heute war ich das erste Mal bei einer sogenannten "Motivationsgruppe" der Caritas. Der Abend ist gut verlaufen, die Leute waren nett und es wurde auch ganz offen und ehrlich geredet. Im großen und ganzen also sehr positiv verlaufen - ich hab mich auch einigermaßen wohlgefühlt, obwohl ich sonst ziemliche Schwierigkeiten habe - neue Leute, neue Situationen (macht mir meistens Angst und ich werde ganz stille). Jetzt meine Frage: Nach der Gruppe hatte ich auf einmal den Gedanken: "Jetzt was zu trinken! Jetzt noch EINMAL abschießen!" Das ist mir schon öfters aufgefallen, dass ich nach solchen Selbsthilfeabenden (war mal vor Jahren bei den AA), den Impuls/Wunsch verspürte, was zu trinken. Und manchmal hab ich das dann auch gemacht. Als Saufdruck würde ich das nicht bezeichnen, aber als Wunsch oder Impuls.
Ist das 'ne Trotzreaktion? Jetzt erst recht??? Beschäftige ich mich vielleicht einfach zuviel mit dem Thema Trinken und Nicht-Trinken? Woher kommt das bloss? Man sollte doch meinen, dass einen so eine Gruppe erst Recht motiviert NICHT zu trinken, oder nicht? Kennt das vielleicht noch jemand oder bin ich pervers oder was?
ZitatGepostet von pulsatille Als Saufdruck würde ich das nicht bezeichnen, aber als Wunsch oder Impuls.
Ich kenne das. Und ich halte es auch nicht für Trotz, sondern für eine, naja, sagen wir mal 'normale' Reaktion eines Gehirns, das jahrelang auf sowas trainiert hat. Wahrnehmen - im Sinne eines sich dazu bewusst formenden Gedanken - tut man ja ohnehin nur die Spitze des Eisbergs.
Wird aber weniger. Und geht immer auch ohne Trinken vorbei
ich kenne das auch. Genau wie Du hatte ich auch oft nach der Gruppe den Wunsch, etwas zu trinken und habe es früher auch getan....
Wir haben mal in der Gruppe darüber geredet und da sagte die Therapeutin, das es auch ihr so gehen würde. Ein Kollege von ihr hatte sogar eine Bezeichnung für das Phänomen (die ich natürlich längst vergessen habe:rolleyes.
Vielleicht ist es die Beschäftigung mit dem Thema??
Also nicht zu viele Gedanken machen und trocken bleiben.
die "Arbeit" einer Motivationsgruppe kenne ich nicht. Worum ging es denn da? Vielleicht gab es da ein Problem-Thema, welches diesen Impuls bei dir ausgelöst hat?
ich schließe mich an. Am Anfang meines Weges in die Abstinenz war ich mehrmals in so einer Motivationsgruppe, danach hatte ich auch öfter Lust zu saufen, einmal hab ich auch
Nach den ersten SHG-Besuchen ein halbes Jahr später kamen auch noch mal Gedanken an Alk auf, aber nicht mehr so mächtig, vielleicht zwei-, drei Mal. Nicht lange danach hatte ich aber nach einem Gruppentreffen ein genau gegenteiliges Erlebnis: Ich fuhr noch ein Gruppenmitglied heim und freute mich daran, abends um 22 Uhr nüchtern und klar mit dem Auto durch die Stadt zu tuckern, freute mich über die Lichter, die Farben, empfand die Klarheit meines Geistes und meiner Wahrnehmung ganz intensiv. Dieses Erlebnis hat mich so nachhaltig beeindruckt, es wirkt bis heute nach. Oft noch empfinde ich nach dem Gruppenabend noch einen Abglanz dieser Freude.
das Gefühl kenne ich auch ganz genau. Gruppe hatte für mich früher immer etwas Bedrohliches. Mit einem Gruppenbesuch verband ich immer das Gefühl, etwas aufgeben zu müssen. Nämlich das Trinken. Das ist lange so geblieben. Und ich habe ja noch viele Jahre gesoffen, obwohl ich eine Gruppe besuchte. Meinem Verständnis nach saßen in so einer Gruppe ja ein Haufen Kranker, die sich gegenseitig Halt gaben und von denen keiner stark genug war, um dem Sprit allein widerstehen zu können. Und so einer war ich natürlich nicht. Erst als ich für mich die Krankheit endlich annehmen konnte und wirklich aufgab, verschwand auch dieses Bedürfnis nach dem Gruppenbesuch etwas trinken zu wollen. Das war ein langer Prozess. Zeigt aber auch ganz genau, dass du anfängst dir die passenden Schuhe zu suchen
"Ist das 'ne Trotzreaktion? Jetzt erst recht??? Beschäftige ich mich vielleicht einfach zuviel mit dem Thema Trinken und Nicht-Trinken?"
