ZitatDie ursprünglichen Gründe tun immer noch weh, aber deswegen trinke ich schon lange nicht mehr.
Also ich trank, weil ich alkoholabhängig bin. Und nicht aus irgendwelchen, oft selbstgebastelten Gründen. Oder wegen meiner Kindheit ( das dachte ich nass jahrelang ).
Ist heftig sich eingestehen zu müssen, das es keinen Grund gibt um zu trinken und alles andere jahrelang hausgemachtes Kopfkino war. Die Verantwortung für sich selbst weggeschoben, Schuldige gesucht. Aber es ist ganz einfach Sucht. Und ich bin erwachsen und habe eine Wahl.
Thomas, doch ich kann das schon hören und habe mich auch gestern noch intensiv mit den Threads beschäftigt, die sich mit SHGs befassen. Hier neige ich natürlich dazu, eher die Ansichten derer anzunehmen, die davon nicht so begeistert sind. Hier habe ich ganz interessante Ansätze gelesen, von wegen, daß man sich eben nicht dauerkrank fühlen soll, sondern einfach das Trinken lassen muß und ein sinnvolles Leben aufbauen mit Freizeitgestaltung und nichttrinkendem Umfeld.
Klar brauche ich eine Gehinwäsche, die verpasse ich mir schon täglich. Beim Lesen hier im Forum kann ich aber auf den nächsten Thread klicken, wenn ich denke, daß mir etwas gerade nicht so gut tut, was da steht.
Ich wohne nicht so weit von München entfernt, da gibt es ja sehr viele Gruppen wie ich gelesen habe. Wäre mir schon zu weit, da zweimal wöchentlich vorbei zu fahren, aber hier könnte ich mir vorstellen, daß ich mal in so eine Gruppe reinsehe. Nur um mir ein Bild zu machen.
Hier in meiner Stadt ist das alles andere als anonym. Ich wusste auch als Kind, wer da hingeht. Bin schwer katholisch erzogen, Donnerstag Kindergottesdienst, anschließend Chorprobe im Pfarrhaus - Ende 19.00.
Die Leute, die ins Pfarrhaus gegangen sind, wenn wir gegangen sind, sind alle zum Gruppentreff der AA gegangen. Jeder hat gesehen, wer da rein geht. Und wir Kinder waren da nicht gerade verschwiegen, unsere Eltern haben es jedenfalls sicher gewusst, wenn wir ein bekanntes Gesicht entdeckt hatten.
Ich würde sicher einen Nachbarn treffen, der definitiv dort ist, der würde es (natürlich ganz vertraulich) seiner Frau erzählen, die (natürlich ganz vertraulich) ihrer Freundin, der Bäckereifachverkäuferin, der Kassiererin im Supermarkt..... Das würde in mir so viel Druck und Scham auslösen, daß ich fürchte, das könnte meine Nüchternheit eher gefährden.
Bea und Ingmarie,
lieben Dank für das Verständnis.
Ich möchte mich auch gleich noch bedanken, bei allen die hier schreiben. Die Erfahrungen die ich gestern lesen durfte haben mir jetzt schon sehr geholfen. Heute werde ich wieder anfangen etwas Sport zu machen und gehe mittags zum Schwimmen. Meine Stimmung hat sich deutlich gebessert.... bis jetzt quängelt nichts und das ist sehr entspannend.
und auch von mir nachträglich ein herzliches Willkommen.
Zu deinem obigen Beitrag fiel mir ein: Wissen die nicht sowieso, dass Du trinkst (Kassiererin im Supermarkt usw.)? Weil Du musst ja irgendwo den Stoff gekauft haben und auf einem Dorf gibt es da ja nicht sooo viele Möglichkeiten.
Es fiel mir halt nur auf, weil ich auch immer dachte, keiner merkt was. Aber im Grunde genommen wussten viel mehr Leute Bescheid über mich, als ich mir das je vorstellen konnte. Aber nur einer, (1 Person!) hat mich jemals darauf angesprochen! Finde ich erstaunlich bei 20 Jahren Saufkarriere.
Grüsse von Birgit
Wenn der Mensch voll ist, geht sein Blick ins Leere.
"Nasse Beiträge zeigen mir, woher ich komme, wohin ich nicht mehr will. Die trockenen Beiträge sind für mich sehr motivierend" // Da sind aber noch die halbtrockenen! Nicht diejenigen, welche dann ins zufrieden trockene leiten, sondern diejenigen, die mit großen Schwüngen behaupten , und dann ist plötzlich aus die Maus, Mögest du allzeit alle drei Sorten voneinander unterscheiden können, Max
ja, das ist ein sehr unangenehmer Gedanke, daß ich manchmal doch mit einem gewissen Pegel unterwegs war. Sicher ahnen oder wissen es etliche Leute.
Ich wohne aber nicht in einem Dorf, in meiner Kindheit habe ich in einer Kleinstadt gewohnt (10.000 Ew), da kannte man die Leute eigentlich schon ganz gut.
