Die letzten beiden Nächte konnte ich erstaunlich gut durchschlafen dafür, dass ich mich so schlecht fühlte. Dafür bin ich richtig dankbar.
Max, Du hast Recht, mit jedem Tag rückt das Schlimme wieder ein bisschen weiter weg und die Zuversicht wächst wieder. Was sich natürlich, oft erlebt, irgendwann auch zuu schnell wieder in Leichtsinn wandelt - aber momentan bin ich wahnsinnig froh darüber.
Heute früh habe ich endlich mal wieder den Hintern hochgekriegt, mein kleines Trimmprogramm zu starten, das ich schon so lange wieder vor mir hergeschoben hatte. Auch das baut auf, sich mal wieder zu etwas überwunden und nicht ständig einer Bequemlichkeit nachgegeben zu haben.
Zusätzlich war es mir gestern doch auch gelungen, einige lang aufgeschobene Erledigungen zu machen. Und Vicco hat mir einen heissen Tipp für eine Gruppe in erreichbarer Nähe und doch etwas Abstand gegeben, mit der Kontakt aufzunehmen mich nicht so schreckt ;- )
Heute plane ich wieder, einige lang liegengelassene Arbeiten zu erledigen. Innerlich habe ich mich nochmal sehr mit dem erwähnten Ausrutscher gegenüber meinem email-Freund beschäftigt - vorhin hätte ich schreiben können, es schmerzt nicht mehr ganz so sehr - aber gerade rollt schon wieder die Gegenwelle :- (
Ramona, ja, ich kann eigentlich davon ausgehen, dass er Verständnis hat, denn dadurch ist diese virtuelle Freundschaft erst mit der Zeit entstanden, dass ich sehr viel sachliche Hilfe Geduld Übereinstimmung und Verständnis in manchem Bereich bekommen habe, was ich vorher nicht so oft erlebt habe und wofür ich sehr dankbar bin. Aber daraus ensteht auch mein besonderer Katzenjammer, da wiedermal völlig überzogen reingeknallt zu sein ... Und bisher konnte ich mich noch nicht überwinden, meinen(Alkohol) Hintergrund als Ausrutscher-Ursache-Erklärung dafür auf den Tisch zu legen. Ich hätte zu gerne mein Gesicht bewahrt, zumal ich ja schon ein ganzes Stück Ausstieg geschafft hatte und fest dran glaubte, dabei zu bleiben, so wie damals beim Rauchen-Aufhören eben auch.
Max, da knüpft auch Deine Frage nach meiner Umwelt an. Ich glaube, ich habe das früher schon mal geschrieben, dass ich da kein bisschen jammern darf gegenüber den vielen harten und traurigen Lebensumständen, die man hier so oft lesen kann. Demgegenüber geht es mir mit meiner Einbettung in eine stabile Familie und ohne finanzielle Sorgen paradiesisch. Mein erwachsenen Töchter sind einfühlsam und gehen ihren Weg ganz toll. Mein Mann engt mich nicht ein, ist in wesentlichen Dingen unterstützend und verständnisvoll. Dennoch hakeln wir uns über die Kleinigkeiten des Alltags erstaunlich oft und zäh, weswegen ich gelegentlich scherzhaft von unserer 'Kampfbeziehung' spreche :- )
Und was bei mir schon immer wieder zu dem Frust führt, dass ich empfinde, ich kann machen was ich will, es ist niee recht oder gut genug, was er macht hat halt immer noch mehr Hand und Fuß - er macht eigentlich alles, was er macht, gut, gründlich, überlegt, ausgewogen, solche Ausflipper wie ich sie gelegentlch kriege sind ihm völlig fremd ...
Dabei kriegte ich aber durchaus immer Anerkennung und Interesse seinerseits für die Sachen, die ich machte - von kunsthandwerklichen Dingen bis hin zur Beschäftigung mit alternativen Heilweisen, Astrologie, Psychologie ...
Womit ich unsere Beziehung zuletzt allerdings bald wirklich an die Wand gefahren hätte, ist mein zweites Suchtbein - die exzessive Beschäftigung mit dem PC und Fotografieren. Ich bemühe mich momentan sehr, auch das auf ein sozialverträgliches Maß zu beschränken.
