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Saufnix  
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Dieses Thema hat 100 Antworten
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 Nass und Trocken
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Armbruster ( gelöscht )
Beiträge:

21.03.2008 08:57
RE: 10 Jahre trocken und kein bisschen weise Zitat · Antworten

Hallo, ich bin neu hier im Board und möchte mich erstmal vorstellen.
Ich bin 43 Jahre alt und seit ziemlich genau 10 Jahren trocken. Meine Karriere als Alkoholiker begann mit 13 und zwischen meinem 20. und 33. Lebensjahr verging kein Tag ohne Alkohol, es sei denn ich befand mich in Therapie.
Nach etlichen Entgiftungen und zweier Langzeittherapien schaffte ich es tatsächlich, die Krankheit zum Stillstand zu bringen. Dies glückt mir nun schon seit 10 Jahren.
Warum ich hier schreibe?
Seit ca. einem halben Jahr bereite ich innerlich einen Rückfall vor. Mein ganzes Denken kreist immer wieder um dieses Thema. Meine private Lebenssituation ist zur Zeit äußerst angespannt, meine Ehe steht vor dem aus.
Der Alkohol wird diese Situation höchstens verschlimmern, das weiß ich wohl, dennoch erscheint mir, die so greifbare Betäubung meiner Sinne, zur Zeit, wie der Eintritt ins Paradies.
Also nach 10 Jahren Trockenheit bin ich immer noch nicht weise genug, um mich selber zu überzeugen, dass Alkohol für mich ein absolutes "No go" ist.
Ich mache mir keine Illusionen, dass ich kontrolliert trinken könnte, ich weiß dass ich dies nicht kann, bei mir setzt sehr schnell ein Kontrollverlust ein. Dies ist mir aber irgendwie egal.
Ich überlege jeden Tag, welches wohl der beste Zeitpunkt für einen Rückfall ist, wo der beste Ort dafür wäre, welches Bier und welche Schnapssorten gut wären, wie lange ich wohl brauchen werde, um mich völlig runter zu saufen und wieviel Geld ich dafür wohl benötigen werde.
Wie ihr seht, ist das nach 10 Jahren Trockenheit so, als hätte ich nur eine Woche nicht getrunken.
Es bereitet mir Freude über die Details nachzudenken.
Dieser Post ist vielleicht so eine Art Hilferuf, aber vielleicht auch nur ein Ausdruck dafür, dass ich mich immer mehr dem Rückfall annähere.
Wenn mir jemand vor zwei Jahren gesagt hätte, dass ich womöglich noch einmal rückfällig werde, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Ich fühlte mich immer als ein ganz sicherer trockener Alkoholiker, den nichts zum trinken bewegen könnte.
Ich bin ganz froh, das ich dieses Forum gefunden habe und dies mal aufschreiben konnte.
Falls der Beitrag an falscher Stelle steht, bitte einfach verschieben.

MfG
Armbruster


funkelsternchen Offline



Beiträge: 3.824

21.03.2008 09:01
#2 RE: 10 Jahre trocken und kein bisschen weise Zitat · Antworten

hallo armbruster,
was sagt denn deine selbsthilfegruppe dazu. oder hast du etwa keine? wäre in deinem fall wohl dringend angeraten gewesen. ansonsten, wenn du dich entschlossen hast zu saufen, dann sauf. nur du kannst es verhindern und nur du greifst zur flasche.

funkelsternchen


theodor Offline




Beiträge: 420

21.03.2008 09:11
#3 RE: 10 Jahre trocken und kein bisschen weise Zitat · Antworten

moin Armbruster
Willkommen hier .
ich denke das du mehr als die eine möglichkeit hast
Rückfällig werden ist das eine,genau hinschauen ist angesagt.Warum wirst du Rückfällig:ist es die Trennung, ist es das du dann Alleine bist ,ist es die Verlustangst die dich in den Rückfall treibt.wie gehst du mit dir in letzter zeit den um.Und wie mit deiner Partnerin.
Gehst du den noch in eine Selbesthilfe wo du über dich reden Könntest?.wenn nein ,wäre das vieleicht ein Schritt den Rückfall zuvermeiden.
Ich wünsch dir Kraft für deine nächsten Schritt
Theo

