Du schreibst von vielem, dass es Dir nix bringt. Aber das Saufen scheint Dir ja noch etwas zu bringen - oder?
Es ist in der Tat so, dass psychotherapeutische Arbeit (auch wenn ich keinen exakten Beleg aus einer Verordnung nennen kann) zwingend Trockenheit vorausetzt. Ich kenne einige Beispiele, bei denen die Behandlung abgebrochen wurde, weil weiter Alkohol konsumiert wurde. War z.B. mal bei mir so.
Ein depressiver Alkoholiker leidet nämlich an zwei Erkrankungen: Er muss seine Trunksucht zum Stillstand bringen und anschließend seine Depression behandeln lassen. Beides geht nur bei aktiver Teilnahme des Betroffenen.
Bei Dir klingt das so, als wenn Du glaubst, dass Du nicht mehr trinken musst, wenn Deine Depressionen geheilt sind.
Wenn Du wirklich eine Lebenswende finden willst, musst DU Dir alles nur erdenkliche für Deine Trockenheit erstreiten und erkämpfen. Trockenheit lässt sich nicht vom Onkel Doktor verschreiben. Sie kommt von innen, nicht von außen.
Vielleicht gehst Du ja die 31. Entgiftung mit einer guten Strategie an? Parallel/danach Psychiater, vielleicht unterstützend Anti-Depressiva, Selbsthilfegruppen? Vielleicht noch ne Reha oder ambulante Psychotherapie?
Gerade in der ersten Zeit kann es z.B. ungemein hilfreich sein, regelrecht vor dem Alkohol zu fliehen, z.B. zu den AA. Die haben in vielen Städten tägliche Meetings.
Ich habe jahrelang rumgeeiert. Im Rückblick, weiß ich, dass das nicht sein musste.
ZitatGepostet von Pizzico Okay....habs verstanden.
Ich habe gezielt geschrieben, dass ich unter stärksten Depressionen leide (OHNE ALKOHOL)
Wenn ihr so jemanden hier fertig machen wollt, dann zeugt das von mangelnder Intelligenz. Von Feinfühligkeit fangen wir erstmal gar nicht an.
Ihr seid wie ehemalige Raucher. Diese verurteilen die Nochraucher mit den schlimmsten Beleidigungen.
Sodele, etzetle:
Wer hat dich beleidigt? Womit? Bist Du ganz sicher?
Pizzico, du leidest also, sagst du.
Ok, Depressionen sind was sehr Ernstes, kenne ich leider sehr gut, die Gegenwartsform ist Absicht,
ich hab auch massig Grund um mit meinem Schicksal hadern zu können, sei es gewiss.
Und in 2006 gab es in deinem Leben einen Auslöser dafür, den du für dich behalten willst, und das ist auch ok.
Ich nehme dir halt hinten und vorne nicht ab, daß du deine Alkgeschichte so im Griff hast, daß du da wirklich vorankommst.
Eine schwere Depression, die nehme ich dir sofort ab, geht nicht "weg" durch Medizin und dicke Pillen,
das ist tägliche Knochenarbeit mit mir selber und mit Hilfe von TherapeuthIn. So mach ich es. Seit ich nix mehr saufe, geht´s erst richtig voran, meinen Depri-Auslöser hatte ich ein Jahr vor Dir. Ich eierte bis Anfang des Jahres noch rum: "Bin ich jetzt Alki oder bin ichs nicht.." und soff "kontrolliert" weiter. War vertane Zeit, wie ich jetzt weiß, hat mich eine Beziehung und viel Geld gekostet, außer der verplemperten Lebenszeit.
Das was in 2006 in deinem Leben war, das WAR. Ist vorbei! Kannst nix mehr dran ändern.
Ich habe selbst eine Depression, aber ich LEIDE NICHT daran, ich hab sie halt und jetzt schaue ich, daß ich sie immer kleiner krieg.
Mühsam, aber es geht!
So lange ich "leide", hänge ich in Meinem Museum der Verletzungen* fest und hab prima prima Gründe weiterzusaufen, denn ich muss ja gar nichts ändern!
Fühlst dich jetzt auch wieder beleidigt, pizzico?
Ist deins, sollte es denn so sein.
Für Dich, und für mich
Genaro
* = Zitat von Dr.Phil. Matthias Jung
[ Editiert von genaro am 04.05.08 19:41 ]
Du wirst Dich wundern was man alles kann, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht. Juan Matus
ZitatGepostet von Pizzico Okay....habs verstanden.