... es gibt auch noch mehr im Leben als Alkohol, Sucht, Gruppe und Therapie - ich kann mich auch mit dem ganzen Thema überfordern und dabei das Leben mit all' seinen Facetten zu leben vergessen.
Das kenn ich ! Ich habe den Abschied von (m)einem Gefährten herausgezögert. So ganz loslassen, ...da habe ich im Leben immer Probleme mit gehabt. Hat ja auch den Touch von etwas entgültigem.
Beim Alk hat mir dann wirklich das "heute nicht " geholfen. Dies panikerzeugende Gefühl von "nie wieder " hat sich dann bald angefangen zu verflüchtigen.
Hallo liebe Birgit, ich kenn das natürlich auch zu gut. Sehe das allerdings definitiv nicht als Trotzreaktion sondern als "Belohnungsreaktion" deiner/unserer suchtabhängigen Psyche. Belohnung für den schweren Gang in die Therapiegruppee, wohin auch immer. Nach der Devise, ich habs ja bis hierhin geschaft, also belohn ich mich nun mit einer seit Tagen verbotenen Sache: SAUFEN!!!!! Unsere Psyche ist so trickreich! Es ist so schwierig diesen Teufel (Gruss an Lotte01...:sly Herr zu werden.... Dieser beschissene Belohungsgedanke...
...möchte allerdings noch anmerken, nach erfolgtem Nachdenken, dass die Trotzreaktion auch ein willkommener Saufgrund ist. Also, wir haben Trotz, wir haben Belohung, was fehlt da noch? Liebe könnte ein Grund sein, gute wie schlecht erlebte, Erfolgslosigkeit, egal worin, Missverständniss... die Gründe zu trinken liegen in 1000 Möglichkeiten des persönlichen Alltags. Deshalb ist es so schwer und genau deshalb ist es wichtig, diese Problematik so ernst zu nehmen wie nur möglich. Das teuflische daran ist, durch Alkoholkonsum die Ernsthaftigket zu "versaufen", bis es zu spät ist und der Arzt dir sagt: "Sie haben noch 3 Wochen zu leben". ......!!!!!
ZitatGepostet von Miss_Rossi ...Das teuflische daran ist, durch Alkoholkonsum die Ernsthaftigket zu "versaufen", bis es zu spät ist und der Arzt dir sagt: "Sie haben noch 3 Wochen zu leben". ......!!!!!
hi miss rossi,
dem arzt würde ich sowieso nicht glauben. meinem stiefvater wurde gesagt: "Wenn sie so weitermachen, sind sie spätestens in 10 Jahren tot". Naja, das 1978 und der hat weiter gemacht...und atmet immer noch.
auf den Gedanken nach der SHG oder Motivationsgruppe zu saufen bin ich noch nie gekommen. Ich habe die letzten Trinkjahre unter der Woche sowieso nie getrunken.
Hi Robert,
ZitatHabe nie Saufdruck
ich auch nicht.
Zitatkeine (lebenden)Leichen im Keller
Bist du sicher?
ZitatBin ich erleuchtet
Setz dich heute abend in aller Ruhe hin und überlege wie dein Leben so läuft. Wenn du mit deinem Leben rundum zufrieden bist und dabei mindestens 20 cm vom Boden abhebst bist du mit Sicherheit erleuchtet.
Von der Kapitulation oder wirklichen Krankheitseinsicht verbunden mit der Erkenntnis, dass meine bisherigen "Maßnahmen" das Problem für mich nicht lösen können, war ich noch ein ganzes Stück entfernt.
Mit der Kapitulation hat sich das von jetzt auf gleich geändert. Ich habe weder aus Anlaß des Gruppenbesuchs noch durch sonstige Gelegenheiten den Wunsch, wieder zu trinken, von Saufdruck keine Spur.
ZitatGepostet von Ralfi Ich habe die letzten Trinkjahre unter der Woche sowieso nie getrunken.
Was wolltest Du damit sagen?
Ich habe währen meiner gesamten Saufzeit wochen- bis monatelang keinen Alkohol getrunken...
schönen guten morgen, ich denke nicht das man sich über seine Abstinenz(welch ein schreckliches Wort), zuviele Gedanken machen kann. Es gibt in der Art, damit umzugehen bestimmt verschiedene Möglichkeiten. Wenn das ganze zum "grübeln" wird, dann finde ich es nicht so gut. Eigentlich sollte immer der Mensch bzw. das eigene positive Lebensgefühl im Vordergrund stehen. Ich besuche keine Selbsthilfegruppe, mir werden die Probleme der anderen immer zuviel. Nicht das ich jetzt falsch verstanden werde, ich bin nur sehr "feinfühlig", wie fast jeder Süchtige und das bringt auch oft den Durst mit.