ich gehörte mal einige Jahre lang zu denen, bei denen auch niemand mehr geglaubt hatte, daß sie noch mal auf die Füsse kommen. Und angefaucht wurde ich auch schon zur Genüge, besonders als ich platt wie eine Briefmarke war.
Nein, das war nicht am Ende meiner Trinkzeit, denn da war ich ja voll auf dem Leistungstrip. Nö, es war das Ende meiner Drogenkarriere, als meine Lebenslust schon gar nicht mehr kleiner werden konnte.
Im Gegensatz zu Dir glaube ich wirklich nicht, daß es unbedingt der Gesellschaft anderer bedarf, um seine eigenen Kräfte zu entdecken. Ich glaube sogar, daß viele genau dann ihre Kräfte entdecken, wenn sie von niemandem mehr was zu erwarten haben. Dann besinnt sich nämlich mancher drauf, daß er im Grund auch nicht schwächer ist wie alle anderen, und daß er genauso selbst Augen im Kopf hat, mit denen er gucken kann.
Das kann natürlich am Ende auch in ein bissel Grössenwahn umschlagen, ich muss alles alleine können, wenn ich will - was übrigens auch ne Form von überzogenem Selbstanspruch ist, falls Dir schon mal die Idee gekommen sein sollte.
Und was mir irgendwie nicht gefält, ist das Bild des "Armen Alkis", das Du gerne zeichnest. Bei Kindern sagt man, man hält sie in der Abhängigkeit vom Elternhaus, wenn man ihnen immer wieder sagt, wie schwach sie sind und daß sie alleine nix können. Es gibt die Hilfsangebote, und es kann jeder selbst hinlaufen, der Beine hat, und selbst wenn Du aus der einen Gruppe rausfliegen würdest, könntest Du drüber nachdenken, warum das wohl so war und dann in ne andere gehen. Aber vielleicht kämst Du auch drauf, daß es gar nicht so schlimm ist, wenn Dir keiner dazwischquatscht
(und was die stillen Zuhörer angeht, an denen stört sich auch hier keiner)
ZitatUnd darum "ist es leichter den ganzen Mist mit sich herum zu tragen" als zu sterben.
ich meinte damit nicht, warum ist es nicht leichter, zu sterben, sondern, warum ist es nicht leichter, das Saufen aufzuhören, als die Schwierigkeiten zu ertragen, die mit dem Saufen zusammenhängen. Wahrscheinlich auch, weil sich diese Schwierigkeiten im Suff besser ertragen lassen, wie die vergleichsweise kleineren nüchtern...
Gut eigentlich dass wir ihn nie angefaucht hatten doch "endlich mal seinen Arsch zu heben", er wäre sonst nicht wiedergekommen, auch nicht als Mann und Heizer, meint Max
ZitatBeachen hat in #229 geschrieben:"Und der erste wichtige Schritt bei mir war, mich zuallererst mal von meinen lange Jahre so gehegten Selbstlügen zu verabschieden, u.a. die Tatsache, das ich nicht frei bin mit Alkohol sondern ohne, weil der Alk mich schon längst kontrolliert hat und nicht ich ihn."
Du antwortest in #233 "Zu der Sache mit den Selbstlügen stimme ich zu, obwohl ich eigentlich nie das Gefühl hatte, dass der Alkohol mich kontrolliert, wenn das so wäre hätte ich ja nie trocken werden können..."
Das meinte ich dahingehend, dass mich die Flaschen im Supermarktregal nicht anspringen und mich zwingen sie zu kaufen, dass ich also für mein Handeln selbst verantwortlich bin...bezogen auf meine Rückfälle!
Wenn ich allerdings schon etwas getrunken hatte, lag die Sache natürlich etwas anders, dann hatte ich diesen berühmten Kontrollverlust und konnte nicht mehr frei entscheiden!
Nicht dass jetzt hier noch der Verdacht aufkommt, ich würde mir einbilden, ich wäre gar nicht abhängig!
Wenn ich jetzt so drüber nachdenke ist das Wort Kontrollverlust eigentlich etwas daneben, denn wenn es diesen gibt, muß man ja vorher einmal die Kontrolle gehabt haben!? Und die hat man als Süchtiger halt nicht mehr, wenn man an den Punkt des Verlustes kommt... Na ja, Wortklauberei!
Hallo Ramona,
den Spruch der AA finde ich sehr treffend, nur oft schwer zu verwirklichen...
Hallo Bea,
ZitatAber eins ist dir mit Birgit definitiv gleich :bei dir ist auch alles gaaaaanz anders
Kannst Du mir das "alles" erklären? Ich verstehe es wirklich nicht!
