ZitatIch will das nicht und es ist ein riesiges Opfer für mich, der Versuch der Anerkennung, dass sie so sind wie sie sind, mich dem Anzupassen, wenn sie zu Besuch sind, weil sie eben nicht anders können. Aber lange kann ich nicht, sonst ersticke ich....
Das erschrickt mich zu lesen. Erinnert mich so wahnsinnig an mein altes Leben. Dem Ersticken konnte ich dann immer nur mit Alkohol geradeso entgehen.
Inzwischen ist das ganz anders. Es ist auch anders, weil ich nicht im Traum daran denke, mich meinem Besuch anzupassen. Das ist verkehrte Welt. Ich passe mich an, wenn ich jemanden besuche und erwarte es nicht umgekehrt.
Einige von früher, kommen nicht mehr zu besuch. Recht so, denn ich will keinen Alkohol mehr trinken, um solch einen Besuch zu ertragen. Meine Mutter gehörte auch zu diesen Besuchern!
Ich besuche sie auch nicht mehr, weil ich mit ihrer Art zu Leben einfach nichts anfangen kann. Sie erwartet es zwar von mir, doch es sind ihre Erwartungen und nicht meine. Ich habe auch keine Veranlassung mehr ihren Erwartungen entsprechen zu wollen, weil es mir einfach mal nichts bringt.
Früher habe ich immer mein Leben so versucht zu leben, wie es andere von mir erwarten. Mein Mann, meine Kinder, meine Mutter, meine Nachbarn..... Weihnachten z.B. wurde auch so gefeiert, wie in meiner Familie so üblich. Fanden alle ganz toll so, nur ich nicht. Also mache ich es dieses Jahr ganz, ganz anders. Keiner versteht das und alle sind sauer. Nur ich nicht. Ich freue mich diesmal einfach nur riesig auf mein Weihnachten.
Kaum zu glauben, dass ich das jetzt auch tatsächlich so lebe. Wäre für mich noch vor einem Jahr (obwohl damals schon trocken) noch unmöglich gewesen.
Was ich eigentlich sagen will, es geht doch um die eigenen Erwartungen an sein eigenes Leben. Nicht um die Erwartungen, die andere an ihr Leben haben und einen einfach so mal mit einbeziehen wollen. Auch wenn man es eigentlich doch gar nicht will.
beim ersten Durchlesen Deines Posts sind mir natürlich spontan auch so Sachen gekommen, wie Alles liegen und stehen lassen und in die Anden zum Bergsteigen fahren. Da wär jetzt Sommer!
Aber nach deinen letzten Posts ist mir klar geworden, daß diese „schrecklich unvernünftigen“ Dinge doch in Wirklichkeit Sachen sind, die gar nicht soooo unvernünftig sind.
Bei Dir wäre es ja wohl, daß Du Dir Distanz verschaffst gegen Menschen, die Dir offensichtlich nicht gut tun.
Bei mir war so ein Befreiungsschlag diese Woche, daß ich meinem Chef endlich untersagt habe, im Großraumbüro zu rauchen. Aus meiner Sicht eine sehr vernünftige Reaktion, weil ich schon länger gesundheitliche Beschwerden habe, die mit dem schlechten Klima im Büro zu tun haben (sei mal dahin gestellt, ob damit das Raumklima oder das Betriebsklima gemeint ist.) Obwohl ich weiß, daß ich komplett im Recht bin mit meiner Forderung, war das unwahrscheinlich angstbesetzt für mich.
Aus Sicht meiner Kollegen war es eine sehr unvernünftige Reaktion, weil er mich dafür hassen wird und die Folgen unabsehbar sind.
Ich möchte aber nicht mehr den Mund halten in Dingen, wo ich eigentlich genau weiß, was gut ist für mich und nur zu feige bin, das auch umzusetzen.
ZitatMan kann ja nu mal nicht jeden vor die Tür setzen, der einem nicht passt.
Doch, Joosi, man kann und Frau auch, sie muß nur bereit sein, die Folgen zu tragen.
Schrecklich unvernünftig wäre doch ehr, wenn Du wegen so einer unbefriedigenden Situation wieder trinken würdest?
