erstmal Hut ab vor Deinem konsequentem und schnellen Handeln.
Wenn Dein Partner nicht reden will über seinen "Stand der Dinge", kann ich das nachvollziehen. Er weiss es vermutlich selbst nicht, wo er steht. "Will ICH das wirklich, aufhören mit Alkohol, will ICH das für immer?" könnten seine eigenen Gedanken dazu sein. Und die MUSS er sich machen, für sich allein.
Nur er allein kann für SICH entscheiden. Alles andere, Gruppe, Therapie etc. ist dann zusätzlich Unterstützung. Es wäre unnütz, würde er den dauerhaften Verzicht auf Alkohol für andere tun. Deshalb vielleicht die Stille, denn das sind Entscheidungen, die wirklich tief im eigensten Inneren getroffen werden müssen. Sonst sind sie für die Katz.
Ich habe selber auch nie von meinen inneren Kämpfen geredet, erst als der Entschluss für mich wirklich feststand, teilte ich das mit. Ich habe das bei mir auf das Konto: "Bloss nichts berufen" gebucht. Aus alter Erfahrung wusste ich, wenn ich viel über etwas rede, was ich tun will, bleibt es beim Reden.
Lieber Gruss Teichmann
Edit: Öhm, falsche Seite erwischt und der Stand der Dinge is schon wieder ein anderer, manno seid ihr schnell. Aber der Text bleibt stehen, stimmt ja irgendwie schon noch.
nur für den Fall, dass Du Dich jetzt ein wenig durcheinander fühlen magst und Dich fragst, ob Du nicht evtl. auch hättest anders handeln können:
Ja, klar, das hättest Du schon können. Anders. Aber ganz gewiss nicht besser.
Spontan kam mir der abgelutschte Spruch "Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende" in den Sinn - nie war er angebrachter als in dieser Situation!
Und den Schuh "Dein Verhalten treibt mich doch erst zum Trinken..." brauchst dir gar nicht erst anzuziehn.
Ich glaube mir anmaßen zu können, dass ich nur von mir und meinen "Glanzzeiten" auszugehen brauche - da weiß ich wovon ich rede, ich hatte meinen (letztlich ja nur von mir persönlich durch MEIN Verhalten verursachten!) Waterloos ja auch lange Zeit nichts anderes entgegenzusetzen.
Auf den Gedanken, dass da draussen Millionen von erwachsenen, geistig gesunden Leuten sind, die mit so schlechten Gefühlen Tag für Tag ganz anders umgehen können ohne sich dabei gleich unzurechnungsfähig, körperlich krank und geistig, seelisch und moralisch zum Wrack zu machen, bin ich nie gekommen.
Solang ich trank hatte ich nie gelernt, mich so unangenehmen Dingen wirklich zu stellen und sie gefühlsmäßig einfach anders auszuhalten (oder am End sogar was draus zu lernen). Ich hielt es für die einzige Form, dieses mein gräusliches Leben und meine Umwelt ertragen zu können und merkte gar nicht, dass ich genau damit alles für die anderen - aber vor allem auch für mich selber ! - noch ungleich unerträglicher machte - und mich gleichzeitig doch nur immer unfähiger machte überhaupt noch was daran zu ändern.
(Daher auch meine heutige Erkenntnis "Es gibt nichts was so schlimm ist, dass ich es durchs Trinken nicht noch schlimmer machen könnte")
Zum Glück kam es bei mir dann doch noch anders, und nun - bereits einige Jahre wahrlich "ernüchtert", habe ich ja dann auch noch "die andere Seite" miterlebt, wo ICH mir dann vom trinkenden Partner in seiner alkoholverzerrten Weltwahrnehmung genau dieselben Trinkausreden auch anhören musste - aber da konnte man(n) mir natürlich nichts mehr vormachen und ich wusste daher ganz gut, dass dem nicht so ist und hier nur der perfektionierte Selbstbetrug ein Hintertürchen öffnet, um das Eigenabsolutionsprogramm aktivieren zu können. Dann trinkt sichs ja gleich viel ungenierter, wenn man sich als das arme, passive, willenlose Opfer der Umstände bedauern kann - hat man ja quasi keine andere Wahl, ne?
Das Trinken war für mich eine Art Psychopharmakon und ich benutzte es, um meine Stimmung und Gefühlswelt zu verstärken, zu manipulieren oder zu dämpfen - bis hin zur Total-Anästhesie gegen die Schmerzen des ganz normalen Lebens als höchste Form der Realitätsflucht.
Heute meine felsenfeste Meinung: ein anderer war NIE schuld daran, dass ich trank. ICH entschied mich dafür, dass ich der jeweiligen Situation nichts anderes entgegensetzen konnte oder wollte. Alles andere wäre Selbstbetrug und der Versuch, die Verantwortung einfach weiterzureichen.
Gut, dass Du Dir diesen Rucksack (mit all der Verantwortung drin, die Dir gar nicht gehört) nicht anziehen lässt!
