hier bin ich nun. Ich habe keine Lust mehr ein schlechtes Gewissen zu haben und meiner Gesundheit zu schaden. Ich will mich selbst nicht mehr als willensschwach ansehen und mich für mich schämen müssen.
Zu meiner Biographie: Ich bin 43, single, keine Kinder, habe einen Job der mir großen Spass macht, verdiene gut und führe ein relativ normales Leben.
Allerdings mit einigen Einschränkungen. Ich bin Alkoholikerin. Das zu schreiben fällt mir schwer, aber es ist so. Ich will da nichts beschönigen. Angefangen hat das seit ich Anfang zwanzig und oft ausgegangen bin. Heute freue ich mich auf jedes Wocheende, obwohl ich gar nicht mehr ausgehe. Ich mache viel Sport, ernähre mich gesund - und für den ganzen Stress ind der Arbeit schütte ich mir zur Belohnung dann abends eine halbe bis ganze Flasche Wein rein. Freitags, Samstags oft auch noch Sonntags und manchmal unter der Woche.
Als krank sehe mich nicht an, als alkoholsüchtig schon. Vielleicht nicht körperlich, denn ich kann durchaus darauf eine zeitlang verzichten. Aber dann überkommt mich diese unbändige Lust darauf, ein Glas Wein zu trinken.
Mein Umfeld und meine Familie wissen nichts davon, und das obwohl meine Schwester als Psychiaterin langjährige Erfahrung mit Suchtkranken hat. Auch mein Vater, ein Internist, dessen Frau Alkoholikerin ist, ahnt nichts. Ich könnte mich auch keinem anvertrauen, denn ich möchte niemanden enttäuschen. Also ziehe ich das jetzt alleine durch.
Ich habe soeben zwei Bücher die hier in der Buchliste bestellt und erhoffe mir dadurch, und durch meine Mitgliedschaft in diesem Forum, Unterstützung.
ZitatMein Umfeld und meine Familie wissen nichts davon, und das obwohl meine Schwester als Psychiaterin langjährige Erfahrung mit Suchtkranken hat. Auch mein Vater, ein Internist, dessen Frau Alkoholikerin ist, ahnt nichts. Ich könnte mich auch keinem anvertrauen, denn ich möchte niemanden enttäuschen.
hi erris ,
vielleicht täuschst du dich da gewaltig mit dieser annanhme. vielleicht traut sich ja, wie du auch, niemand, darüber zu sprechen. ist ja ein "makel".
ich habe die erfahrung gemacht dass das "versteckspielen aufhören" gewaltig druck wegnimmt und es erleichtert, den alkohol wegzulassen. und enttäuschen tust du nur dich selber.
Ich habe, seit ich 15 bin an einer Drogenkarriere gebastelt, die mich als ich 23 war zum Absturz brachte. Ich war schwerst Heroin-, Kokain-, Valium- und Speedabhängig. Damals lebte ich in Manhattan und nachdem ich dort verschiedene Misserfolge hatte, von dem Zeugs loszukommen, entschloss ich mich, davon zu laufen - in Richtung Deutschland. Dort, in der Wohnung meiner Mutter, und unter der Aufsicht meiner Schwester und meines Vaters habe ich dann entzogen. Das war schwer aber es hat geklappt. Was ich meiner Familie damals an Kummer und Sorgen bereitet habe, ist immens. Als ich es geschafft hatte, von dem Zeug loszukommen, waren alle erleichtert und froh - wenn ich jetzt damit kommen würde, dass ich da wieder so ein Problem habe, wäre das fatal. Das könnte ich meinem Umkreis nicht antun!