Hallo Mt,
ZitatWahrscheinlich auch, weil sich diese Schwierigkeiten im Suff besser ertragen lassen, wie die vergleichsweise kleineren nüchtern...
Geeeeeeeeenau! Nur leider verschwinden diese Schwierigkeiten nach dem Trockenwerden oder auch nach mehreren Therapien nicht im Hyperraum! Leider kommen sie meistens dann erst recht an die Oberfläche! Und deshalb braucht man, oder zumindestens ich, wahrscheinlich mehrere Anläufe...
Ich will ja auch nicht meine Rückfälle rechtfertigen, aber man soll doch auch reflektieren, was evtl. dazu geführt hat!
minitiger, " . . was mir irgendwie nicht gefält, ist das Bild des "Armen Alkis", das Du gerne zeichnest" // Dann hast du mich schon immer missverstanden. Das ist kein armer Alki, sondern ein vereinsamter Mensch, für den ich gerne Partei ergreife. Und mir gefallen deine groben Stiefel nicht. Dann sind wir doch eigentlich quitt und könnten es dabei belassen? Vielleicht ab 2007 ?
hallo "Heizer", nein, dieser Mensch war Heizer von Tätigkeit her, Niederdruck mit 6 atü, noch mit echten Kohlen und Schlacke ziehen mit langer Eisenstange.
hallo Ralf, woher ich das weiß? Weil ich ihn fragen konnte. Jedes Wort welches man ihm anhängen wollte lehnte er kategorisch ab (gebranntes Kind). Er wäre lieber verreckt als sich noch einmal irgendwo zu fügen (wörtlich). Er ist jetzt 31 Jahre trocken, und zufrieden, und geht immer noch zu seiner ersten Gruppe, inzwischen als ur-ur-Großahn, mit sehr viel Erfahrung, besonders gegenüber Spinnern. Er verfügt über eine sehr gelungene Arbeitersprache, unzweifelhaft und ein-eindeutig. Gelegentlich sehen wir uns noch und schwatzen dann gerne von den alten Zeiten. Gruß Max
ZitatGepostet von Max mX Weil ich ihn fragen konnte. Jedes Wort welches man ihm anhängen wollte lehnte er kategorisch ab (gebranntes Kind). Er wäre lieber verreckt als sich noch einmal irgendwo zu fügen (wörtlich). Er ist jetzt 31 Jahre trocken, und zufrieden, und geht immer noch zu seiner ersten Gruppe, inzwischen als ur-ur-Großahn, mit sehr viel Erfahrung, besonders gegenüber Spinnern. Er verfügt über eine sehr gelungene Arbeitersprache, unzweifelhaft und ein-eindeutig. Gelegentlich sehen wir uns noch und schwatzen dann gerne von den alten Zeiten.
Das ist eine wunderbare Geschichte, Max
Ich hab ein Herz für Spinner und "hoffnungslose Fälle" weil ich mir dann immer selber gegenübersitze in meiner ganzen versoffenen Hilflosigkeit von damals.
hi starman, ". . Ich hab ein Herz für Spinner und "hoffnungslose Fälle"" // Könnte bei mir auch so sein, wirst du schon bemerkt haben. Auch ich war mal ein 'hoffnungsloser Fall', weil ich 'aber auch gar nicht bereit (war) auch nur irgendwas einzusehen'. Auch die Psychologin meinte dieses. Diese Abweisung von ihr hatte mit durchaus relativ geholfen, denn weitere "Hilfe" aus psychologischer Sicht kam nicht mehr inFrage. Sie hatte ganz einfach sich nicht vorstellen können, dass ich infolge jahrelanger Bevormundungen einfach blind alles aber auch alles ablehnte - wir konnten das viele Jahre später klären wie es denn tatsächlich war, ich war für sie etwa 15 Jahre lang der Sonderfall des Uneinsichtigen, der eigentlich gar nicht uneinsichtig war. Und mein Heizer (als Beruf!! liebe Heizer) war kurioserweise ganz damals mein Schichtführer in der Arbeitstherapie gewesen, "in die Klapper bringen sie mich nur in Knebelketten!". Dann Jahre kein Kontakt, und dann in der Selbsthilfegruppe. Bei diesem Menschen bin ich auch noch ernüchtert bis auf Null (bis heute). Daher kennen wir uns dann doch sehr gut und wissen weit weit mehr voneinander als so mache guten Freunde. Und dir ein gutes 2007, max
Hallo, bin neu hier - habe versucht mich ein zulesen und ich finde es klasse!!! Meine Computerkenntnisse sind noch nicht so gut, deshalb geht es nicht so schnell
Jetzt der zweite Anlauf: Erst einmal ein paar Info`s zu mir ich bin 18 Jahre, mein Vater hat ( aus meiner Sicht ) ein massives Alkoholproblem, das die letzten 3Jahre immer schlimmer wurde. Deshalb habe ich ne Menge Probleme. Die ganze Familie ist kaputt und krank. Eigentlich war mein Vater immer für mich da. Aber der Lockruf der Kneipe war stärker, dann war alles andere scheißegal.Das tut ganz schön weh.ich wess nicht ,wie ich damit umgehen soll. Solche Geschichten kannte ich nur von anderen. Ich weiß inzwischen, daß ich ihn nicht retten oder bekehren kann. Aber die ganze Familie leidet.Ich weiss erstmal nicht weiter .Mir gehen so viele Gedanken urch den Kopf BIS BALD Faustschlag
ZitatGepostet von Max mX hi starman, ". . Ich hab ein Herz für Spinner und "hoffnungslose Fälle"" // Könnte bei mir auch so sein, wirst du schon bemerkt haben.
