hallo Legola, vor einem Weichchen: "bin total überrascht: Mein Freund hat alles offen zugegeben," // Dann hat er sich das wohl wieder überlegt? oder er ist arg erschreckt was die hier am Bord so alles behaupten? Aber dir rate ich weitere sachliche Konsequenz, Grüßle Max
dein Freund fühlt sich momentan so, als wenn man ihn mit den Fingern im Klingelbeutel erwischt hätte. Da läuft eigentlich ein furchtbarer Albtraum ab. Vor nicht mal ner Woche, wähnte er sich auf der sicheren Seite. Niemals hätte er gedacht, dass du ihn für einen kranken Alkoholiker halten könntest. Und er selbst hat seinen Konsum sicherlich auch immer beschönigt. Und nun haust du ihm innerhalb kürzester Zeit Brocken um die Ohren, die sein selbstgezimmertes Weltbild zum Einsturz bringen. Er fühlt sich jetzt verdammt mickrig und erniedrigt. Weil der Alkohol bei uns Alkis natürlich auch für eine verzerrte und mit Weichzeichner gemalte Wahrnehmung gesorgt hat, wir sind eben doch nicht die klasse Typen, die wir so gerne sein möchten. Und wenn er selbst sich nicht einmal dafür gehalten hat, so hoffte er zumindest, dass du das tust. Tja und das kann er sich ja nun abschminken. Und das weiß er auch. Aber, er hat einen Schritt nach vorne gemacht und stellt sich seinem Problem. Und dafür schon mal Hut ab. Diese verbleibende Zeit bis zum Termin bei der Suchtberatung, die empfindet er sicherlich als eine Art Galgenfrist. Und da möchte er sich jetzt einfach nicht mit auseinandersetzen. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass er in den Tagen vor dem Termin noch mal ordentlich nachlegt, trinktechnisch gesehen. Auf jeden Fall wird er sehr nervös werden, weil ihm diese Geschichte wie das Damoklesschwert vorkommt. Deshalb akzeptiere es einfach, wenn er momentan nicht drüber reden will. Jedenfalls, solange er nicht trinkt.
danke für deine ungeschminkte Diagnose. Ja, stimmt. Solange er nicht mit Fahne auftaucht, könnte ich ihn ja in Ruhe lassen. Ich finds nur schade, dass er nicht von sich aus was sagt. Das lässt mich seine Art des Heile-Welt-Spiels noch schmerzhafter empfinden. Meinst du, das kann er irgendwann mal ablegen? Wie lange dauert sowas? Oder muss ich befürchten, dass er immer eine "Rolle" spielt? Auch wenn er trocken ist?
ZitatUFF...ist das schwer ehrlich "darüber" zu reden.
Vielleicht mach Sinn, daß Du in eine Angehörigen-Gruppe gehst? Klar hast Du ein Bedürfnis drüber zu reden. Aber es muß ja gar nicht sein, daß Du mit i h m drüber redest.
ich wünsch mir aber, dass ER offen ist. Und nicht so tut, als wärs nur eine Warze am Fuß, die er wegmachen lassen muss. So nach dem Motto: Larifari - reden wir nicht mehr drüber.
ob und wie lange er diese Heile-Welt-Nummer praktiziert, hängt einzig davon ab, wie ernst er seine Alkoholkrankheit nimmt und was er bereit ist dafür zu tun. Anders ausgedrückt. Je weniger er sich als Alkoholiker akzeptiert, desto größer ist sein Verlangen, seiner Umwelt und da besonders dir, als der Person, die ihm am wichtigsten ist, etwas vorzuspielen. Und ob er als trockener Alkoholiker weiterhin eine Rolle spielen wird, hängt von dem "zufriedenen Grad" seiner Trockenheit ab. Gelingt es ihm, seine Krankheit zu akzeptieren und anzunehmen, so wird schon sein neugewonnenes Selbstwertgefühl dafür sorgen, dass die Leichen im Keller ihn nicht erdrücken
mir schon klar, daß das nicht so einfach ist. Ich finde es völlig OK, daß du wissen willst, was Sache ist, aber Du musst Dir natürlich im klaren sein, daß das Ergebnis immer noch so aussehen kann, daß es nix mit euch wird.
