ZitatUnd sogesehen gibt es keine unberechenbare Faktoren (denn dann wärst du es ja die nicht berechenbar wäre)
Ich verstehe schon, wie du es meinst.
Ich habe aber ehrlich gesagt gar keine Ahnung, ob ich als Mensch für mich selbst 100 Prozent berechenbar sein kann oder muss???
Ich glaube nicht, dass ich in meinem Leben immer berechenbar reagieren kann, wenn ich dies vorher mit meinem Willen beschlossen habe. Ich kann Unberechenbares, z.b. in Sachen Sucht stark minimieren, durch meine Entscheidung nicht mehr zu trinken, trotzdem halte ich ein paar Vorkehrungen in gewissen Situationen für besser.
Vielleicht bist du da weiter, entschlossener oder "gestählter" als ich.
Ich weiß nicht, ob ich zu 100 Prozent garantieren kann, wenn ich mich in extatischster Freude oder in dramatischster und unvorhersehbarer Krise befinde, dass nicht plötzlich ein altes Muster kurz aufflackert und ich zum Glas greife. Ich weiß, dass ich es nicht will und dass ich es nicht in betracht ziehe. Aber ich kann nicht 100 Prozent garantieren, sondern eben nur 99,9 Prozent. Deshalb fühle ich mich sicherer, wenn ich mich gewohnheitsmäßig in eher alkoholfreien Umgebungen aufhalte.
Ich glaube nicht, dass der Mensch so gestrickt ist, dass er alles ausschließlich durch eigenen WILLEN bestimmen kann. Das macht mir auch sehr schlechte Assoziationen. Mein Vater dachte das immer. Wenn ich was nicht erreichen konnte, durchalten konnte, dann lag es an meinem schwachen Willen. Er sagte immer zu mir, dass ich früher, als die Menschen noch Jäger und Sammler waren, sicher schon als Kind "ausssortiert" (verhungert)worden wäre, weil mein Wille zu schwach sei, ich quasi mangelhaft funktioniere, wenn ich eine Leistung nicht erreichte, obwohl ich es wollte. Früher hat das (Ausssortieren) noch die Natur geregelt. Heute wird sich aus ethischen Gründen leider solch teuren Einrichtungen, wie z.B. Suchtkliniken bedient, um dieses eh´nicht von der Natur zum Überleben vorgesehene Gesoxx auch noch zu päppeln. (das ist o-ton meines Vater und NICHT meine Auffassung.)
Ich glaube nicht, dass der Mensch, wie eine "Maschine" sein kann, die eine 100prozentige Garantie erfüllt.
Aber vielleicht ist das auch noch ein Punkt bei mir, wo ich noch einiges dazuzulernen habe.
ich denke auch,daß es realistischer ist von 99,9% auszugehen als von 100. Der Mensch ist doch gar nicht in der Lage die eigene Persönlichkeit zu 100% zu erfassen...so ein paar dunkle Punkte werden immer da sein. Und aus eigener Erfahrung kann ich sagen,daß es durchaus besser ist,die Umgebung alkfrei zu halten...falls die 0,1% doch irgendwann mal zum Zuge kommen sollten.
100 Pro ist nur der Tod. Ich glaube, für mich war der erste und auch letzte Rückfall (ein Glas Sekt) vor etwa 18 Jahren ein so unvergessliches Erlebnis, daß ich 'geheilt' war - ich wollte und will das einfach nicht noch einmal erleben. Ich denke, Power Princess hat dieses Wochenende etwas ähnliches erlebt.
Bevor mich Falballa jetzt wieder zurechtweist: Ja, Du hast recht, das erste Glas muß man stehen lassen, aber nein: es ist nicht zu Ende, wenn der Deckel auf der Nase liegt. Ich lass' mich nämlich vorm Einbuddeln thermisch komprimieren! Ha, nix mit Deckel auf Nase!
das waren ja nur zwei kurze Gedanke,die mir kamen, es hört sich nach wie vor gut an was Du schreibst, wie Du schreibst.
Ich verstehe aber die eine sache nicht so, mit der Kontrolle (und den Verpflichtungen) Was fürchtest Du denn, wenn Du so entschlossen bist? Dass es nicht mehr Deins ist? Dass Du in alte "Trotz"muster verfällst? Wer außer Dir selber könnte denn über Dein Leben und deine Lebensweise entscheiden?
an das was ich genau fürchte, was ich exakt nicht will komm ich ehrlich gesagt nicht genau ran. Es ist fast schon sowas wie ein Instinkt, der mir ganz klar sagt - NEIN, STOP, VORSICHT !!!.
