ZitatStattdessen sitze ich da und versuche mir einzureden, dass es gut ist, jetzt aufzuhören. Dass ich dadurch JETZT die Möglichkeit habe, die ich mir jahrelang selbst geraubt habe: mein Leben so zu leben und mit Sinn zu erfüllen, wie ich es für angebracht halte.
hi greenery,
4 monate bist du jetzt trocken, gell?
ich habe in diesem zeitraum mir auch sehr einreden müssen, dass es gut ist nicht zu trinken. irgendwann hat das einreden aufgehört und ist so einer zaghaften zufriedenheit gewichen. den ganz normalen wahnsinn des täglichen leben nüchtern zu erleben, wurde ,und ist immer noch, dann zu einer spannenden herausforderung.
was verstehst du den unter einem "ziel" das du haben solltest?
ergibt sich ein "sinn"-volles leben und eine richtung,somit vielleicht mal auch ein ziel, nicht erst durch das erleben deines "neuen" trockenen lebens ?
ist doch besser bei null anzufangen als da nasse träume trocken leben zu wollen.
jo.........jeder der es "vorher" schafft is eigentlich besser dran!Gibt aus meiner Erfahrung nämlich son Punkt der "Abstinenzunfähigkeit"...... Mir persönlich fiel es leichter vom absoluten Nullpunkt anzufangen...ohne soziale Strukturen, ohne Job, Perspektive,ohne ohne Druck alles wiederhaben zu wollen....primär sekundär und tertiär abstinent zu sein... Gibt halt Suchtstrukturen, die erst alles auf null stellen MÜSSEN....ich dachte früher das ist bei jedem so und hab darum einigen die Abstinenzfähigkeit abgesprochen.. Jedoch bin ich die Ausnahme und die Mehrheit der mißbräuchlich-abhängig trinkenden, ist sehr wohl in der Lage, schon früh wieder verantwortungsvoll mit sich und anderen umzugehen!!! VICCO, der Ausdruck Weichei-Alkoholiker ist somit in diesem zusammenhang genau so absurd wie die Wortpaare:
obwohl körperlich abhängig hab ich auch noch kein "echtes" Delir gehabt und kenne Intensivstationen auch nur von aussen. Aber bin ich deswegen weniger Alkoholikerin,als die,die den kompletten Weg gegangen sind?
Hi Biene, so sehe ich das auch,genauso! Jemand,der regelmäßg trinkt und den Alk geziehlt einsetz(im Anfangsstadium)kann irgendwann nicht mehr ohne.Es wird dann die Zeit kommen ,da kann er weder MIT noch OHNE leben! Auch wie Du sagst:"rechtzeitig die Kurve kratzen".
Der Grat zwischen Funsaufen,Entspannungstrinken,Gewohnheitstrinken und abhängiges Trinken ist verdammt schmal und es ist oft ein Prozeß über Jahre,Jahrzehnte. Das geht genauso schleichend wie bei der Gewichtszunahme.Man merkt erst gar nichts,dann kneift die Hose und aufeinmal sind 15 kg mehr drauf. Wenn die Hose kneift ignoriert man es auch noch,bis sie dann gar ncht mehr zu geht. Man zieht auch nicht gleich die "Notbremse".Nö,dann wenn's echt zuviel ist, steht man vor einem Berg von Kilos und dann wird's schwer die wieder los zu werden. So sehe ich es auch mit der Alksucht. "Ist ja nicht so schlimm,andere trinken auch und vieeeeel mehr als ich." Meine Freundin (wir kennen uns nun 20 Jahre) ist Alkoholikerin.Sie trinkt jeden Tag ihr Bier 4-6 Halbe.Am WE darfs auch für nen "Groschen" mehr sein. Sie ist Spiegeltrinkerin.Man merkt es ihr nicht an.Nur wer sie kennt.Sie bezeichnet sich auch selbst als Alkoholikerin,will aber nichts machen für sich.Muß man ( ich) akzeptieren. Was ich mir nicht vorstellen kann,ist,dass sie am nächsten Morgen, keinen Tatterich hat oder Kreislaufbeschwerden oder Angstattacken hat? ?sie verneint das.Hmm...ich glaube sie hat das,gibt es aber nicht zu
Also bei 4-6 halben Litern ging es mir am nächsten Tag auch noch nicht schlecht. Außerdem hatte ich da am Morgen noch etwas Restalkohol - daher kein nennenswerter Kater. Und ob ich Entzugserscheinungen gehabt hätte, wusste ich nicht, da ich ja spätestens am frühen Nachmittag schon das nächste Bier intus hatte.