Wer heute den Kopf in den Sand steckt-
Wird morgen mit den Zähnen knirschen :gruebel:


ulliulli Offline



Beiträge: 1.026

21.03.2008 09:25
#4 RE: 10 Jahre trocken und kein bisschen weise Zitat · Antworten

morgen armbruster,
ich bin erst relativ kurz trocken (ein gutes jahr) und hatte noch nicht mit rückfallgedanken zu kämpfen.

ich habe mir zurechtgelegt, dass, für den fall der fälle, ich mich einer person meines vertrauens - da habe ich drei stück - zuammensetze und um hilfe zu bitte.

bei den dreien handelt es sich um meine freundin, mein kumpel, der ums eck wohnt und meine nasse endphase hautnah miterlebt hat und mein kumpel, der vier stunden von mir entfernt wohnt und den ich in der therapie kennengelernt habe. die beiden erstgenannten sind keine alkis.

es sind also grundverschiedene personen, bei denen ich dann hoffe, von "außen" eine einschätzung meiner person und situation zu bekommen. die drei kennen mich ja gut.

hast du auch solche personen, auf die du zurückgreifen kannst und die dir vielleicht tipps geben können, wo die veränderungen in deinem leben sind?

bei dir steht eine trennung an - das ist schmerzlich. aber du wirst in den letzten 10 jahren auch andere schmerzliche situationen bewältigt haben -ohne alk!

wo ist diesmal der unterschied?

grüsse, ulli

p.s. ich hatte einen schweren unfall unter alk und habe ein bild, das man von mir ein tag später auf der intensiv-station gemacht hat. damals rechnete man damit, dass ich sterbe - dieses bild habe ich immer bei mir.

welches erlebnis hast du in erinnerung, das dich bestärkt, deine jetzige situation anders zu meistern?

[ Editiert von ulliulli am 21.03.08 9:26 ]

"Wenn du laufen willst, lauf eine Meile.
Wenn du ein neues Leben kennenlernen willst, lauf einen Marathon" (Emil Zatopek)


Friedi Offline



Beiträge: 2.617

21.03.2008 09:33
#5 RE: 10 Jahre trocken und kein bisschen weise Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von Armbruster

....

dennoch erscheint mir, die so greifbare Betäubung meiner Sinne, zur Zeit, wie der Eintritt ins Paradies.

....

MfG
Armbruster



Hallo Armbruster,

der Eintrittspreis ist hoch, der paradiesische Zustand dauert kurz, und dann kommt das Elend, das ist dir doch klar. Erweitere dein Gedankenspiel doch mal darauf und wie du dann wieder rauskommen willst.

Gruß

Friedi

____________________________________________________________________________________________________
Wenn du am Morgen erwachst, denke daran, was für ein köstlicher Schatz es ist, zu leben, zu atmen und sich freuen zu können.
Marc Aurel


Juma63 Offline




Beiträge: 2.638

21.03.2008 09:36
#6 RE: 10 Jahre trocken und kein bisschen weise Zitat · Antworten

Hallo Armbruster und herzlich

Für mich liest Du Dich, als ob Du ein AA-Zugehöriger warst bzw. noch bist. Stimmt das??

Dann solltest Du, meiner Meinung nach, Deine Meetingfrequenz erstmal auf ein Höchstmaß hochschrauben. Und ruf Deine Leute an!! Du weißt, wie es funktioniert. Dafür bist Du lange genug dabei.

