zu allererst war ich unheimlich gerührt über eure Anteilnahme. Ich bekam so viel ermunternde und besorgte Worte von euch zu lesen. Tags darauf war ich dann schockiert über die zum Teil sehr heftigen Kommentare, und es stieg Trotz in mir hoch. Jetzt erst recht!!! Ihr habt mich dazu bewogen, dass ich sofort mit dem Trinken aufhörte, und nicht erst am Aschermittwoch, wie ich es eigentlich vor hatte. Eure Stellungnahmen, auch die "bösen", haben mir unheimlich geholfen, das Saufen nicht mehr auf die leichte Schulter zu nehmen und sofort einen Stopp reinzuhauen. Seit dem Rosenmontag habe ich nun keinen Alkohol mehr getrunken.
Wie gewohnt karrte ich freitags wieder den Kasten Wein heim, natürlich nur für meinen Mann. Als er wieder sagte, ich solle doch trinken, der Wein habe doch kaum Alkohol, antwortete ich ihm: "Wenn Du mir nicht die selbe Toleranz entgegen bringst wie ich Dir, dann besorge ich Dir einfach keinen Wein mehr". Jetzt fordert er mich nicht mehr dazu auf. - Auch wenn es möglich wäre, ich würde Trinkgelagen nicht aus dem Weg gehen. Am Samstag z.B. habe ich mich mit Garnelen beim besten Fischladen am Markt belohnt. "Wie wärs mit einem Gläschen Chablis dazu?" fragte der Koch. Auf dem Markt dann Biergarten mit sonnenhungrigen Biertrinkern. In meiner schönen Stadt wird bei jeder Gelegenheit gefeiert und dazu getrunken. Aber wie gesagt, ich möchte weiterhin dabei sein, natürlich trocken, ich möchte mich ja nicht einigeln. In irgendeinem Forum habe ich die Frage nach alkoholfreien Gaststätten und die Antwort, dass es eine namens "am Steg" gäbe, gelesen. Das hat mich irgendwie entsetzt, sollen wir uns jetzt zu Aussenseitern machen?
In diesem Forum stand zu lesen, dass Trockensein keinen Verzicht bedeuten soll. Diesen Satz find ich super. Ich freu mich, wenn ich nächsten Samstag zur Einweihungsfeier einer meiner Töchter mit dem Auto fahren kann, die Familie auch trocken wieder heimfahren kann. Das ist ein Gewinn und kein Verzicht.
In der Woche habe ich schlecht geschlafen - bekam auch gleich einen wertvollen Tipp von Ingmarie, glaube ich. Dann hab ich drei Tage lang ein starkes Gelüste nach Süßigkeiten gehabt, und bekam wieder einen Tipp. Ich frier so viel, ist das die Kälte oder das berühmte "Säuferfrieren"?
Resumee also: Eure Hilfe ist großartig, sie hat bei mir zu einem immensen Sinneswandel geführt. Die meisten eurer Stellungnahmen sind äußerst feinfühlig und taktvoll; aber auch die plumpen Kommentare rütteln mein Gehirn wach, was ich (letzteres) zuvor nie für möglich gehalten hätte.
Ich danke euch allen für eure enorme Hilfe! Ich bin sehr motiviert, den trockenen Weg beizubehalten.
ZitatGepostet von Süchtlerin Die meisten eurer Stellungnahmen sind äußerst feinfühlig und taktvoll; aber auch die plumpen Kommentare rütteln mein Gehirn wach, was ich (letzteres) zuvor nie für möglich gehalten hätte.
Soso, hättest du also gar nicht für möglich gehalten, dass was dein Gehirn wachrüttelt - nunja
It is no measure of health to be well adjusted to a profoundly sick society. J. Krishnamurti
ZitatGepostet von Süchtlerin Wie gewohnt karrte ich freitags wieder den Kasten Wein heim, natürlich nur für meinen Mann.
Respekt, nahtloser Übergang vom Trinkenden zum Co. Ja, der Mensch wächst mit seinen Aufgaben. Wenn ich so etaws lese, dann warte ich nur noch auf Sätze wie " ich habe es doch nur gut gemeint", "alles habe ich für dich getan, meine Jugend, meine Schönheit habe ich dir geopfert und was ist jetzt der Dank?"