Ich leide einfach arg darunter, alles ganz oder gar nicht, schwarz oder weiss zu machen :- ( Ich kenne kein Mittelmaß.
Wobei die Knackpunkte für meine Empfindlichkeit und Anfälligkeit bestimmt sehr weit in meinen Jugendjahren zurückliegen, ich glaube, ein bisschen was habe ich da früher schon mal dazu geschrieben. Obwohl ich ja schon einiges therapeutisch dazu gemacht habe (u.a. 5 Jahre Gruppentherapie), leide ich einfach nach wie vor unter dem Grundgefühl, es noch nie irgendwann oder -wo erlebt zu haben, einfach so angenommen zu sein, wie ich bin. Aber wer hat das schon? Von daher war allerdings auch eben meine Motivation, nochmal eine Gruppe oder Therapie zu machen, nicht all zu groß - wenngleich mir das immer gut getan und weitergeholfen hatte.
Zwischendurch denke ich immer wieder, ich bin auch einfach zu anspruchsvoll.
Am besten ging es mir in der Zeit als ich viel Meditation geübt habe und der Erkenntnis nahe war: 'In mir habe ich gefunden, was ich aussen so lange gesucht habe'.
Da bin ich durch mein Übermaß an PC leider wieder völlig rausgekippt, habe mich mir selbst sehenden Auges entfremdet.
Diesen Weg möchte ich zurückfinden.
uuuuuuups, ist das lang geworden - drum schnell erstmal Schluss :- )
was für ein Gesicht ? das was die anderen sehen sollen ? ist das dann dein wares Gesicht, wenn du blos die Hälfte von dir zeigst und das was dich wirklich bedrückt- das gehört sich nicht das geht niemand was an ? Nicht mal deinen Freunden...
Ist das nicht schon ein teil des Alkoholproblems, genau so wie du es beschreibst, wichtig ist für dich das du deinen Mann nicht blos stellst, das ja das bild was die "Welt" von uns hat nicht zerstört wird...
Dafür müssen Opfer gebracht werden...
Ich denke so kannst du gegen die Alkoholkrankheit nicht angehen, du musst es schon für dich tun, nicht um ein Bild von dir aufrechterhalten, was nur die schönen Seiten zeigt.
Das Dillemma ist ja, das dich am Ende die Alkoholkrankheit dahin bringt das die falschen Bilder eh zerstört werden.
Du solltest bei dir anfangen, für dich was tun für die du unbedingt gut dastehen willst, die ziehen dir deine karre eh nicht aus den Dreck...
hallo Mohnfeld, "Was sich natürlich, oft erlebt, irgendwann auch zuu schnell wieder in Leichtsinn wandelt" // Was meinst du denn mit Zuuu schnell? ob langsam oder schnell ist doch Jacke wie Hose. Erst wenn du mit ruhigem Gemüt den Leichtsinn als ganz einfach falsch ortest, d.h. er ist sowieso bloß negativ, dann könntest du dieses doch über Bord werfen, in das tiefe Loch des Vergessens?! Wenn du immer noch denkst naja aber - durchschlängeln reicht aus? - dann stört das erheblich eine stabile Abstinenz. Gruß Max
Zitates noch nie irgendwann oder -wo erlebt zu haben, einfach so angenommen zu sein, wie ich bin.
Hi Mohnfeld !
Dazu mal ne Frage --
wenn du dein Augenmerk weg von den anderen, auf dich richtest, nimmst du dich an wie du bist ?
Ich glaube nicht mal, das es darum geht, ob andere dich annehmen wie du bist ( ich denke das passiert nur in deinem Denken, du denkst, es sei nicht so, und diese Gefühle mußt du wohl wegtrinken ? Hälst dich für unzulänglich ? ). Ich denke, es geht darum, ob du dich selbst annimmst und dir ein guter Freund bist. Je mehr du das tust, desto weniger brauchst du die Bestätigung von anderen.
wie ich das lese, leidest du unter Selbstzweifeln (so wie fast alle suchtkranken Menschen). Um diese Selbstzweifel nach und nach zu verlieren, um zu sich selbst zu finden, dazu braucht man aber andere, dazu muss man seine Maske fallen lassen und sich austauschen, Erfahren, dass es auch ohne Fassade geht - und dazu ist die Gruppe gut.
Allerdings kann man natürlich auch 5 Jahre in eine Gruppe gehen und das wesentliche Außen vor lassen.