Damals war ich in einer ambulanten Gruppentherapie, die ich als Pflichtübung besuchte. Geholfen hat sie mir letztendlich nicht. Ich wurde dort immer wie ein Vorzeigebeispiel behandelt, und fühlte mich trotzdem als Loser. Ich hatte doch gar nicht aus eigener Kraft aufgehört, sondern bin davon gelaufen! Sicherlich - auch Drogen bekommt man überall, wenn man sie sucht, aber die Hemmschwelle ist da schon etwas höher - zumal ich das Glück hatte einen kompletten Neuanfang ohne "befleckte" Vergangenheit starten zu können.
hallo Erris, ". . Als krank sehe mich nicht an, als alkoholsüchtig schon" // Ein Süchtiger ist daher auch krank, wenn schon. Ich lese bei dir aber heraus, dass du wohl (noch?) nicht nennenswert aufgefallen bist, in deiner Umwelt. Da du für dich selber abstinent (gesund?) werden und auch bleiben (?) möchtest, könnte es dir gleich sein ob deine Truppe das nun weiß oder nicht. Es sei denn, eine Nähe zu deinem Vater + trinkender Frau wäre ungünstig. Auch ein Psychiater weiß manchmal erschütternd wenig (im Sinne von mäßig und ungenau). In meiner Trinkzeit noch, genauer in einer Trinkphase, war 1 Flasche Wein, verdünnt mit etwas Wasser, das Mindeste was ich brauchte um die Hände ruhig zu bekommen. Aber es ist ja nicht die Trinkmenge. Willkommen hier, und nicht trinken ist dann auch wieder nicht soooo schrecklich, Max
hallo Erris, alleine geht nicht, du brauchst andere Menschen dazu, als Vergleich. Das muss ja auch nicht wohl gleich und sofort deine Familie sein, so mancher hat gar keine und schafft das trotzdem, max
ich bin auch neu hier (seit ein paar Tagen). Ich war auch mal bei einer halben bis ganzen Flasche Wein. Und jeden Tag habe ich auch nicht getrunken. Nur, das hat sich dann langsam aber stetig gesteigert.
Das Dein Umfeld nicht über Dich Bescheid weiss kann ich mir nicht so ganz vorstellen. Die sagen bloss nichts - vielleicht weil sie Dich nicht beschämen möchten. Also bei mir wussten das einige Leute, oder haben es zumindest geahnt. Meine Mutter z.B. brauchte mir nur ins Gesicht zu sehen und wusste, ob ich gesoffen hatte oder nicht. Trotzdem hat sie nie darüber gesprochen.
Wie auch immer, ich glaube schon, dass man alleine aufhören kann, aber aufhören ist ja einfach. Die Kunst ist, nicht wieder anzufangen und das kann man (glaube ich) nicht ganz alleine.
Versuch es mit einer Selbsthilfegruppe. Ich habe es damit geschaft und leite selbst eine und kann nur dazu raten. Manchmal muss man einige Gesprächsgruppen ausprobieren bis man die richtige findet.
Nein, aufgefallen bin ich noch nicht. Ich trinke nicht wenn ich fahren muss, weder bei Geschäftessen, noch bei festlichen Anlässen im Unternehmen, oder wenn ich mit Leuten zusammen bin die selbst nichts trinken. Das fällt mir auch nicht schwer. Meine Leber ist ok und ich habe auch keinerlei körperliche Anzeichen, so wie Händezittern, aber ich denke das hat nichts zu sagen. Der Punkt ist: Es nervt und es läßt mich an mir selbst zweifeln.
ich bin auch neu hier (seit ein paar Tagen). Ich war auch mal bei einer halben bis ganzen Flasche Wein. Und jeden Tag habe ich auch nicht getrunken. Nur, das hat sich dann langsam aber stetig gesteigert.
Das Dein Umfeld nicht über Dich Bescheid weiss kann ich mir nicht so ganz vorstellen. Die sagen bloss nichts - vielleicht weil sie Dich nicht beschämen möchten. Also bei mir wussten das einige Leute, oder haben es zumindest geahnt. Meine Mutter z.B. brauchte mir nur ins Gesicht zu sehen und wusste, ob ich gesoffen hatte oder nicht. Trotzdem hat sie nie darüber gesprochen.
Wie auch immer, ich glaube schon, dass man alleine aufhören kann, aber aufhören ist ja einfach. Die Kunst ist, nicht wieder anzufangen und das kann man (glaube ich) nicht ganz alleine.