Greifbar für mich ist, daß ich künstiche Barrieren nicht mag, die muß ich einreißen. Mitwisser, Beobachter, Aufpasser oder wie auch immer wären eine solche Hürde, sicher spielt da dann auch Trotz eine Rolle, evtl. gegen meine Mutter - jetzt wird's tiefenpsychologisch
Greifbar für mich ist auch das Gefühl, daß ich es absolut nicht ausstehen kann, wenn sich jemand um mich sorgt. Damit meine ich diese mütterlich-ängstliche Sorge, die ich nicht ertragen kann.
Ansonsten gehen bei mir schlicht alle Warnlampen an - und ich muß dieses Gefühl einfach ernst nehmen. Außerdem fühle ich mich mit dieser Lösung sehr wohl. Heute hatte ich noch keinen Augenblick sowas wie verstärkte Trinklust. Der Gedanke Alkohol zu trinken ist mir heute schon den ganzen Tag sogar recht fern. Bleibt sicher nicht so, ist aber mal ganz nett so völlig unbelastet zu sein.
wenn du meine jetzige krise ein wenig mitbekommen hast, ist es eigentlich überflüssig, zu bemerken, dass ich in meiner lage alles andere als weisheit mit dem löffel gefressen habe. falls doch, wenig erfolgreich. einerseits.
trotzdem eine beobachtung von mir. mir ist nämlich aufgefallen, wie sehr du gerade dabei bist, dich zu verändern. du dich.
wenn du dir zeit nimmst, [edit deinen eigenen und] diesen thread nochmals in ruhe ... wirklich in ruhe ... aber mit aufmerksamkeit für deine bewegungen aus dir heraus zu besehen, dann wird dir auch auffallen,
dass du andere an dich heranlässt, und das ohne angst.
das geht auch reell.
wenn du so deinen weg weitergehst, dann, wag ich mal eine prognose, wird die wahrscheinlichkeit zunehmen, dass dir der austausch hier alleine nicht mehr genügt
und
dass dein bedürfnis, diesen weg zu kontrollieren, abnimmt. weil deine selbstwahrnehmung auf diesem weg dir bestätigen wird, dass dir nichts passieren kann.
Greifbar für mich ist auch das Gefühl, daß ich es absolut nicht ausstehen kann, wenn sich jemand um mich sorgt
meine Güte, wenn ich dir vermitteln könnte, wie sehr ich das kenne. Ich bin nun vier Jahre weg vom Saufen und damit habe ich immer noch zu tun. Neben einigen anderen "Gründen" für meine stete Flucht in den alkohol ist das sicherlich mein Leitmotiv gewesen. Ich muss das alleine machen. Immer alles alleine machen. Fass mich nicht an, rede mir nicht rein und komm mir blos nicht Nahe. Ummantelt von einer dicken Portion Sarkasmus gekoppelt mit einer fetten Überheblichkeit habe ich mich vor sowas geschützt und weil ich das nicht ertragen habe (ohne dass es mir bewußt war) gabs halt abends den abschuss.
Ich rede natürlich von mir und nicht für Dich, nicht dass Du mich falsch verstehst, vielleicht hilft es dir dennoch ein wenig.
ich bin aber ganz und gar der Meinung von Biene Roswitha, richte dich so nicht ein, nicht der einsame Wolf, die Wölfin zu sein ist ist besser. ich erfahre das sehr häufig.
Bei mir war es so,m dass ich mich selber ertragen lernen mußte. in dem Moment, wo ich mir selber sicherer war, in dem ich gewußt habe, was ich will, konnte ich natürlich viel besser andere zulassen und ich konnte den rat anderer annehmen und aus anderen erfahrungen lernen. Ohne sie selber machen zu müssen.
Vertrau auf Dein Gefühl. Schritt für Schritt, gehe Deinen Weg. Behalt das ein wenig im Hinterkopf und wenn du Lust hast und die Kraft, schau mal, ob es bei dir nicht ähnlich ist.
ach, ich kann gar nicht aufhören, eben als ich ein wenig Bahn fahren mußte habe ich mal einee kleine selbstbeschau gemacht und gemerkt, wie sehr mich dieses einzelkämpferding noch beherrscht, wie schnell ich dicht mache und mich vor den Gefühlen anderer schütze. weil meine eigenen so schrecklich konfus sind. Und ich mir so unsicher bin. Langer, langer weg.
