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Saufnix  
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Dieses Thema hat 93 Antworten
und wurde 6.898 mal aufgerufen
 Ganz, ganz viele Fragen
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Friedi Offline



Beiträge: 2.617

11.10.2007 18:13
#31 RE: Warum habe ich aufgehört... Zitat · Antworten

Bei mir war’s so:

"Ich trinke manchmal ein bisschen zuviel" habe ich mir lange Zeit (Jahre) gesagt. Meistens habe ich am WE voll zugeschlagen, war montags schlimm verkatert, habe abends nochmals etwas getrunken, damit es mir besser geht, musste dienstags bis donnerstags nicht mehr trinken und freute mich auf ein alkoholfreies WE.

Freitagmittag überfiel mich dann aber immer wieder der unwiderstehliche Drang, doch Wein zu kaufen, und alles ging wieder von vorne los. Die trinkfreien Tage in der Woche wurden weniger, ich merkte, dass ich was tun muss, und es gelang mir, immer wieder Trinkpausen von zwei bis drei Wochen einzulegen. Daraufhin glaubte ich, mir mein Alkoholproblem wohl bloß einzubilden (es trinkt doch jeder mal einen über den Durst).

Das große Erwachen - oder der Tiefpunkt - kam, als ich in einer Trinkpause von rd. zwei Wochen an einem Freitagabend nach Feierabend meine Wohnzimmerfenster (hohe Doppelfenster) geputzt hatte und nach dieser anstrengenden Tat so zufrieden mit mir war, dass ich dachte: jetzt kannst du mal ein Gläschen Wein trinken. Ich ging los, kaufte für das Gläschen 2 Flaschen und es begannen zehn Tage Dauertrinken. Ganz schnell war ich bei Wodka gelandet. Ich war am Verzweifeln und konnte doch nicht aufhören. Da hatte ich eine Art Vision, wie meine Zukunft aussehen würde: körperlich, geistig, seelisch vergammelt und verwahrlost würde ich in der Gegend herumirren und bei anderen Trinkern im Park betteln, damit sie mir was abgeben usw.

Diese Schreckensvorstellung brachte mich zu den AA, mit denen ich trocken geworden und bis heute ohne Rückfall geblieben bin. (Hier muss ich immer "danke“ sagen.)

Gruß

Friedi

____________________________________________________________________________________________________
Wenn du am Morgen erwachst, denke daran, was für ein köstlicher Schatz es ist, zu leben, zu atmen und sich freuen zu können.
Marc Aurel


grüne fee Offline



Beiträge: 2.384

11.10.2007 18:15
#32 RE: Warum habe ich aufgehört... Zitat · Antworten

:hallo2etra,

ich hab schlicht deswegen aufgehört,weil ich leben möchte-
und das mit einer besseren prognose als leberzirrhose oder leberkrebs-
und braucht erst einmal den tritt in den A...von meinem leberarzt-um dann alle kraft zu mobilisieren und den kram stehenzulassen.
zu dieser zeit war ich schon sehr beunruhigt und wußte/schob weg- daß ich die kontrolle verloren habe.
aus heutiger sicht und nach einigen gesprächen mit therapeuten weiß ich auch,daß ich schon einmal fast im entzugsdelir war.
ich hab mir das allerdings als drogenflashback schöngeredet und auf meine bösen synapsen geschimpft-

Zitat
Ich war schlapp, funktionierte nur noch unter Strom (dann perfekt


das kenne ich auch und das erschöpft-sein ohne ende.
das erst mal von mir
sabine

there are things known
and there are things unknown.
in between there are doors. william blake


eventually, everything connects. charles eames


zai-feh ( gelöscht )
Beiträge:

11.10.2007 18:34
#33 RE: Warum habe ich aufgehört... Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von PeWe
Was mich auch nochmal interssieren würde...

Hier sind doch außer mir auch noch andere Mehrfachabhängige im Board!
Habt Ihr einen Unterschied bei Eurer Entscheidungsfindung, dem Entzug und der darauffolgenden Abstinenz erlebt?


Ja:

Vor dem Alkoholentzug war ich auf Eventin. Diese Entscheidung wurde mir von meinem Körper abgenommen. Ich war nicht mehr in der Lage die Pillen zu schlucken. Obwohl winzig, lösten sie bei mir nach einem halben Jahr Abhängigkeit sofort einen Würgereiz aus, wenn ich sie nur zum Mund führen wollte. Der Entzug war nicht ganz freiwillig. Ich konnte das Zeug einfach nicht mehr schlucken.

Ich habe zwar ein paar mal gekifft, aber das hat mir nie was gegeben. Ich bin immer nur extrem müde geworden und sofort eingepennt. Das ist zwar 'ne Droge, aber das einzige Suchtmittel, das ich mal angefasst habe und von dem ich nix entziehen musst.