Allerdings, und das weiß ich leider auch aus eigener Erfahrung, wenn Du trinken willst, dann wirst Du es wahrscheinlich auch tun. Du bist Dir Deiner Vorbereitung ja mehr als bewusst und beschreibst präzise, dass Du Dir sogar schon das "Wann" und das "Wie" ausmalst.

Mir stellt sich in diesem Zusammenhang auch die Frage: "Warst Du eigentlich zufrieden trocken? Warst Du es für Dich oder für andere (für Deine Frau)?"

Du schreibst, dass Deine Ehe kurz vor dem Aus steht. Könnte es sein, dass Du versuchst, Deine Frau (mit Deinem hoffentlich noch vermeidbaren Rückfall) in die Schuldecke zu drängen. So frei nach dem Motto: Wenn Du mich verlässt, kann ich das nicht ertragen, dann saufe ich wieder und Du bist schuld..

Sind ja alles nur Vermutungen, da ich zuwenig von Deinen Lebensumständen weiß, aber der Gedanke liegt für mich erstmal nahe.

Möchtest Du wirklich 10 Jahre Trockenheit ganz bewusst, sogar angekündigt und vorbereitet wegwerfen und zurück in das nasse Elend?? Vielleicht findest Du den Weg hinaus nie wieder!

Ich wünsche Dir die richtige Sichtweise und ein paar gute Gespräche mit Leuten Deines Vertrauens. Rede darüber und besuch doch mal eine Entgiftungsstation. Vielleicht rückt das Deine Betrachtungsweise ins rechte Licht.

Alles Gute für Dich,

Sabine

Liebe bedeutet, jemanden zu haben, der unsere Vergangenheit versteht, an unsere Zukunft glaubt und uns heute so annimmt wie wir sind. :love3:




Komm auf die Hufe, die ersten Hände, die helfen können, stecken in den eigenen Hosentaschen! Zitat Nonick


Armbruster ( gelöscht )
Beiträge:

21.03.2008 09:45
#7 RE: 10 Jahre trocken und kein bisschen weise Zitat · Antworten

Vielen Dank erstmal für so schnelle Antworten.
Nein, ich gehe in keine Selbsthilfegruppe, ich hatte große Probleme eine Gruppe zu finden, in der ich mich wohl fühlte, nach einem halben Jahr der Suche gab ich es dann auf.

@ulliulli Zitat:"hast du auch solche personen, auf die du zurückgreifen kannst und die dir vielleicht tipps geben können, wo die veränderungen in deinem leben sind?"

Nein, ich habe keine Freunde, die mir da helfen könnten. In der Trockenheit sind alle sogenannten Freundschaften (Sauffreundschaften) weggebrochen und neue gab es irgendwie nicht.

@Friedi Zitat:"der Eintrittspreis ist hoch, der paradiesische Zustand dauert kurz, und dann kommt das Elend, das ist dir doch klar. Erweitere dein Gedankenspiel doch mal darauf und wie du dann wieder rauskommen willst."

Als ich damals in Therapie ging war ich ganz unten, mein Problem ist, dass ich das Gefühl dafür, wie schrecklich dies war, verloren habe und mir nur noch die positiven Erinnerungen geblieben sind, wie die Geselligkeit in Kneipen etc..

Meine jetzige Frau kann ich unmöglich darauf ansprechen, sie selber ist trockene Alkoholikerin, lehnt aber jedes Gespräch über Alkohol und die Vergangenheit ab.

@juma63
Leider hat man die Klinik in der ich vor 10 Jahren meine Therapie machte vor zwei Jahren geschlossen. Der Tip mit der Entgiftungsstation ist aber nicht schlecht, falls man da überhaupt reingelassen wird.

[ Editiert von Armbruster am 21.03.08 9:53 ]


Juma63 Offline




Beiträge: 2.638

21.03.2008 09:52
#8 RE: 10 Jahre trocken und kein bisschen weise Zitat · Antworten

[quote]Gepostet von Armbruster

Als ich damals in Therapie ging war ich ganz unten, mein Problem ist, dass ich das Gefühl dafür, wie schrecklich dies war, verloren habe und mir nur noch die positiven Erinnerungen geblieben sind, wie die Geselligkeit in Kneipen etc..


