Hallo Nick, danke, dass du dir soviel Zeit genommen hast, meinen Beitrag zu kommentieren. Es war auch wirklich interessant zu lesen, was du so zu sagen hast. Ehrlich gesagt, stand mir dann aber der Mund offen.......ich habe mich wirklich wie ein Schulmädchen gefühlt, das vor der ganzen Klasse abgekanzelt wird. Und DAS ist es, was ich sicher nicht brauche im Moment. Auch finde ich es etwas anmaßend davon zu sprechen, ich solle mich von meinem Freund trennen. Ich habe zu meinem Freund hier ein paar Sätze gesagt, das berechtigt niemanden, mir zu sagen, ich solle ihn verlassen. Ich weiß auch nicht wie du darauf kommst, es gäbe bei uns kein Scherzen, keine Gesprächsbasis, keine Liebe mehr?!? Eine Beziehung ist nie nur eitel Sonnenschein. Aber nur weil wir in diesem Punkt unterschiedlicher Meinung sind, heißt das nicht, unsere Beziehung ist am Ende. Und was meinen Weg betrifft: Diesmal bin ich mir zum ersten mal sicher, dass ich nie mehr Alkohol trinken sollte. Das habe ich früher einfach weggeschoben und gedacht: ich trinke jetzt erstmal nichts mehr. Das Aufhören an sich ist und war noch nie ein Problem für mich, ich bin nicht körperlich abhängig, kenne keine Entzugerscheinungen, alles spielt sich in meinem Kopf ab. Ich darf nur nicht mehr vergessen, dass ich mal an diesem Punkt war, wenn ich erst wieder ein paar Monate trocken bin. Und gegen dieses Vergessen gehe ich jetzt in die SHG. Das tut mir gut,und ich kann damit umgehen. Was ich irgendwann sonst noch mache, weiß ich nicht. Ich danke dir trotzdem nochmal für deinen Beitrag. Es ist schön, dass du dir Gedanken machst, auch wenn nicht alle Gedanken so gut ankommen......
Zitat Körperliche Auswirkungen wegen des Trinkens hatte ich nie, naja außer nem Kater halt. Ich kenne sowas wie Entzugserscheinungen nicht, musste nie trinken, damit es mir körperlich wieder besser geht. Ich habe nie täglich getrunken,also auch nie Schwierigkeiten gehabt, mal für ne Weile aufzuhören. Mir fehlt da nicht wirklich was.]
ohne klugscheißen zu wollen, ich kenne keinen, der in deiner situation aufgehört hat.
ich gönne es dir, und wünsche dir die kraft.
lg uwe
ps: in deinem alter hätte ich das genauso geschrieben.
Hi Honey, damit wir das schnell nochmal einfangen hier: es gibt verschiedene Gründe, warum ich persönlich bei Langzeittherapien sehr kritisch in. Ich bitte das "persönlich" zu registrieren.
Ich habe selbst keinerlei Th. gemacht - aber ich habe in meinem sehr grossen Alk-Abusus-Bekanntenkreis viele Leute während LZT erlebt und mich auch mit den Inhalten befasst. Die meisten haben nicht vermocht, ihr Leben während - und schon garnicht nach der LZT - selbst mit psychotherapeutischer Begleitung, auf dauerhaft stabile Beine zu stellen. Nicht alle meiner Bekannten haben wieder angefangen, Alkohol zu trinken - aber die Mehrzahl hat es auch nicht geschafft, ein glückliches und halbwegs zufriedenes Leben zu meistern. Manche finde ich übrigens auch auf Alk-Foren wieder, wo sie sich teils über Jahre hinweg bis aufs Blut ankeifen und damit wahre Dokumentationswunder sind für die tatsächlich existierenden Zahlen. Die Gründe sind sehr mannigfaltig. Hauptursache ist womöglich ein nicht oder falsch verstandenes Lebenskonzept und die nicht zu überwindende Schwierigkeit, sich selbst nicht nur zu erkennen, sondern auch nachhaltig zu verändern. Das ist keine Frage des Intellekts, sondern eine Eigenheit des persönlichen Lebenslaufes, der wahrgenommenen Inhalte, der Erkenntnis des eigenen "Seins" usw. - und ein globales Problem unserer sogen. Wachstums-Gesellschaften. Es würde in diesem Posting viel zu weit führen, das im Einzelnen auszuführen. Aber auch ohne meinen persönlichen Senf dazu, Honey (klingt klasse, eine Fremde so vertraut anreden zu dürfen *lächel*), es gibt ja Zahlen. 60 % der Durchläufer einer LZT-Therapie bleiben in den ersten 4 Jahren nach Abschluss rückfallfrei. Das klingt nicht ganz schlecht. Nach 12 Jahren sind nicht 40, sondern 80% rückfällig. Fakt ist, dass man neuerdings, aufgrund dieser Zahlen und der fehlenden finanziellen Mittel, schleichend der Ambulanz den Vorzug gibt. Da sind übrigens im grauen Hintergrund zusätzlich viele Dinge am Wirken, auch finanzielle Notwendigkeiten bis hin zur Gier, die es schwierig machen, solche Zahlen zu verifizieren.