Ich erinnere mich an die Zeit, das muss so an die 8 Jahre vor Ende der Trinkerei gewesen sein, also so ziemlich genau bei der Halbzeit: da nahm ich mir jeden Tag vor, diesen Abend nichts zu trinken, und ging dann jeden (!!) Abend zur Tankstelle und kaufte 3 halbe Liter Bier, da ich ja keines eingekauft hatte. Das ging ziemlich lange so mit 3, und es fehlte mir was, wenn ich das mal nicht machte (weil ich z. B. kein Geld da hatte). Manchmal kaufte ich 4 - da hatte ich aber immer ein etwas schlechtes Gewissen, dass ich jetzt so viel trinke. Nach 4 Bier hatte ich auch einen ziemlichen Dusel. Da praktizierte ich das schon Jahre lang, es war irgendwie so ein Wendepunkt. Es wurden dann bald 4 Bier normal, dann waren es oft auch 6, manchmal artete es aus (bis 10). Da kaufte ich dann schon welches im Supermarkt, trank schon am frühen Nachmittag das erste, und kaufte die restlichen wie immer bei der Tanke. Dann fing ich an, täglich großzügig vorzusorgen beim Einkauf, 8 war dann normal.
Gedanken, dass ich süchtig bin, schleichend abhängig werde - die hatte ich schon in der Zeit mit 3 abendlichen Bieren. Da dachte ich schon, dass ich mir das abgewöhnen sollte. Körperlich abhängig war ich damals ganz sicher noch nicht. Aber der Appetit auf einenen angenehm betäubten Abend war damals schon haargenau gleich stark wie am Ende meiner Trinkerei.
Ich unternahm erst etwas, als es mir wirklich reichte und ich keine schöne Zukunft mehr sah, falls ich so weitertrinken würde. In den letzten Jahren kam zusätzlich noch dazu, dass ich beim Nachtdienst heimlich harte Sachen in die Limo tat. Es war eine Arbeit, bei der ich nicht groß was anrichten konnte, aber auf Dauer wurde der Lebenswandel etwas anstrengend, ich war die meiste Freizeit mit dem "Regenerieren" beschäftigt.
auch ich habe schon 'trockene' alkoholikerInnen erlebt, die mit ihren extremtiefpunkten und hardcoreschicksalschlägen, wegen derer sie trinken 'mussten' zu anderen in konkurrenz gingen und kategorisch erklärten, dass es anders gar nicht möglich sei, überhaupt abstinent zu werden.
in meinen augen: nasser trillefitt!
sich mit anderen zu vergleichen ist destruktiv und zeugt nicht von einer gesunden auseinandersetzung mit sich selbst. für jedeN ist genau DAS schlimm oder tiefpunkt, was er/sie selbst als solches empfindet: ganz egal, ob mein haus abbrennt, das auto eine panne hat, ob mein pferdepfleger mich verlässt oder mir der ehering ins klo fällt....
für mich gibt es kein relevantes 'ich war aber schlechter dran als du und hatte mehr grund zu trinken als du'; kein mehr oder weniger alkoholkrank; kein besser oder schlechter; keine konkurrenz und keine vergleiche. das wäre ein zeichen von sehr geringem selbstwertgefühl.
wer solche vergleiche nötig hat, um sich 'gut' und als 'anerkannter alkoholiker' zu fühlen, darf wohl noch ein gutes stück des weges gehen bis zur zufriedenheit mit sich selbst.
jedeR ist für sich selbst das maß der eigenen dinge, finde ich.
wer andere erst noch 'runtermachen' oder für 'weniger' erklären muss, um für sich selbst eine lebens- (und leidens-!)berechtigung zu haben, gibt m.E. zu erkennen, dass er/sie sich selbst nicht so akzeptiert, respektiert und mag, wie er/sie wirklich ist. das ist schade.
auch die diskussion um körperliche und psychische abhängigkeit halte ich für unwichtig und irreführend.
auch hier finde ich vergleiche destruktiv: was hilft es denn, zu sagen „ich war aber NUR psychisch abhängig und noch nicht körperlich, also ist es für mich viel leichter (oder schwieriger – je nach persönlicher einstellung!) abstinent zu werden/sein.“ ?!?!
zumal, wenn ich richtig informiert bin, die 'körperliche' abhängigkeit ja nicht erst dann vorhanden ist, wenn beim entzug ein delir auftritt.
viel viel früher schon treibt doch die leber ihr suchtspiel mit uns!
so weit ich weiß, stellt sich dieses wunderbare organ nämlich mit der zeit auf die zu erwartende giftmenge ein, um sie besser verarbeiten zu können:
am anfang noch ist sie über jeden alkohol 'überrascht' und produziert das erforderliche gift-abbau-material (Enzym ADH = Acetaldehyd-Dehydrogenase oder auch Alkoholdehydrogenase) je nach bedarf, NACHDEM der alkohol bereits im körper ist.