ZitatAls er wieder sagte, ich solle doch trinken, der Wein habe doch kaum Alkohol, antwortete ich ihm: "Wenn Du mir nicht die selbe Toleranz entgegen bringst wie ich Dir, dann besorge ich Dir einfach keinen Wein mehr".
Du glaubst jetzt aber nicht wirklich, dass das schon die berühmte Abgrenzung und dieses " für sich selber sorgen ist" , oder?
Zitat Jetzt fordert er mich nicht mehr dazu auf.
Ne, das wäre ja auch schon dumm. Und so viel bist du ihm ja nun auch nicht wert.
Zitat Auch wenn es möglich wäre, ich würde Trinkgelagen nicht aus dem Weg gehen.
Ich liebe starke Alkis, das hat sowas Heroisches. Du wirst in nicht allzuferner Zukunft verstehen, was ich meine. Und ich hoffe, dass du aus dieser Nummer " Alkis sind schwache Menschen und wenn ich nicht mehr trinke bin ich stark" aussteigen kannst. Alkis sind nämlich krank. Und stark sind sie, wenn sie nicht mehr trinken, aber auch dafür sorgen, dass ihnen dieses "Nicht mehr trinken" möglichst leicht fällt. Warum willst du dich denn permanent damit umgeben, was dich krank gemacht hat?
ZitatIn meiner schönen Stadt wird bei jeder Gelegenheit gefeiert und dazu getrunken. Aber wie gesagt, ich möchte weiterhin dabei sein, natürlich trocken, ich möchte mich ja nicht einigeln.
Das klingt so nach " von der Intensivstation direkt in den Ballsaal". U.a. ist Zeit ein Faktor, den du bei dieser Krankheit auch im Focus haben solltest.
ZitatIn irgendeinem Forum habe ich die Frage nach alkoholfreien Gaststätten und die Antwort, dass es eine namens "am Steg" gäbe, gelesen. Das hat mich irgendwie entsetzt, sollen wir uns jetzt zu Aussenseitern machen?
Also, ich würde da eher den elitären Ansatz sehen.
ZitatIn diesem Forum stand zu lesen, dass Trockensein keinen Verzicht bedeuten soll. Diesen Satz find ich super.
Aber, es stand auch nicht drin " führen Sie ihr Leben einfach so weiter, als sei nichts geschehen. Trinken Sie einfach nur nicht mehr".
ZitatIch frier so viel, ist das die Kälte oder das berühmte "Säuferfrieren"?
Hä,hä, es frieret selbst im Winterrock, der Säufer und der Hurenbock
Zitat aber auch die plumpen Kommentare rütteln mein Gehirn wach, was ich (letzteres) zuvor nie für möglich gehalten hätte.
hmmm, aber so ganz dann doch nicht
ZitatIch bin sehr motiviert, den trockenen Weg beizubehalten.
ganz wahr was Du da schreibst! Natürlich heist das nicht, daß man ins Kloster gehen sollte und keinen Spaß mehr haben darf. Ich seh da das Beispiel meiner Frau. Die hat immer mit mir abends mal ne Flasche Wein getrunken. Sie hat von sich aus gesagt: So ich trinke jetzt auch nichts mehr! Und das einfach so. Weil Sie eben keine Alkoholikerin ist. Und Sie empfindet es überhaupt nicht als Verzicht im Biergarten zu sitzen und Apfelschorle zu trinken. Ich war an Fasching unterwegs und es hat mir gar nicht gutgetan. Also meide ich vorerst mal solche Events. Was nicht heist, daß ich mich auf immer und ewig zuhause einschließe.
ich möchte Deine Euphorie über Deine ersten (kleinen) Schritte in Richtung Abstinenz nicht schmälern und ich freu mich für Dich. Aber in diesem Zusammenhang von einem "immensen Sinneswandel" zu sprechen halte ich für sehr verfrüht.
