nach einmal tief durchatmen hab ich den Mut aufgebracht mich hier anzumelden. Ich lese allerdings sporadisch schon länger in diesem Forum mit und habe mich in einigen Beiträgen auch schon vielfach wiedererkannt.
Da ich keine Autobiographie schreiben möchte und meine Situation (am heutigen Tag) als nicht sonderlich akut einschätze (Im Sinne von Entzug etc.), poste ich einfach mal in diesem Forum.
Ich bin 26 und werden in den nächsten 3 Wochen mein Studium beenden. Wie so viele bin ich im jugendlichen Alter von 16 auf diversen Parties zum Alkohol gekommen. Es folgten Zeiten in denen der wochenendliche Vollrausch vorprogrammiert und auch gewollt war...Nach dem Abitur merkte ich bereits, dass ich beim Genuß von Alkohol nach einer bestimmten Menge keine Kontrolle mehr über mein Trinkverhalten hatte. Schon damals versuchte ich den Konsum zu verringern und dies klappte auch insofern, dass die Abstürze seltener wurden. Oft überstand ich mehrere Monate ohne Besäufnisse und konnte dabei auch kleinere Mengen Alkohol trinken. Es folgten jedoch oft wieder Zeiten mit grausamen Abstürzen im schlimmsten Falle über zwei Tage hinweg. Alkoholmengen von 12 halben Litern Bier und einigen Schnäpsen am Tag sind dabei keine Seltenheit. Materielle Verluste (Handy usw.) kamen hierbei ebenso vor wie in einem Fall PG. Wobei mich die netten Beamten lediglich nach Hause fuhren, die Zelle blieb mir zum Glück erspart. Schlimmer jedoch ist die Scham und der Hass, den man gegen sich selbst verspürt, in den Tagen danach. Auch werden die körperlichen Beschwerden nach derartigen "Aktionen" auch immer schlimmer (Zittern, Schweißausbrüche usw.)
Beim Schreiben des letzten Abschnittes ist mir mehr als denn je bewusst geworden, dass es wohl auch für mich nur die Möglichkeit gibt das erste Glas stehen zu lassen. Zwar führt lange nicht jedes Bier oder jedes Glas Wein zu einem Absturz, jedoch stellt sich oft gerade dies als trügerisch heraus, früher oder später wird der Tag wieder gekommen..
Ich hoffe Ihr habt das von mir Geschriebene nicht schon zu oft gelesen, Fortsetzung folgt, ich muss jetzt aber erstmal zur Uni.
erstmal ne uz, und danke für deine Geschichte. Wünsche dir, dass du beim querlesen der Beiträge im Forum einen Weg für dich findest. Hoffe für dich, dass du dir einige Jahre trinkenderweise ersparen kannst....schon mal gut, hier zu posten. Gruß Ruby
Hallo und vielen Dank für den netten Willkommensgruß! Ich hoffe auch, dass mir das Lesen und Schreiben hier hilft in Zukunft einiges an Kummer zu ersparen. Zum Glück habe ich auch eine liebe Freundin mit der ich zusammen wohne und die zu mir hält! Auch hoffe ich, dass mit der Beendigung des Studiums und der Aufnahme eines geregelten Arbeitstages die nötige Struktur in mein Leben gebracht wird. Leistungsdruck und Prüfungsstress auf der einen und "Freiheit" während des Studiums auf der anderen Seite halte ich für eine gefährliche Kombination, wenn man mit Suchtproblemen zu tun hat...
herzlich willkommen, doch, das von dir beschriebene hab ich schon oft gelesen. na und? deshalb ist es ja nicht weniger wichtig. ich finds gut, dass du dich hier angemeldet hast, solltest aber meiner meinung nach weitere schritte folgen lassen. das hoffen auf den neuen strukturierteren lebensabschnitt bringt wahrscheinlich nichts. die sucht findet immer wieder gründe durchzuschlagen.
