heute vor einem Monat habe ich mich zum 2. Mal in meinem Leben entschieden, das "erste Glas stehen zu lassen" - und es ist dabei geblieben. Schon allein das Lesen in diesem Forum hat meinen Entschluss Tag für Tag verstärkt - erkenne ich mich doch in vielen Beiträgen wieder; finde Antworten für mich, ohne gefragt zu haben. Deshalb ein großes Dankeschön an alle aktiven Forums-Schreiber/innen!
Liebe Grüße und allen einen schönen Tag
Paula
"Lass' Dir aus dem Wasser helfen oder Du wirst ertrinken", sprach der freundliche Affe und setzte den Fisch sicher auf einen Baum.
du warst mehr als ein Jahrzehnt trocken und bist scheinbar auf dieses 'na, ja vielleicht gehts doch' reingefallen. Die Quittung (in Form von verlorener Zeit) hast du bekommen.
Aus irgendeinem Grund glaub' ich persönlich nicht, dass du diesen Fehler zweimal machen wirst.
Ich wünsch' ich dir ebenfalls einen wunderschönen Tag Werner
---------------------------------------------------------------- It's nice to be a Preiss, it's higher to be a Bayer
Es ist dieses Mal viel schwieriger mit der Abstinenz - und auch weniger euphorisch.
Ich erkläre es mir damit, dass beim (sehr euphorischem) ersten Mal, also vor 30 Jahren, mein "ganzes Leben noch vor mir lag" (im Gegensatz zu heute) und ich sozusagen nur die Ärmel aufkrempeln und loslegen musste. Es gab so vieles, was greifbar/ machbar/ spannend war und das machte es damals so einfach für mich - hatte aber auch, aus heutiger Sicht, tw etwas von blindem Aktionismus.
Ich glaube, es war Matthias, der andeutete, dass ich "etwas übersehen" hätte - während meiner langen Trockenphase; das war ein hilfreicher Hinweis.
Max, es war bei mir nicht das alkoholfreie Bier, das zum Rückfall führte, sondern die Tatsache, dass ich versäumte, verschiedene Baustellen gründlich zu bearbeiten; und zwar diejenigen, die eindeutig mit süchtigem Verhalten verknüpft waren/sind.
Meine Methode war vor allem die der Vermeidung; dh, unbequeme Sachverhalte wurden einfach ausgeblendet und nicht gelebt. Eine Psychoanalyse (naja :rolleyes war dann scheinbar der Auslöser, diese meine Baustellen (wie Elternhaus, Beziehungen, Co-Abhängigkeit, künstlerische Arbeit) später wieder in mein Leben zu lassen, nur hatte ich zu diesem Zeitpunkt keine wirklichen Ansprechpartner/innen für meine Probleme (...ich war immer "die Starke":rolleyes - und so konnte sich der Alkohol (den ich zudem "besiegt" glaubte -> s. KT) nach und nach wieder in mein Leben einschleichen.
Fazit: Große Gefühle (also mich!) auszuhalten, hatte ich versäumt zu lernen. Aber es ist ja bekanntlich nie zu spät
Liebe Grüße Paula
[ Editiert von paula am 26.05.07 13:48 ]
[ Editiert von paula am 26.05.07 13:56 ]
"Lass' Dir aus dem Wasser helfen oder Du wirst ertrinken", sprach der freundliche Affe und setzte den Fisch sicher auf einen Baum.
Es ist dieses Mal viel schwieriger mit der Abstinenz - und auch weniger euphorisch.
Hallo paula,
in meiner SHG gibts jemanden, der genau damit ziemlich heftig zu kämpfen hat. Diese Mensch war 3 jahre trocken und wohl richtig happy und euphorisch. Dann ein Rückfall/Absturz, wie lange weiss ich jetzt grad nicht mehr - nun wieder Entzug und 6 Monate trocken. Auch er sagt, es ist viel schwieriger jetzt. Aber er will nicht aufgeben.
mir gings ähnlich. 3 jahre trocken, rückfall. jetzt wieder trocken seit - moment - 39 tagen. die euphorie ist vielleicht deswegen weg, weil man auf den boden der tatsachen gelandet ist, sprich, man weiß jetzt, daß es dich jederzeit "erwischen" kann. es gibt nicht einfach so ein neues leben, man muß was dafür tun. trotzdem gehts mir mit der trockenheit wesentlich besser als in meiner saufzeit während des rückfalls. morgen früh werde ich z. B. 20 km laufen (hoff ich doch mal)
ZitatGepostet von Inessi Auch er sagt, es ist viel schwieriger jetzt.