Ich lese zwar aus Deinen Posts, dass Dein Ziel ein alkfreies Leben ist, aber wie schon so oft hier geschrieben, einfach den Alk wegzulassen reicht nicht. Jörg und Michael haben im Grunde schon alles geschrieben und ich kann mich dem nur anschließen.
LG, Tina
Alles im Leben hat seinen Sinn
Über die Steine, die ich mir HEUTE in den Weg lege, werde ich MORGEN stolpern
es ist schon alles gesagt. Der "honeymoon" am Anfang des "Nicht-mehr-Trinkens" ist völlig normal. Aber keine Angst, er hört ganz plötzlich wieder auf.
Mit dem Trinken aufzuhören ist (relativ) einfach. Die Arbeit kommt dann. Ich rate Dir dringend zur Suchtberatung und SHG. Und es wäre schön, wenn Dein Mann bereit wäre, wenigstens in der nächsten Zeit die Wohnung mal alkoholfrei zu halten. Da tickt eine Zeitbombe. Und Du wirst Dich wundern, wie schnell die erste Flasche wieder auf ist, wenn man nur den Arm danach ausstrecken muss.
Ich will Dich hier nicht niedermachen, habe es nur selbst mehrfach so erlebt. Eben noch groß und stark und "brauch ich nicht mehr" und eine Stunde später war die erste Flasche leer....
guten morgen süchtlerin, du bist euphorisch. es ist einfach mal ein ganz neues lebensgefühl, das du jetzt hast. aber auch das wird wieder alt. ich bin übrigens auch der meinung, dass man sich mal was gutes tun soll. mal. ich war auch mal so wie du. mein mann kann doch ruhig trinken, macht mir nix. ich war 3 jahre trocken. wir haben einfach so weitergemacht wie bisher. er hat seinen wein getrunken und ich sass daneben. dieses jahr werden wir uns scheiden lassen. nach 14 jahren ehe. lass dich nicht blenden. du musst schon sehr genau hingucken. hast du selbsthilfegruppenmässig irgendwas laufen? suchtberatung?
ich wünsch dir, echt, alles gute auf deinem weg funkelsternchen
minitiger2
(
gelöscht
)
Beiträge:
11.02.2008 09:23
#9 RE: Seit einer Woche Mitglied bei Saufnix: Resumee
das Interesse an ner süffelnden Gesellschaft hat sich bei mir von selbst verloren...da musste ich mich gar nicht anstrengen. Ist einfach langweilig, als Nüchterner das angesoffene Geschwätz anzuhören.
Das hat gar nix mit Ausgrenzung zu tun, denn gleichzeitig hab ich nüchtern erst mal gemerkt, daß es bei weitem nicht so üblich ist, bei jeder Gelegenheit zu trinken, wie ich dachte...ich hab mir nur selbst die Gesellschaft gesucht, in der ich nach Herzenlust selbst süffeln konnte.
Gibt ne Menge Leute, die wenig bis gar nicht trinken. Das gilt auch für München, ich kann da mitreden. Es gibt auch genügend Leute, die auf ner Fete Wasser oder Saftschorle trinken oder Bionade oder alkfreie Cocktails oder Tee...
Aber jeder wie er mag.
Ansonsten hatte ich nie Schwierigkeiten, wenn um mich rum getrunken wurde, auch nicht ganz am Anfang.
Im übrigen war ich auch sehr motiviert und wollte meinen eigenen Weg in die Trockenheit finden und mir nix vorbeten lassen. Bei mir hat das funktioniert, wobei ich Kontakte zu anderen trockenen Alkis im ersten Jahr geflissentlich vermieden habe, denn ich wollte gar keine Ratschläge.
Was will ich sagen...es gibt viele Wege in die Trockenheit.
da hast Du ja ein interessantes Threat angeleiert.
Bevor ich zu meinen Erfahrungen etwas sage, möchte ich Spieler hier gerne noch mal zitieren:
ZitatSpieler:"... starke Alkis, das hat sowas Heroisches ..."
einfach prima, der Satz, hat was.
