Auch von mir ein herzliches Willkommen! Fühl Dich wohl hier bei uns an Board!
Hast Du jemanden,dem Du vertrauen und in Dein Unterfangen involvieren kannst? Wie Lotte schon schrieb, Entzugserscheinungen können recht heftig und (lebens-)gefährlich sein!Ich weiß, wovon ich rede!
wieso müssen berufliche Erfolge immer mit Alkohol "gefeiert" werden? Wenn ich keinen Alk will, egal zu welcher Gelegenheit, dann will ich keinen.
Setz man erst mal da an und beobachte die "Anderen". Es ist doch auch ganz natürlich zu sagen wenn mir eine Zigarette angeboten wird: "nein danke, ich rauche nicht"! Genauso geht das mit dem Alkohol: "Nein danke, ich trinke nicht"! Oder wenn´s Dir peinlich wäre, dann sage halt, Du machst grad Diät, nimmst Tabletten die sich mit Alkohol nicht vertragen, ach es gibt diesbezüglich so viele Argumente..............das beste wäre natürlich zu sagen: -ich bin alkoholkrank und vertrage das Zeug nicht- so oder so ähnlich.
Ich kann Johannes sehr gut verstehen. Für mich wäre die Offenbahrung meines Problems im sozialen und beruflichen Umfeld eine Katastrophe. Man schätzt mich als überaus erfolfreich, durchsetzungss- und willensstark ein. Da passt das Bild eines in der Flasche gefangenen Schwächlings nicht. Aus diesem Grund möchte ich nun auch zunächst den Alleinggang versuchen - allerdings nicht ganz alleine. Vielleicht kann ich hier Leute kennenlernen mit denen ich das zusammen durchziehen kann...
Einen Tod musst du sterben. Entweder in letzter Konsequenz weitersaufen oder sich selbst als alkohoholkrank annehmen und die Chance nutzen, die Krankheit zum Stillstand zu bringen.
Das muss nicht heißen, ein Schild um den Hals zu tragen mit der Aufschrift: "Ich bin Alkoholikerin". Aber gegenüber allen im Umfeld eine glänzende Fassade wahren zu wollen, führt letztendlich zu gar nix und erschwert das Cleanbleiben in einem Maß, das die Fassade nicht wert ist.
Mir persönlich ist das Outen am schwersten gefallen, schwerer, als für mich selbst einzugestehen, Alkoholikerin zu sein. Ich bin seit Januar diesen Jahres ernsthaft auf dem Weg in die Trockenheit. Erst habe nur meinem Freund halbherzig was erzählt (das ging schief, Juni Rückfall), dann ging ich in die SHG, habe mit meiner 15-jährigen Tochter, meiner Mutter und mit meinen nahen Umfeld Tacheles geredet. Das war mir peinlich, denn ich war bereits 93 bis 98 fünf Jahre abstinent und posaunte damals überall rum, ich könne mit Alk nicht umgehen und lasse ihn daher. Als ich wieder anfing, versicherte ich jedem, das sei übertrieben gewesen, ich habe die Flöhe husten hören (weil auch meine Mutter alkoholkrank ist).
Mit allergrößter Contenance habe ich zugesehen, NIEMALS in Gesellschaft zu viel zu trinken, um meine Fassade nicht bröckelig werden zu lassen. Zum Schluss hat mich diese Fassade enorm viel Kraft gekostet. Auf dem Weg in die Trockenheit ist mir langsam immer klarer geworden, dass mir dass Fassadentünchen die Kraft für Wichtigeres nimmt, und so bin ich in meinem persönlichen Umfeld jetzt
Zitaterfolgreich, durchsetzungs- und willensstark
UND alkoholkrank.
Nur im Job weiß niemand was, und das wird auch so bleiben. Wir haben beruflich viel mit Suchtkranken zu tun. Ich weiß, wie über die gesprochen wird, in sogenannten "Fachkreisen": Selbst wenn einer schon 10 Jahre trocken ist, wird er immer noch auf seine "Suchtstrukturen" reduziert. Das geb ich mir nicht. Ich muss dienstlich Auto fahren, das ist Grund genug, das Glas Sekt abzulehnen (wobei ich meistens gar nicht gefragt werde warum) und Betriebsfeiern und -ausflüge lasse ich einfach bleiben.
ZitatGepostet von Erris Da passt das Bild eines in der Flasche gefangenen Schwächlings nicht...
Siehst Du Dich so?