Du mußt sie ja nicht gleich vor die Türe setzen, kannst aber aufhören, Dich so zu verhalten, wie stillschweigend von Dir erwartet wird. Sei doch einfach so Du selbst, daß es für Dich schon kaum mehr einen Unterschied macht, ob sie da sind oder nicht. Dann mußt Du auch nicht dran ersticken. Sie werden sich dann das nächste Mal schon überlegen, wie lange sie dableiben.
Mein nächster Befreiuungsschlag wird sein, mich komplett aus diesem Job zu lösen in die Ungewissheit der Selbständigkeit rein.
Das ist auch schrecklich unvernünftig und ich weiß aber genau, daß es für mich besser wäre und deswegen freu ich mich schon ganz schrecklich drauf!
Und bis es soweit ist, verhalte ich mich jetzt einfach mal so im Job, wie es m i r gut tut und nicht so, wie es erwartet wird. Die Folgen trage ich dann auch (hoffentlich:gruebel.
Über Deine hoffentlich mußte ich dann doch schmunzeln. Warum solltest Du die Folgen denn auch nicht tragen können? Bist doch eine verantwortungsvolle, sehr vernünftige Frau, die ganz genau weiß, was sie tut.
Und wenn es doch falsch war? Na und, konntest Du doch jetzt noch nicht wissen.
mit dem "Hoffentlich" wollte ich nur ausdrücken, daß ich die Möglichkeit mit einkalkuliere, daß ich eines Tages bereuen werde, so gehandelt zu haben.
Wer kann das heute schon wissen? Ich weiß aber ganz sicher, daß ich bereuen werde, wenn ich einfach nur weitermache wie bisher.
Also versuche ich halt, mich von all den Möglichkeiten in der Zukunft nicht allzusehr ängstigen zu lassen, weil sonst komm ich ja keinen Meter vorwärts.
jetzt wollt ich mal erzählen, was ich so Unvernünftiges mache tagaus, tagein, nun hat sich aber das Thema doch etwas geändert. Warum es dir gerade so geht, glaube ich anhand der privates Mails, die wir uns so schreiben, zu erahnen.
Ich spiele sehr oft World of Warcraft. Ein Onlinespiel, das Hunderttausende von Menschen spielen. Ich verbringe sehr viel Zeit mit ganz vielen anderen Menschen zusammen und bin einfach ich selbst. Wir unterhalten uns über TS, das heißt, wir können auch alle miteinander plaudern. Zum Beispiel werde ich heute abend zusammen mit 39 anderen Spielern mal wieder Molton Core clearen. Das heißt, gemeinsam jede Menge Monsterbosse killen, wobei ich eine Priesterin bin, die die anderen Spieler versucht zu heilen, naja, manchmal sterben sie mir auch unter meinen Händen weg! Wenn das mal nicht unvernünftig ist? Zumindest mit Menschen in meiner Altersgruppe brauche ich mich da nicht zu unterhalten, die halten mich alle für gagga. Naja, vielleicht bin ich das ja auch ein bisschen.
Ansonsten finde ich es wieder unvernünftig, dass ich heute Spätzle selber mache. Das macht immer so viel Sauerei.
Und demnächst mache ich das Unvernünftigste überhaupt. Ich gehe Bowlen! Ansich ja nicht wirklich unvernünftig, wenn ich nicht dadurch immer so Ischiasprobleme kriegen würde und mindestens 3 Tage lang nicht mehr richtig laufen kann!
Liebe Gaby, ich wünsche dir trotzdem noch ein schönes WE und sei einfach so wie du bist, vielleicht ist dir das unvernünftig genug?
ZitatIst euch mal aufgefallen, dass sich hier jetzt seit Stunden kein Mann mehr zu Wort gemeldet hat. Ob es dafür wohl einen Grund gibt oder ist das Zufall
bei mir hat das den grund dass ich kein langweiliges leben habe und ich mir nicht vorstellen kann dass ich mal jemand anders fragen müsste wie ich mein leben aufpeppen soll.
Zitatbei mir hat das den grund dass ich kein langweiliges leben habe und ich mir nicht vorstellen kann dass ich mal jemand anders fragen müsste wie ich mein leben aufpeppen soll
Darum geht es in diesem Thread doch mittlerweile gar nicht mehr polar.