Wie auch immer: ich denke, dass wir die ganze (Sucht)Problematik längst anders anfassen müssen. Nicht in ebenso unbezahlbaren wie fragwürdigen Langzeitversuchen. Da aber eine notwendige gesellschaftliche Veränderung immer nur mit dem kleinsten Teil beginnen kann, fange ich bei mir selber an. Gottlob werde ich immer mehr... (s.a. Richard David Precht) *lächel*
Und halte jetzt erst mal wieder den Schnabel. Und du Honey, stell doch einfach Fragen, die ich einfach beantworten kann...
Herzlich: KompliNick
-------------------------------------- Meine Religion ist die Freundlichkeit. Und trocken bin ich seit Anfang 2006.
ich verstehe Deine Reaktion. Ist auch klar. Und ich schliesase mich Uwe an. Wenn man das das alles schon so oft und so lange hinter sich hat, wirkt man (manchmal) etwas unduldsam. Besonders in einem Forum, wo man sich nicht in die Augen sehen kann und auch nicht das Eigentliche rüberkommt, das Mensch zu Mensch ausdrücken kann, reichen oft die schnellen getippten Worte nicht und fallen im falschen Moment auf den falschen Boden. Ich war zu lange aus Foren weg und hatte das echt vergessen. Sorry.
Was aber Uwe noch sagt, und das muss man wirklich bedenken, Entzugserscheinungen sind meist nicht körperlicher Natur. Entzugserscheinungen betreffen die ganze "seelische Struktur", das Verhalten, die Wahrnehmung der vermeintlichen Realität... und führen auch zu Reaktionen, die man später erst als Entzugserscheinung erkennt.
Aber lassen wir das. Du hast einen verdammt guten Weg begonnen. Und ich wünsche Dir von Herzen Kraft und innere Stille dabei... Deine Chancen sind sehr gross!!!
Nick
[ Editiert von DerNick am 10.02.10 17:29 ]
-------------------------------------- Meine Religion ist die Freundlichkeit. Und trocken bin ich seit Anfang 2006.
ZitatGepostet von DerNick . Manche finde ich übrigens auch auf Alk-Foren wieder, wo sie sich teils über Jahre hinweg bis aufs Blut ankeifen und damit wahre Dokumentationswunder sind für die tatsächlich existierenden Zahlen. Die Gründe sind sehr mannigfaltig. Hauptursache ist womöglich ein nicht oder falsch verstandenes Lebenskonzept und die nicht zu überwindende Schwierigkeit, sich selbst nicht nur zu erkennen, sondern auch nachhaltig zu verändern. Das ist keine Frage des Intellekts, sondern eine Eigenheit des persönlichen Lebenslaufes, der wahrgenommenen Inhalte, der Erkenntnis des eigenen "Seins" usw. - und ein globales Problem unserer sogen. Wachstums-Gesellschaften. Es würde in diesem Posting viel zu weit führen, das im Einzelnen auszuführen. ]
Hi Nick du machst dir viel Mühe hier zu posten aber von Statistiken halte ich nichts auch nicht zu pauschalirren das ist gut das nicht was für mich gut ist war KT heißt noch lange nicht das es für Schmitchen Lieschen der richtige Weg ist. Ich kann nur bei mir bleiben und aus meinen eigenen Erfahrungen erzählen in der Hoffnung jemand anders findet sich wieder und kann sich nutzen daraus ziehen. Gut du magst viele Erfahrung mit Alkoholiker und Cos haben aber auch du kannst anderen nur vor dem Kopf gucken bleib bei deinen Erfahrungen. Was weiß ich was in 10 oder 40 Jahren bei mir ist mir geht es ums Heute und ich lebe im jetzt und das sehr gut.
das find ich doch mal ne supi Erklärung, damit kann ich was anfangen.