später, mit der gewöhnung, übt unsere leber vorausschauenden gehorsam, um mit den stetig steigenden alkoholmengen besser fertig zu werden:
sie sieht ein glas wein kommen und erinnert sich „aha, ein glas wein – die letzten wochen waren es aber bis zum schluss immer zwei flaschen. da werde ich das nötige material schon mal im voraus produzieren. ist ja besser, auf alles vorbereitet zu sein ....“
an die zuletzt benötigte höchstmenge erinnert sich die leber ein leberleben lang – auch wenn ganz lange kein alkohol mehr zu verarbeiten war. wenn aber mehr ADH in der leber ist als aktuell benötigt wird, verbreitet die leber im körper ein unwohlsein und signalisiert: „ich habe noch ne mege adh übrig, gib mehr stoff!“
tja. und schon trinken wir wieder mehr, als wir 'eigentlich' wollten. Der kontrollverlust ist da! so ein pech aber auch.
dieser kontrollverlust ist sicher nicht nur psychisch bedingt, sondern eindeutig auch mit einer körperlichen abhängigkeit verbunden. lange lange vor dem delir.
aus genau diesem grunde - weil die leber sich erinnert – ist man auch bei einem rückfall selbst nach langjähriger abstinenz wieder ganz schnell an dem alkoholkonsumpunkt (und darüber hinaus) an dem man vorher mit dem alkohol aufgehört hatte.
(mögen mir die fachmenschen unter euch verzeihen, dass ich das hier so ein bißchen grob und 'zeichentrickfilmmäßig' geschildert habe. falls ich total daneben liege, bitte ich um eine korrektur!)
und die moral von der geschicht?!
ganz egal, ob mein tiefpunkt am untersten ende der sozialen leiter stattfand oder ob es eher eine reihe von kleinen tiefpünkelchen war wie eine perlenkette, die mir die luft im loft abschnürte:
ich saufe nicht. und jedeR, der/dem das ebenso gelingt, verdient all meinen respekt. mich selbst eingeschlossen.
..........wenns dann doch weicheiigen Trinker gibt, dann gibts die Goldrandtrinker wohl auch. Die, die den Tiefpunkt auf sehr hohem Niveau erreichen, oder?
Bin zu faul, allen zu antworten; daher nur drei Antworten.
@Bea
Der Satz mit der Gosse hat mich beeindruckt, er ist ab sofort in meinem Zitatenschatz verfügbar. Es stimmt, die Sucht hat mich lügen, betrügen, stehlen lassen; nach aussen war ich der brave Ehemann mit Superjob.
@Uwe
Die Selbsteinschätzung "Weichei-Alki" war nicht ganz ernst gemeint; diente zur Polarisierung, um a bisserl zu provozieren. Danke für Deine Sicht auf Suchtstrukturen, die alles auf NULL stellen müssen, wie Du schreibst. Mir ist allerdings seit einiger Zeit bewußt, daß meine Suchtstruktur durchaus noch vorhanden ist, obwohl ich seit über neun Jahren nicht trinke und seit fast acht Jahren nicht mehr rauche. Ich habe allerdings in meiner Trockenheit Strategien mir erarbeitet, die es mir erlauben, mit dieser Struktur zu leben.
@Amethysema
Danke für Deine Schilderung des Zusammenhangs Leber - ADH-Produktion und Kontrollverlust. Kannte ich so noch nicht. Vor allem hast Du es so plastisch geschildert, daß es sogar ich kapierte
hallo viktor, ich finde, daß jemand, der wie du noch "rechtzeitig" den Absprung geschafft hat, ganz und gar kein weichei, sondern sehr mutig ist, damit der karren nicht ganz in den dreck fährt. Überspitzt gesagt, müssen wir co´s uns von unseren alkis doch nicht erst verprügeln oder unser geld versaufen lassen, damit wir als ECHTE co´s gelten oder? Die eher subtil ablaufenden strukturen finde ich persönlich sowieso ziemlich heftig- für alle beteiligten. ganz liebe grüße varkentje
Anfang`s sass ich in meiner SHG und dachte bei so manchen Lebensgeschichten: Mein Gott, bei diesen Stories, kannst Du gar nicht mithalten, soweit unten war ich doch nicht.
Mittlerweile denke ich: Gut, das ich so weit unten nicht war. Für mich dient das immer wieder als Abschreckung und ich bin dankbar das ich mir noch rechtzeitig eine Chance gegeben habe.