Ich drück Dir die Daumen Merryl
ach so (ich hör ja wirklich gar nicht auf *grins*), seit ich mich entschieden hatte, nicht mehr zu trinken, kam der gedanke ans saufen nie wieder. Gar nicht. Das muss also nicht sein. sei vorsichtig, aber nicht ängstlich.
schön, daß es noch mehr Steppenwölfe draußen gibt. Ich konnte auch weder Lob, noch Zuwendung, geschweige denn Kritik aushalten; hatte mir einen dicken Panzer zugelegt, einen Panzer, der mit jedem Jahr Suff undurchdringlicher wurde.
Acht Wochen stationäre Therapie habe ich ausgehalten, weil es für mich wichtig war, meine 25 Jahre Suchtgeschichte aufzudröseln. Rangelassen habe ich auch da niemanden; kam auch so in den Rückmeldungen meiner Gruppe zum Ausdruck.
Ich habe dann noch zweieinhalb Jahre mit meinem Einsamkeitstrip weitergemacht. Blieb zwar trocken, kam aber kaum weiter auf dem Weg zur Zufriedenheit. Das änderte sich erst, als ich mich aufraffte, in eine Gruppe zu gehen. Innerhalb kurzer Zeit bröckelte die Mauer, ich konnte auf andere zugehen, konnte Lob, konnte Kritik aushalten. Plötzlich war die Angst weg, die "bösen" Mitmenschen könnten mich verletzen, könnten vielleicht sogar in ihrer Sorge um mich, mich zu etwas bewegen, das ich nicht will. Heute weiß ich, niemand - na ja, vielleicht einige ganz wenige - wollen mir Böses. Niemand ist mir böse, wenn ich seine gutgemeinten Ratschläge nicht annehme - und wenn, hat dieser selber ein massives Problem.
Seit dem ich mich annehmen kann, kann ich auch die anderen annehmen. Das ist eins der schönsten Geschenke meiner Trockenheit.
ich habe jetzt wirklich lange über euere Postings nachgedacht. Roswitha, Du schreibst, daß ich diese Lebenseinstellung nicht kultivieren soll. Richtig, hab ich auch nicht vor. Ich bin nicht stolz darauf, daß ich mich im Umgang mit anderen Menschen recht schwer tue. Irgendwie möchte ich auch aus meiner Isolation raus.
Aber Soyyo hat das sehr gut beobachtet. Es tut sich was. Ich bin ja zur Veränderung bereit, bzw. bereit die Veränderung, die die Trockenheit mit sich bringt anzunehmen und damit zu arbeiten. Soyyo, zweifellos werden in einigen Wochen oder Monaten ganz andere Töne von mir kommen, aber ich lasse mir eben auch die Zeit, die ich für mich brauche - auch hier folge ich meinem Instiknt.
Inwieweit ich andere Menschen dann wirklich an mich und meine Gefühle ranlassen kann, hängt wohl auch von den Menschen ab, die mir begegnen. Ich lebe das Leben einer Eremitin, oft spreche ich den ganzen Tag nicht ein Wort - naja mit meinem Kater hab ich lange philosophische Gespräche
Erstmal geht es darum aus dieser Isolation rauszukommen und überhaupt wieder unter Menschen zu gehen, üben ganz normale soziale Kontakte zu pflegen. Merryl, ich will gar nicht so als "einsame Wölfin" rüberkommen, ich hab sogar langsam richtig das Bedürfnis unter Menschen zu kommen, mal sehen, vielleicht finde ich da im Bereich Sport etwas, denn ich möchte meinen geschundenen Körper wieder etwas aufbauen und allein bekomm ich meinen Hintern so schwer hoch
Also erstmal überhaupt soziale Kontakte schaffen - inwieweit ich dann auch meine Gefühle bzw. die Gefühle anderer Menschen zulassen kann, wird sich zeigen. Und es wird sich auch entwickeln. Ich stehe ja noch ganz am Anfang. Die letzten 14 Tage waren davon geprägt trocken zu werden und zu bleiben.
Merryl, es wäre zu schön, wenn alle Tage so laufen würden wie der gestrige.