Es liegt an dir.
Wenn du aber wieder trinkst, werden deine Selbstzweifel und deine innerliche Vereinsamung größer werden.
Trau Dich ! Wenn du etwas wagst, kannst Du etwas verlieren. Wenn Du nichts wagst, wirst du bestimmt etwas verlieren. Das größte Risiko ist es, nichts zu tun.
Ich habe früher immer Trinken mit den Gezeiten verglichen.
Bei Ebbe kommen die Gedanken und Geschichten die man nicht mag, Trinkt man dann etwas, nenne ich es Flut, alles ist überdeckt, Aber nach ein paar Stunden Flut kommt wieder die Ebbe, und sind viele Dinge sogar schlechter geworden.
mein Mann gehört auch zu den Machern. Er wird nie müde, beklagt sich kaum, ist der Herrgott der Enkel, und ich hechele immer hinterher. Ein AA-Freund hat einmal gesagt: Mit D. zusammen hast Du keine Chance. Damals wusste ich nicht, was er gemeint hat, aber heute weiss ich es. Ich musste mir konsequent eigene Bereiche schaffen. Dazu gehört auch der PC. Und ich darf mir einfach nicht zuviel helfen lassen. Das ist eine ständige Versuchung. Ich glaube, dass wir unvollkommene Frauen unseren Männern zum Vorteil gereichen.
ich möchte nur schnell noch einen kurzen Abendgruß hereinwerfen und werde morgen genauer erzählen und antworten.
Nachmittags kam eine fröhliche mail meines Freundes, der meine Ausrutschermails noch gar nicht gelesen hat, weil er ein paar Tage unterwegs war und zudem aus dem Internet gefallen ist - einerseits war ich erleichtert, andererseits fühle ich mich seit dem wie ein Luftballon, dem die Luft ausgegangen ist, ich möchte nur noch schlafen, muss aber den Abend hier noch einigermaßen durchhalten.
Ich genieße die Alkoholfreiheit so richtig, den klaren Kopf und mir ist ganz warm um's Herz aufgrund Eurer Unterstützung! Danke!
"Wenn du immer noch denkst naja aber - durchschlängeln reicht aus? - dann stört das erheblich eine stabile Abstinenz."
Dieser Satz von Max erinnert mich daran, dass ich mich jahrelang durch Trinkpausen an dem Eingeständnis, Alkoholikerin zu sein, vorbeigeschlängelt habe. Erst nachdem ich mir selbst (und gegenüber wenigen anderen) die Krankheit zugegeben habe, hatte ich auch den Drang, aktiv etwas dagegen zu zun. Das mache ich mit gutem Erfolg jetzt schon einige Jahre und finde, es war eine meiner besten Entscheidungen, hier ganz klare Konsequenzen zu ziehen.
durchschlängeln hat für mich was mit verbiegen zu tun. Und Alkohol verbiegt das Denken und die Wahrnehmung als auch das Rückgrat. Da bleibt ja nur noch schlängeln übrig, um bloß nicht anzuecken. Das Leben besteht aber nun mal aus Ecken und Kanten und wenn ich denen aus dem Weg gehen will, dann gehe ich mir selbst aus dem Weg. Da sind familiäre Harmonie oder materiell/finanzelle Vorteile zu wenig, weil es diese Perfektheit auf Dauer nicht gibt. Ohne Reibungspunkte und eigene Standortbestimmung nistet sich unterschwellig Unzufriedenheit ein. Ich muss es nicht jedem Recht machen und allen gefallen - andere machen das nämlich auch nicht, um meine vermuteten Erwartungen zu erfüllen, wo ich ebenfalls nur denke, dass sie andere auch an mich haben könnten. Um diese unausgesprochenen Vermutungen aufzuklären ist das Sprechen die stärkste Waffe des Menschen um etwas zu verändern. Leider rostet sie gerade im zwischenmenschlichen Bereich immer mehr ein und das alkoholische Runterschlucken ist dann ein beliebtes und gefährliches Ventil.