Jetzt wohne ich in einer noch größeren Stadt, aber hier kennen mich auch sehr viele Leute. In meinem Viertel wissen fast alle wer ich bin und wo ich wohne...Ist weil mein Partner einen etwas "exponierten" Beruf hat. Daher ist es immer sehr interessant, was wir so treiben
Das hat mich aber davor bewahrt, sturzbesoffen auf die Straße zu gehen. Supermärkte haben wir reichlich in der Gegend. Ich habe mir auch Limo, Wasser und BIER ins Haus bringen lassen. Der Bierfahrer weiß nicht, daß die drei Kasten Bier, die er alle zwei Wochen brachte ausschließlich von mir getrunken wurden. Zwischendurch Lieferungen direkt vom Winzer - Kistenweise natürlich, dann Einkauf im Großhandel, wo auch Kneipenwirte den Stoff holen und ein Großeinkauf für mich gegen die Mengen, die dort abgesetzt werden eher lächerlich aussieht.... Doch, das ging schon relativ unauffällig.
Ich hoffe jedenfalls, daß es nicht ZU SEHR aufgefallen ist, aber es werden sich sicher etliche Leute ihren Teil denken. Ist aber schon ein Unterschied, ob zwei Supermarktkassiererinnen sich sicher sind, daß ich saufe, oder ob die halbe Stadt weiß, daß ich zu den AA gehe.
Ich bin feige, aber ich habe das Gefühl, daß ich mich so schütze.
hallo Naturelle, "Ich hoffe jedenfalls, daß es nicht ZU SEHR aufgefallen ist" // Na und wenn schon, das gibt sich ganz rasch, schneller als du glaubst. Aber die 3 Kästen Bier waren "gut getarnt", Max
trotz regelmäßiger Gruppenbesuche seit fünf Jahren, oft 2 mal wöchentlich, fühle ich mich ganz und gar nicht dauerkrank, sondern von meiner Stimmung her so gesund wie noch nie in meinem Leben. Da ich keine LZT machen wollte, hinsichtlich der "Trinkgründe" Beachens Auffassung teile und bereits die Erfahrung gemacht hatte, dass ich es alleine nicht schaffe, blieb mir nur die SHG. Voller Vorbehalte, Angst und Scham machte ich mich auf den Weg zu den AA, und es war alles ganz anders, als ich es mir ausgemalt hatte. Um es kurz zu sagen, wir sprechen dort darüber, "wie wir waren, was geschah und wie wir heute sind" und teilen zu diesen Themen Erfahrung, Kraft und Hoffnung. U. a. weiß ich daher auch, dass gerade zum Beginn der Trockenheit erhebliche Gefühlsschwankungen an der Tagesordnung sind.
Leider gab es auch schon Gruppenmitglieder, die sich nicht an die Regel gehalten haben, nichts aus den Meetings nach außen dringen zu lassen. Das finde ich sehr bedauerlich, aber im Grunde kann es mir nichts anhaben, denn ich stehe dazu, dass ich für den Erhalt meiner Trockenheit etwas tue.
Liebe Grüße
Friedi
____________________________________________________________________________________________________ Wenn du am Morgen erwachst, denke daran, was für ein köstlicher Schatz es ist, zu leben, zu atmen und sich freuen zu können. Marc Aurel
Hallo Naturelle, auch von mir ein herzliches Willkommen.
Dass du nicht in eine Selbsthilfegruppe in deinem Ort gehen möchtest, kann ich gut nachvollziehen. Auch ich habe mir eine Gruppe gesucht, zu der ich gute 40 km fahren muss, fand ich besser für mich. Aber was glaubst du, wen ich dort am Montag Abend getroffen habe? Den Nachbarn meiner Schwiegereltern. Aus war's mit der Anonymität. Aber egal, ihm war's peinlich, denn er ist nass und ich bin TROCKEN!
Gib nicht auf, wenn dich der Suchtteufel packt, steh das durch! Spazierengehen, walken, joggen sind gute Helfer und natürlich viel Wasser trinken.
Übrigens: dein Hausarzt hat Schweigepflicht, vielleicht kannst du dir von ihm die nötige Hilfe holen.
hallo Mutiges Mädchen, " . . wen ich dort am Montag Abend getroffen habe? Den Nachbarn meiner Schwiegereltern. Aus war's mit der Anonymität. Aber egal, ihm war's peinlich, denn er ist nass und ich bin TROCKEN! " // 1. Das finde ich ausgesprochen lustig. 2. Es sollte dich auch gestärkt haben?!! Max
Hallo Max, klar hat's mich gestärkt. Der Nachbar und ich, wir bilden jetzt eine Fahrgemeinschaft, so ist's energiebewußter, preiswerter und wir können uns auf den Hin- und Rücktouren noch unterhalten. Mal sehen, wer von unserem kleinen Ort dort noch aufkreuzt. Wer weiß, vielleicht können wir ja bald mit einem Bus fahren.
