Ich möchte noch kurz erzählen, wie es in der letzten Woche weiterging:
Habe mir Urlaub genommen und wechsle mich jetzt mit meinem Mann (er ist selbständig und alle Termine auf Eis gelegt)ab in der Betreuung meiner Mutter und meines Vaters.
Mein Vater ist seit Montag von der Intensivstation runter und wir durften es ihm erst am Dienstag sagen. Da wollte meine Mutter sich auch drücken, wie immer wenn es unangenehm wird. Aber ich habe darauf bestanden, dass sie dabei ist. Mein armer Vater, war so geschockt und hat so bitterlich geweint. Und sie... blieb steif sitzen. Selbst mein Mann fühlte sich gefordert meinen Vater in den Arm zu nehmen und zu trösten und sie... ganz stumm, ganz cool... nicht normal.
Mein Vater ist so sehr traurig, kann nicht mit zur Beerdigung. Da er auch extreme Herzprobleme hat, bekommt er nächste Woche einen Herzschrittmacher. Am Dienstag, wenn die Beerdigung ist, wird mein Mann bei meinem Vater im Krankenhaus sein.
Ich habe keine Erklärung für das Verhalten meiner Mutter. Sie ist zwar auch schwer krank, aber dieses coole Verhalten ist nicht normal. Sie hat auch geweint, aber ... sie hat sich so schnell gefasst, obwohl mein Bruder doch ihr ein und alles war. Die Beziehung zwischen meinem Bruder und ihr habe ich immer als klassischen Ödipuskomplex interpretiert. Sie hat es nie akzeptiert, dass er sich von ihr löst und er hat es auch nicht wirklich versucht.
Irgendwann letzte Woche, als ich abends nachhause fuhr und über dieses kranke Verhältniss meiner Mutter zu meinem Bruder nachdachte, schoss mir ein Wort in den Kopf, was alles beschreibt: totgeliebt.
Es ist sehr gut möglich, dass deine Mutter noch gar nicht REALISIERT hat, was da letzte Woche passiert ist - ebensowenig wie du übrigens. Nach plötzlichen Todesfällen kann es Monate (und länger) dauern, bis sich wieder ein halbwegs als Normalität zu bezeichnender Alltag einpendelt.
Und so gut ich auch verstehen kann, dass dein Vater dir leid tut: er hat sich für ein Leben mit deiner Mutter entschieden.
It is no measure of health to be well adjusted to a profoundly sick society. J. Krishnamurti
liebe linda , du tust genau das richtige schreibe ,rede darüber,wieder und wieder wenn es schmerzt und bohrt in dir.
diese schreckliche geschichte darf nicht in dir festwachsen und wuchern.sie muß hinausgeschrie(be)n werden und wird hier dem einen oder der anderen dazu verhelfen,den eigenen konsum anders zu betrachten. viele kennen ja auch das familiendrama, das sich in einer suchtfamilie abspielt aus eigener erfahrung und fühlen sich durch einen solchen bericht nicht mehr so einsam abnorm.
dadurch kannst du es verarbeiten und bekommst den kopf wieder frei, um dein leben mit deinen liebsten neu zu organisieren.
alles hat seine zeit. nutze alle hilfe die du erhalten kannst,wenn du ihrer bedarfst.wahre freunde,deinen mann und sohn,shg,suchtberatung therapie....und hier ist auch oft nachts jemand unterwegs.
ich drück dich jetzt mal virtuell. du bist eine starke und mutige frau und wirst deinen weg gehen in eine bessere zukunft. es werden wieder gute tage kommen,die schlechten hast du jetzt bestimmt schon alle ausgeschöpft für lange zeit
ich muß jetzt gleich in die heia, morgen frühschicht. eine gute nacht gewünscht an dich und das du etwas ruhe findest
vera
[ Editiert von trollblume am 26.02.11 1:00 ]
Wer seinen Hafen nicht kennt,für den ist jeder Wind der falsche (Seneca)
Ja, fühl Dich auch von mir in den Arm genommen, Worte können wohl jetzt nicht viel helfen. Nur die Zeit heilt manchmal solche Verletzungen der Seele. Ich bin sehr nachdenklich geworden, jetzt, eben.