Ich war selber ein oft unzufriedener, duldender Schweiger, bis ich dann in der Trockenheit dahinter kam, dass die Gründe dafür in meiner Kindheit liegen. Ich hab mich sozusagen selbst analysiert, was ziemlich anstrengend war und ich schlängel nicht mehr, sondern kann mich aufrecht allen Widrigkeiten stellen. Mit Alkohol oder in längeren Trinkpausen, wo das nasse Denken bestehen blieb, wäre ich nie auf die Idee gekommen mich ernsthaft mit mir und meinen Bedürfnissen zu beschäftigen. Es lief ja alles glatt und rund - es kann so bleiben wie es ist. Aber es blieb nicht so, denn der Alkohol fordert seinen Preis. Deshalb kann ich jeden nur warnen, sein unkontrolliertes Trinkverhalten ernst zu nehmen und die Bremse zu ziehen. Ein "Happy end" ist mit Alkohol utopisch.
nachdem ich heute ziemlich früh geschlafen habe bin ich nun wach und schreibe einfach hier ein bisschen weiter. Es ist technisch ein bisschen schwierig, weil ich unten nur noch einen Teil der Beiträge sehe, auf die ich noch nicht geantwortet habe. So probiere ich's mal mit Themen -
Zitatwas für ein Gesicht ? das was die anderen sehen sollen ? ist das dann dein wares Gesicht, wenn du blos die Hälfte von dir zeigst und das was dich wirklich bedrückt- das gehört sich nicht das geht niemand was an ? Nicht mal deinen Freunden...
Meinen Eltern war es sehr wichtig, ihr Gesicht nach aussen zu wahren, egal wie's intern aussah (und das war für uns Kinder eher psychisch sehr quälend), eine Fassade - diese Art war mir frühzeitig immer verhasst und ich bin von daher vielleicht sogar eher ins Gegenteil verfallen.
Es wurde mir öfter gespiegelt auch von sehr viel jüngeren Leuten auch in Gruppen, dass sie mich für sehr offen halten und das schön finden. Manchmal dachte ich, dass ich viel zu schnell zu viel von mir auf den Tisch lege, ohne dass das vielleicht schon passt. Auch knalle ich manchmal etwas unvermittelt mit Direktheiten heraus, die dann sogar als Attacke empfunden werden, auch wenn sie vielleicht in der Sache stimmen würden und nicht bös gemeint sind.
Eine Fassade aufzubauen, jemand anderen zu spielen als ich bin, liegt mir also eigentlich überhaupt nicht, ist auch weder im beruflichen Umfeld(meines Mannes, ich bin ja nicht mehr berufstätig) noch im privaten nötig oder gefordert.
Allerdings mag ich meine richtigen Leichen im Keller dann doch nicht jedem auf die Nase binden, ich denke, das ist auch normal. Und so gibt es ein paar wenige, die ich schon liebend gerne mit mir selbst ausmachen würde.
Allerdings haben wir einen seit zum Teil über 40 Jahren sehr stabilen Freundeskreis, in dem wir immer offen auch Probleme besprochen haben - wo ich auch immer deutlicher mein Steuerungsproblem mit dem Alkohol angesprochen habe - nicht mit jedem gleich - mit einem Freund, der auch ein Akloholproblem hat und seit einer Kur seit ca.3/4 Jahren abstinent lebt, tausche ich mich zunehmend intensiver darüber aus- aber mitkriegen, dass ich oft lange Zeiten auch bei Einladungen nix trinke, tun sie alle, das wird problemlos akzeptiert -
übrigens auch bei beruflichen Veranstaltungen war das nie ein schwieriges Thema, wenn ich sage, ich trinke nichts Alkoholisches. Entweder es wird überhaupt nicht besonders bemerkt, manchmal, vor allem wenn jemand weiss, dass ich eigentlich gern Wein mag, nachgefragt warum, dann nenne ich locker ein paar Gründe, warum ich grad mal wieder lieber mehr auf meine Gesundheit achte - fertig.
Selbst da habe ich dann bei etwas Vertrauteren schon gelegentlich gesagt, dass ich das nicht immer so gut steuern kann und drum lieber gar nicht erst anfange. Deswegen lege ich aber nicht gleich mein ganzes Problem von vorne bis hinten auf den Tisch.
Wobei ich bei dienstlichen Einladungen sowieso nie über die Stränge schlage, bei privaten sehr viel mehr und richtig problematisch ist eben geworden, dass ich angefangen habe, mir auch tagsüber was neben den PC zu holen.
