entscheidung nichts mehr zu trinken, ganz egal was da wo rumsteht. Nur so bekomme ich immer mehr Sicherheit. Der Wein stört mich nicht. Außerdem was sollte ich tun? Keiner weiß von meinem Entzug - ich trinke einfach keinen Alk mehr. Soll ich jetzt erwarten, daß Wein für ..... € weggegossen wird? Besuch, der gewohnt ist, daß bei uns guten Wein, alle möglichen Drinks und auch verschiedene Biersorten angeboten werden mal kurz auf Wasser und Limo setzen, nur weil ich nicht fähig bin mit dem Alkohol umzugehen?
Alkohol ist überall - ob er hier auch noch rumsteht, ist mir egal. Solange ich gar nichts trinke muß ich auch nicht weiter trinken.
..... denn ich will nichts mehr trinken, ist ja eine ganz bewusste Entscheidung von dir, die du dir eine ganze Weile vorher überlegt hast und bewusst getroffen hast.
Also dein gehirn muss erstmal ein paar "schlitzohrige" Möglichkeiten finden, die sich mit deinem gewissen vereinbaren lassen, diese Entscheidung zu umgehen.
dieser Besuch sind Bekannte oder eher Verpflichtungen meines Partners, diesen Leuten ist das herzlich egal, was ich so trinke. Ansonsten besteht mein näheres Umfeld nur aus meinem Partner und meinen Geschwistern - da ist das kein Problem, denn auch wenn wir Alkoholismus nie thematisiert haben, war doch allen klar, daß ich zuviel getrunken habe. Meine Abstinenz wird höchstens mit Erleichterung aufgenommen. Neuen Leuten muß ich keine Verhaltensänderung erklären.