Ich selbst habe auch keinerlei LZT Erfahrung, deshalb interessierte mich Deine Einschätzung. Ich halte mich auch gerade weil ich da nicht mitreden kann, meist hier an board bei solchen Themen raus. Es ist interessant was Du aus Deinem persönlichen Dunstkreis zu erzählen hast. Hier gibts aber einige ganz tolle Lebensläufe inkl. LZT vor denen ich den Hut ziehe, ich freu mich über Berichte aller Art, über die verschiedenen indivduellen Wege, denn da kann ich ne Menge für mich rausziehen.
Es gibt halt keinen Königsweg der zum Erfolg führt, umso mehr freut es mich immer mal zu lesen, dass es Menschen auch auf eher unkonventionellen Wegen (Primeln und Tomaten züchten als Beispiel) schaffen trocken zu werden und zu bleiben..
Ok, Nick (cooler Nick...:hallo1Fragen hab ich erstmal keine mehr...
Honey (deren Nick sich simpler Weise lediglich an ihren realen Namen anlehnt..also ziemlich unspektakulär)
@Uwe: Verstehe ich nicht so ganz...........du kennst keinen, der in meiner Situation aufgehört hat......?
@Nick: mit den Entzugserscheinungen könntest du recht haben, habe ich noch nie so gesehen. Ich habe halt in der SHG Dinge gehört, die mir völlig fremd waren, körperliche Auswirkungen, die ich nicht kenne....deshalb habe ich das so geschrieben. Nach allem, was ich dort gehört und hier gelesen habe, denke ich, dass ich noch nicht soooo tief drin stecke wie so manch anderer, und wenn ich jetzt einen Schlußstrich ziehe, kann ich mir viel ersparen. Es heisst doch, ein Alkoholproblem zu haben, hängt nicht von der Menge ab, die man trinkt, oder wie oft. Sondern liegt am Kontrollverlust, und der ist(nein WAR)bei mir eben teilweise vorhanden.
ZitatGepostet von sammaria @Uwe: Verstehe ich nicht so ganz...........du kennst keinen, der in meiner Situation aufgehört hat......? LG
tut mir leid, nein. das bedeutet aber nicht, dass es das nicht gibt. es gibt alles. ich würde mich freuen, wenn du es schaffst, und ich in einem jahr immer noch von dir lese.
ZitatGepostet von DerNick Schlimmer, Uwe. Auch wenn Du's jetzt nicht glauben kannst.
*Brüll* Nick
das kannste nicht sagen. ich glaube erst mal alles, bis ich vom gegenteil überzeugt bin. ich habe immer noch probleme mit solchen langen texten. es ist halt was zurückgeblim, blim, blim
ZitatGepostet von DerNick es gibt ja Zahlen. 60 % der Durchläufer einer LZT-Therapie bleiben in den ersten 4 Jahren nach Abschluss rückfallfrei. Das klingt nicht ganz schlecht. Nach 12 Jahren sind nicht 40, sondern 80% rückfällig.
wenn ich hier mal meinen Senf dazugeben darf:
Das ist wie bei den Selbsthilfegruppen - viele schaffens nicht ohne, aber für manche ist es mit Sicherheit der falsche Weg. Für manche kann eine Gruppe auch hinderlich sein.
Bei den Therapien - lass es meinetwegen die 20 % sein, die nach 12 Jahren noch trocken sind (wo sind die Zahlen eigentlich her?), bei den anderen 80 % weiss dann aber trotzdem keiner, ob die Therapie nun das Problem war oder ob sie mit anderen Methoden nicht genauso aufs Maul gefallen werden. Nach meiner persönlichen Beobachtung kommt die wesentliche Arbeit immer vom Betroffenen, der Rest ist fast austauschbares Beiwerk. Ein erheblicher Teil ist auch der berühmte "Klick", und ob der durch Therapien überhaupt herbeiführbar ist, weiss ich nicht.
Insofern gibt es bei der Methode der Wahl sicherlich Spielraum.
Problematisch empfinde ich Ferndiagnosen. Woher willst Du wissen, ob jemand, von dem Du ein paar Zeilen gelesen hast, besser mit LZ oder mit Hasenfüttern bedient ist?
Wenn ich mich recht entsinne, bestand die Suchtberatung, die ich genossen habe, zu grossen Teilen aus dem Herausfinden, was ich an meinem Leben ändern will und nur marginal aus Handlungsanweisungen.