Zitat du musst es schon für dich tun, nicht um ein Bild von dir aufrechterhalten, was nur die schönen Seiten zeigt.
Es kommt mir fast so vor, als ob es für mich selbst am wichtigsten wäre, ein 'schönes' Bild von mir zu haben - bzw. das zu sein. Klar wäre es mir auch lieber, wenn die anderen das auch haben, aber dann muss ich das auch sein - etwas anderes vorgeben als ich bin, mag ich nicht könnte ich von meinem Naturell her auch nicht lange aufrecht erhalten.
Max, was Du mit dem 'durchschlängeln' gemeint hast, habe ich nicht ganz kapiert in dem Zusammenhang? Ich hatte nicht sagen wollen, dass ich mich mit mal Trinken und mal wieder Pausen über die Zeit retten will - sondern dass, selbst wenn man sich bei festem Abstinenzvorsatz und je besser man sich wieder fühlt, einfach verdammt schnell oft wieder die Gefahr dieser Unachtsamkeit droht oder des sich zu sicher Fühlens, dass man es gepackt hat.
Zitatwenn du dein Augenmerk weg von den anderen, auf dich richtest,nimmst du dich an wie du bist ?
Ich glaube nicht mal, das es darum geht, ob andere dich annehmen wie du bist ( ich denke das passiert nur in deinem Denken, du denkst, es sei nicht so, und diese Gefühle mußt du wohl wegtrinken ? Hälst dich für unzulänglich ? ).
Bea, Deine Frage, ob ich mich selbst annehme, trifft ziemlich rein. Ich war schon mal näher dran - zu den Zeiten als ich mehr durch Meditation usw. für mich gemacht habe. Und auch damals die Gruppentherapie hat mich ein Stück weit näher zu mir geführt. je suchtmäßiger ich mich verhalten habe, sei es mit Alkohol oder PC oder was immer, desto weiter bin ich wieder von mir weggekommen und der Rückweg ist nun so schwer, weil ich den Hintern nicht mehr hochkriege für das, was mir eigentlich wirklich gut tut.
Auch das mit dem Denken beschäftigt mich sehr - weil ich auch gerade in der besagten Freundschaft gerade immer wieder sehr merke, wieviel sich da nur in meinem Kopf abspielt - ob ich was wegtrinke - es muss ja eigentlich so sein, sonst täte ich's doch wohl gar nicht? Aber so richtig geglaubt habe ich es bisher nicht, da ich kein Frusttrinker bin (wie unser anderer Freund z.B.) sondern das bei mir zunächst aus Genuss entsteht und in Situationen, wo ich mich wohlfühle - wenn's mir richtig schlecht geht/ging mag oder mochte ich oft garnix.
Und die Frage nach dem Unzulänglich - betrifft ja das mit dem Selbstwert, was vorher schon mal angesprochen wurde - das ist tatsächlich ein heisser Dauerbrenner bei mir, ein absoluter Knackpunkt, für den ich mir wohl morgen nochmal länger Zeit nehmen muss - denn das ist hier schon so lange geworden und wenn ich jetzt nicht mal wieder schlafe, komme ich morgen gar nicht raus.
Aber schon mal soviel dazu: Im realen Leben springt jemanden im Umgang mit mir das nicht sofort an (ausser in einzelnen Situationen vielleicht), dass der Selbstwert ein wundes Thema, sogar ein Dauerthema für mich ist. Zumal ich mich auch da schonmal viel mehr rausgearbeitet hatte als momentan. Je unkontrollierter ich trank, desto mehr sank natürlich auch mein Selbstwert wieder, schon weil ich mich selbst nicht mehr achten konnte.
Begründet liegt das ganz sicher in meiner Kindheit, die ja nun allmählich so lange zurückliegt, dass man meinen sollte, sich auch da rausgewurschtelt haben zu müssen - aber es verläßt einen nie :- (( Ich glaube, ich habe da früher schon mal was dazu geschrieben - ich/wir (3 Töchter) bin absolut unerwünscht und ungeliebt aufgewachsen (wie früher aber sehr viele), unter viel psychischem Druck bei behüteten und finanziell gesicherten äusseren Verhältnissen, aber begleitet von Sätzen meiner Eltern, wie: "was haben wir nur verbrochen, dass wir solche Kinder haben" "wie schön könnten wir es haben, wenn wir keine Kinder hätten" "weißt Du, als du noch so klein und niedlich warst und immer noch umgekehrt bist, wenn ich Dich gerufen habe, da habe ich Dich schon noch gemocht" usw... obwohl wir wirklich normale sogar brave und sehr angepasste Kinder waren (wo ich mich auch erst mühsam rausarbeiten musste)
Das haut natürlich so rein in eine Kinderseele, dass man es eigentlich lebenslang nicht mehr los wird. Ich habe mich immer, lebenslang unter sehr starkem inneren Druck und Spannungen gefühlt.