Ruh Dich ein wenig aus.
Bis später
_______________________________________________ Ich bin,wie ich bin,die Einen kennen mich,die Anderen können mich.... C.Adenauer
Ich bin so froh, dass ich es endlich geschafft habe hier zu schreiben.
Eure Umarmungen und lieben Worte helfen mir sehr. Danke, Danke, vielen, vielen Dank!
Wenn ich es jetzt so rückblickend betrachte, find ich es schon fast grotesk. Ich war immer die "große" Schwester für meinen Bruder, obwohl ich 4 Jahre jünger bin. Weitere Geschwister haben wir nicht. Habe mir immer gewünscht einen "echten" großen Bruder zu haben, aber ich war und bin allein. Er war mit 18 schon voll drauf und meine Mutter hat alles gedeckt. Mein Vater war am Ende mit seinem Latein und hat wie er sagt, des lieben Friedens willen, klein beigegeben.
Schon als Jugendliche habe ich erkannt wie verrückt das alles ist. Doch mein Bruder hat mir auch sehr leid getan, ich konnte das nicht ertragen wie er sich und seine Zukunft kaputtsäuft. Aber mir war immer bewusst, dass ich ihm nicht helfen kann. Stattdessen habe ich damals versucht auf meine Mutter einzuwirken. Hat nicht geklappt. Vielleicht hatten sie beide keine Wahl...ich weiß es nicht.
Vielleicht ist es gut, dass sich jetzt alles mit der Beerdigung so verzögert hat. Mein Bruder wurde ja erst am Mittwoch freigegeben. Meine Mutter musste sich um nichts kümmern, ich habe alles geregelt was jetzt geregelt werden musste, ihr die komplette Organisation abgenommen, nur eins nicht, das Vorgespräch mit dem Pfarrer.
Ich bin froh, wenn dies alles vorbei ist.
Und ... da wartet ja auch noch meine eigene Baustelle, die ich nicht aus den Augen verlieren darf, nie, nie mehr!
ich bin auch sehr betroffen, von dem was Du geschrieben hast. Ich finde keine passenden Worte, und kann Dir nur ganz viel Kraft für die kommende Zeit wünschen.
Sei gedrückt von Usa.
Es ist besser, geringe Taten zu vollbringen, als große zu planen. (Chinesisches Sprichwort)
Schade das Deine Mutter selbst nicht mit dabei war....unten im Keller....bei Euren Entdeckungen.
Dein Bruder hat es nicht geschafft trocken zu leben und Du hast die Chance, durch diesen harten Schicksalsschlag Deinem Leben eine neue Richtung zu geben.....und vielleicht hilft Dir auch Deine Trauer dabei.
Eine stationäre Therapie wäre ja auch in Erwägung zu ziehen, um in einem geschützten Rahmen die Vergangenheit aufarbeiten zu können.
Fühl Dich mal dolle umärmelt!
LG
Manuela
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
Hallo Linda auch mich hat deine Geschichte sehr betroffen gemacht. Ich wünsche dir ganz viel Kraft für die nächste Zeit und paß gut auf dich auf. LG Meike
dein Bericht hat mich sehr traurig gemacht und mich mal wieder an den Punkt geführt, an dem ich nicht weiß, was ich dazu sagen soll, weil jedes Wort mir unangemessen erscheint.
ZitatGepostet von pueblo ja gedrückt,und mir gehts da wie zai-feh, scheiss alkohol und andere drogen, immer diese völlig sinnlosen tod,e
Ja, Pueblo, aber nicht nur Suchtmittel führen dazu.
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
septembersonne,natürlich nicht, auch depressionen und andere erkrankungen. unfälle aus leichtsinn,und andere unfälle, die im klaren kopf passieren, aber bei drogen ,hört sich das ,allesvermeidbarer an als bei anderen ,schlimmen sachen
___________________________________________________ muss es immer erst zappenduster werden,bevor uns ein licht aufgeht