Gruss von Birgit
Hallo Birgit,
vielen Dank erst mal für deine Antwort. Mein Umfeld hat wirklich keine Ahnung, und durch meine Vergangenheit hätte da auch niemand Bedenken mich darauf anzusprechen - sie erleben mich ja auch nur nüchtern. Wer sich mit einer "sozialsunverträglichen" Sucht rumplagt, lernt diese zu kaschieren. Ich hatte mal versucht mich guten Freunden zu offenbaren, bei dem der Mann schon mehrere Alkoholentzüge und Therapien hinter sich hat, zu offenbahren. Leider ohne Erfolg. Sie glaubten mir nicht!
Versuch es mit einer Selbsthilfegruppe. Ich habe es damit geschaft und leite selbst eine und kann nur dazu raten. Manchmal muss man einige Gesprächsgruppen ausprobieren bis man die richtige findet.
ZitatIch bin Alkoholikerin. Das zu schreiben fällt mir schwer, aber es ist so. Ich will da nichts beschönigen. Angefangen hat das seit ich Anfang zwanzig und oft ausgegangen bin.
warum nervt es dich jetzt erst? Was verändert sich gerade, dass du das Gefühl hast, dass du aufhören willst? Wenn ich deine Selbstdarstellung so auf mich wirken lasse, dann kommt mir spontan der Gedanke, warum will die überhaupt aufhören? Die hat ja noch nicht mal richtig angefangen? Irgendwie passt da was nicht. Oder ich verstehe es zumindest nicht
also da fragst Du glaube ich besser die anderen hier nach einer Strategie. Ich hab nämlich keine. Ich kann Dir nur sagen, dass ich ohne grössere Probleme immer wieder mit dem Trinken aufgehört habe. Nur eben nicht auf Dauer und zwar hauptsächlich wohl deshalb, weil ich das immer im Alleingang durchziehen wollte. Nach einiger Zeit ging es mir dann wieder gut und machte mir sogar vor, dass ich ja eigentlich gar kein Alkoholproblem hätte. Jetzt bin ich gerade mal eine Woche nüchtern. Aber - ganz ehrlich - ich hab die Nase voll von Trinken - Ausnüchtern - Trinken. So könnte das ja noch ewig weitergehen und verändern tut sich gar nichts.
Also, um nochmal auf die Strategie zurückzukommen: sich hier anzumelden ist doch schon mal ein erster Schritt, zu lesen und zu schreiben. Mir hilft das, dann fühle ich mich nicht ganz so allein mit meinem Problem.
Ich weiss ja nicht, ob Du schon mal probiert hast aufzuhören und dann wieder angefangen hast, oder bist Du da völlig unbeleckt?
ZitatIch bin Alkoholikerin. Das zu schreiben fällt mir schwer, aber es ist so. Ich will da nichts beschönigen. Angefangen hat das seit ich Anfang zwanzig und oft ausgegangen bin.
warum nervt es dich jetzt erst? Was verändert sich gerade, dass du das Gefühl hast, dass du aufhören willst? Wenn ich deine Selbstdarstellung so auf mich wirken lasse, dann kommt mir spontan der Gedanke, warum will die überhaupt aufhören? Die hat ja noch nicht mal richtig angefangen? Irgendwie passt da was nicht. Oder ich verstehe es zumindest nicht
Jörg
Also....was mich am meisten daran stört ist, dass es mein Leben verändert. Ich möchte am Schalthebel sitzen, und nicht so ein pobeliges Glas Wein! Ich denke mir, naja...jetzt hörst du einfach auf - und dann stelle ich fest: Es fehlt was! Was tun? Ablenkung habe ich genug: ich male, schreibe, lese, bilde mich weiter, und gehe mehrmals die Woche joggen im Wald. Und was tue ich nachdem ich mich im sportlich richtig ausgepowered habe? Ich "belohne" mich mit ein paar Glas Wein am Abend in der Badewanne und komme mir vor wie eine Göttin. Ich geniese das in vollen Zügen und am nächsten Morgen denke ich "du bist doch voll der Loser!" und schäme mich. Das kotzt mich einfach nur an. Oder um es mal ganz deutlich zu sagen: Ich kotze mich selbst an.
hallo Erris, "Oder um es mal ganz deutlich zu sagen: Ich kotze mich selbst an." // Wunderbar! Das ist nämlich der einzige echte Grund um aufzuhören, Max