Ich habe gezielt geschrieben, dass ich unter stärksten Depressionen leide (OHNE ALKOHOL)
Wenn ihr so jemanden hier fertig machen wollt, dann zeugt das von mangelnder Intelligenz. Von Feinfühligkeit fangen wir erstmal gar nicht an.
Ihr seid wie ehemalige Raucher. Diese verurteilen die Nochraucher mit den schlimmsten Beleidigungen.
sorry, hat sich zeitlich mit meinem anderen Post überschnitten. Wenn Du unter "stärksten" Depressionen leidest, solltest Du ggf. medikamentös behandelt werden. Machst Du das? Das wäre besser als die Selbstexperimente mit Alkohol. Zumal Alkohol auch sekundäre Depressionen verursachen kann. Es dauert bis der Hirnstoffwechsel sich wieder reguliert hat. Sorry bitte nicht böse sein für diesen sachlich und ernst gemeinten Kommentar: Soweit kommt Du aber bei Deinen kurzen Trinkpausen aber ja nie.
ZitatGepostet von genaro "Meinem Museum der Verletzungen*"
Hi Genaro,
den Begriff finde ich echt stark. Hier könnte man aber jetzt natürlich seitenweise über Philosophie(n) der Depression diskutieren.
Wenn ich das richtig sehe, bezieht sich dieser Dr. Jung auf ein tiefenpsychologisch-analytisches/traumatologisches Verständnis der Despression. ("Mir geht es schlecht, weil ich etwas Schlimmes erlebt habe")
Es gibt aber auch eher biologisch orientierte Depressionsmodelle ("Stoffwechselstörung im Hirn").
Schließlich gibt es genügend Philosophien, die Denken und Gefühle für mehr oder weniger frei veränder- oder zumindest Änderungen für erlernbar halten. Da ist dann jeder mehr oder weniger selbst an seinem Gefühlsschlamassel schuld.
Grundsätzlich erinnern mich Pizzicos Statements auch an die Endphasse meiner nassen und den Anfang meiner trockenen Zeit. Ich war damals auch sehr verletzbar und vor allem ängstlich, weil ich ja das Medikament gegen meine Ängste rausrücken sollte ...
für mich war es sehr wichtig zu wissen, dass eine Depression eben nicht immer durch gravierende Erlebnisse ausgelöst sein muss. Ich bin nicht traumatisiert in meiner Kindheit (vielleicht in einem früheren Leben ).
Depression kann eben auch eine reine Hirnstoffwechsel-Krankheit sein, die mit Hilfe von Medikamenten, Psycho-Therapien (kognitive VT)und geeigneter Lebensführung besser in den Griff zu kriegen ist als mit Alk. Eine tiefenpsycholgische Therapie hat mir zum Beispiel gar nix genützt.
Mir ging es mit meinem Post darum, VERSCHIEDENE Modelle der Depression und Wege daraus deutlich zu machen, damit sich Pizzico von seiner Fixierung (so empfinde ich das jedenfalls )lösen kann: Naja ich hab halt ne Depression, sauf ich halt, bis ich geholfen bekomme.
ein Tipp von mir für Dich: Druck doch das Thema hier aus und nimm es mit in Deine nächste Therapie-Sitzung.
Wenn Du Dich das traust und was für DICH tun willst; es könnte Dir und Deinem Therapeuthen hilfreich sein,
denk ich grad so.
Ich wünsch Dir was,
Günter
Schon tragisch, wenn man nicht merkt, wie daneben man liegt. In mir reift immer mehr die Erkenntnis, dass meine Entscheidung, um Selbsthilfegruppen, Therapien und Co einen großen Bogen zu machen, genau die richtige war.
[ Editiert von TheWidth am 05.05.08 15:51 ]
The piano keys are black and white But they sound like a million colours in my mind (Katie Melua)
@ the width, wobei das eine mit dem anderen begründet ist?
konnte hier auch keinen hilfreichen faden entdecken,zu viele spekulationen. bevor pizzi sich überhaupt öffnen konnte (so gewollt)
bin trotzdem kein therapieverweigerer. gruppe schon eher, bzw ich neige zur co-therapeutin und mag da noch dran arbeiten,bevor ich mich auf solches einlasse. ich versuch mir grad ein netzwerk aufzubauen.
das erwähnte museum der verletzungen kenne ich eigentlich nur aus der paartherapie. die konstruktionen die depression betreffend finde ich abenteuerlich und nicht geeignet,klarheit zu bekommen.
mir gings nicht schlecht weil ich nicht loslassen wollte sondern nicht konnte.eine chronische erkrankung begleitet einen ja ein leben lang,da kann ich mitreden...
so nun ab zur arbeit-ist auch therapie
sabine
there are things known and there are things unknown. in between there are doors. william blake