ZitatGepostet von Lissy01 Bei mir war es das auf jeden Fall und ich habe tatsächlich heute manchmal das Gefühl in einer Parallelwelt zu leben, in der andere Ziele gelten, als früher, nähmlich meine Eigenen Ziele.
Erstaunlich finde ich, daß dabei kein großer Konflikt entstanden ist mit meiner Um-Welt.
Wie sollte da auch ein Konflikt entstehen, wenn Deine eigenen Ziele die Grenzen Deines Umfeldes nicht sprengen?
...in seinen Verhältnissen leben, über seine Verhältnisse leben, mit seinen Verhältnissen leben...
Die älteste Regel der Lebenskunst, das rechte Maß zu beachten, heißt nicht nur, es nicht zu überschreiten, sondern auch, es zu erfüllen. Zuvor aber müßte es gefunden werden. (Gerhard Branstner)
du hast es ziemlich genau auf den punkt gebracht wie ich das meine. ich wollte mir meine neugewonnene energie und arbeitsfähigkeit beweisen. eigendlich nichts anderes wie fitnesscenter oder joggingwahn gegen den ich schon bei pp gemahnt habe. das erste halbe jahr meiner trockenheit bin ich sehr besonnen und in sensibler ichbeobachtung geblieben. den pfad habe ich verlassen und bin irgendwie ausser puste. ich werde die ganzen sachen erst mal so laufen lassen wie sie laufen und mach mich auf die suche nach einem weg zu mir. vielleicht mit der u-bahn.
Aber das ist ja genau der Knackpunkt, daß ich ca 35 Jahre meines Lebens immer mit der Angst rumgelaufen bin, wenn ich nicht so funktioniere, wie meine Umwelt erwartet, dann laufe ich in einen Konflikt.
Und Konflikte -war mir beigebracht worden- sind Scheiße und müssen unbedingt vermieden werden.
Im gleichen Maße, wo ich konfliktbereiter wurde, habe ich festgestellt, daß die meisten Konflikte nur zwischen meiner linken und meiner rechten Hirnhälfte existieren.
Der Rest der Welt ist meist viel zu träge für einen ordentlichen Konflikt und immer gerne bereit für einen tragfähigen Kompromiß.
so ähnlich wie Dir mit Deiner Schauspielerei ging es mir wohl mit der Umschulung auf vom Gärtner auf die Computer-Programmiererei.
Ich war so glücklich und dankbar über diese Chance, und natürlich auch durchdrungen von dem Gefühl, daß ich was beweisen muß, daß ich mich über Jahre total verausgabt habe.
Warum sollst Du Dich nicht mit der U-Bahn auf die Suche nach Dir begeben? Ich hab das erst gelernt über diverse pragmatische Entspannungstechniken: Chi Gong, Yoga, Selbsthypnose...
Die ersten Male in der Tiefenentspannung beim Chi Gong mußte ich heulen, weil ich keine 10 Minuten still halten konnte.
Ich hätte das auch nicht mehr alleine lernen können, sondern habe dazu Unterricht gebraucht.
Also bevor Du überlegst, Dich für längere Zeit ins Kloster zu verabschieden oder dgl. kannst Du doch mal gucken, was es bei Dir in U-Bahn Nähe gibt, wo Du 1x die Woche lernen kannst, zu Dir zu kommen.
"Also bevor Du überlegst, Dich für längere Zeit ins Kloster zu verabschieden oder dgl. kannst Du doch mal gucken, was es bei Dir in U-Bahn Nähe gibt, wo Du 1x die Woche lernen kannst, zu Dir zu kommen."
fiel mir ein, dass du mal von einem Feldenkrais-Workshop geschrieben hast, der dir sehr gut getan hat:
ZitatGepostet von Lissy01 Im gleichen Maße, wo ich konfliktbereiter wurde, habe ich festgestellt, daß die meisten Konflikte nur zwischen meiner linken und meiner rechten Hirnhälfte existieren.
Der Rest der Welt ist meist viel zu träge für einen ordentlichen Konflikt und immer gerne bereit für einen tragfähigen Kompromiß.