Inzwischen ist doch hier ein sehr ernstes und trauriges Thema Gegenstand der Beiträge. Und mich würde eine männliche Sicht der Dinge auch mal interessieren.
Ich bin auch zutiefst be- und getroffen von der Wendung des Themas.
Denn Gaby, das was Du da schilderst beschreibt exakt die Situation zwischen meinen Eltern und mir.
Seit einigen Tagen ringe ich schon mit mir, meine entsprechenden Schwierigkeiten hier zu schildern, weil sie mir derzeit wieder akut schmerzlich bewusst sind und ich nur mühsam - mehr schlecht als recht - fertig werd damit (oder wohl eher nicht:traurig1; es beeinträchtigt mich enorm in meinem Seelenfrieden, mich damit auseinandersetzen und abgrenzen zu müssen und es gelingt nur unter Aufbietung aller verfügbaren Energien.
Nun bist Du mir zuvorgekommen, genau diese Problematik zu thematisieren - und das ist gut so, ich hätte es nicht so auf den Punkt bringen können was da in mir abgeht und womit ich umzugehen versuche. Ich bin also auch in dieser Situation nicht die Einzige.
Ich umarme dich herzlich voller aufrichtigem Mit-Fühlen und danke allen, die Gaby (und damit auch mir) hier Mut machen und bestärken - denn diesen Umgang zu ertragen ist meist so zutiefst destruktiv dass es die pure Verzweiflung bedeuten könnte, sich darauf wirklich einzulassen und es mitzumachen.
Was das für mich, meine (auch seelische) Gesundheit und meinen inneren Frieden bedeuten würde, ist klar - daher ist es mehr als wichtig für mich, damit im wahrsten Wortsinn "klar"zukommen.
Nachdenkliche Grüße von einer recht erschütterten Ingmarie.
ja juma, du hast recht, ich habe da voreilig und blöde gepostet.
ich habe während meiner ehe viele male auch die schwiegereltern ertragen "müssen", ich hatte auch keinen mut meinen standpunkt klarzusetzen und den schwiegereltern ihre grenzen aufzuzeigen.
der frust hat sich dann so weit aufgebaut bis ich dann meinen schwiegervater vor die tür gesetzt habe. das war eine schlimme zeit damals. trinken, streiten, frust, machtspiele. gebracht hat es ausser schmerzen und verletzungen für alle beteiligten nichts.
wir können uns aber mittlerweile wieder grüssen auf der strasse und mehr ist auch nicht notwendig.
wenn ich heute zu besuch gehe oder besuch habe von meiner familie, repektiere ich deren lebensweise mittlerweile ohne sie zu kritisieren oder zu verändern wollen.
ich habe gemerkt, wenn ich diese spiele von "heiler welt" nicht mehr mitmache, sondern zu meinem "chaotischen" leben stehe, offen über mich spreche oder halt dann auch schweige und über belanglose dinge spreche, wenn ich merke ich nehme mich zu wichtig, es mir besser geht. ich kann dann die andern menschen respektieren, ihre weise zu leben die sie für richtig halten auch zu respektieren, und so neben ihnen sein ohne dass das mich belastet. und ohne auch sie zu belasten. einfach die zeit aufwenden die ich will und auch den mut haben zu sagen wenn ich etwas nicht will und keine gute miene mehr machen zum bösen spiel.
Nachtrag : Juma, Deine Signatur fiel mir in DIESEM Thread auf. Und sie war es, die mich im Zusammenhang mit dem realistischen Betrachten meines Eltern-Kind-Verhältnisses dann zu heißen Tränen rührte.
Weil: SO sollte es sein und nicht anders.
Auch wenn diese Tränen ja eigentlich nur selbstmitleidig sind (ich weiss, ich weiss!) - aber dieses Bedürfnis sich angenommen zu fühlen ist glaub ich so zutiefst menschlich dass ich es nicht bloß als persönlichen Denkfehler oder mein menschliches oder charakterliches Defizit abtun will.
Da darf ich doch ruhig auch mal traurig sein drüber, wenn dieses Elementarbedürfnis nicht erfüllt werden kann. Traurig sein (ok!) oder sich in der Traurigkeit verlieren (übel!) - den Unterschied krieg ich nämlich schon noch hin, zum Glück!