Ja, da magst Du Recht haben funkelsternchen. Wenn hier jemand Tipps für mich hat, wie ich das am besten angehe, darf er/sie gerne hier antworten
Im Moment fühle ich mich mit dem Entschluss am 7.10. zwischen 6 und 7 Uhr morgens das letzte Bier nach durchzechter Nacht getrunken zu haben ganz gut. ABER selbstverständlich habe ich auch ziemliche Angst davor meine Abstinenz bei der nächsten "Anstoss-Gelegenheit" zu erklären und die Hemmschwelle was AA etc. angeht ist schon ziemlich hoch
hallo uz schön dich kennen zu lernen war doch garnicht so schlimm hier zu schreiben ist zumindest schon mal der erste schritt, nun lass weitere folgen. es gibt viele möglichkeiten, welche für dich die richtige ist mußt du selbst entscheiden. geh erst mal zu einer suchtberatungsstelle oder zum hausarzt, dann bist du schon einen schritt weiter. du kannst auch bei einer selbsthilfe gruppe anklopfen, auch da kann man dir wege zeigen und dir helfen zu erkennen wo du überhaupt stehst.
lg, mary
--------------------------------------------------------------------------------------------------- "Begehe nicht den Fehler, nicht zwischen Persönlichkeit und Verhalten zu unterscheiden. Meine Persönlichkeit ist wer oder was ich bin..... ..... Mein Verhalten hängt davon ab wer du bist."
Hallo uz, auch von mir erstmal ein herzliches willkommen. Der erste Schritt ist gemacht . Jetzt müssen noch einige Folgen. Kann mich da nur meiner Vorschreiberin anschließen, gehe zu deinem Hausarzt, such eine Beratungsstelle auf. Klar der erste Schritt eine Gruppe zu besuchen ist nicht leicht, aber es gibt auch Gruppen zu der deine Freundin mitgehen kann (z.B. Kreuzbund). Ich leite seit über 10 J. eine Kreuzbundgruppe und weiß daher das es manchmal leichter ist wenn der Partner/in dabei ist. Alleine schaffen es nur die Wenigsten, das weiß ich aus Erfahrungen die ich im Laufe der Jahre gemacht habe. Ich wünsche dir viel Kraft für diesen Weg Elke
Guten Morgen zusammen, vielen Dank für Eure Ratschläge! Ja, es sollten sicherlich weitere Schritte folgen. Ich denke ein Termin bei der Suchtberatung wäre ein guter Anfang. Ist es hierbei auch möglich bzw. sinnvoll die Partnerin mitzunehmen?
Apropos..habe gestern Abend mit meiner Freundin gesprochen und ihr gesagt, dass ich überhaupt keinen Alkohol mehr trinken möchte. Obwohl sie mir schon zuvor mehrmals klar gemacht hat, dass sie meine Exzesse auf Dauer nicht mitmachen wird, war ihre Reaktion gestern anders als erwartet. Sie ist fest davon überzeugt, dass ich ein "normales Verhältnis" zum Alkohol aufbauen könnte. Begründung war eben, dass ich in den meißten Fällen kontrolliert trinken würde..also 1 Glas Wein oder 1-3 Bier usw. Sie meint ich müsste einfach in den kritischen Situationen stark genug sein und nicht weiter trinken bzw. nicht nachmittags allein in irgendwelchen Kneipen anfangen...Ich habe ihr versucht klar zu machen, dass ich in diesem Weg für mich keinen Erfolg sehe und es schön wäre, wenn sie meinen Entschluss akzeptiert. Auch wenn sie dies bejahte, habe ich Bedenken, dass sie den Ernst der Lage nicht begriffen hat. Wenn es dann zu Situationen kommt, in denen von ihr mein früherer Alkoholkonsum verhamlost wird ("Ein Glas Wein kannst Du doch trinken.." etc), sehe ich die Gefahr für einen Rückfall natürlich viel höher.. Ich denke es haben sicherlich viele von Euch ähnliche Situationen in der Partnerschaft erlebt. Ist es hier die Unwissenheit bzgl. des Themas Alkoholismus oder eher die Angst davor mit einem Alkoholiker, einem Säufer zusammen zu sein, die zu solchen Reaktionen führt!? Oder aber muss man mit dem Partner (noch) mehr über seine Gefühle insb. im Bezug auf Alkohol sprechen?
Hoppla, ist wieder länger geworden als geplant. Aber ich merke, dass es gut tut hier zu schreiben. Ich bin mir aber auch bewusst, dass ich mich im Moment in einer "ungefährlichen" Phase befinde, der letzte Absturz ist erst ein paar Tage her. Abstinenzphasen von 1-2 Wochen sind danach bei mir normal, bevor es wieder mit einem Bier oder einem Glas Wein am Abend anfängt (oder fing ) und bis zum nächsten Absturz kontinuierlich steigert..
wenn du deiner freundin schilderst, dass du keinen alk mehr trinken willst und ihr gegenüber auch begründest, dass dir deine ausfälle sorge bereiten, müsste sie doch eigentlich heilfroh sein, wenn du das zeug stehen lässt.
zumal es letztendlich eh deine entscheidung ist, alk zu trinken oder nicht, dazu zwingen kann sie dich ja kaum.
oder trinkt deine freundin auch und sie befürchtet, dass - falls du keinen mehr trinkst - sie selber nicht mehr zum stoff kommt??
grüsse, ulli
"Wenn du laufen willst, lauf eine Meile. Wenn du ein neues Leben kennenlernen willst, lauf einen Marathon" (Emil Zatopek)
es ist häufig so das andere das nicht wirklich verstehen und so antworten.