Es hat das jetzt zwar alles so zugegeben, aber das Herz kann ihm noch lange in die Hose rutschen, wenn er denn wirklich mal ohne Alkohol leben soll. Denn es ist nicht ganz unwahrscheinlich, daß er sich gar nicht vorstellen kann, wie er das denn aushalten soll.
Also da kannst Du jetzt nix erzwingen, und wie lange das dauert, bis er nüchtern mit sich selbst im reinen ist, das kann Dir niemand sagen. Musst ja nur mal hier im Board lesen, wieviele Anläufe da manche brauchen, und viele trinken lieber weiter, egal wie gross ihre Ankündigungen sind - wenn ihnen das Aufhören Schwierigkeiten macht.
Wäre zwar schön, wenn das bei Deinem Freund anders ist, aber solang er nicht aufgehört hat, weisst du nicht, wie es ausgehen wird.
gern würde ich Dir jetzt etwas mut machendes oder tröstendes schreiben, doch ich kann mich leider auch nur den Einschätzungen vom Spieler und minitiger anschließen.
Lissy's Vorschlag finde ich sehr gut. Wie wäre es für Dich, eine Selbsthilfegruppe für Angehörige aufzusuchen. Da kannst Du über alles offen reden und lernst Menschen kennen, die das gleiche Problem haben?
ich weiß eure Antworten zu schätzen, danke dafür. Ich werde mal abwarten, was nach der Beratung passiert und dann reagieren. Über eine SHG (AlAnon) in meiner Nähe hab ich mich schon informiert, aber dorthin gehe ich erst, wenn mein Freund ernst macht, denn, im Falle seines Rückzugs werde ich ihn verlassen und dann bin ich auch keine Angehörige mehr.
Zitatdenn, im Falle seines Rückzugs werde ich ihn verlassen und dann bin ich auch keine Angehörige mehr.
Nein, Angehörige bist Du dann nicht mehr, kannst es aber sehr schnell wieder sein.
Es passiert häufig, daß jemand wieder an eine(n) Partner/Partnerin gerät mit ganz ähnlichen Problemen.
In einer Angehörigengruppe lernst Du andere Menschen mit ganz ähnlichen Verhaltensmustern kennen, wie Du sie an Dir selbst feststellst.
Du hörst ganz ähnliche Geschichten wie die Deine.
Das fand ich persönlich wichtig, weil ich besser abgrenzen konnte, was ist meine ureigene Persönlichkeit und was sind Verhaltensmuster, die ich mir durch bestimmte Kindheitserlebnisse angeeignet habe und die ich ändern möchte, weil sie mir nicht gut tun. z.B.zu glauben, ich werde nur gemocht, wenn ich hilfsbereit und kooperativ bin.
Mir gegenüber hatte ich da einen komplett Blinden Punkt und habe gar nicht gemerkt, daß ich diese Muster habe. Erst durch die Gespärche mit anderen Menschen in gleicher Situation konnte ich diese Muster erkennen und dann auch bei mir sehen.
Du könntest also einen persönlichen Gewinn für Dich aus dieser Gruppe ziehen und warum solltest Du Dich davon abhängig machen, ob Dein Freund die Kurve kriegt?
das war ein guter Hinweis. Da hab ich doch wieder mal mein Vorhaben vom Verhalten meines Freundes abhängig gemacht. Echt erschreckend, war mir so gar nicht bewusst.Das"bei mir bleiben" ist viel schwerer als ich dachte. SCHLUCK!!
Hallo Legola, ich verfolge Deinen Thread mit Interesse und einer gewissen Bewunderung für Dich. Du machst das toll, wie Du alles angehst und Deine Gradlinigkeit imponiert mir. Da gabs nichts für mich hinzuzufügen,was nicht eh schon geschrieben wurde.