Ich hab mein ganzes sonstiges Leben viel zu gerne um mich auf Dauer noch in sowas zu ergeben.
Aber es ist immer wieder so unendlich schwer für mich, das alles von meinem restlichen Leben wegzuhalten und es nicht davon beeinträchtigen zu lassen.
Wie machen andere das? Wie machen das in jeder Hinsicht "Gesunde" eigentlich?
fragt sich die Ingmarie,
die's dann abkuckt wenn sie eine Antwort auf diese Fragen hat!
hallo Gaby, "Man kann ja nu mal nicht jeden vor die Tür setzen, der einem nicht passt." // Ich wollte gleich schreiben, aber jetzt tu ich's auch. Man kann nicht nur jeden vor die Tür setzen, der . . , sondern man muss das sogar. Und wenn 'sie' noch fragen sollten weshalb, dann 'ohne Begründung für euch', versteht ihr sowieso nicht. Auch das werden 'sie' dir beigebracht haben als du noch sehr klein warst. Aber mal geübt diese Bande wegzuweisen, vor allem ohne Begründung, erst danach kannst du sehen dass es dir sehr sehr gut tut. 'Sie' werden jaulen und meckern, und du bist die ganz Böse, und es dauert eine Weile. Aber dann brauchst du nicht wieder in Leichengesichter zu schauen. (auch zu unserer Hochzeit werden zu 100 % nur Leute erscheinen, die ohnehin gerne kommen (uns sind sogar Verwandte dabei) und denen wir nichts erklären müssen. Unsere Feierlichkeit wird eine fröhliche Versammlung sein, Max
ZitatMan kann nicht nur jeden vor die Tür setzen, der . . , sondern man muss das sogar. Und wenn 'sie' noch fragen sollten weshalb, dann 'ohne Begründung für euch', versteht ihr sowieso nicht.
Die Begründung zu finden hat mich lange gequält. Meine Therapeutin meinte darauf schelmisch: Quälen Sie sich nicht damit, ihre Begründung versteht sowieso niemand. In solchen Fällen sind dann sogar Notlügen erlaubt. Wer nicht verstehen kann/will, muss auch mit dem Risiko leben, belogen zu werden.
Seit dem habe ich öfter mal ganz plötzliche Zahnschmerzen oder werde von fürchterlichen Kopfschmerzen heimgesucht. Und das schöne ist, ich habe dabei überhaupt kein schlechtes Gewissen, sondern fühle mich einfach nur wohl.
....sondern man muss das sogar! Ja, weil man sich selbst schützen muss. Macht doch sonst niemand.
ZitatAuch wenn diese Tränen ja eigentlich nur selbstmitleidig sind
Sind sie das wirklich? Sind sie nicht einfach Ausdruck eines tiefsitzenden Defizites, eines Schmerzes, der unglaublich schwer zu ertragen ist? Da sind die Tränen doch nicht zwangläufig Selbstmitleid, sondern vielmehr ein Ventil, sich ein bisschen Erleichterung zu verschaffen.
Du sagst ja auch ganz deutlich:
ZitatIch hab mein ganzes sonstiges Leben viel zu gerne um mich auf Dauer noch in sowas zu ergeben.
Für mich ist das ein deutliches Zeichen, dass du nicht in Selbstmitleid versinkst.
Ich denke, es ist ein Urbedürfnis eines jeden Menschen, von seinen Eltern angenommen zu werden so wie er ist.
Der verzweifelte Kampf um diese Anerkennung, bei mir war es hauptsächlich der Vater, der sie mit großem Erfolg verweigerte, bringt einen in immer größer werdende Schwierigkeiten. Angefangen von kleineren Selbstzweifeln bis hin zu gravierenden Persönlichkeitsstörungen mit Abgleiten in diverse Süchte
Ich möchte hier keine Schuldzuweisungen betreiben, sondern einfach nur die Tatsachen auflisten, die zumindest bei mir in einen bedrohlichen Teufelskreis geführt haben.
Es tut weh und wir haben ein Recht auf die Gefühle, die wir diesbezüglich empfinden.