Meine Eltern leiteten ihre eigenen Probleme immer über die Kinder ab und setzten sich nicht mit sich selbst auseinander. Es herrschte viel (auch unbewußte) Verlogenheit. Daneben fühlten sie sich immer besser als andere,ihre Nachbarn z.B. und dachten, dass alle Welt neidisch wäre (was auch nur in ihren eigenen Köpfen so war)auf das, was sie sich geschaffen hatten. Davon setzte ich mich schon sehr früh ab, weil es mich abstieß und ich schnell erkannte, dass das Problem in unserer Familie lag, nicht bei den anderen.
Aber nun erstmal wieder ins Bett und morgen weiter - danke Euch inzwischen auch für die vielen neuen Denkanstöße, auf die ich noch nicht eingegangen bin!
Ich freu mich ebenfalls sehr, dass du wieder schreibst- und dass die diversen Rückmeldungen/Anregungen zu deinem hier-Raum-nehmen, dir so positive Impulse geben.
„Allerdings mag ich meine richtigen Leichen im Keller dann doch nicht jedem auf die Nase binden, ich denke, das ist auch normal. Und so gibt es ein paar wenige, die ich schon liebend gerne mit mir selbst ausmachen würde.“
Das denke ich auch, liebe Mohnfeld! Aber dennoch ist das ganz alleine ausmachen bei dir ja schon dennoch auch mit dem Mechanismus von Verdrängen und Wegdeckeln gepaart, was zu einem Teil ja auch normal ist... "Würdest" du also- oder tust du? Ein klein wenig verdächtiger Konjunktiv *lach Die Kombi und „eigentlich und wirklich“ ist auch immer so in diese Richtung oder?
Ich hatte ein Bild beim Lesen deines letzten Beitrags, das ich dir mitteilen möchte... ist ja manchmal so mit den „Impulsen“ – ich hatte bei deiner Selbstbeschreibung das Bild deiner flachen, grünen, lieblichen Landschaft, in der es sich wohlfühlen lässt, auch mit Klatschmohn beschenkt; eine Landschaft für einen interessanten Spaziergang bis hin zu einem Turm, der inmitten der Landschaft steht und keine Tür und kein Tor besitzt...
Vielleicht hat er ein paar Fenster und Schiess-Scharten, die aber maximal im zweiten Stock sind- nicht erkletterbar also *lach Uneinnehmbar ist er und es lässt sich nicht am ansatzweise erraten, was er im Inneren verbirgt oder was da so vor sich geht- keine Laut dringt heraus- wer bewohnt ihn wohl?
Einfach mal so stehen gelassen, vielleicht kannst du damit was anfangen?
Einen schönen weiteren Tag wünsch ich dir und lese gerne weiter mit !
Deine Sabine/Schneefrau
PS: ich finde deinen Nick alles andere als unpersönlich übrigens !
ich hab manchmal an Dich gedacht in der Zwischenzeit. Du warst mir einfach in Erinnerung, wegen der Berge
Ich kann Dir nur nahelegen, Deine Leichen im Keller anzugehen und weg zuschaffen.
Ich sehe gerade, wohin das führt bei meiner Mutter. Mein Vater hat mir erzählt, daß es ihr recht schlecht geht. Mit ihr selbst kaonnte ich nicht reden, weil sie schon um 6 im Bett lag.
Sie hat diverse psychosomatische Beschwerden. Entgegen ihrer sonstigen Vorbehalte gegen alles Schulmedizinische nimmt sie jetzt Psychopharmaka.
Ihre weit größere Angst, als vor den Medikamenten ist, daß sie endlich das tun muß, was ihr schon diverse Leute nahegelegt haben (auch Ärzte): Sich den Leichen im Keller z.B. in Form einer Gesprächstherapie zu widmen.