War mich auch schon aufgefallen
ZitatGepostet von Max mXUnd dir ein gutes 2007, max
ZitatAber die ganze Familie leidet.Ich weiss erstmal nicht weiter .Mir gehen so viele Gedanken urch den Kopf
keine einfache Situation die ihr da habt, wahrlich nicht. aber wie du schon gemerkt hast wird dein Vater keine Entscheidung treffen. Dein Vater lebt momentan in seiner Sucht und sieht keinen Grund etwas nzu ändern solange ihr das mitspielt.
Um für euch etwas zu verbessern müsst ihr selbst Entscheidungen treffen.
entweder gemeinsam oder da du mit 18 erwachsen bist kannst du auch deine eigenen Entscheidungen für dich treffen.
Die sind nicht immer einfach, ist mir schon klar aber es ist das einzige was eventuell auch deinen Vater aus dem Suchttrott reissen könte, wenn ihr sagt, mir machen den Dreck jetzt nicht mehr mit.
Die ersten Anlaufstellen sind Selbsthilfegruppen für Angehörige wo ihr euch einerseits mit Betroffenen denen es ähnlich geht austauschen könnt und wo ihr weitere Hilfe erfahren könnt was denn als nächstes am besten zu machen ist.
hier kannst du zum Beispiel eine Gruppe in deiner Nähe suchen.
Hallo Miezegelb, vielen Dank für deine Antwort.Hat gut getan !!! Die Machtlosigkeit dem Alkohol gegenüber macht mir zu schaffen. Außerdem,wenn ich mitbekomme, wie mein Vater zu allen anderen Leuten freundlich ist und zuhause dann den Thyrann abläßt. Manchmal wünsche ich mir, er müßte das nüchtern ertragen,was er losläßt. Wie soll man soviel Aggressivität ertragen, wenn man nicht weg kann? Faustschlag
Hallo Faustschlag (wie kommst man eigentlich auf so einen Nick?)
Meine Mutter trank auch als ich so alt war wie Du - und sie war sehr, sehr aggressiv. Es ist in dieser Zeit viel kaputt gegangen in unserer Tochter-Mutter-Beziehung, das sich nicht mehr reparieren lässt, obwohl sie heute (65 Jahre) trocken ist und ich selbst auch alkoholabhängig bin.
Ich habe mit 17 Jahren erstmals jemandem erzählen können - damals einem jungen Pfarramtsanwärter - was bei uns zu Hause los ist. Für eine Selbsthilfegruppe wäre ich damals sehr dankbar gewesen, aber das war noch nicht so bekannt. Mit 19 Jahren bin ich zuhause ausgezogen, gleich nach dem Abi, hab mir weder eine Lehrstelle noch einen Studienplatz gesucht, sondern bin erstmal Gabelstaplerfahren gegangen, um mir eine eigene Bude zu finanzieren. Wenn meine Mutter einen Absturz hatte (sie trank wirklich kamikaze-mäßig) riefen mein Vater und mein Bruder an und wollten, dass ich "mich kümmere" - ich hab mich verweigert. Vater und Bruder waren damals sehr böse auf mich, es gab hässliche Auseinandersetzungen. Viele Jahre später sagte mein Bruder mir mal, auszuziehen und mich abzugrenzen sei das einzig richtige gewesen und er wünschte, er hätte das auch früher so gemacht.
Es gibt heute viel Hilfe für Angehörigen von Suchtkranken, in jeder Suchtberatungsstelle, und auch Selbsthilfegruppen. Nimm sie in Anspruch! Hier zu posten war ja schon der erste Schritt.