Auch wenn Du jetzt grade traurig sein magst: Ich bin mir sicher, Du hast Dir viel erspart, das Dein ganzes weiteres Leben womöglich beeinträchtigt hätte.
Ich werde sicher heute noch viel an Dich denken - ich kenne Dich zwar gar nicht, bin aber trotzdem irgendwie stolz auf Dich.
dank euch habe ich es geschafft in dieser schwierigen Situation "bei mir zu bleiben". Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich in einer Situation, wo es ums Helfen ging, für "Mich" entschieden und damit verhindert, dass ich eine viel zu große verantwortung übernehme, die mir vielleicht selber schadet. Das ist ein großer Entwicklungsschritt für mich. Obwohl ich die ganze Nacht sehr traurig war, denn ich habe meinen Freund ja trotz allem sehr lieb, kann ich fühlen, dass es so am besten ist. Und es ist ja noch nicht aller Tage Abend, vielleicht schafft er es ja konsequent seinen Weg zu gehen und am Ende trifft er seine "alte" Legola noch einmal. Wunschdenken von mir vielleicht, aber hoffen und wünschen kann ich auch mit Abstand. Ich habe ihm diese Seiten und dieses Board empfohlen und hoffe sehr, dass er es für sich nutzt. Und vielleicht selbst einer von dieses großartigen mutigen und offenen Menschen wird, denen ich hier begegnet bin. Im Geiste sitzt ihr alle hier in meinem Wohnzimmer, ich hab euch alle liebgewonnen. Jetzt heißts durchhalten. Er wird versuchen, mich zurück zu gewinnen. Ich brauch euch also noch ein Weilchen. Zuerst muss ich mal diesen Tag heute überstehen, ohne ständig zu heulen.
Hallo Legola.... sitz nicht in deinem Wohnzimmer und heule...schau nach vorne und freu dich das du dein Leben wieder zurück hast. Ich war 13 Jahre mit einem Alkoholiker zusammen und könnte heulen wenn ich an die Zeit denke die ich für ihn vertan habe. Sei lieber froh das du so schnell den Absprung gefunden hast. Du kannst einem Alkoholiker nicht helfen, er kann sich nur selbst helfen....
Das, was Du da schreibst, hätte aus meinem Nähkästchen sein können. Wie oft haben wir uns gefetzt, bis die Kaffeetassen flogen... Danach immer Tage, Wochen Funkstille, und dann stand er auf einmal weder vor der Tür, als wenn nichts gewesen wäre.
Wir haben viel später herausgefunden, warum das so war. Er wußte, dass ich Recht habe mit dem, was ich ihm sage; dass er zuviel trinkt und dass er ganz allein dafür verantwortlich ist, was mit ihm und seinem Leben passiert. Aber das kann er ja nicht eingestehen. Manchmal konnte er auch nicht ertragen, dass ich ihn so am Boden liegen sehe und hat deshalb einen Streit provoziert, um mich loszuwerden. Das, was ich ihm gesagt habe, hat nicht in sein Weltbild gepasst. Er säuft ja, um groß und stark und cool zu sein, und ich halte ihm einen Spiegel hin und zeige ihm, wie klein und schwach und gefangen er doch eigentlich ist. Klar hat er das nicht hören wollen.
Es war nicht leicht für mich, dann tatsächlich zu gehen, einmal, damit er in Ruhe wieder runterkommen konnte von seinem Trip, zum Anderen, um ihm ganz deutlich zu machen, dass ich das so nicht mitmache. Später habe ich erst begriffen, dass mich wahrscheinlich genau das davor bewahrt hat, gemeinsam mit ihm unterzugehen.
Es war absolut richtig von Dir, zu gehen. Es tut weh, und man sitzt allein zu Hause und möchte doch eigentlich nichts lieber als hingehen und ihn in den Arm nehmen und so lange festhalten, bis er nicht mehr trinken muß. Klappt aber in der Form leider nur in diversen Märchen....
Das Einzig Wahre ist jetzt tatsächlich, dass Du bei Dir bleibst. Aber da hast Du mir anscheinend einiges voraus; ich hab das nämlich immer noch nicht so ganz 100% begriffen Mach Dich nicht von ihm abhängig, mach was schönes, Du stehst in Deinem Leben an erster Stelle. Alles Andere ergibt sich.
Danke für euer Mutmachen. Hab den Tag gestern ganz gut überstanden. Abends haben wir noch mal miteinander telefoniert und er meinte, ob wir uns nicht treffen könnten und es nicht doch irgendwie gehe...Da bin ich beim Nein geblieben und habe gesagt, dass ich die Verantwortung für sein Glücklich-Sein nicht übernehmen kann und will. Wir haben dann noch über unsere verschiedenen Weltanschauungen im Allgemeinen und Alkohol im Besonderen gesprochen und das Telefongespräch in freundschaftlichem Ton beendet. Erst mal gut so. In der Firma werden wir uns zwangsläufig noch öfter über den Weg laufen. Hab Angst davor, aber hoffe, es auf die Reihe zu kriegen.
Bin guten Mutes und wünsch euch ein schönes Wochenende LG Legola