der Titel sagt es ja bereits: Ich habe jetzt seit fast einem Monat nichts mehr getrunken, aber die Freude darüber hält sich in Grenzen, leider. Nicht, dass ihr das falsch versteht, ich habe nicht das Gefühl, dass mir etwas fehlt, und ich bin eigentlich auch stolz auf mich, aber psychisch geht es mir nicht gut. Ich bin noch dabei, alles neu zu ordnen, in meinem Leben und in meinem Kopf. Und das bereitet mir einige Schwierigkeiten. Ich weiß zum Beispiel nicht, ob ich mit meiner Krankheit ganz offen umgehen soll, oder ob ich es bei den zwei Personen belassen soll, die es wissen. Beides ist nicht einfach. Bei Einladungen lasse ich mir Gründe einfallen, warum ich keinen Alkohol trinke. Einmal hatte ich Glück und keiner fragte nach, als ich ablehnte....ich will aber eigentlich auch nicht jedem auf die Nase binden, dass ich Alkoholikerin bin. Aussenstehende schauen einen so mitleidig oder abschätzend an, und ich habe keine Lust auf Erklärungen von wegen: nicht jeder Alkoholiker landet in der Gosse, ist ein schlechter oder schwacher Mensch, es ist mir zuviel.... Auch zu Hause gibt es Schwierigkeiten, weil ich mir nicht mal hier einen Alkoholfreien Raum schaffen kann, da mein Freund sich nicht vom abendlichen Bier trennen will/kann. Ich frage mich, wie ich meinem Sohn eines Tages beibringen kann, dass Alkohol ein übel schmeckendes Gift ist, dass kein Mensch braucht, wenn sein Vater zuviel trinkt....
Es gab in diesem Monat auf jeden Fall Tage, an denen ich mir gern ne Flasche Wein aufgemacht hätte. Aber der Leitfaden der AA hat mir geholfen: ich habe einfach die Flasche für EINEN Tag stehen lassen, jeden Tag neu. Dabei wäre es so einfach, direkt im Schrank neben mir lagert das ganze Zeug... Ich habe Beziehungsprobleme, nicht nur bedingt durch Alkohol und im Moment keine Idee, wie ich die ehemals so starken Gefühle wieder zum Leben erwecke. Ich habe ein hartes Jahr durchgemacht, so langsam gehts wieder bergauf, aber ich habe das Gefühl kraftlos und ausgebrannt zu sein. Ich gehe regelmäßig zur SHG, das hilft sehr und ich gehe auch gerne hin. Aber die Gesamtsituation ist nicht zufriedenstellend, wie man so schön sagt.
Ich weiß, ich habe jetzt ziemlich konfus in der Gegend rum geschrieben, aber genau so geht es in meinem Kopf leider zu.
Aber auch wenn ich heute wieder einen schlechten Tag hatte werde ich die Flasche stehen lassen....nur für heute.
Hallo,lieben Gruß. Habe heute meinen 31-ten Tag ohne Alkohol und mir geht es fast noch so besch...,wie am Tag 1.Habe mal von"Post-Alkoholentzug gelesen,der soll bis zu 3 Monate dauern,da wird wohl noch einiges kommen. Habe glücklicherweise kein Umfeld,daß Alkohol konsumiert,bzw.halte mich davon fern. Wünsche Dir alles Gute und viel Kraft auf Deinen Weg.
na ja, aber würdest du trinken, würde es dir nicht besser gehen oder doch? klar, du würdest wieder "dazugehören", aber sonst? es ist nun mal so, dass die welt nicht auf einen schlag schöner wird, nur weil "man" aufhört zu trinken. ich für meinen teil weiß aber, würde ich wieder anfangen zu trinken, würde alles das, was jetzt schlimm ist, unerträglich für mich werden.
ZitatGepostet von sammaria Nur wer sein Ziel kennt findet den Weg. (Laozi)
Und??? Schon ein Ziel entdeckt?
Moin sammaria!
Was erwartet Du? 10 bis 15 Jahre saufen und nach einem Monat ist alles wieder repariert? Eine ganze Reihe von Problemen sind durch den Verzicht auf Alkohol ja nicht verschwunden. Vielleicht eher im Gegenteil: Jetzt fehlt Dir auf einmal das Zeug zum Gedanken wegbeamen...