LG Bernd
Sicherlich. Sollte ich mich anders sehen? Soll ich mich vielleicht als Super-Hero sehen, weil für sich für mich Erholung und Entspannund W-E-I-N buchstabieren? Keinesfalls will ich mich als krank ansehen. Alkoholismus erwischt einem nicht wie eine Grippe, sondern man zieht in sich selbst zu. Es mag sein, dass manche Menschen bestimmte begünstigende Anlagen dazu haben, oder durch ihre Persönlichkeitsstruktur und/oder Vorgeschichte in gewisser Weise dazu prädestiniert sind, alkoholabhängig zu werden, letztendlich trägt der Abhängige aber selbst die Verantwortung. Dieser Punkt ist mir sehr wichtig, denn ich möchte die Verantwortung für mein Leben und mein Versagen selbst tragen, und es nicht in eine Schicksalsgläubigkeit verfallen, oder die Ursache meines Zustands dadurch verharmlosen, dass ich sie als Krankheit(für die ich selbtverständlich nicht verantwortlich bin) verharmlose.
ZitatDieser Punkt ist mir sehr wichtig, denn ich möchte die Verantwortung für mein Leben und mein Versagen selbst tragen, und es nicht in eine Schicksalsgläubigkeit verfallen, oder die Ursache meines Zustands dadurch verharmlosen, dass ich sie als Krankheit(für die ich selbtverständlich nicht verantwortlich bin) verharmlose.
Schicksalsgläubigkeit ?
Da scheinst du aber so manch einen jahrelang trockenen Alkoholiker dermaßen zu unterschätzen, wenn nicht gar zu beleidigen. Denn für sich selbst einen Weg zu finden, in dem ich trocken und zufrieden leben kann ist alles andere als einfach.
Alkoholismus ist die einzige Krankheit, die ich kenne, die *alleine* durch mein Verhalten zum Stillstand gebracht werden kann. Darum bin ich aber nach wie vor Alkoholikerin. Und natürlich trage ich dafür die Verantwortung.
So gesehen, sind wir für alle unsere Krankheiten irgendwie verantwortlich. Für Alkoholismus ebenso wie für Schnupfen, Magengeschwür, Gallensteine und (etwas gewagt) sogar Behinderungen.
Nach der Drogenkarriere, die du im anderen Thread beschrieben hast, werde ich das Gefühl nicht los, du gehörst genau zu den, die du
Zitatmanche Menschen bestimmte begünstigende Anlagen dazu haben, oder durch ihre Persönlichkeitsstruktur und/oder Vorgeschichte in gewisser Weise dazu prädestiniert sind,
So gesehen, sind wir für alle unsere Krankheiten irgendwie verantwortlich. Für Alkoholismus ebenso wie für Schnupfen, Magengeschwür, Gallensteine und (etwas gewagt) sogar Behinderungen.
Nach der Drogenkarriere, die du im anderen Thread beschrieben hast, werde ich das Gefühl nicht los, du gehörst genau zu den, die du
Zitatmanche Menschen bestimmte begünstigende Anlagen dazu haben, oder durch ihre Persönlichkeitsstruktur und/oder Vorgeschichte in gewisser Weise dazu prädestiniert sind,
so beschreibst.
Gruß sole
Will ich auch nicht bestreiten. Vermutlich ist es so. Der Punkt ist aber: Nicht alle Menschen, die bestimmte Grundvorraussetzungen haben abhängig zu werden, werden dies auch. Hier spielt also die Eigenverantwortung und der Wille mit. Daran scheint bei mir ein Mangel zu bestehen und ich fühle mich ein wenig hilflos.
Wenn ich deine Beiträge richtig verstanden habe, bist du hochmotiviert um mit dem Trinken aufzuhören. Das geht voll in Ordnung . Vielleicht machst du dir aber dein Leben ein bischen zu schwer:
ZitatKeinesfalls will ich mich als krank ansehen. Alkoholismus erwischt einem nicht wie eine Grippe, sondern man zieht in sich selbst zu. Es mag sein, dass manche Menschen bestimmte begünstigende Anlagen dazu haben, oder durch ihre Persönlichkeitsstruktur und/oder Vorgeschichte in gewisser Weise dazu prädestiniert sind, alkoholabhängig zu werden, letztendlich trägt der Abhängige aber selbst die Verantwortung. Dieser Punkt ist mir sehr wichtig, denn ich möchte die Verantwortung für mein Leben und mein Versagen selbst tragen, und es nicht in eine Schicksalsgläubigkeit verfallen, oder die Ursache meines Zustands dadurch verharmlosen, dass ich sie als Krankheit(für die ich selbtverständlich nicht verantwortlich bin) verharmlose.
Bea hat dir dazu schon ein paar wesentliche Dinge geschrieben, lass' mich noch ein paar weitere Kommentare geben.
