am Freitag in meiner SHG wurde über das "nasse Denken" gesprochen. Ich selber bin trocken, merke aber, daß ich immer wieder noch nass denke ( so nach dem Motto:" ach ja eine Glas kann ja nicht schaden"! Ich weiß das ich es nicht kann und ich laß es auch...aber: wie geht ihr mit solchen Gedanken um....! Ich will das nicht und hinterfrage mich auch immer, was fehlt Dir gerade, warum willst Du Dich jetzt verändern....trotz allem treten diese Gedankenspiele immer wieder auf!
bis vor einiger Zeit hat mich genau diese Frage auch beschäftigt. Inzwischen bin ich aber ganz von selbst viel gelassener geworden.
Der Gedanke "ein Glas schadet ja nicht" taucht tatsächlich manchmal auf. Egal ob man das will oder nicht, er ist nunmal da und ihn einfach verdrängen bringt nichts.
Ich sehe das so: Das gehört zu dem Denkmuster, das mich fast mein ganzes Leben lang begleitet hat. Sozusagen ein Überbleibsel aus der alten Zeit. Ich habe mich darin geübt Geduld zu haben. So ein altes Denkmuster verschwindet eben nicht so schnell. Kann sehr viele Monate oder Jahre dauern.
Wenn ich heute denke "ein Glas schadet doch nichts" taucht inzwischen jedoch gleich der andere Gedanke "ein Glas schadet sehr wohl" auf. Fast schon automatisch. Auch habe ich schon ganz gut verinnerlicht, dass ein keinen Grund zum Trinken gibt. Hab mich schon richtig an das Nichttrinken gewöhnt.
Mag sein, dass es sich um nasses Denken handelt (ein Glas schadet ja nicht). Na und, wenn schon. Geht eben nicht von heut auf morgen. Ausschlaggebend ist doch der unbedingte Abstinenzwille. Oder nicht?
Meiner Meinung nach kann man/frau auch in so 'ne Art Selbstbezichtigungsspirale kommen: Huch, was habe ich für schlimme Gedanken, ich bin noch nicht trocken genug im Sinne von ... von wem oder was eigentlich. Wer definiert, was "nasses Denken" ist?
Ich halte solche Gedanken auch noch Jahren der Abstinenz für völlig normal, allerdings nur, wenn sie ab und zu auftauchen, also nicht ständig mein Denken und Trachten beherrschen. Treten diese Gedanken vermehrt auf, träume ich sogar, Alkohol getrunken zu haben, dann ist für mich höchste Zeit hinzuschauen, welche Baustellen ich momentan verdränge.
Gruß Viktor
PS Ich halte den Spruch "du/ihr denkt immer noch nass; bzw. euer Handeln/Reden zeugt von nassem Denken" für 'ne billige rhetorische Keule - so ala "Du böser Kommunist, Anarchist, Illigist, Romkirchenverschwörer" (näheres in de.sci.geschichte oder de.alt.soc.verschwörung)
Ich denke auch daß das viel mit dem gewohnten Trinkmuster zusammen hängt. Kann ich zumindest für mich behaupten. Solche Gedanken hatte bzw. habe ich meist um die Uhrzeit, als ich früher anfing mit trinken.
"Ein Glas kann nicht schaden", diesen Gedanken kenne ich nicht, da bei mir der Wunsch des Betäubens im Vordergrund war. Die Leere in mir wegspülen.
Für mich gibt es da nur die Möglichkeit des Aushaltens. Auch ein "Normalo" hat solche Phasen und besäuft sich deshalb nicht gleich.
Fazit: So ist nun mal das Leben und nüchtern zu sein, bedeutet ja nicht, das nun alles rosarot und toll ist.
Genauso wie die gewohnten Gedanken des Trinkens, wird auch das Nichttrinken ein Stück Gewohnheit. Als wir letzte Woche auf einem Konzert waren, ist mir wieder mal so richtig bewußt geworden, das es noch vor einiger Zeit undenkbar gewesen wäre für mich, abends weg zu gehen ohne Alkohol zu trinken. Jetzt ist das Nichttrinken für mich ein Normalzustand.
