… und jetzt bezahl ich dafür. Boahh …. Wieso fallen mir immer so Filmsprüche ein wenns um was Ernstes geht?
Ich hab vor vier Wochen aufgehört zu trinken. Und es war nicht einfach. Ich hab gezittert, ich hab geschwitzt, ich hab gekotzt, ich hatte Angstzustände, Sehstörungen, mir gings Scheisse. Und dann? Dann hab ich nach neun trockenen Tagen einfach mal ein Glas gekippt. Und jetzt ist alles schlimmer als vorher.
Wie furchtbar ist es, morgens inner Tasche gerade soviel Alk mitzunehmen, dass man zitterfrei über den Tag kommt. Die ganze Zeit ist einem übel. Und weil sowieso schon jeder Verdacht geschöpft hat, kann man die Flasche ja tagsüber nicht einfach so aus der Tasche ziehen um den dringend benötigten Schluck zu nehmen. Und wenns blöd läuft, reicht die Ration sowieso nicht und du fängst abends im Bus an zu würgen. Und selbst das, selbst das kann man tarnen.
Mich kotzt das so an. Mein ganzes Leben bricht irgendwie auseinander.
Ich kann mich an keine Zeit in meinem Erwachsenenleben erinnern, in der Alkohol keine Rolle gespielt hätte. Kritisch war es schon längst, aber das konnte ich gut verdrängen. Richtig schlimm wurde es vor etwa 13 Monaten, als mein Vater ganz plötzlich starb. Ich komm überhaupt nicht klar damit. Selbst wenn ich mit meinem Mann darüber zu reden versuche, komm ich irgendwann immer an den Punkt, wo es nicht weitergeht. Es ist zuviel und ich habe einfach keine Worte für das, was in mir vorgeht.
Wir haben uns Adressen geben lassen und werden uns morgen um einen Termin bei einem Psychologen bemühen. Wenn es irgendwie geht werd ich versuchen, da nüchtern aufzuschlagen. Ich habe vor, übers Wochenende noch mal mit dem Trinken aufzuhören. Ich will nicht zum Arzt gehen um mir was geben zu lassen (ich hab so eine Scheissangst vor den Weisskitteln), obwohl ich weiss, dass es nicht ungefährlich ist. Aber ich werde ja nicht alleine sein.
So, bis hierhin hatte ich den Text gestern schon fertig. Ich hab mich gestern erst hier angemeldet und leider kam das Passwort nicht mehr rechtzeitig, dass ich das reinstellen konnte. Und heute bin ich schon wieder ein bisschen schlauer. Die erste Anlaufstelle, die uns genannt wurde hat für Neupatienten Wartezeiten bis zu neun Monaten.
Ich gebe meinem Psychiater noch ein Jahr, dann fahre ich nach Lourdes. (Woody Allen)
mein Vorschlag: rufe montag früh bei der Suchberatung deiner Stadt oder deines Landkreises an. Das ist erst mal die Anlaufstelle für Dein Problem. Dort wirst Du geholfen.
Im übrigen möchte ich doch meinen Zeigefinger mahnend erheben und dringenst davor warnen, einen kalten Entzug zu machen. Er kann lebensgefäöhlich sein, auch wenn Dein Mann Dich begleitet.
Einen guten Entschluß wünscht Viktor, der sich noch lange quälte trotz 'Trockkotzens' und der anderen Sympome, die Du schilderst, bis er endlich zur Suchtberatung ging, bzw. gegangen wurde. War die beste Entscheidung meines Lebens
edit: Habe vergessen dich willkommen zu heißen: Herzlich willkommen im verrücktesten und dennoch liebenswerten Forum östlich des Mississippi
Der Anfang ist doch schon mal gemacht worden. Du hast Dich hier angemeldet, hast bereits, zusammen mit Deinem Mann Adressen besorgt.
Habt ihr heute einen Psychologen aufsuchen können ?
ZitatIch hab vor vier Wochen aufgehört zu trinken. Und es war nicht einfach. Ich hab gezittert, ich hab geschwitzt, ich hab gekotzt, ich hatte Angstzustände, Sehstörungen, mir gings Scheisse. Und dann? Dann hab ich nach neun trockenen Tagen einfach mal ein Glas gekippt. Und jetzt ist alles schlimmer als vorher.