Der Nachbar und ich, wir bilden jetzt eine Fahrgemeinschaft, so ist's energiebewußter, preiswerter und wir können uns auf den Hin- und Rücktouren noch unterhalten. Mal sehen, wer von unserem kleinen Ort dort noch aufkreuzt. Wer weiß, vielleicht können wir ja bald mit einem Bus fahren.
Wenn das Thema nicht so ernst wäre, könnte ich mich wegschmeißen vor Lachen! Das ist besser als jede Soap!!!
Auch, wenn ich jetzt der 100ste bin,der hier in dieselbe Kerbe schlägt, denke ich auch ,es wäre gut,Dir Hilfe zu holen . Ich komme auch aus einer Kleinstadt in derselben Gegend und habe dieselbe Schwellenangst, in eine Gruppe zu gehen, aus denselben Gründen. Was allerdings überhaupt kein Problem darstellt, ist einen Termin bei der Suchthilfe auszumachen.Das ist einfach eine anonyme, nette Unterhaltung unter 4 Augen mit z.B.einem Sozialpädagogen in der Du in etwa dasselbe sagen kannst, was Du hier geschrieben hast. Niemand wird Dich in so einem Gespräch dazu zwingen über irgendetwas zu reden ,was Du nicht willst geschweige denn irgendetwaqs zu tun was Du nicht tun willst und man wird es auch nicht von Dir verlangen. Meiner Meinung nach machst Du Dir auch viel zu viel Druck, indem Du gleich die ganze Litanei von Entgiftung, Therapie Gruppe, Aufarbeitung der Vergangenheit usw.aufzählst. Hätte mir jemand gesagt ich muss das alles machen und am besten sofort ,ich wäre vor Panik davongelaufen. Aber erstmal ein Anruf bei der Suchthilfe und dann schauen was so geht- vielleicht gibt es ja eine geeignete Lösung für Dein Problem und alle Bedenken lösen sich nach so einem Gespräch in Luft auf. Ich hoffe ,Du bist jetzt nicht entgültig genervt . Wünsche Dir alles Gute.
hallo MM; wenn ihr beiden jetzt noch den Bürgermeister und den Polizisten und die Frau des Bäckers mit einbezieht, dann könntet ihr gleich zuHause bleiben und dort eine Gruppe eröffnen? ja wie's Leben so spielt, erst weiß man nicht wo hinten und vorne ist, und dann gibt's Gemeinschaft, Gruß Max
musste auch lachen über die Geschichte, Mutiges Mädchen. Nur wäre die Geschichte mir passiert, dann wäre ich jetzt ein Häufchen Elend.
Richard, du nervst mich nicht. Ich habe jetzt schon darüber nachgedacht. Aber ich fühle mich recht wohl, so wie es jetzt ist. Ich bin gerade sehr vorsichtig mit mir und möchte mir keinen unnötigen Stress aufbürden, mit dem ich dann evtl. nicht umgehen kann. Was soll der Arzt mit mir anfangen? Den körperlichen Entzug hab ich hinter mit. Der war total problemlos. Meine Verdaungsprobleme haben aufgehört, ich hab sogar zugenommen. Das spricht dafür, daß noch nicht alles völlig kaputt ist. Ich war schon klapperdürr, hat mir ernste Sorgen gemacht
Suchtberatung war ich mal - aber für bzw. mit einer Freundin, die damals schon schwer drin hing. Ich bin offiziell als Unterstützung mit, aber in Wirklichkeit wusste ich schon, daß ich auch abhängig bin. Der Unterschied war nur, daß meine Freundin damals im Rausch richtig psychotisch wurde, jede Menge Schwierigkeiten hatte und naja - eben ihrer Umwelt mit dem Besuch bei der Drogenberatung beweisen wollte, daß sie was tut.
Die Dame dort hat ihr erzählt, wie schlimm abhängig sie einst war, ihr gesagt welche SHG's es gibt und ihr Info-Material in die Hand gedrückt. Gut, damals war das Internet noch nicht so weit, jedenfalls hatten wir noch keines - aber eine Stunde im Netz und ich hab mehr und effektivere Informationen.
Nochmals zur SHG. Je mehr ich darüber nachdenke, um so mehr gehen bei mir die Warnlichter los. Ich kann im realen Leben nur ganz schwer Menschen an mich ran lassen. Wenn sich jemand um mich sorgt und kümmert oder sich nur echt für mein Seelenleben interessiert, dann sträubt sich was in mir. Ich glaube, mir würde das so einen Druck machen, daß ich mich nur deshalb besaufen könnte, damit ich wieder meine Ruhe hab.
... bin wohl doch eher ein Fall für den Psychologen
Jetzt warte ich mal ab. Vielleicht ändere ich mit zunehmender Tockenheit auch viele meiner Ansichten und falschen Verhaltensweisen. Ich hoffe es sogar.
Komm gerade vom Schwimmen und fühl mich so richtig gut. Ich denke, daß mir JETZT im Moment gerade solche Dinge wie Sport, neue Interessen usw. sehr viel helfen.