Wie du in eine Krankheit hineinkommst, ist eine Sache. In die Abhängigkeit vom Alkohol sind sicher sehr viele über ein gleiches Muster hineingeraten, z.B. in der Jugend um 'in' zu sein, zum Enthemmen oder Entspannen, ... bis halt der Punkt kommt, wo du merkst, dass du ein Problem mit dem Aufhören hast.
An diesem Punkt bist du scheinbar gerade. Jetzt bist du selbst gefragt, was du tust - du schreibst ja selbst, dass du für dich die Verantwortung übernehmen willst. Genau darauf kommt es an.
Ich weiß für mich, dass ich nicht aufhören konnte/kann. Diese 'Suchtstruktur' gehört zu mir, das bin ich - warum sollte ich mich selber bekämpfen? Ist doch besser, das zu akzeptieren, ist doch nichts schlimmes solange ich trocken bleibe. Genau darauf kommt es an:
1.) Das Problem erkennen und 2.) Alles dafür zu tun, um es abzustellen.
An einem trockenen Alkoholiker oder jemandem, der es werden will, kann ich keinen Makel erkennen. Du tust dir nur leichter, wenn du diese 'Krankheit' akzeptierst, ansonsten kämpfst du wirklich gegen dich selbst. Diesen Kampf kannst du nicht gewinnen.
erstmal ein Willkommen on Board von mir. Ich habe in Deinem andern Thread schon gelesen. Vieles was Du geschrieben hast, kommt mir bekannt vor. Ddie Art des Trinkens, die Belohnung, all das kenne ich auch.
ZitatGepostet von Erris Ich kann Johannes sehr gut verstehen. Für mich wäre die Offenbahrung meines Problems im sozialen und beruflichen Umfeld eine Katastrophe. Man schätzt mich als überaus erfolfreich, durchsetzungss- und willensstark ein. Da passt das Bild eines in der Flasche gefangenen Schwächlings nicht. Aus diesem Grund möchte ich nun auch zunächst den Alleinggang versuchen - allerdings nicht ganz alleine. Vielleicht kann ich hier Leute kennenlernen mit denen ich das zusammen durchziehen kann...
Ich kann verstehen, das Du dich beruflich nicht outen möchtest. Gerade weil das Bild des "Schwächslings" und des Säufers unter der Parkbank in viel zu vielen Köpfen steckt.
Aber ich sehe die Krankheit nicht als Schwäche. Genausowenig wie ich es als Schwäche empfinden würde, wenn ich mir ein Bein brechen würde. Ich hätte zwar evtl. Schuld, weil ich nicht auf meine Füße geachtet habe, aber schwach wäre ich deswegen nicht.
Solange ich meine Krankheit als Schwäche ansehen würde, würde ich diese mit meinem Willen bekämpfen. Die Gedanken "jetzt ein Glas Wein" wären aber immer noch in meinem Kopf. Und damit auch die vermeintliche Schwäche. Und wer will denn immer schwach oder ein Loser sein? Ich jedenfalls nicht. Und solche Gefühle lassen sich dann wunderbar micht Alk bekämpfen.
Mir hat die Sichtweise geholfen, das es eine Veranlagung zur Sucht gibt, sehr geholfen. Das manche süchtig werden, andere nie. Und das die Suchtanfälligkeit eine Eigenschaft von mir ist, und keine Schwäche.
Das hat gar nichts damit zu tun, das ich mein Leben nicht unter Kontrolle habe. Ich habe immer die Wahl, ob ich weitertrinke oder nicht. Und das macht mein selbstbestimmtes Leben aus.
vielleicht sollte ich mal schreiben wie es mir in der Zwischenzeit erging und einige Sachen erklären, wo ich doch jetzt einiges „klarer“ sehe. Erris (berichtige mich wenn die folgende Annahme nicht richtig ist) und ich sehen uns nicht als jemanden der mit dem Alkohol irgendwelche Probleme bewätligt. Wir sind in der Gesellschaft erfolgreich und haben keine großen Probleme. Es wird immer behauptet das mit dem Alkohol irgendeine Unzufriedenheit, Plobleme oder Druck bekämft wird. Das ist zumindest in meinem Fall nicht der Grund warum ich so lange getrunken habe. Mein Grund war nichtig – so nichtig das ich ihn bis heute nicht gefunden habe.
Aber nun möchte ich auch meine Geschichte erzählen wie es mir in den letzten Tagen so ergangen ist.
Also: ich hatte hier im Forum recht motiviert geschrieben das ich aufhöre. Dies ging soweit gut, ich hatte keine Entzugserscheinungen. Ich bin 2 mal in sehr kurzer Zeit rückfällig geworden. Das waren die normalen Schritte die viele Leute machen die alleine aufhören. Man sagt sich, ach nun habe ich schon so lange nichts getrunken und da kann ja ein kleiner Drink nicht schaden. Und schon ist man wieder dabei. Ich habe die Situation aber sofort wieder schnell erkannt und trinke nicht mehr.