Inessi,
das habe ich inzwischen auch schon öfter gelesen; vielleicht liegt es u.a. daran, dass die (unbewußten) Hintertürchen weniger werden. Aber es gibt auch Vorteile - zumindest wenn man/frau sich während einer länger andauernden Trockenphase eine Basis erarbeiten, die eigene Persönlichkeit weiterentwickeln und reifen lassen konnte - dann fließt diese Erfahrung in den zweiten Anlauf mit ein; das kann einiges auch erleichtern.
LG Paula
"Lass' Dir aus dem Wasser helfen oder Du wirst ertrinken", sprach der freundliche Affe und setzte den Fisch sicher auf einen Baum.
Ich finde, dass die Enttäuschung über den Rückfall mitspielt. Beim zweiten Mal war ich desillusioniert, im wahrsten Sinne ernüchtert und nicht mehr euphorisch wie beim ersten Mal, aber man ist natürlich schon froh, dass man schließlich wieder abgesprungen ist. Beim ersten Mal ist es noch eine Sensation. Endlich schafft man es, von diesem Trinkerleben wegzukommen! Ein Rückfall ist da schon ein großer Dämpfer. Beim zweiten Anlauf erinnert man sich an das erste Mal, das alkoholfreie Leben und wie sicher man da war, dass das Kapitel Alkohol für alle Zeiten erledigt wäre. Das macht nachdenklich.
Aber ich kann nicht sagen, dass der zweite Anlauf schwieriger war. Beim zweiten Mal hat man ja schon das Wissen darüber, was sich lohnt und was sich nicht lohnt. Das Abstinentbleiben hat ein besseres Fundament als beim ersten Mal. Ich bin bewusster trocken als früher, außerdem verdränge ich es nicht, wenn ich mal eine kleine Krise habe und kurz Erinnerungen aufkommen an das "erleichternde" Trinken. Gleichzeitig weiß ich, dass das Trinken nur im aktiven Trinkerleben Erleichterung bringt, aber nicht, wenn ich als Trockener wieder anfange. Das habe ich mir ja schon bewiesen.
Ich bin nachdenklicher geworden, was das Thema betrifft. Aber schwieriger ist die Abstinenz nicht geworden, und es geht mir genau so gut wie beim ersten Versuch.
ZitatGepostet von gepard Das Abstinentbleiben hat ein besseres Fundament als beim ersten Mal. Ich bin bewusster trocken als früher, außerdem verdränge ich es nicht, wenn ich mal eine kleine Krise habe und kurz Erinnerungen aufkommen an das "erleichternde" Trinken. Ich bin nachdenklicher geworden, was das Thema betrifft. Aber schwieriger ist die Abstinenz nicht geworden, und es geht mir genau so gut wie beim ersten Versuch.
Jo Gepard - das hast Du gut geschrieben. Dem "nachdenklicher geworden" möchte ich noch ein "vorsichtiger geworden" zusetzen. Vorsichtig in dem Sinne, dass ich meinen Stimmungen, sofern sie verstimmt sind, auf den Grund gehe - ich habe mich in meinen vorigen zwei trockenen Jahren gerade zum Ende hin nicht viel darum geschert, was mir wann und warum zuviel wurde, gegen den Strich ging oder mich betrübte - ich dachte, meine Trockenheit allein ist schon der Garant dafür, alles zu packen. Ein fataler Denkfehler. Man könnte es fast eine Gleichgültigkeit der Trockenheit gegenüber nennen - ein sich "zu Sicherfühlen", ohne beständig aktiv etwas dafür tun zu müssen. Und dann greift man plötzlich zum Glas - wenn man es am wenigsten erwartet hätte. Insofern liegt in meinem persönlichen Rückfall eine im nachhinein eigentlich alte aber doch sehr neue Erkenntnis. Ein anderes Begreifen als beim letzten Mal. Es geht nicht nur um die Trockenheit - es geht um mich als ein Ganzes.
Zitatzumindest wenn man/frau sich während einer länger andauernden Trockenphase eine Basis erarbeiten, die eigene Persönlichkeit weiterentwickeln und reifen lassen konnte
Genau da liegt das Problem. Er hatte nur einen Entzug gemacht, sich gegen LZT entschieden und war in keiner SHG. Hat sich nicht reflektiert, sich nicht mit seiner Krankheit auseinander gesetzt. Jetzt kommts bei ihm darum "knüppeldicke", alles auf einmal.
Genau gepard und Weeda. Ich kann dem nur zustimmen. In meiner Therapie hab ich so einige Rückfälle anderer miterlebt, aus diesen Erfahrungen hab ich geschöpft. Auch darum bin ich ohne rückfall geblieben.
ZitatEs geht nicht nur um die Trockenheit - es geht um mich als ein Ganzes.
Das hatte ich auch für mich erkannt, daher bin ich weiter in eine Psychotherapie gegangen, um mich zu begreifen, mich kenne zu lernen usw.
Und ich find das immer wieder , wenn jemand nach einem rückfall wieder "aufsteht"