Moin Kicks, "nasses denken" ist, so denke ich mal, eine begrifflichkeit, die eine jede/ein jeder anders für sich definiert. Was du beschreibst ist für mich das wieder auftauchen eines, über einen langen zeitraum erlerntes, verhalten. Das solche gedanken nicht einfach aufhören, weil ich den alkohol weglasse ist m.e. völlig normal. Die frage die sich mir bei solchen gedanken stellte war, wie gehe ich damit um. Zu erst einmal, nö, will ich nicht, ist keine option Dann, warum denke ich das jetzt? Was hat dieses "alte" verhaltensmuster aktiviert. Stress, belohnung, was auch immer. Dann ein freundliches nachdenken, wie ich mir jetzt etwas gutes tun kann. In sachen belohnung habe ich da im letzten jahr eine eisdiele gesponsort, in sachen stress mir sobald möglich eine saunnier auszeit genommen. Dann, freundlicher gestimmt, weil ich mich um mich gekümmert habe, überlegt, ob ich diese auslösende situation ändern kann. Mal ging es, mal nicht. Bei bestimmten ritualen ( der schnaps nach einem fetten essen z.b.) kann ich diesen u.a. mit einem esspresso ersetzen. Manche situationen kann ich schlicht nicht ändern, aber, und das empfinde ich als ausgesprochenen bereicherung meines lebens, ich kann an meinem verhalten dazu etwas verändern.
Indem ich mein altes handlungs system( trinken) mit neuen (eisessen, saunen....) besetzt habe, kamen die gedanken an das lösungsmittel alkohol immer seltener. Seit vielen monaten gar nicht mehr. Nasses denken ist für mich zwar nicht mehr zu trinken, aber ansonsten alles, bzw. vieles, beim alten zu belassen. Also nicht die verantwortung für mich zu übernehmen und mal einen sehr genauen blick auf den rucksack meines lebens zu werfen und ihn neu zu sortieren und das eine oder andere teil daraus in die tonne zu treten, weil es mir nur als stolperstein auf meinem neuen weg rumliegt. Oder als zukünftiger saufgrund eine sperrangelweite hintertür darstellt. Lang geworden, ging irgendwie nicht kürzer Lieben gruss dir Hermine
ich bin im 13 Jahr ohne Rückfall trocken. Diese Gedanken wie sie Kicks beschreibt sind immer mal wieder da gewesen. Aber es waren nur Gedanken! Ich hatte dbei keinen Saufdruck.
Als ich das für mich auseinander sortiert hatte, was für mich Gedanken und was Suchtdruck ist, habe ich mich vor solchen Gedanken nicht mehr gefürchtet.
Andere Menschen, die auch sehr negativ eindrucksvolle Erlebnisse hatte, kommen gedanklich da auch immer mal wieder darauf zurück. Ich halte das für menschlich..........
Die Gedanken, die auftauchen, lasse ich zu. Ich darf denken, was ich will. Aber ich muss mir über die Realität im Klaren sein, dann wird nichts passieren.
Ich weiß, dass mir ein Glas viel zu wenig wäre, und dass ich wieder regelmäßig trinken würde, und das will ich nicht!! Deshalb gibt es nur die eine Möglichkeit: nämlich nichts zu trinken (und das ist auch die einfachste Methode).
Ehrlich gesagt finde ich die Leute, die trocken sein möchten und dann sehnsuchtsvoll überlegen, ob sie ab und an eine Ausnahme machen können, schlicht dumm. Entweder sie sind so blöd, oder sie haben sich einfach noch nicht mit ihrer Sucht auseinandergesetzt. Denn jeder, der sich über sein Problem im Klaren ist und beschlossen hat, dass es kein Zurück mehr gibt, denkt nicht nass.
Zu den Gedanken: Ich halte es zwar so, dass ich alles denken darf, z. B. auch an das Trinken. Allerdings passe ich schon auf, dass ich nicht in sinnloses Grübeln abgleite. Ich bin ja überhaupt der Meinung, dass man JEDES Grübeln unterbinden sollte. Wenn man sich beim Grübeln ertappt, sollte man zu sich sagen "stopp! genug gegrübelt!" und irgendwas Aktives, Lustvolles tun, rausgehen.