Das waren schlimme Entzugserscheinungen. Ein kalter Entzug zu Hause ist immer gefährlich (zum Teil lebensgefährlich) Toifelszwerg. Den sollte man stationär machen, denn dort könnte man Dir im Falle eines Krampfanfalles viel schneller helfen.
ZitatRichtig schlimm wurde es vor etwa 13 Monaten, als mein Vater ganz plötzlich starb. Ich komm überhaupt nicht klar damit.
Das ist sehr traurig und ich kann das auch sehr gut nachvollziehen. Aber ein Grund zu trinken sollte es nicht sein. Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan. Ich habe auch immer einen Grund zum trinken gefunden.
ZitatDie erste Anlaufstelle, die uns genannt wurde hat für Neupatienten Wartezeiten bis zu neun Monaten.
Meinst Du eine Stelle für eine LZT ? Hast Du schon mal darüber nachgedacht eine SHG aufzusuchen?
Ich wünsche Dir alles Gute für Deinen Weg Du schaffst das
LG UTA
Auch Wolkenkratzer haben mal als Keller angefangen.
Ich gebe meinem Vorposter Recht. Wenn Du Dich an eine Suchtberatung oder Selbsthilfegruppe wendest, gibt es keine Wartezeiten. Du kannst damit die Zeit bis zu einer, wie auch immer gearteten, Therapie gut überbrücken.
Vor einem erneuten kalten Entzug, vor allem innerhalb dieser relativ kurzen Zeit, möchte ich Dich nur dringend warnen. Weil es beim ersten Mal einigermaßen gut ging, bedeutet dies nicht, dass es auch diesmal klappt. Du mutest Deinem Körper ne ganze Menge zu.
LG, Tina
Alles im Leben hat seinen Sinn
Über die Steine, die ich mir HEUTE in den Weg lege, werde ich MORGEN stolpern
ich hab mal gehört, bei 3x lesen oder hören ist der "Behalteffekt" am größten. Und das hier identisch gepostet wird verdeutlicht ja nur, dass die entsprechende Vorgehensweise nicht verkehrt ist
LG, Tina
Alles im Leben hat seinen Sinn
Über die Steine, die ich mir HEUTE in den Weg lege, werde ich MORGEN stolpern
Als ich vor vier Wochen aufgehört habe, hab ich abends dieses Forum entdeckt und mir die ganze Zeit vorgenommen, mich anzumelden.
Ich weiss ... u.a. auch durch hier ... dass ein kalter Entzug gefährlich sein kann. Ist auch nicht so, dass ich keine Angst davor habe. Aber ich habe immer noch irgendwie die Vorstellung, dass ich das hinkriege. Letztes Mal war über Nacht ne ganz schlimme Zeit und da war ich alleine weil mein Mann Nachtschicht hatte. Aber ab morgen früh wird er die ganze Zeit bis Montag morgen bei mir sein.
Zu der Therapie: nein, bei der Suchthilfe haben wir es noch nicht versucht. Es war eine Praxis die uns von irgendso einem Bundesverband empfohlen wurde, nachdem mein Mann meine Probleme dort geschildert hatte.
Ich kann mir vorstellen, wie das rüberkommt: wieso kümmert sie sich nicht selbst drum. Ich weiss es nicht und ich frag mich oft, wie schlecht es mir gehen muss, bis ich mal endlich Farbe bekennen kann.
Ich gebe meinem Psychiater noch ein Jahr, dann fahre ich nach Lourdes. (Woody Allen)
Ausserdem hab ich noch nicht einmal einen Hausarzt .... ich war seit Ewigkeiten nicht mehr bei einem .... und zu einem ganz Fremden zu gehen und gleich mit sowas einsteigen?
Ich gebe meinem Psychiater noch ein Jahr, dann fahre ich nach Lourdes. (Woody Allen)
ZitatGepostet von toifelzwerg Ausserdem hab ich noch nicht einmal einen Hausarzt .... ich war seit Ewigkeiten nicht mehr bei einem .... und zu einem ganz Fremden zu gehen und gleich mit sowas einsteigen?
