Ich habe den Alkohol ja als Betäubungsmittel/Schlafmittel eingesetzt, um nicht mehr fühlen zu müssen. (es war ein seelischer Schmerz damals)
Und jetzt erst habe ich meine Gefühle wieder! Das betrachte ich als ein grosses Geschenk, das ich auch nicht mehr hergebe.
Wahrscheinlich reagiert einfach jeder anders auf diese Substanz, denn ich habe mich (wie soviele) nicht besser drauf gefühlt durch den Alkohol, eher im Gegenteil, ich wurde anfangs eben nur müde davon (was ich allerdings wollte).
ZitatAlk kann keine Gefühle verstärken, völlig unmöglich.
Alk täuscht nur (!!!) deine Wahrnehmung, und schafft keinerlei Klarheit.
warum bist du da so strikt? kann doch sein, sonst wenn das so wäre, wie du sagst, hätte ich glaub ich gar keine gefühle, sondern schlussendlich nur eingebildete?!
man (ich, du, er, sie, es, wie auch immer ) sagt doch, im wein liegt die wahrheit...
ja das stimmt schon mit dem gesabbel und geblabber, das man von sich lässt..und da schäm ich mich auch riesig aber oftmals in einem selbst find ichs halt anders.
Zitaterst durch lange trockenheit mit hilfe von therapie lernte ich mich und meine gefühle wahrzunehmen, zu "sortieren" und anzunehmen.
inessi, wie hast du denn sortiert? ich hab einfach irgendwie keine geduld mehr...
durch gespräche mit meiner therapeutin, erst in der 2,5 jährigen suchtherapie und danach in der "normalen" therapie. ich hab gespürt und gefühlt, wusste nicht wieso und warum und was ist das? ja, geduld solltest du haben. das was jahrelang durch alkohol verdrängt, falsch wahrgenommen, ist nicht von heute auf morgen zu heilen.
Hey Spidyy, sicherlich hast du Gefühle, das ist sehr deutlich zu spüren. Nur im Wein liegt nicht die Wahrheit, er vernebelt nur das tatsächliche. Deine Sehnsucht nach deinen Gefühlen ( deinen echten Gefühlen ) zeigt mir, das du wirklich auf den Spuren deiner selbst bist, geh weiter, aber ohne Alkohol.
Ich bin sehr oft sehr weinerlich geworden unter Alk, oder aber aggressiv, was so gar nicht in meiner Natur liegt. Sprich: Alle Gefühle, die ich nüchtern oder halbwegs nüchtern nur ungern zugelassen habe (wer ist schon gerne traurig oder sauer), sind ungefiltert und übertrieben rausgesprudelt. Peinlich und/oder beschämend. Ansonsten gab's die übertriebene gute Laune, die ganz nett sein kann, oder aber auch peinlich - aber an die erinnert man sich fatalerweise am liebsten....
Und noch was: wenn ich Liebesbriefe oder überhaupt Briefe an meinen Mann lese, die ich damals im Suff geschrieben habe (z.B. welche, die ich ihm ins Gepäck bei Geschäftreisen gesteckt habe), wundert es mich nicht, dass er sich damals erdrückt oder erschlagen gefühlt hat.
Wenn die Musik beginnt, dann dreht sich der Tanzbär...
ich kann auch bestätigen, dass sich mit der Trockenlegung einiges verändert hat in puncto Gefühle. Um es knapp zu formulieren: Sie sind intensiver geworden, sowohl die freudigen als auch die, die die man sich nicht wünscht.
Manchmal werde ich von Gefühlen übermannt, wie man so schön sagt. Das kannte ich aus nasser Zeit überhaupt nicht, da waren meine Gefühle recht niviliert. Kleine Ereignisse wecken plötzlich (wirklich völlig überraschend) plötzlich starke Gefühle, die mich gelegentlich für völlig aus dem Konzept bringen.
Irgendwie freue ich mich da aber auch drüber, denn ich denke, das ist einfach normal. Ich spüre wieder etwas! Das alles war schon immer da, aber ich hab's einfach weggesoffen.
Das bedeutet aber nicht, dass diese - na, sagen wir mal: Gefühlswallungen immer einfach sind, meistens kommen sie ja zu unerwünschem Zeitpunkt ohne Einladung... ich versuche dann darüber nachzudenken, denn irgendwas muss da ja im Busch sein, das den Ausöser gedrückt hat.