ZitatMeiner Meinung nach kann man/frau auch in so 'ne Art Selbstbezichtigungsspirale kommen: Huch, was habe ich für schlimme Gedanken, ich bin noch nicht trocken genug im Sinne von ... von wem oder was eigentlich. Wer definiert, was "nasses Denken" ist?
Gut ausgedrückt, das Ding mit der Selbstbezichtigungsspirale. Kenne ich gut von mir selber. Mein Therapeut hat mich dann auf den Boden der Tatsachen zurück gebracht und mir erklärt, das es Gewohnheítsdenken ist und für einen Alkoholiker normal. Wichtig ist doch wie ich mit diesen Gedanken ungehe und was ich für mich daraus lerne.
danke für Eure Rückmeldungen! Ich hatte dieses Thema in der SHG angesprochen weil es mir immer Angst machte...jetzt nach einer guten Gruppe und auch Euren Meinungen und Gedanken dazu erschreckt es mich nicht mehr so sehr ( ich hatte große Angst das ich damit einen Rückfall aufbaue )! Meistens kommen sie auch bei mir zu den üblichen Trinkzeiten. Ich versuche das jetzt mal als normal anzusehen ....ich muß eben erst umlernen und das dauert!
hallo Kicks, " . . nass denke ( so nach dem Motto:" ach ja eine Glas kann ja nicht schaden"! Ich weiß das ich es nicht kann . " // Daran hatte ich jahrelang gebastelt, alle 4 Wochen auf's neu, bis dann gar nichts mehr ging. Danach Kapitulation. Danach kamen solche Ideen nicht mehr. Höchstens theoretisch, z.B. weil jemand in der Gruppe das ansprach, aber es ging nie wieder unter die Haut. Gruß Max
ZitatDer Gedanke "ein Glas schadet ja nicht" taucht tatsächlich manchmal auf. Egal ob man das will oder nicht, er ist nunmal da und ihn einfach verdrängen bringt nichts.
ZitatIch halte solche Gedanken auch noch Jahren der Abstinenz für völlig normal, allerdings nur, wenn sie ab und zu auftauchen (vicco)
Ich stehe still und staune! Wenn das „normal“ ist, dann bin ich sehr froh, dass ich gar nicht „normal“ bin. Auch nicht ab und zu.
ich denke mal,daß "nasses Denken" sehr viel subtiler auftritt,als der Gedanke an ein Glas mit Alkohol.
Die Fallstricke treten noch eher auf.
Indem man un-absichtlich z.B. nicht mehr auf seine Bedürfnisse achtet und sich so bewusst/unbewusst selber sabotiert. Und dann letztendlich als ultimativen Lösungsweg wieder zur Flasche greift/greifen muss.
@Sierra,
sach mal,aus welchem Loch musst Du denn rausgetreten sein,um so gründlich geläutert zu sein?
@Sierra, sach mal,aus welchem Loch musst Du denn rausgetreten sein,um so gründlich geläutert zu sein?
Ich glaube, das hat nichts mit Läuterung zu tun. Ich kann nur von mir sprechen: es (dieGedanken an's trinken) hat irgendwann aufgehört und ich habe es nicht gemerkt. Momentan mache ich etwas ähnliches durch, mit Nichtrauchen. Da kommt noch ab und zu ein (sehr kurzes) Verlangen, das wird mit der Zeit aber immer weniger. Ich denke, es wird irgendwann aufhören und damit zur Normalität werden.
Andere Sachen (!), wie z.B. Hobbies oder andere persönliche Interessen haben dann einen so hohen Stellenwert, dass für die 'überwundenen Süchte kein Platz' mehr bleibt.
hallo, ich denke manchmal früher um die Zeit, früher nach der Situation usw., da habe ich 1 Glas getrunken. Aber wenn man damit abgeschlossen hat süchtig bezw. krank zu sein, dann kann der Gedanke "ein Glas schadet doch nichts" nur falsch sein und dürfte eigentlich gar nicht erst kommen. Meine Meinung im Moment dazu. Liebe Grüße Dorte
daß sie mich auf einen Fehler hinweisen. In meinem Satz fehlen die Worte "für mich". Ich ändere den Satz also ab wie folgt: Solche Gedanken sind für mich normal....