Im Grunde egal, wer Dir das gebrochene Bein eingipst. Hauptsache, er kann's - oder?
LG Bernd
"Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher und die Intelligenten voller Zweifel sind. "(Bertrand Russell)
Für ein gebrochenes Bein würde ich mich n icht schämen, dafür dass ich saufe tu ich das schon. Der einzige, der weiss, wie schlimm es ist, ist mein Mann. Meine Mutter ahnt vielleicht was, immerhin war mein Vater auch Trinker. Und meine Kollegen .... naja, ich denke die glauben, ich hab einfach ne schlechte Zeit gehabt. Das Ausmass der ganzen Geschichte erkennen die .... vielleicht bis auf einen .... nicht.
Ich bin mir nicht sicher, ob es möglich ist, aber ich hätte gerne, dass ich das Ganze neben Job und Familie hinkriege .... und ich dachte, wenn ich dann vielleicht eine ambulante Therapie bei einem Psychologen mache, geht das evtl. klar.
Ich will mein normales Leben wieder haben. Ich will nicht, dass jeder in meinem Umfeld so viel über mich weiss.
Ich gebe meinem Psychiater noch ein Jahr, dann fahre ich nach Lourdes. (Woody Allen)
Du hast Recht, ein Grund zum Trinken findet sich immer. Ich kann mich nicht wirklich besser leiden, weil die Vermutung naheliegt, dass ich sogar den Tod meines Vaters als Grund zum saufen missbrauche.
Ist nicht böse gemeint, der Gedanke kam mir auch schon und ich finds gut, dass du das so geschrieben hast.
Ich gebe meinem Psychiater noch ein Jahr, dann fahre ich nach Lourdes. (Woody Allen)
Ja , es ist auch wirklich so. Genauso wie Alkoholiker Weltmeister im Lügen sind. Menno wenn ich da an meine nasse Zeit denke ...da könnt ich Geschichten erzählen.
Das trockene Leben ist so schön. Nicht mehr diese Grübelein "habe ich noch genug nachschub im Haus" und wenn ja..wo verstecke ich es am besten usw. Der Druck fällt von einem ab und man bedauert dann wirklich die Zeit, die man mit dem saufen verbracht hat.
Aber Du schreibst ja schon, das Du Dein altes Leben wieder haben möchtest....dann geh diesen Weg weiter.. denn er ist einzig und allein der richtige.
LG UTA
Auch Wolkenkratzer haben mal als Keller angefangen.
Du beschreibst deine Situation sehr anschaulich, und wie mir scheint, auch richtig. Damit bist du schon ein ganzes Stück weit, du erkennst, dass du ein Riesenproblem hast und willst wirklich weg vom Alk.
Aber: Du bist vielleicht die einmillionstedreihundertausendvierhundertfünfundachzigste alkoholabhängige Person, die genauso denkt wie alle anderen (ich eingeschlossen), das schaff ich alleine, wäre doch gelacht, ich reiß mich zusammen, ab morgen trinke ich nicht mehr etc., bla bla,.
Mein Rat, wie alle anderen vorher schon geschrieben haben:
Geh zu Arzt, zur Suchtberatung, oder am besten gleich in's Krankenhaus zum Engiften, das kannst du sofort tun.
Glaub mir, wenn du es jetzt nicht tust, dauert dein Elend nur länger und eines Tages gehst du doch, wenn du das noch kannst.
Mit einem Termin bei einem Psychologen in einem halben Jahr ist dir nicht geholfen.
"und ich dachte, wenn ich dann vielleicht eine ambulante Therapie bei einem Psychologen mache, geht das evtl. klar."
Ich habe eine ambulante Therapie (ein Jahr lang) gemacht, auch neben Job und Familie. War zwar hart, aber es ging. Aber erst, als ich bereit war, wirklich was zu tun, und das hat mit dem (Canossa)-Gang in's KH begonnen.
Und wie der Victor schreibt, wie es bei mir auch so war und gaaaanz viele andere auch bestätigen: Der Canossa-Gang war die beste Entscheidung meines Lebens!!!!
Denk drüber nach, was alle dir hier raten, gehen musst du selbst!
Viel Erfolg!
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)