hast du dich mal gefragt, was das für Leute sind, die sich da umbringen?
Für mich sind das Flüchtende. Menschen, die aus welchem Grund auch immer des Lebens überdrüssig ins vermeindlich Leere stürzen. Was sie dort schlussendlich vorfinden können wir nur erahnen. Ich selbst wünschte mir oft, dort hin zu gelangen, an den Punkt, der nichts mehr birgt, der meine Fragen beantwortet. Jetzt steh' ich am Anfang, und bin froh darum... doch hätte ich diesen Anfang je erfahren ohne das Wissen um das unausweichliche Ende??
"hast du dich mal gefragt, was das für Leute sind, die sich da umbringen?"
Ja, hab ich schon oft und intensiv...
Ich glaube auch, dass der Alkoholismus so etwas ist wie ein "Selbstmord auf Raten", vielleicht nicht immer und an jedem Tag bewußt, aber wenn ich nüchtern so drüber nachdenke, ist das bei mir ansatzweise schon so gewesen.
"Ich selbst wünschte mir oft, dort hin zu gelangen, an den Punkt, der nichts mehr birgt, der meine Fragen beantwortet. Jetzt steh' ich am Anfang, und bin froh darum... doch hätte ich diesen Anfang je erfahren ohne das Wissen um das unausweichliche Ende??" Das Zitat verstehe ich nicht ganz, ist folgende Interpretation richtig: Du wolltest schon mal nicht mehr leben, freust dich aber jetzt, dass du dich anders entschieden hast? Entschuldigung, dass ich das so plump schreibe, bin halt nicht so sehr literarisch veranlagt...
Ich glaube grundsätzlich, dass man einem Menschen das Recht nicht absprechen darf, sein Leben wegzuwerfen, wenn er das will. Nur fragt sich, ob der Mensch in diesem Augenblick klar denken kann, zumindest als Alkoholiker im hackedichten Zustand ganz bestimmt nicht, auch wenn man es in dem Augenblick felsenfest von sich selbst glaubt.
Ich jedenfalls bin froh, dass ich trotz allen Problemen vom Grundsatz her ein lebensfroher Mensch bin!
"doch hätte ich diesen Anfang je erfahren ohne das Wissen um das unausweichliche Ende??" Tja, der Blick in den Abgrund liegt unsereins irgendwie im Blut...
irgendwo habe ich mal gelesen, dass deutlich mehr Alkoholiker, nein, nicht etwa am Suff sterben - sondern "im" Suff durch Suizid (U-Bahn, Zug, Hochhaus, etc.)
Ich sag's - für mich - mal so: Ich hatte keine Angst zu sterben - aber ich hatte Angst nicht wirklich gelebt zu haben ...
"... Selbstmord ... Alkoholiker. Da stand ich schon, wie wahrscheinlich viele andere Alkis auch, vor der Frage ... soll ich oder nicht?"
Die Frage hat sich für mich noch nie wirklich akut gestellt. "Gott sei Dank" mag ich nicht sagen, weil ich nicht wirklich gläubig bin, aber dankbar bin ich einem "Irgendetwas" schon...
Diese Momente gabs bei mir auch. So ein diffuses Gefühl von "endlich nach Hause wollen"...nur noch Ruhe und Frieden...Nichts mehr hören und schon gar nicht mehr sehen wollen. Ich hab sogar ein-zwei Male rezeptfreie Schlafmittel geschluckt...im besoffenen Kopp
Aber so ganz ernst war es mir dabei wohl auch nicht,sonst hätte ich wohl effektivere Mittel und Wege gefunden...
.....So eine Situation kenne ich auch. Allerdings war ich da schon mehrere Monate trocken und hab gar nicht gemerkt, dass ich systematisch zu diesem Punkt getrieben worden bin. Letztendlich glückte es nicht, weil zwar die frei verkäuflichen Schlafmittel wirkten, aber der Schlauch vom Auspuff war abgefallen und Alkohol hätte ich nie dazu getrunken, weil ich nüchtern sterben wollte. Ganz schön verrückt. Trotzdem dauerte es noch ewig bis ich die gesamten Zusammenhänge begriffen hatte, um die Antreiber und deren Machenschaften für meinen "Einfall" zu entlarven um dann entsprechend zu handeln.