Ich kenne das auch. Ach letztens hast du ja auch nur 3 Bier getrunken und dich nicht gleich abgeschossen.
Die meisten ohne Alki erfahrungen kennen z.B. keine Quartalssäufer oder aber wissen noch gar nicht das sie selbst welche sind.
Die weit verbreitete Meinung ist halt ein Alkoholiker muss den ganzen Tag voll sein und ist er es nicht liegt er krampfend und Zitternd in der Ecke und sieht weisse Mäuse.
Ich bin Alki und ich habe nie gekrampft, nie gezittert und nie ein Delir erlebt. Meine maximalen Entzugserscheinungen waren unruhe und morgendlicher Würgereiz begleitet von einem Husten, daher auch erst nicht ernst genommen.
wir haben das thema mal in der SHG gehabt... viele die recht "früh" erkannt haben, dass sie kein normales trinkverhalten haben (ist bei mir auch so gewesen) haben berichtet, dass der partner / partnerin den entschluss aufzuhören als übertrieben empfunden haben.
mein freund ist selbst alkoholiker und hat mir eindringlichst geraten etwas gegen der sucht zu unternehmen. er erkannte aus meinem verhalten parallen zu seiner "anfangszeit".
meine freundin (ist seit 17 jahre trocken ohne rückfall) hat mich schon vor zwei jahren versucht mit der nase darauf zu stuppsen, dass ich mein trinkverhalten mal stark überdenken sollte.
ich denke, das probleme ist: viele nicht süchtige kennen sich mit dem thema so gut wie garnicht aus und können sich nicht vorstellen was in einem alkoholkranken so vor geht. für sie sind alkoholiker krass gesagt, die penner unter der brücke. genau so stellen sie sich vor, dass man schon morgens harten stoff trinkt und das täglich.
das man aber psychisch abhängig sein kann, ohne körperliche entzugserscheinung ist vielen nicht bewußt. es kann einem auch niemand die gadanken lesen....
ich habe mir lange selbst vorgelogen, dass ich kein problem habe, schließlich trinken viele abends ein glas wein. mein konsum steigerte sich und ich habe mich abends regelrecht auf den wein gefreut! wenn mal nichts da war, wurde ich unruhig ich habe dann auch schon mal eine fahrt bis zur nächsten tankstelle (20km) in kauf genommen, nur um trinken zu können... selbst das hat mir nicht zu denken gegeben.
erst nachdem ich mich vermehrt mit dem thema sucht auseinander gesetzt habe, wurde mir klar was los ist.
heute bin ich froh, dass ich die einsicht gewonnen habe. und selbst wenn ich evtl. die kontrolle über mein trinkverhalten erlangen "könnte".... ist mir ein versuch nicht wert!! denn ich weiß was auf mich wartet, wenn dieser versuch scheitern würde
ich habe oft zeiten, wo wieder das kleine teufelchen zu mir zuflüstert: ach, komm.. ein glas kannst du! aber ich lasse mir helfen und setzt mich mit mir selbst auseinander. das forum ist auch eine grosse hilfe. noch wichtiger ist mir jedoch meine SHG.
ich wünsche dir viel kraft bei deiner entscheidung und mein tipp wäre, lass deine freundin mal hier ein paar berichte lesen und informiere sie.
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lulu, du hast es auf den Punkt gebracht. Sehe mich da auch wieder. So war es bei mir auch. @ uz, lass dich nicht von deinem Weg nicht abbringen, noch hast du "Kontrolle" über dein Trinkverhalten, aber das kann sich sehr schnell ändern. Elke
Vieles was ich von Dir lese erinnert mich an mich. Als ich ernsthaft etwas gegen meine Sauferei unternehmen konnte war ich 27, altersmäßig also ziemlich nah bei Dir.
Allerdings hatte ich 2 abgebrochene Studiengänge und eine abgeschlossene Ausbildung hinter mir, war endlich in der Arbeitswelt angekommen und habs einfach nicht hingekriegt, ich konnte ein paar Wochen recht zuverlässig sein aber dann war die lasche wieder näher und tagelange Abstürze Programm.
