Fein, dass du geschrieben hast. Mir steckt da ein gewaltiger Kloß fest bei dieser Tragik. Sie zeigt die Sucht von ihrer schlimmsten Seite und ich bin verdammt froh, dass ich aussteigen konnte. Ich wünsch Dir viel Kraft, die brauchst du jetzt wirklich.
Danke erst einmal für eure "offenen Ohren". Ich weiß schon lange, dass ich hier am richtigen Platz bin.
Heute war die Beerdigung. Und ich habe wieder feststellen müssen, dass ich so gar kein Mitleid für meine Mutter empfinde. So schlimm und traurig das auch ist, ich kann mich ihr kaum zuwenden.
Hätte mich fast noch mit meiner Cousine in der Wolle gehabt, weil sie mich aufforderte meine Mutter doch am Arm zu nehmen beim Weg zum Grab. Da ist so viel Abscheu und Ekel in mir, kann das gar nicht anders beschreiben. Ohh mann, ich bin wirklich krank... .
Morgen werde ich im Nachbarkreis diverse Selbsthilfegruppen anrufen, die Nummern liegen schon parat. In meiner Umgebung gibt es zwar auch jede Menge Selbsthilfegruppen, aber da möchte ich nicht hin, weil ich durch meinen Beruf zu bekannt bin und mit meinem Problem hier nicht öffentlich auftreten möchte.
Wollte auch eigentlich diese Woche noch zu meiner Hausärztin, um evtl. durch sie eine beschleunigte Aufnahme in eine Therapie zu erwirken. Aber ich wohne im Rheinland und es ist Karneval; ob sie überhaupt die Praxis offen hat, ist fraglich. Egal, wart ich halt ab, bis der Zirkus vorbei ist.
ZitatGepostet von Linda62 In meiner Umgebung gibt es zwar auch jede Menge Selbsthilfegruppen, aber da möchte ich nicht hin, weil ich durch meinen Beruf zu bekannt bin und mit meinem Problem hier nicht öffentlich auftreten möchte.
Dieses Argument, das hier immer wieder auftaucht, werde ich im Leben nicht verstehen.
Jeder einzelne, der dir in einer solchen Gruppe begegnet, hat doch ein ähnliches Problem, sitzt quasi im selben Boot.
Ja, da hast Du wohl Recht obi, aber ich denke, man selbst möchte bzw. kann sich noch nicht so öffentlich dazu bekennen. Zumindest ist es bei mir so, aber da ich mich inzwischen mit auseinandersetze, werde ich auch dazu bald bereit sein, ich arbeite jedenfalls daran.
LG Usa
Es ist besser, geringe Taten zu vollbringen, als große zu planen. (Chinesisches Sprichwort)
Hallo Linda, dass, was Du geschrieben hast, hat mich sehr betroffen gemacht. Ist sehr schwer, die richtigen Worte zu finden. Aber ich finde es wirklich gut, dass Du es angehst und für Dich sorgst....
Ich bin ganz bewusst in die mir nächstmögliche Gruppe gegangen, auch auf die Gefahr hin, dass mich jemand erkennt. Aber die Hintertür, dass ich allmögliche Ausreden erfinde, warum ich nicht hingehen kann, wollte ich mir verschließen...
Aber ich denke, dass ist wirklich eine sehr persönliche Entscheidung. Und das Wichtigste ist, man macht was und nicht stehen bleibt.
Ich wünsche Dir die Kraft, die Du für die nächste Zeit brauchst..... und noch ein bisschen mehr.....
ZitatGepostet von Linda62 In meiner Umgebung gibt es zwar auch jede Menge Selbsthilfegruppen, aber da möchte ich nicht hin, weil ich durch meinen Beruf zu bekannt bin und mit meinem Problem hier nicht öffentlich auftreten möchte.
Dieses Argument, das hier immer wieder auftaucht, werde ich im Leben nicht verstehen.
Jeder einzelne, der dir in einer solchen Gruppe begegnet, hat doch ein ähnliches Problem, sitzt quasi im selben Boot.
Ja, aber auch das ist eine Erfahrung die man/fra erstmal machen muss. Wenn eine gewissen Sicherheit da ist in der Trockenheit, verliert sich auch meist die Scham und/oder die Angst vor dem Outing grundsätzlich.
ZitatJa, aber auch das ist eine Erfahrung die man/fra erstmal machen muss. Wenn eine gewissen Sicherheit da ist in der Trockenheit, verliert sich auch meist die Scham und/oder die Angst vor dem Outing grundsätzlich.
Sehr gut. Nur weil ich zu meiner Sucht inzwischen stehen kann, bin ich noch trocken. Mein Umfeld weiß auch, dass ich mich im Kreuzbund engagiere und vollkommen anders lebe, als vorher. Ich mache viele gute Erfahrungen und wünschte mir sogar, dass das ganze nicht immer so sehr Tabu-Thema wäre, denn ich würde gerne auch mal öfters darüber reden, wenn gerade mal keine Gruppe ist. Ich rufe dann meist meine Mutter an, die zwar nicht alles versteht, aber doch mit Interesse meine Entwicklung verfolgt.
du machst das toll, du bist willig, die Tragödie ohne Alkohol zu verarbeiten, freut mich von Herzen.
Als ich vor paar Jahren meine beiden Eltern aus dem selben Grund an einem Tag verlor, habe ich nicht geschafft Trauer nicht betäubt zu verarbeiten. Umso trauriger war das. Jetzt bin ich stolz, und SIE da oben auch (glaube und spüre es).