Mmh, dann wäre doch vielleicht mein Vorschlag, Dir mal eine Entgiftungsstation von innen anzuschauen, gar nicht so abwegig...

Da kannst Du hautnah erleben, wo Du in gar nicht allzu ferner Zeit wieder landen wirst!

LG,

Sabine

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Schlumpfine Offline



Beiträge: 80

21.03.2008 09:59
#9 RE: 10 Jahre trocken und kein bisschen weise Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von Juma63

Du schreibst, dass Deine Ehe kurz vor dem Aus steht. Könnte es sein, dass Du versuchst, Deine Frau (mit Deinem hoffentlich noch vermeidbaren Rückfall) in die Schuldecke zu drängen. So frei nach dem Motto: Wenn Du mich verlässt, kann ich das nicht ertragen, dann saufe ich wieder und Du bist schuld..

Sabine



Dieser Gedanke ist mir auch spontan gekommen.
Wäre eine Überlegung wert.

Es war bei mir ähnlich, ich war sechs Jahre clean / trocken, als ich wieder mit trinken begonnen habe.
Und wie du selber weisst, man fällt wieder total auf die Schnauze, und der Weg hinaus ist wieder sehr schwer.
Nach etwa einem dreiviertel Jahr bin ich nun wieder langsam am "austrocknen". Nachdem ich fast alles, was mir lieb und teuer war, ein weiteres Mal verloren hätte.
Such dir Hilfe. Wenn du allerdings saufen willst, wird dich eh niemand aufhalten können. Vielleicht musst du nochmals richtig hinfallen, so schade es wäre nach 10 Jahren


funkelsternchen Offline



Beiträge: 3.824

21.03.2008 10:01
#10 RE: 10 Jahre trocken und kein bisschen weise Zitat · Antworten

deine frau ist selber trockener alki und ihr sprecht nicht über alkohol?? das klingt für mich nach äussert unzufriedener trockenheit. bei euch beiden?

funkelsternchen


newlife_reloaded Offline



Beiträge: 636

21.03.2008 10:04
#11 RE: 10 Jahre trocken und kein bisschen weise Zitat · Antworten

Hallo Armbruster,

ich bin auch erst 2,5 Jahre trocken und habe seit längerem keine Probleme, ohne Alk zu leben.

Eine SHG gehört für mich zur aktiven Notfallvorsorge und Seelenpflege. Ich habe so immer ein direktes Umfeld, dass mich versteht. Und dieses Umfeld gehört mir ganz alleine. Eine Freundin/Partnerin würde ich niemals in meine Gruppe mitnehmen. Die Gruppe ist mein Rückzugsraum.

Ich habe in einer für mich schwierigen Situation zusätzlich einen Psychiater aufgesucht. Mit einem engen Behandlungsrahmen (auch wenn es fast nur Gespräche von jeweils 10-15 Minuten waren) und einer medikamentösen Unterstützung hat er mir dabei geholfen, dass beizubehalten, was das wichtigste Kapital meines Lebens: meine Trockenheit.

Ich setze heute wirklich alle Hebel in Bewegung, wenn ich merke, dass etwas für mich gefährlich werden könnte.

Warum versuchst Du, alleine etwas zu schaffen, was sich mit Hilfe viel besser erreichen lässt? Wenn Du über den Alk nachdenkst, kannst Du auch darüber nachdenken, Dir Hilfe zu holen. Und die kriegst Du kostenlos, mit großer Selbstverständlichkeit und viel Verständnis für Deine derzeitige Lage.

Pack´s an!