Meine Esssüchte (seit 15 Jahren nur noch Bulemie) treten bis heute in Phasen auf. Meist ein halbes bis dreiviertel Jahr, dann ist wieder für ein paar Jahre Ruhe. Damit habe ich mich abgefunden. Zumal ich sowohl den Beginn als auch das Ende nicht steuere. Es kommt und geht. Ich rutsche meist durch eine Migräne bzw. eine Magen-Darm-Erkrankung mit Erbrechen wieder rein und irgendwann höre ich wieder auf. Die Bulemie dient bei mir auch nicht zur Gewichtsreduktion. Das hat scon in meiner Jugend nicht funktioniert. Es ist ein Druckabbau, den ich dadurch erreiche. Aber mehr weiß ich dazu auch nicht - und wie Du schon schriebst, auf Essen kann ich nicht verzichten.

Die Alkoholabstinenz war existenziell. Es war nicht die Frage: saufen oder trocken, sondern trocken oder sterben. Und zwar sterben im Sinne: Entweder ich trinke nicht mehr oder ich springe jetzt sofort vor die U-Bahn. Ich habe mich für das Leben entschieden.

Gruß
Suse


PeWe ( gelöscht )
Beiträge:

11.10.2007 19:33
#34 RE: Warum habe ich aufgehört... Zitat · Antworten

Vielleicht fällt es mir ja nur so auf, weil es mein Thema ist...aber...ich finde es schon erstaunlich, wieviele Frauen hier neben der Alkoholabhängigkeit noch unter Essstörungen leiden!


zai-feh ( gelöscht )
Beiträge:

11.10.2007 19:45
#35 RE: Warum habe ich aufgehört... Zitat · Antworten

Nein, das fällt nicht nur Dir auf. Allerdings erstaunt es mich nicht. Frauen werden seit Jahrzehnten deutlich mehr nach dem Aussehen beurteilt als Männer. Hier findet allerdings eine Änderung statt. Der Einstieg in die Essstörung ist meist eine Diät. Frauen unseres Alters sind also den Essstörungen näher als Männer unseres Alters. Das änderst sich aber, da sich das Schönheitsideal auch für Männer ändert. Mittlerweile machen auch viele Jungs Diät und definieren sich weitgehend über ihr Äußeres. Deswegen steigt die Zahl der männlichen Essgestörten seit einiger Zeit auch deutlich.

Und man darf ja auch nicht vergessen, dass Anorexie wie auch Bulemie zeitweise sehr euphorische Zustände auslösen. Bulemie meist kurz nach dem Kotze - also punktuell. Und Anorexie in bestimmten Phasen. Das kann sich durch aus über Wochen, Monate ziehen - bis dann der Einbruch kommt.

Und Essen ist ein sowohl "legaler" Suchtstoff als auch ein ständig verfügbarer. Und man kann nicht darauf verzichten (oder wer's denn wirklich tut, stirbt halt irgendwann)


PeWe ( gelöscht )
Beiträge:

11.10.2007 19:51
#36 RE: Warum habe ich aufgehört... Zitat · Antworten

Essstörungen allein als ein gesellschaftspolitisches Problem zu sehen ist mir eine etwas zu reduzierte Sichtweise zai-feh.
Du brauchst auch eine gewisse Disposition um Dir genau diese Störung zu wählen...


zai-feh ( gelöscht )
Beiträge:

11.10.2007 20:09
#37 RE: Warum habe ich aufgehört... Zitat · Antworten

Inwieweit stelle ich Essstörungen als rein gesellschaftspolitisches Problem dar?

Natürlich brauche ich eine Disposition zur Sucht. Aber es wird ja auch nicht jeder Alkoholiker, der ein Glas Alkohol trinkt - und es wird auch nicht jeder Essgestört, der eine Diät macht.


PeWe ( gelöscht )
Beiträge:

11.10.2007 20:11
#38 RE: Warum habe ich aufgehört... Zitat · Antworten

Dann hatte ich Dich missverstanden! Das kam bei mir so reduziert an. Sorry!


zai-feh ( gelöscht )
Beiträge:

11.10.2007 20:23
#39 RE: Warum habe ich aufgehört... Zitat · Antworten

Ich hatte halte den Rest weggelassen, weil Du selber ja schon schriebst, dass viele Alkohol-Frauen auch Essstörungen haben.

Der Trend geht zur Zweitsucht.

Nee, Quatsch beiseite. Ich denke schon, dass die "gewählten" Süchte/Abhängigkeiten/Missbräuchlichkeiten durchaus gesellschaftlich oder erzieherische mitbedingt werden. Ich wurde beispielsweise eher wie ein Junge erzogen (von meiner Mutter) und ich habe entsprechend auch gesoffen "wie ein Mann". Also Kampfsaufen mit Männern veranstaltet, hauptsächlich in Kneipen gesoffen etc. Während Frauen meist (nicht immer) eher "diskret" saufen. Bedeutet zuhause und mit dem Wunsch nach Unauffälligkeit.