Deine Euphorie find' ich schön, hat sowas wie Siegesgewissheit vor dem Wettkampfstart: "I am the Champion", aber diese "Hoppla-jetzt-komm-ich" Euphorie wird sich legen, denn Du hast noch sooooo viel vor Dir.
Wenn ich heute rückblickend resümieren sollte, was da alles in den vergangenen 8, 9 bzw. 10 Jahren "gelaufen" ist, ich glaube, ich habe da in den ersten 3 oder 4 Jahren meines neuen (suchtmittelfreien) Lebens nur "gekämpft": Erfahrungen umgesetzt, an und mit mir gearbeitet und mich immer wieder neu positioniert, da ich merkte, so geht es nicht, hier kannst Du bestimmte bisherige Verhalten "knicken", hier ist es vielleicht doch besser, die "Nase herauszulassen" und so ganz gaaaaaanz langsam ist aus mir ein doch etwas anderer Mensch geworden. Ich habe auch viele "geliebte" alte Verhalten über Bord schmeißen und mich mächtig in vielen Dingen disziplinieren müssen, langjährige alte "Freundschaften" sind eingeschlafen und die "alten Kumpels von früher" gibst auch nicht mehr. Auch wenn sich nun nicht alles ganz so entwickelt hat, wie ich es mir gewünscht hätte, ich bin doch "unterm Strick" ganz schön mit mir zufrieden. Baustellen gibt's aber nach wie vor noch. Nur, sie sind "verkehrstechnisch" abgesichert, mitz Absperrbaken und Warnbeleuchtung versehen, so dass ich nicht mehr ganz so unbedarf zu Malheur kommen kann.
Da habe ich viel Altes "Geschirr" gegen Neues eingetauscht, und dafür bin ich dankbar. Ich bin auch "anders" geworden, weniger egoistisch, mitfühlender, ehrlicher und aufrichtiger, verbindlicher, verläßlicher und ich glaube auch, dass ich auch mehr Selbstbewußtsein und Selbstsicherheit aufgebaut habe. Das tut mir gut. Ist aber nun mal nicht innerhalb weniger "Arbeitseinheiten" an ein oder zwei Wochenenden zu erwerben.
Und damit ist es dann auch nicht getan, dann geht es kontinuierlich weiter. Leben ist ewiges lernen, nur die Richtung stimmt jetzt. Wie an einem Wegekreuz - und ich habe den für mich richtigen Weg eingeschlagen. Wohin er führt, weiss ich auch nicht, aber das ist mir auch egal, er ist richtig, und das mir wichtig.
Süchtlerin, den ersten halben Schritt, na, ich sage mal, Du hast den Fuß schon mal hochgehoben in in richtige Richtung, hast Du schon gemacht, ich hoffe, Du hast Dir die richtigen Schuhe ausgesucht und auch das richtige Kartenmaterial mit.
Wir lesen uns.
LG Fv
Ein Zuviel an Intellekt ist durchaus geeignet, die Freude am Leben zu trüben.
ZitatGepostet von Bea60 [b] Und es wäre schön, wenn Dein Mann bereit wäre, wenigstens in der nächsten Zeit die Wohnung mal alkoholfrei zu halten.
Da hat Beate Recht, das wäre schön, vielleicht gar notwendig. Aber wenn ich so Deine Beiträge lese, Süchtlerin, kommen mir da Zweifel, ob Dein Mann das kann. Meine Meinung ist: Wenn er nicht alkoholkrank ist und Dich liebt, wäre es für ihn kein Problem ein paar Wochen oder Monate zumindets die Wohnung alkfrei zu halten... Denk' mald drüber nach.
Aus einer SHG kenne ich eine Ehepaar, die Frau ist Betroffene und der Mann Angehöriger. Die Beiden haben derzeit ihren ganzen Weinkeller mit vielen edlen Tropfen aufgelöst, weil der Mann sich gesagt hat, wenn, dann gehen WIR die Sache gemeinsam an.
Das ist nun schon mindestens so um die 15 - 20 Jahre her.
Das nenne ich Konsequenz.
LG Fv
Ein Zuviel an Intellekt ist durchaus geeignet, die Freude am Leben zu trüben.