ich war heute beim Einkaufen und zog dazu meine Schläpple an. Als ich so vor mich dahinschlenderte hörte ich ein Kind hinter mir:"Der hat ja Hausschuhe an". Die Mutter ermahnte ihn sofort er soll sowas nicht herumschreien.
Mir kam der Gedanke, daß sind genau die Rückmeldungen die ich mir von meiner Gruppe erwarte. Mir fällt etwas an dir auf was aus meiner Erfahrung nicht normal ist. Das ganze ohne Wertung und ohne Erwartung. Es muß auch nichts besonderes sein.
An dem Vorfall wurde mir auch wieder klar warum ich erst wieder lernen mußte solche Rückmeldungen zu geben. So etwas sagt man einfach nicht. Schade eigentlich.
Es ist am Anfang natürlich auch ungewohnt solche Rückmeldungen zu bekommen und ich hatte zuerst das Gefühl der andere will mir böses.
Kinder sind noch so unverfälscht. Sie sagen einfach, was sie sehen. Was das Kind wohl über die Reaktion der Mutter denkt? Warum darf ich nicht sagen, was ich sehe? Sind Hausschuhe so schlimm?
Kinder sollen oft irgendwas nicht aussprehen, weil es Erwachsenen peinlich ist. Und dann fangen sie irgendwann, an ihren eigenen Wahrnehmungen zu zweifeln. Aber das war eigentlich nicht dein Thema? Fiel mir nur dazu ein.
Klar ist es ungewohnt, solche Rückmeldungen zu bekommen, von Erwachsenen. Meine Schwester sagte öfters Verabredungen ab, oder sagte am Telefon, wenn ihr etwas zuviel war, und sie lieber einandermal telefonieren wollte. Anfangs war ich verschnupft deswegen, weil ich mich zurückgewiesen gefühlt hab. Bis ich verstand, dass sie nur auf ihre eigenen Grenzen achtete. Und das ist okay. war nur ungewohnt für mich, weil ich selbst damit noch nicht angefangen hatte.
Passiert sowas nicht, weil Menschen erwarten, das sowas auch anderen peinlich (oder unangemessen) ist, also in dem Fall Ralfi ?
Was hätte da vielleicht jemand anders dazu gesagt, mit einem Lachen .... "fehlen nur noch die weißen Tennissocken " oder so. Und schon wäre man in einem kleinen Gespräch gewesen ?
Moin Ralfi, lieben dank dir für diesen einblick. Rückmeldungen in der gruppe sind für mich das a und o. In meiner dienstagsgruppe werde ich immer angesprochen, wenn bei mir etwas unrund läuft. Ich werde dort gesehen und wahrgenommen. So wie auch ich sehe und wahrnehme. Auch ich spreche menschen an, wenn ich das gefühl habe da läuft was unrund. Ein geben und nehmen und ich kann nur sagen, ich bekomme sehr viel, besonders in meiner themengruppe. Der stamm sind 25 leute. Ist schon was ganz besonderes, bin halt ein glückskind.
Schönen restsonntag und genieße die retour stunde lieben gruss Esther
Hm, also gesund ist Kindermund nicht immer. Als ich so 9 Jahre alt war hatten meine Eltern besuch von einer Familie, von der ich wusste das sie Geldmässig sehr arm dran waren. (Aus einer Unterhaltung meiner Eltern, Kinder merken sowas beim spielen ja nicht wirklich) Als wir dann zu Mittag gegessen hatten sagte ich so aus vollem Herzen: Greift zu, hier ist es wenigstens umsonst. Da hat es über den Tisch hinweg eine saftige Ohrfeige von meiner Ma gesetzt. Als Kind habe ich das überhaupt nicht verstanden Jetzt schon. Gruß Melli die trotzdem der Meinung ist, dass meine Ma mich auch nur hätte ermahnen können.
ich hatte als Kind ein ähnliches Erlebnis. Hat mich sehr geprägt. Lange hatte ich danach keine eigene Meinung. Ich war danach sehr verunsichert, was darf ich eigentlich sagen und was nicht.
Da sind doch die Eltern in der Verantwortung. Sie haben darauf zu achten, dass Kinder solche Gepräche der Eltern nicht mitbekommen. Wenn ein Kind dann damit am Tisch rausplatzt ist das doch nur die Quittung für ihr Verhalten. Ist doch unglaublich respektlos gegenüber dem Kind es dann zu ohrfeigen oder zu schimpfen. Und dann noch vor anderen.
ich hatte mal vor Jahren aus einem Kartoffelsalateimer einen Lampenschirm gebastelt. Er sah sehr edel aus, mit verchromten Schrauben, und Besucher tippten auf das Werk eines italienischen Designers. Bis mal ein kleiner Junge mitkam und erstaunt fragte: "Warum habt ihr denn einen Eimer an der Lampe?" Habe keine Ahnung mehr, wie ich ihm das erklärte. Auf jeden Fall war diesem Jungen das Vertrauen in seine eigene Wahrnehmung noch nicht aberzogen worden.
hi Ralf, war doch schön, und offen, und auch harmlos. (hätte glatt von mir sein können Ein Kollege von mir fuhr einst in der Straßenbahn. Straßenbahn knackevoll. Kollege steht mit seinem Sohn (4) im Gang. Die Straßenbahn hält auch noch auf der Brücke, und es ist sehr heiß. Alles stöhnt vor sich hin. Da äußerte der Sohn, indem er mit dem Finger auf die Dame vor sich zeigte, "Papa, die Tante muss mal". Mein Kollege erschrak, wunderte sich, und er macht natürlich das einzige Falsche, denn er äußerte (erwachsen!!) "aber Martin, wie kommst du denn darauf?" Der Sohn nimmt die Frage natürlicherweise wörtlich und beantwortet suie seinem Vater korrekt "na eben hat sie schon gepupt". Die bereits vorher begonnene allgemeine Heiterkeit erbrach sich darauf in brüllendes Gelächter. Die Bahn fuhr wieder an, und die knallrot gewordene Dame stieg an der nächsten Haltestelle vehement aus. Aber insgesamt war es doch eigentlich richtig, Max
hübsche Geschichte. Der Junge hat wirklich gute Chancen ein selbstbewußter und tolleranter junger Mann zu werden.
Hat er doch viel gelernt an diesem Tag. Erstens darf er natürlich seine Wahrnehmungen äußern, die waren sogar richtig. Hat erfahren dürfen, dass man aus ganz simplen Dingen wie Eimern, mit Hilfe seiner Kretivität und Geschick hübsche Dinge herstellen kann und dass jeder sich mit den Dingen umgeben kann, mit denen er sich wohl fühlt, egal was andere davon halten.
Da ihm keiner angezischt hat: "Junge soetwas sagt man doch nicht!", sind ihm auch viele Scham- und Schuldgefühle erspart geblieben die er gehabt hätte, da er doch seine Äußerung machte, ohne jegliches Unrechtsempfinden und aus echtem Interesse heraus. Darf er nämlich, weil er noch ein Kind ist und noch nicht schuldfähig. Deshalb muß sich ein Kind weder schämen noch schuldig fühlen.
Leider sind es oft die Eltern die ihre Verantwortung und ihre eigenen Scham- und Schuldgefühle auf ihre Kinder abschieben und sie damit dann einfach allein lassen.