Deshalb mein dringender Appell: Es gibt keinen Grund um freiwillig das Leben zu beenden!!! Die Lage mag noch so düster und verzweifelt sein....ein Strohhalm ist immer da, um langsam aber sicher aus jedem Sumpf rauszukommen. Oft mag das mit "Blessuren" verbunden sein, aber dafür gibt es auch helfende Hände, wenn man sie greifen möchte. Ich habe mittlerweile gelernt, dass es für alles einen gangbaren, nicht unbedingt einfachen, Weg gibt und Alkohol NIEMALS in die richtige Richtung führt. Und etwas ist mir auch sehr wichtig geworden: Ich bin nicht mehr so naiv und blauäugig um grundsätzlich alles zu glauben und nur das Gute in den Menschen zu sehen. Die Menschen sind wie der Mond - jeder hat eine dunkle Seite und manche denken, es wäre ihre Hellste.
Ich dachte immer, dass ich jetzt ein riesiges Freudenfest veranstalten müßte, aber komisch, ich bin eher melancholisch drauf, die große Freude über drei Monate Trockenheit kommt irgendwie nicht auf.
Ich hoffe einfach mal, dass das ein gutes Zeichen ist und der Alkohol sozusagen seinen Stellenwert langsam immer mehr verliert.
In der letzten Stunde habe ich meinen ersten Thread nochmal so überflogen und muss sagen, die Zählerei kommt mir im nachhinein selbst etwas kindisch vor, trotzdem ich bleibe dabei, es hat (mit)-geholfen.
Jetzt sage ich einfach mal wieder an euch alle ein ganz dickes D A N K E an euch alle und ganz besonders Tommie!
Leider sind ja einige Mitposter wieder verschwunden, ich würde mich sehr freuen, mal wieder was von Millenium, Fisch64 (der mit den Selbstversuchen) oder auch von Linda31 zu lesen. Iona alias Barfuss macht sich ja auch etwas rar hier, da tröstet mich aber die eine oder andere Nmail. Auf jeden Fall wünsch ich allen Postern, die mir mit ihren Beiträgen über die nicht immer leichten drei Monate geholfen haben, alles alles Gute und natürlich viel Trockenheit wünschen.
Und ganz zum Schluß will ich noch einen Gedanken los werden, der mir zur Zeit immer stärker durch den Kopf geht:
Angesichts der Krankheiten, die einem Menschen so widerfahren können, man braucht sich nur mal aktiv in seiner Umgebung umsehen, muss ich sagen: Wie gut, dass ich nur alkoholkrank bin! Brauch nur aufhören zu saufen und alles ist gut!!
Ja ich weiß, jetzt kommen wieder viele Kommentare, dass das so platt nicht stimmt, aber ich denke ihr wißt, wie ich's meine.
Ach ja: Zur Zeit geht mir immer mehr durch den Kopf, mir doch eine SHG zu suchen, ich denk wir, warum eigentlich nicht, wenn alle sagen, es hilft, kann ich's ja mal versuchen.
Ich halte euch auf dem Laufenden...
Und wie war das: Saufnix-Treffen am 4.3 in Freiburg?
Sie hat sich etwas rar gemacht die Barfuss das ist wahr, aber sie hat immer geschaut wo du gerade bist ,und ist irgendwie immer ein Stück Weg mitgelaufen. Und jetzt ist sie wieder hier (war nie weg) und freut sich, wieder aktiv dran teilzunehmen. *dichumarmt* *lächelt* Ich , es tut mir leid ich war nicht da ("da") eine Zeitlang. Aber ich bin es wieder
hallo Grufti, ich finde es nicht schlecht wenn du ein gutes Gefühl hast, nach 3 Monaten. Besser als ein schönes Gefühl! Und ich stimme voll mit dir überein, dass unsere Krankheit bei weitem nicht die schlimmste ist. Da gehe ich noch etwas weiter: gerade weil wir absolut abstinenz zu leben haben, sind wir deshalb in die Lage versetzt uns so generell neu zu orientieren, dass sogar noch das tatsächlich reale Leben herauskommt. Das spart uns zumindest etliche Neurosen oder sowas. Und ich persönlich finde es toll mich doch noch begriffen zu haben, auch meine Fehler. Gruß Max
Servus Grufti - ich kenne Dich aus Deinen Postings und freue mich so sehr über die 3 Monate! Ich bekam damals von meinem Sponsor eine 3 Monatsmünze - ist in den USA so üblich - naja, ich habe sie mir wieder verspielt nach fast 5 Jahren - also fange ich wieder von vorne an - und Du bist 3 Monate voraus - sei stolz darauf - ich bin auf jeden Fall stolz auf Dich! Alles Liebe Mondkatz
ich bin immer noch hier und auch noch weiter mit dabei, ich halte mich momentan lieber im Hintergrund auf. Schön, dass Du an mich gedacht hast! Ich freue mich für Dich für Deine bisherigen 3 Monate, für mich sind es heute 2. Hallo Barfuss, schön, dass auch Du wieder hier bist!