Bisschen wirr, klar, aber das ist eben ganz neu für mich. Faszinierend jedenfalls, was man so alles entdeckt, wenn man sich auf die Reise in die Trockenheit macht
ZitatGepostet von Callysta Ich bin sehr oft sehr weinerlich geworden unter Alk, oder aber aggressiv, was so gar nicht in meiner Natur liegt. Sprich: Alle Gefühle, die ich nüchtern oder halbwegs nüchtern nur ungern zugelassen habe (wer ist schon gerne traurig oder sauer), sind ungefiltert und übertrieben rausgesprudelt.
Das ist mir auch oft so gegangen, speziell auf betrieblichen Weihnachtsfeiern. Im Nachhinein empfand ich es immer als extrem peinlich, den ganzen Abend meine Probleme thematisiert zu haben.
This is your life, and it's ending one minute at a time.
Mir geht es da wohl ähnlich wie dem Originalposter...
Gefühlsausbrüche habe ich jetzt nicht mehr so viele wie zu der Zeit als ich trank. Meine Gefühle sind immer noch da (leider unter Depressionen), aber ich kann sie mehr kontrollieren.
Wenn ich jetzt einen "Schub" bekomme, dann bin ich traurig, melanchonisch, aber das ist okay, weil es etwas ist, mit dem ich in den letzten 20 Jahren zu leben gelernt habe.
Aber.. immer wenn ich während eines Schubes noch etwas trank, dann wurde ich ziemlich enthemmt, was meine Gefühle betraf. Ich heulte, war völlig verzeweifelt, schrieb Briefe, telefonierte mit Leuten und blubberte die mit Schwachsinn zu, dem sie nichts zu entgegnen hatten, etc..
Es ist okay sich scheisse zu fühlen (jemand der mir erzählt er fühlt sich nur gut, seit dem er nichts mehr trinkt, schwelt IMHO in einer euphorischen Stimmung, die eigentlich einer normalen menschlichen Stimmung widerspricht, aber das ist ein anderes Thema). Und ich denke auch, dass Alkohol, nunja, die Gefühle nicht verstärkt, aber uns enthemmt und zulässt, dass wir die Gefühle voller Narzismus und Egozentrie nach aussen tragen - was nicht immer gut sein muss.
Was mich an diesem Thema brennend interssiert, bzw. bechäftigt ist die Aussage einiger Ex-Trinker, die nicht müde werden zu behaupten wie toll sie sich fühlen, seitdem sie nichts mehr trinken?!
Wenn ich mal einen gesunden (Nicht-Alkoholiker) frage, wie er sich fühlt, dann ist das von seiner derzeitigen Situation abhängig und kann mal gut, mal schlecht sein (lassen wir mal die FLoskeln "Wie gehts - Ja supper, un Dir?" ausser acht.) Viele Ex-Trinker fühlen sich hier aber immer so erstaunlich gut. SIcher - eine Sucht zu besiegen macht stolz und verursacht auch Gefühle der Euphorie, aber wenn ich permanent in dieser Euphorie schwebe, bedeutet dass dann nicht etwa, dass ich mich auch permanent noch mit dem Trinken beschäftige?
Ich möchte mit dieser Aussage keinen persönlich angreifen! Aber mich verwirrt das ein wenig, denn ich fühle mich anders- gerade eben fühle ich mich ziemlich scheisse (was allerdings nichts mit Alkohol oder nicht Alkohol zu tun hat). Steht mir das als Ex-Trinker und Alkoholiker nicht mehr zu?
ZitatMeine Gefühle sind immer noch da (leider unter Depressionen), aber ich kann sie mehr kontrollieren.
wie kontrollierst du deine Gefühle?
Zitatdie Aussage einiger Ex-Trinker, die nicht müde werden zu behaupten wie toll sie sich fühlen, seitdem sie nichts mehr trinken
das kenne ich von länger trockenen nicht. Ich habe wie jeder andere Mensch schlechte und gute Tage. Meine Bilanz seit ich trocken bin ist diese: die guten Tage überwiegen die schlechten. Vor allem was heute ein schlechter Tag ist hätte zeitenweise früher glatt als ein guter durchgehen können.
Ich bin zufrieden wie es läuft, sehe aber durchaus noch Optimierungspotential.
Gruß Ralf
Zufriedenheit hängt nicht davon ab, wer du bist oder was du hast; es hängt nur davon ab, was du denkst.