Ich denke beispielsweise, dass die Essstörungen auch noch viel dadurch gefördert werden, da man/frau anfangs meist ein sehr positives Feedback bekommen "Aaach, hast Du schön abgenommen" etc.. Dieses "Erfolgserlebnis" prägt natürlich auch noch und unterstützt den Einstieg in die Störung.
Ich glaube, dass die wenigsten Frauen (Männer schon eher) hören, dass "Boah, wie toll warst Du gestern besoffen":


PeWe ( gelöscht )
Beiträge:

11.10.2007 20:30
#40 RE: Warum habe ich aufgehört... Zitat · Antworten

Das sind sicherlich Aspekte die stimmen!
Aber es gibt ja z.B. auch eine deutliche Korrelation zwischen Bulimie und sexuellem Mißbrauch!
Wie erklärst Du Dir den?


zai-feh ( gelöscht )
Beiträge:

11.10.2007 20:37
#41 RE: Warum habe ich aufgehört... Zitat · Antworten

Die gibt es ebenso zu Alkoholmissbrauch bei Frauen und zu anderen Süchten und auch anderen Störungen. Ich sehe da keinen wesentlichen Unterschied.


Kleinerfuchs Offline



Beiträge: 3.729

11.10.2007 20:41
#42 RE: Warum habe ich aufgehört... Zitat · Antworten

Hallo Zai- feh,

hab gerade eigentlich keine Zeit, weil meine Kinder dauernd irgendwas wollen (Du weiß schon...Kassette zu leise, Licht zu dunkel, Durst *grmpf*) aber ich möchte mal kurz anmerken, daß auch Adipositas (binge eating z.B.) ne Essstörung ist. Und das ist auf jeden Fall ne Sache, die man mal rein soziologisch betrachten könnte, denn so wie Du diese gerade auch nicht mit aufgezählt hast, hat der Rest der Gesellschaft das auch nicht "auf dem Schirm". Übergewichtige gelten immer noch als masslos und undiszipliniert, während Magersucht und Bulemie als Krankheit der Psyche anerkannt sind.

So, ich glaub, die erste Kassette ist zuende, so`n Mist.

Bin dann mal wieder weg, einen schönen Abend wünsche ich Euch noch

LG, Kleinerdickerfuchs


zai-feh ( gelöscht )
Beiträge:

11.10.2007 20:44
#43 RE: Warum habe ich aufgehört... Zitat · Antworten

Du hast selbstverständlich recht. Ist sogar für die Betroffenen noch etwas beschissener, denn die Adipösen haben nicht mal den "Mitleidsfaktor".

dickesuse.

[ Editiert von zai-feh am 11.10.07 20:44 ]


relaunch ( gelöscht )
Beiträge:

11.10.2007 22:15
#44 RE: Warum habe ich aufgehört... Zitat · Antworten

Oh, das Thema hat sich mittlerweile gewandelt... vom leidlich alkoholischen zum mitleidig adipösen Süchtigen.... verheerend das Ganze!!! Ich hörte mit der Bulimie auf, weil ich dachte, es sei vornehmer zu Saufen, statt zu Fressen und im Anschluss... nunja... und mit dem Saufen hörte ich auf, weil ich aufhören wollte zu Saufen... , weil ich normal sein wollte, dazugehören wollte, klar mit mir selbst sein wollte, besser als ich selbst sein wollte... ich weiß, wohin das führt doch trau schau wem???

Manchmal will ich mir was beweisen... so wie ich anderen was beweisen will... doch dann kommt eine Zeit, da ist mir das schnurz... da will ich auf Teufel komm raus erfahren, wer ich selbst bin und da ist mir jedes Radebrechen zu viel... und dann höre ich auf zu...

.............. ......................

Lasst mich doch sprechen, wie ich bin.
Hält euch einer davon ab, euer Leid zu klagen?

Wollt ihr isoliert sein und einsam, wollt ihr euch allein ertragen in eurer Qual, eurem Schicksal...

Ertragt euch nicht länger, lasst euch los, lasst euch zu!!!

Wer seid ihr, dass ihr euch 'ertragen' müsst? Keiner lebt gezwungen in der Knechtschaft, jeder darf sich frei äußern und artikulieren.

Ich lebe und leide jetzt, in dem Maße, in dem ich es zulasse? Frag mich, ob ich leiden will! Frag mich, ob ich lieber leben will?


polar Offline




Beiträge: 5.749

11.10.2007 22:32
#45 RE: Warum habe ich aufgehört... Zitat · Antworten

Zitat
Lasst mich doch sprechen, wie ich bin.
Hält euch einer davon ab, euer Leid zu klagen?

Wollt ihr isoliert sein und einsam, wollt ihr euch allein ertragen in eurer Qual, eurem Schicksal...

Ertragt euch nicht länger, lasst euch los, lasst euch zu!!!

Wer seid ihr, dass ihr euch 'ertragen' müsst? Keiner lebt gezwungen in der Knechtschaft, jeder darf sich frei äußern und artikulieren.

Ich lebe und leide jetzt, in dem Maße, in dem ich es zulasse? Frag mich, ob ich leiden will! Frag mich, ob ich lieber leben will?



wow, in welche sekte bist denn du hineingeraten?

....wer will, findet wege - wer nicht will, findet gründe....
(unbekannter genialer wortfinder)


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