Lange habe ich mir etwas vormachen können. Während des ersten Studiums dachte ich, es ist einfach nicht meins und die Verbiegerei lässt mich unverhältnismäßig viel trinken. Beim zweiten dachte ich die fehlende Struktur und die "lange Leine" läßt mich trinken. Die Ausbildung war intelektuell nicht so anspruchsvoll, so das ich auch mit vielen Fehltagen und teilweise besoffenen Klausuren glänzen konnte und einen Abschluss hinlegen konnte mit dem ich was anfangen kann. Ich glaubte, wenn ich die Stadt wechsle muss ich nicht mehr trinken, ich dachte wenn ich mit meinem Freund zusammenziehe bin ich nicht mehr alleine und muss nicht trinken...
Hat alles nicht geholfen. Ich bin nicht mal wach geworden als ich meinen ersten Job versoffen hatte - erst 1 Jahr später. Ich brauchte eine Entgiftung im Kankenhaus schon allein um mir meine Entscheidung klar zu machen, nicht mehr trinken zu wollen, und ich war bereit alles dafür zu u das ich es nicht mehr muss.
Was ich damit sagen will ist, es reichte nicht, meine Lebensumstände zu ändern und zu hoffen, ich musste aktiv werden und mir Hilfe suchen.
Wie meine Vorschreiber(innen) glaube ich es ist ganz schlau, sich an eine Beratungsstelle zu wenden. Meistens haben die auch interne Gruppen und die Schwellenangst wird ein wenig gedämpft, außerdem kannst Du für Dich schauen, was Du für Möglichkeiten hast.
Beim Thema SHG haben mir folgende Gedanken geholfen: Dinge die ich im Suff getan habe waren um ein vielfaches peinlicher als das erste Mal unsicher in einer fremden Gruppe zu sein. Wenn ich nicht will muss ich die Leute nie wieder sehen. Und, ganz wichtig: die, die da sitzen, kennen das, die hatten auch mal ihre erste Gruppe, die sind da nicht reingeboren worden Meiner Erfahrung nach werden Frischlinge auch immer sehr freundlich in Gruppen aufgenommen, ich persönlich freue mich auch immer, wenn mal frischer Wind in die Bude kommt.
Zu Deiner Freundin habe ich auch noch ein wenig Senf: nur Du kannst es wissen ob Du süchtig bist oder nicht. Jemand der es nicht kennt, kann sich nicht vorstellen das man sich nicht beherrschen kann und nicht mal eben weniger trinken kann, aufhören wenn man genug hat, sozusagen. Viele verstehen es anfangs nicht, schon deshalb sind SHG eine tolle Erfindung, denn Leute die dort sitzen wissen wie es sich anfühlt. Mit ihr viel reden und wenn sie will sie mit in eine Gruppe oder zur Beratung nehmen ist sicher sinnvoll.
Hey, ich freu mich dass Du Dich auf diesen spannenden Weg machst, viel Glück dabei. Liebe Grüße Lauralisja
"Großer Gott, laß meine Seele zur Reife kommen, ehe sie geerntet wird!"Selma Lagerlöf
Meine Vorredner/innen haben eigentlich die Prioritäten genannt. Zu dem geschilderten "bei Dir ist es doch nicht so schlimm" kann ich nur sagen, dass es in der Gesellschaft überwiegend als Makel angesehen wird, wenn man alkoholkrank ist. Im Kopf wird der Begriff Krankheit im üblichen Sinne nicht angewandt, vielmehr gilt man als Versager, die ganze Republik trinkt doch Alkohol und der ist ein Säufer. Würde man anführen, dass man nicht trinkt, da man z.B. aus anderen medizinischen Gründen keinen Alkohol verzehren darf, nimmt daran niemand Anstoss.
Vielleicht läuft bei Deiner Lebensgefährtin tief im Inneren auch so eine Platte ab. Wie wird es sein, wenn wir auf Studioso-Fete gehen und mein Männe trinkt O-Saft....? Was mache ich, wenn die fragen, warum dieser plötzliche Wandel. Eigentlich sollte sie sehr froh sein, dass Du in Selbsterkenntnis der Lage eine Änderung Deines Lebens in Angriff nehmen möchtest. Bohr mal nach, ob das evt. zur Unterschätzung bzw. Bagatellisierung Deiner Trinksitten führt.