Was für Erris interessant sein dürfte ist die folgende Situation in der ich mich wiederfand. Ich war zu einem Dinner mit der GF eingeladen und auch dort wird auf Erfolge angestoßen. Ich sagte nein, ich trinke heute keinen Alkohol und die Leute fragten mich warum. Ich machte nicht die Ausrede das ich Medikamente genommen hätte, sondern sagte das ich den Alkohol nicht besonders mag. Es wurde dann noch viel gefragt und es wurde sogar behauptet das ich das Projekt nicht mag. Letztendlich wurde mir aber ein Softdrink gegeben und wir haben dann (zumindest für mich Alkoholfrei) angestoßen und ich habe eine nette Rede gehalten.
Ich kann eines sagen – es ist wirklich nicht einfach aufzuhören, aber man kann schaffen. Was man dafür braucht ist ein Wille und wurde bei mir aufgebaut durch schlechte Gefühle am Morgen danach. Eines ist sicher noch ganz wichtig – und das ist eine Person der Du Dich anvertrauen kannst, mit der Du mit Dir selber ehrlich bist. Ich fand hier diese Person und schreibe Ihr oft wie es mir geht. Das hilft gewaltig und ist wirklich ein Grundstein auf den Du bauen solltest. An dieser Stelle danke ich dieser Person ganz herzlich für die Hilfe die mir hier geboten wurde.
Eines ist aber wichtig, Erris, es ist eine Krankheit oder wenn Du es nicht als Krankeit bezeichnen möchtest, es ist eine SUCHT. Wie auch immer man es nennt. Es bestimmt Dein Leben mehr, als Du es bestimmst.
Zitatsehen uns nicht als jemanden der mit dem Alkohol irgendwelche Probleme bewätligt. Wir sind in der Gesellschaft erfolgreich und haben keine großen Probleme. Es wird immer behauptet das mit dem Alkohol irgendeine Unzufriedenheit, Plobleme oder Druck bekämft wird. Das ist zumindest in meinem Fall nicht der Grund warum ich so lange getrunken habe. Mein Grund war nichtig – so nichtig das ich ihn bis heute nicht gefunden habe.
Dein Grund war nichtig ? Es gibt doch irgendwie immer einen Grund (sei er noch so klein)langsam immer mehr zu trinken und den Ausweg nicht mehr zu finden. Einfach so , hops und schwupps werde ich kein Alkoholiker. Meine Meinung.
ZitatIch kann eines sagen – es ist wirklich nicht einfach aufzuhören, aber man kann schaffen.
Aufzuhören empfand ich als "relativ einfach" , abgesehen von den schlaflosen , schweinisch schwitzenden und saumässig nervösen 4-5 Nächten und Tagen , aber das "nicht wieder Anfangen" ist und bleibt immer das Schwere !
ZitatWas man dafür braucht ist ein Wille und wurde bei mir aufgebaut durch schlechte Gefühle am Morgen danach.
Diese scheiss Gefühle am Morgen danach kennt jeder von uns glaub ich , dieses ich will nie wieder morgens fast sterben , mich soo schuldig fühlen , ich kann nicht mehr , es war das letzte Mal...hielt sich bei mir zumindest immer wieder bis ZUM ABEND Ich flehte in den letzten Jahren morgens auf Knien so oft raus in den Garten , den Himmel ansehend , Gott und andere an , "Warum hilft mir denn niemand , warum lasst ihr mich so elendig verrecken , schickt mir doch Kraft zum Aufhören usw... bis ich lernte zu verstehen dass niemand ausser mir selbst dafür verantwortlich ist dass ich mich so fühle und ich morgens doch nur so schlecht dastehe wie ich mich am Abend zuvor...naja der berühmte Teufelskreis halt. Also brach ich meinen vermeintlichen Willen immer wieder selbst , den , den ich ich im Endeffekt nie richtig hatte. (so wars bei mir)
Ich habe Johannes so verstanden, dass er nicht aus einer, sein Leben betreffenden Problematik heraus mit dem Trinken begonnen hat, also nicht zur Verdrängung. Jahrelange Übung macht dann natürlich den Meister und du wirst zum Alkoholiker, weils dein Körper braucht. Also ist es schon nachvollziehbar, wenn er von nichtigen Gründen spricht. Bei mir hat sich die Sucht auch aus einer Spaßsauferei heraus entwickelt. Und biste lange genug dabei, dann hast du plötzlich jede Menge Probleme und die Maus beißt sich in den Schwanz...