Schon vor vielen Jahren hat sie meinem Vater erzählt, der Dr. Sowieso will sie wegen ihren Neurosen behandeln. Darauf fragte mein Vater: welche Neurosen? Antwort: Das sag ich Dir nicht.
OK, auf dem Stand steht sie noch heute. Ihre Umwelt bekommt mit, daß da was furchbar in ihr schafft und macht sich Sorgen, aber sie läßt keinen ran.
Ich kann es nicht ändern und sehe meinen Vater klar in einer Co-Rolle.
Es wäre ihr so sehr geholfen, wenn sie sich mal öffnen würde. Aber ich habe den Eindruck, ihre Leichen will sie mit niemandem teilen. "Das sind meine Leichen, und wenn mich was nervt, dann hol ich die raus zum Spielen und mach auf unpäßlich."
Das fällt mir so ein bei dem, was Du erzählst, auch von Deinem Elternhaus.
Kann es auch bei Dir sein, daß Du Dir schwer tust, dem Alkohol Tschüss zu sagen und Dich Leuten zu öffnen, weil Du auch von Deiner Krankheit Vorteile hast, die Du nicht so einfach sausen lassen willst?
Vergiß das mit dem "Rauswurschteln, weil die Kindheit ja so lange her ist".
Meine Mutter hat mit 16 schon mal ein ganzes Jahr in der Schule gefehlt wegen diffuser Beschwerden (zumindest erzählt sie niemandem, was da genau war). Heute ist sie 72 und kaut noch sichtlich genau an den gleichen Problemen rum.
Ich glaube, durch Rauswurschteln wird nichts besser, nur duch "Klar drauf zugehen" und Anspruchnahme aller nur möglichen Hilfe von außen.
Für mich klingt das alles sehr bekannt. Weil ich mich mit so ziemlich ähnlichen Problematiken auseinandergesesetzt habe.
Darum noch ein paar Worte von mir dazu.
Zuerst mal, egal ob du nun Genußtrinker oder Frusttrinker bist/warst, das Ende vom Lied ist doch die Abhängigkeit.
Zum Selbstwert, ich schreibe jetzt hier schon über 3 Jahre und muß immer wieder feststellen, wie ähnlich sich doch manche Geschichten/Hintergründe hier sind, vor allem bei der Frauenwelt an Board.
Du schreibst, du hättest schon mal mehr für dich und deinen Selbstwert getan. Ich denke, das müssen jetzt nicht irgendwelche Aktivitäten sein, sondern das du dir klar wirst, in welcher Spirale du da hängst. Also mir ging es so, das sich mein Nebel erst langsam lichtete, nachdem ich aufhörte mit Trinken, denn mit dem Trinken kommst auch du sicher keinen Schritt weiter.
Du hast Bilder von dir im Kopf, wie du "richtig" wärst. Du hast Bilder von dir im Kopf, wenn du denkst, du müßtest so oder so sein, damit andere denken, du seist "richtig". Das ist ziemlich verquer. Denn du bist so, wie du bist, durchaus in Ordnung. Und ob andere dich so akzeptieren wie du bist, ist primär mal nicht dein Problem.
Begründet liegt auch sicher bei mir sehr viel in der Kindheit. Aber ich habe seit der Trockenheit und einer Gesprächstherapie jetzt doch einiges erkannt.
Das Wichtigste : ich muß mich nicht mehr abhängig machen vom Wohl und Wehe ( in meinem Fall ) meiner Mutter. Ich bin erwachsen und darf selbst entscheiden. Ich bin nicht mehr das Opfer meiner Kindheit, und ich gebe niemandem mehr die Schuld. Würde ich schuldzuweisen, müßte ich weitertrinken und wäre handlungsunfähig, denn ich wäre ja noch immer ein "Opfer" oder ein "Kind", das um Anerkennung buhlt.
Es ist schon ein dickes Ding mit der selbstgemachten Erwartungshaltung, was richtig und was falsch ist und der selbstgemachten Strenge zu sich selbst. Sich selbst so streng zu sehen, wie es sicherlich niemand anders tut. Und ich denke auch dein Umfeld sieht dich weder streng noch respektieren sie dich nicht. Jetzt ist es an der Zeit, das du das auch tust.