Spieler Offline




Beiträge: 7.889

21.03.2008 10:14
#12 RE: 10 Jahre trocken und kein bisschen weise Zitat · Antworten

Moin Armbruster,

eine Geschichte, die mir Gänsehaut verursacht. Und dafür schon mal danke.

Klasse finde ich, wie klar du deinen Rückfall auf dem Schirm hast und dass du dich meldest, bevor du ihn lebst. Verhindern wirst nur du ihn können. Was also muß geschehen, damit du eben ein solches kannst?
Was muß sich verändern damit du nicht rückfällig wirst?

Einfach mal aus dem Bauch heraus. Ohne groß nachzudenken. Und was ist deiner Meinung nach passiert, dass du überhaupt in diese akute Rückfallgefahr gerutscht bist? Und da meine ich schon eine etwas detailliertere Aussage, als diese Pauschalisierung " meine Ehe steht vor dem Aus". Das geschieht ja auch nicht von einem zum anderen Augenblick.
Mach doch einfach mal ne Bestandsaufnahme, einfach nach Gefühl, nicht nach sorgfältigem Abwägen beider Seiten, sondern nur wie du das empfindest.
Mach mal so eine Art von Brainstorming. Schreibe dir ganz spontan mal auf, was dir einfällt z.B wenn du dir Schlagwörter, wie "Rückfall"" Ehe" "Liebe" " Schuld" oder was weiß ich aufschreibst.
Versuche diese Gedanken mal nicht zu kontrollieren und zu werten, sondern schreibe die Antworten einfach mal spontan hin.

Jörg


Ruby Offline



Beiträge: 2.697

21.03.2008 10:39
#13 RE: 10 Jahre trocken und kein bisschen weise Zitat · Antworten

hallo Armbruster

ich bin auch ganz betroffen und danke dir. Für deine Offenheit.....
Ich für mich denke, das ist auch ein Schlagwort. Offenheit. Vor meiner Abstinenz kannte ich dieses Wort kaum. Die Schilderung deiner Ehe erinnert mich ganz stark an meine, bevor ich trocken wurde. Für mich funktioniert Trockenheit inzwischen nur noch mit Öffnung nach Aussen sowie nach Innen.
Offen zu dir bist du ja, toll wir reflektiert deine Rückfallgedanken sind
Durch dein Posten hier gehts allmählich auch an die Offenheit nach Ausssen. Weiter so.
Vielleicht findest du dadurch den Weg raus aus der Spirale?
Alles Gute, wir lesen uns Ruby

es sind die kleinen Dinge im Leben...


JREWING ( gelöscht )
Beiträge:

21.03.2008 11:37
#14 RE: 10 Jahre trocken und kein bisschen weise Zitat · Antworten

Hi Armbruster, denke doch auch mal in aller Genauigkeit über die Folgen des Rückfalls nach, nicht wie schön er ist, sondern wie ätzend. Filmrisse, Schwitzen, kotzen etc. Ich bin der Überzeugung das es noch viel weiter bergab gehen kann als wir uns nur annähernd vorstellen können, ich meine damit die die hier schreiben.
Der Alkohol wirkt auch noch nach Jahren in der Psyche. Ein Bekannter von mir hat nach dem Tod seiner Frau angefangen Flaschenetiketten im Laden zu fotografieren und hat sich diese abends angeguckt, hat aber nicht gesoffen.
Die erste Lösung für Probleme ist halt beim Alkoholiker immer der Alkohol, aber ich habe mir oft genug bewiesen das er kein einziges Problem löst, sondern nur noch verschlimmert.
In einer starken seelischen Krise in der Trockenheit bin ich jeden Tag in Meetings der AA, habe notfalls abends noch die Telefonseelsorge angerufen. Ja, eigentlich jeden Tag ne zeitlang. Habe mit vielen Leuten drüber gequatscht, war kurz vor der Psych. Hab dann 6 Wochen auch ein Antidepressiva genommen.
Ich muss sagen das diese Krise für mich ganz, ganz wichitig gewesen ist; mich hat damals meine Verlobte verlassen, das Forum wird sich erinnern.
habe also nicht gesoffen und bin supergestärkt da raus. Auch dies ging vorüber. Ich las viel und stellte fest das in allen Biografien von bekannten Leuten Trennungen vorkamen. Trotzdem es ist nicht leicht, vielleicht kriegt ihr es ja auch wieder auf die Reihe. Verbündete suchen für den Seelenkummer ist da das A und O, evtl. einen guten Hausarzt.
Ach, noch eins. Die Enzyme in der Leber die beim Alkoholiker gebildet werden werden in der Trockenheit nicht weniger, eher andersrum. Das heisst du würdest wahrscheinlich viel viel heftiger anfangen als du aufgehört hast.