Hallo Lissy,
das ist bei mir völlig anders.
Sicher habe ich auch "innere" Konflikte zu bewältigen, der größere Teil des Konfliktstoffs entsteht aber an den Schnittstellen zur Außenwelt.
Ganz allgemein ist das Erkennen, Aushalten und Austragen von Konflikten eine Sache, die ich - vermutlich wie jeder andere Mensch - lernen mußte. In meiner Kindheit hatte ich da auch keine guten Vorbilder in meinen Eltern. (Sie ruhen in Frieden.)
Offen traten nur die zutage, die sich nicht mehr verheimlichen ließen, unsachliche verbale Auseinandersetzungen und Gewalt gegen sich selbst als Lösungsmuster und Druckmittel gegen die anderen haben mich reichlich belastet. Ich habe lange gebraucht, um das bei mir abzustellen.
Doch irgendwie bin ich damit vom Regen in die Traufe gekommen. Diese "Kompromißbereitschaft" habe ich nun für mich, wenn es um eine schrittweise sachliche Lösung geht, nicht jedoch, wenn dabei die Wahrung des Gesichts das Hauptziel ist. Mir ist daran gelegen, der jeweiligen Sache auf den Grund zu gehen. Da hält sich logischerweise die Kompromißfähigkeit in Grenzen. Und wenn Demokratie als bloßes Mehrheitsrecht verstanden wird, habe ich ebenso ein Problem. Wenn 95% der Menschen an Krebs erkrankt sind, folgt ja nicht daraus, dass dann die restlichen 5% die Kranken sind und Krebs jetzt normal. Ich habe es gern, wenn Harmonie herrscht, aber nicht, wenn dabei mein Teppich zur Gebirgslandschaft wird...
Verschieden Methoden, selbst zur Ruhe zu kommen, halte ich für nützlich. Ich habe mir schon vor zwanzig Jahren mit Hilfe eines Buches autogenes Training angeeignet, nur wußte ich damals noch nicht wie heute, dass ich mir die Zeit dafür auch nehmen darf. Bei mir stehen die fünf Tibeter im Bücherschrank, und was Menschen durch jahrelanges Training von Körper und Geist im Stande sind zu leisten, habe ich mit runter geklappter Kinnlade beim Anblick von Shaolin-Mönchen mit eigenen Augen gesehen. Aber die machen auch nichts anderes... Ich bezweifle, dass jemand dahin kommen kann, der früh und abends eine Stunde durch Berlin oder München oder sonstwo zur Arbeit fahren muß...
Zitat: "...zu träge für einen ordentlichen Konflikt..."
...bedeutet meist - geistige Trägheit, Selbstgefälligkeit und Selbstgerechtigkeit - milde ausgedrückt...
na gut, auf die Suche gehen ist ja schon mal was .
Da ich häufig mit einem recht ähnlichen Berufsumfeld wie deinem konfrontiert bin fiel mir beim Lesen dieses Threads auf, dass ich einen ähnlichen (sorry) "Fall" kenne ... die "Lösung" (oder "Findung") war dort, nach viel U-Bahn-Fahren so simpel, dass der damals "Suchende" nach der "Lösung" fast vom Stuhl fiel: er, Schauspieler , "fand" sich durch einer Rolle, ganz ohne einfach nur ein Abklatsch derselben zu sein ... er "fand" sich quasi durch das Erarbeiten, Verstehen und Spielen sowie den Feedback auf sein RollenSpiel ... was aber nicht heisst, dass er diese Rolle als sein Leben übernommen hat.
... wie schon geschrieben, nur ein ähnlicher (sorry) "Fall" ...
Davon einmal abgesehen glaube und denke ich, dass du dich schon gefunden hast ... du weisst es nur noch nicht ...
Verstehe ich nicht. Wie meinst du das? Ich selbst finde Gärtnern sehr "erfüllend", aber zum Geld verdienen überhaupt nicht geeignet. Die Arbeit, die drin steckt, kann keiner angemessen bezahlen.