Mir fiel jetzt nur Dein Satz "dann bin ich keine Angehörige mehr" im Verlassensfalle ins Auge, auf den ich jetzt ein wenig eingehen mag.
Meiner Ansicht nach hört man nicht einfach auf, Co zu sein, indem man die entsprechende Partnerschaft beendet, in der man als Co agiert. Vermeidung ist nicht zwingend auch schon Bewältigung.
Obwohl z.B. ich meinem Mann bereits verlassen habe, habe ich ja doch möglicherweise immer noch allerhand Verhaltensweisen drauf, die eben "co-typisch" und für mich nicht gut sind.
Genauso wie ich zwar nicht mehr trinke und geraume Zeit trocken bin, aber deshalb auch weiterhin Alkoholikerin bin (und bleibe bis ans End meiner Zeit, nur halt eine trockene wenns geht).
In beiden Fällen kommt es drauf an, in bestimmten Situationen eben nicht mehr so wie früher zu reagieren; weit über das Sucht- bzw. Co-Verhalten hinaus. Und genau das vermittelt einem die jeweilige Gruppe bzw. schärft die Sinne, wo man ansetzen könnte bei sich selber.
Sowohl Angehörigen- als auch Alkoholikergruppen haben ja meiner Meinung nach im Grunde dieselbe Zielsetzung: ureigenes mir schädliches Denken und Verhalten an mir zu erkennen, zu reflektieren und ein neues Verhalten in Betracht zu ziehen, das mir hilft, vielleicht gesünder mit den Dingen umzugehen, mit denen ich tagein, tagsaus so konfrontiert werde.
Das sind nicht nur die Flaschen (ob nun meine oder die der andren) das ist viel, viel mehr.
Aus den Vergleichen in der Gruppe und den Werkzeugen, die man durch die andren dort an die Hand bekommt, wie DIE denn das hingekriegt haben, wie sie heute drauf sind, vollzog sich für mich z.B. eine ganz grundlegende Wandlung, wie ich mein ganzes Leben und Verhalten handhabe, damit ich zufrieden und gesund werde und bleibe. Die erfasste den ganzen Mensch und die ganze Persönlichkeit, nicht nur mein Trinkverhalten oder meine Rolle in der Partnerschaft.
Daher - auch wenn Du ohne Deinen Freund Deinen Weg weitergehen solltest - er könnte Dich trotzdem recht sinnvoll in eine Gruppe führen. Wobei Du zugegebenermassen meiner Ansicht nach schon sehr viel mitbringst, was DU dort weiterzugeben hättest an gesundem Verhalten.
deine Antwort hat mich sehr berührt. Ich habe in meinen vergangenen Beziehung oft eine Helferposition eingenommen, das ist mir schon lange bewusst. Ich weiß auch, wo es herkommt (Kindheitsmuster), nur ist es so verdammt schwer, es abzulegen. Deshalb bin ich ja auch so gefrustet. Ich dachte, mit meinem Freund hätte ich endlich nicht nach dem alten Muster gehandelt. Er schien so gesund, unabhängig, selbstständig. Für mich ist echt eine Welt zusammengebrochen, als klar wurde, dass er alkoholabhängig (und hilfebedürftig) ist. Ich komme mir jetzt auch wie eine Versagerin vor, so nach dem Motto: Siehste, du läufst immer in die alten Fallen, da nützen auch 5 Jahre Selbsterfahrungsgruppe (im Rahmen einer Ausbildung) nichts!
Aber ich muss wohl noch ein wenig länger Gruppe haben, so wie es aussieht. Die alten Muster sind scheinbar eingefräst.
Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden
Saufnix-Chat
0
Offline
. Und wenn er selbst sich nicht einmal dafür gehalten hat, so hoffte er zumindest, dass du das tust
. Tja und das kann er sich ja nun abschminken. Und das weiß er auch