Boris


Juma63 Offline




Beiträge: 2.638

21.03.2008 12:29
#15 RE: 10 Jahre trocken und kein bisschen weise Zitat · Antworten

Hallo nochmal Armbruster!

Ich weiß z.B., dass meine AA-Gruppe regelmäßig auf der Entgiftung vorbeischaut - u.a. auch, um den Menschen dort ihre Hilfe anzubieten. Ich denke aber auch, dass Du als Besucher sehr wohl dort hinein kannst.

Übrigens finde ich es auch sehr seltsam, dass Du mit Deiner ebenfalls trockenen Ehefrau nicht über die Alkoholproblematik sprechen kannst und das allein ist für mich schon ein Indikator und - was noch viel schlimmer ist - ein Auslöser und auch ein Motor für Unzufriedenheit.

Mein Partner ist auch trockener Alkoholiker und wir bewegen uns beide regelmäßig im Saufnix, um uns über unseren Alkoholismus und andere Herausforderungen des Lebens mit anderen auszutauschen. Wenn ich mit ihm nicht über diese Thematik sprechen könnte, dann wäre er nicht mein Partner. Kommunikation ist für uns nicht nur ein Hauptbestandteil einer gut funktionierenden Beziehung, sondern auch - gerade in Bezug auf unsere zufriedene Trockenheit - von enormer Bedeutung. Denn allein durch das Aussprechen eines Problems und das Gespräch darüber, ist so manche Angst bzw. Sorge entweder ganz verschwunden oder durch die neuen Denk- und Lösungsansätze des Gesprächspartner weit weniger beängstigend.

Es ist für mich unvorstellbar, in meiner Beziehung über einen so elementaren Bestandteil meines Lebens und meiner Persönlichkeit nicht sprechen zu können.

Nicht ausgesprochene Probleme können mit der Zeit zu einer erdrückenden Last werden. Und die alleine zu bewältigen kostet auf Dauer unglaubliche emotionale Kraft. Vielleicht sind Deine Reserven nach 10 Jahren einfach erschöpft.

Ein Krankheit wie den Alkoholismus und die damit verbundenen Probleme, ohne Unterstützung von Gleichgesinnten, allein zu schultern, ist nicht nur unnötig, sondern auch gefährlich und bringt wohl beinahe jeden Alkoholiker früher oder später an seine Grenzen. Ausnahmen bestätigen auch hier nur die Regel.

Ein viel zitierter Spruch in diesem Forum:

Nur Du kannst es schaffen, aber Du schaffst es nicht allein!

Deine Anmeldung in diesem Forum ist der erste Schritt, Deine Gedanken, Sorgen und Nöte einmal mit anderen zu teilen . Und wer weiß, vielleicht merkst Du ja, wie gut es Dir tut

LG,

Sabine

Liebe bedeutet, jemanden zu haben, der unsere Vergangenheit versteht, an unsere Zukunft glaubt und uns heute so annimmt wie wir sind. :love3:




Komm auf die Hufe, die ersten Hände, die helfen können, stecken in den eigenen Hosentaschen! Zitat Nonick


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