Ich finde gut dass du nicht heuchlisch deine Mutter tröstest. Deine Mutter weiss genau auch warum. Lass dir zeit, aber gib ihr eine Chance, wenn du es schaffst.
Danke nochmals für die zahlreichen guten Wünsche von euch Lieben. Ihr hier und die Lieben um mich herum, geben mir Kraft und lassen mich hoffen, dies alles irgendwie zu überstehen. Wüsste wirklich nicht, wie ich es sonst schaffen könnte.
Ich bin nicht (besonders) gläubig, aber ich glaube an eine positive Kraft, die zwischen Menschen wirkt.
@Joli Wie traurig, beide Eltern an einem Tag zu verlieren. Aber, wie Du ja selber geschrieben hast, ist der Alk kein Trost und verzögert die Trauer, verschlimmert den Zustand und steigert die Verzweiflung.
Ich könnt jetzt nicht trinken, für nichts in der Welt und ich wünsche mir innigst, dass der Ekel gegenüber dem Alkohol ewig anhält.
Heute habe ich für mich großes geschafft, ich wundere mich über mich selbst. Habe endlich mit einer meiner Tanten und mit meiner Cousine Tacheles geredet und ihnen gesagt, dass sie mir und meiner Familie nicht gut tun und ich den Kontakt nicht weiter möchte. Habe mich dabei riesig über meine Mutter gewundert, weil sie mir recht gab und sagte, sie sei froh, dass ich das gesagt habe und sie selbst wolle den Kontakt auch nicht mehr. Das sind Leute, die mich (und alle um sie herum) immer nur bevormunden wollen, spießige Gutmenschen und Moralprediger mit scheinheiliger Güte und hintenrum dann schlecht über einen reden. Ich habe keine Kraft mehr mich mit Heuchlern und Lügnern zu umgeben. Wer mir nicht gut tut, bekommt es jetzt gesagt!!!!!!!
Ich räum jetzt endlich auf in mir und um mich herum.
ZitatGepostet von Linda62 Heute habe ich für mich großes geschafft, ich wundere mich über mich selbst. Habe endlich mit einer meiner Tanten und mit meiner Cousine Tacheles geredet und ihnen gesagt, dass sie mir und meiner Familie nicht gut tun und ich den Kontakt nicht weiter möchte. Habe mich dabei riesig über meine Mutter gewundert, weil sie mir recht gab und sagte, sie sei froh, dass ich das gesagt habe und sie selbst wolle den Kontakt auch nicht mehr. Das sind Leute, die mich (und alle um sie herum) immer nur bevormunden wollen, spießige Gutmenschen und Moralprediger mit scheinheiliger Güte und hintenrum dann schlecht über einen reden. Ich habe keine Kraft mehr mich mit Heuchlern und Lügnern zu umgeben. Wer mir nicht gut tut, bekommt es jetzt gesagt!!!!!!!
Ich räum jetzt endlich auf in mir und um mich herum.
ist in meinen Augen wirklich ein bemerkenswerter Schritt! Vor allen Dingen in Anbetracht Deiner noch recht kurzen Abstinenz, und besonders mit Blick auf die schlimmen Dinge, die gerade auf Dich einstürzen.
Ich habe seinerzeit viel länger gebraucht, um mich der Menschen zu entledigen, die mir nicht guttaten und als "Energiefresser" in meinem Leben rumspukten. Ich habe erst später die notwendige Konsequenz bzw. Radikalität besessen, um dergestalt aufzuräumen.
Noch ein Gedanke zu dem Verhalten Deiner Mutter (ggü. Deinem Vater): Ich möchte sie keineswegs in Schutz nehmen, aber ich halte es ( wie Greens ) für möglich, dass sie noch nicht in der Lage ist, das Geschehene zu realisieren. Als meine Schwester und ich vor gut fünf Jahren meinem Vater, der selbst auf dem Sterbebett lag, die Nachricht vom Tod meiner Mutter überbringen mussten, reagierte er -zeitlebens ein recht nüchterner und sachlicher Mensch - wie die Karikatur seiner selbst: "So weit ist es nun also schon gekommen!", war alles, was er dazu sagte...Er war überhaupt nicht fähig, in irgendeiner Weise emotional mit der Tatsache umzugehen. Wenn man nun voraussetzt, dass der Tod eines Kindes für eine Mutter noch traumatischer ist, als der Verlust des Partners, kannst das das Verhalten Deiner Mutter vielleicht besser erklären. Vermutlich spielen auch starke Schuldgefühle (nicht nur in Folge der von ihr gelebten Co-Rolle, haben Eltern grundsätzlich) eine Rolle. Dessen ungeachtet finde ich es völlig richtig, dass Du mit Deiner Mutter so umgehst, wie Du fühlst, und Dich nicht verstellst.
Viel Kraft wünscht Dir
Chris
Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche
Finde ich einen wunderbaren Ausdruck für Menschen, die einem nicht gut tun.
Bei Familienmitgliedern ist es sogar noch viel schwerer, sich dieser Parasiten zu entledigen, weil ja doch erziehungstechnisch oft dieses "Aber das ist doch dein (verwandtschaftlichen Stand hier einsetzen)" eingebläut wurde. Dabei ist es völlig egal. Verwandtschaft kann ich mir nicht aussuchen und ein Arschloch ist nicht weniger ein Arschloch, nur weil er mit mir verwandt ist.
Insofern finde ich den Schritt von dir, Linda, enorm stark und sehr verantwortungsbewußt.