Als ich ca. einen Monat trocken war, hatte ich öfter das Gefühl, ich muss vor Scham im Erdboden versinken. Da wurde mir langsam klar, wie unsinnig / blöd / unverantwortlich ich mich in verschiedenen Situationen vorher verhalten habe. Wie im Theater hat mir meine Erinnerung die Situationen noch einmal vorgespielt! Das Schamgefühl verflüchtigt sich aber zum Glück mit der Zeit. Wie furchtbar es mir ging, daran erinnere ich mich aber an und zu. Das halte ich für wichtig!
Auch der Umgang mit der Frage , wem ich was erzähle, wird mit den Monaten bestimmt auch bei Dir entspannter. Wobei es bei mir auch nach 2,5 Jahren Dinge gibt, die ich nur in der SHG erzähle und nicht im allgemeinen Bekanntenkreis.
Meine persönliche Bilanz der trockenen Zeit, ist durchaus nicht nur positiv. Unterm Strich war Alkohol aber nie eine mir vernüftig erscheinende Option - ganz im Gegenteil! Durchhalten lohnt
Viele Grüße aus Hamburg Andreas
__________________________________________ Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt. Laotse
ZitatGepostet von sammaria Bei Einladungen lasse ich mir Gründe einfallen, warum ich keinen Alkohol trinke. Einmal hatte ich Glück und keiner fragte nach, als ich ablehnte....ich will aber eigentlich auch nicht jedem auf die Nase binden, dass ich Alkoholikerin bin. Aussenstehende schauen einen so mitleidig oder abschätzend an
Wie kommst du denn überhaupt darauf, daß du erklären mußt, warum du keinen Alkohol trinkst. Erstmal würde ich an deiner Stelle "nein danke" sagen und wenn dann doch jemand nachfragt (was wahrscheinlich viel seltener vorkommen wird als du befürchtest), würde ich sagen "weil ich nicht möchte". Das sollte eigentlich reichen. Und wenn jemand dann weiterbohrt, würde ICH mir überlegen, ob das der richtige Umgang für mich ist, wenn dieser Mensch meine persönlichen Grenzen so mißachtet.
Das nur dazu, wie ICH es schon seit geraumer Zeit handhabe.
Und die mitleidigen und abschätzigen Blicke von Menschen, denen du dich offenbarst, bildest du dir in vermutlich 90 Prozent aller Fälle nur ein. Wohlgemerkt: du mußt dich ja nicht outen, das ist ganz alleine DEINE Entscheidung, so wie alles, was DU tust.
Ja, ihr habt ja alle recht, ich hab nur einfach einen schlechten Tag... Ich habe natürlich mein Ziel nicht aus den Augen verloren, ich trinke nicht, also bin ich auf dem richtigen Weg denke ich. Solche Tage wird es noch viele geben, denke ich....
Dies ist mein Tag #52 ohne, und meine bisherige Erfahrung ist, dass die meisten Leute Alkoholiker wirklich als Penner mit Flachmann in der Tasche sehen, die nix mehr auf die Reihe kriegen.
Das bedeutet, dass mir aus dem näheren Umfeld gar keiner abkauft, dass ich Alkoholikerin bin, obwohl ich mich so sehe. Wieviel ich zuhause gesoffen hab, weiss von denen ja keiner, und ich werd einen Teufel tun es denen auf die Nase binden.
Daher sage ich in meinem Umfeld nur, dass ich keinen Alkohol mehr trinke, weil ich's einfach leid bin. Ich habe bisher darauf nur positive Resonanz bekommen, sogar Bewunderung meistens, oder Rechtfertigungen, warum die oder der immer noch was trinkt (obwohl mich das ehrlich gesagt einen Dreck interessiert).
Warum sollte man nicht "einfach so" mit dem Trinken aufhören dürfen? Machen Raucher ja auch, zum Teil einfach weil sie Geld sparen wollen.
Hab den Mut, es wird sich auszahlen!
Was ich habe ist Charakter in meinem Gesicht. Es hat mich eine Masse langer Nächte und Drinks gekostet, das hinzukriegen. (Humphrey Bogart)
Ich gehe mit meiner Alkoholsucht sehr offen um, weil ich keine Lust habe, mich deswegen zu verstecken. Es hat mich noch nie interessiert, was kleinkarierte Leute denken, die gar nicht wissen, was es bedeutet, von so einem Zeug abhängig zu sein und nicht mehr die Kraft zu haben, davon allein loszukommen.
Muss sich jemand schämen, der Krebs hat? Nein! Ebenso muss sich auch keiner schämen, der alkoholkrank ist.
Aber ich verstehe natürlich auch, wenn jemand da Vorbehalte hat und das nicht jedem auf die Nase binden will.
Herzlichen Glückwunsch übrigens zu Deiner tollen Abstinenzphase! Ich bin erst bei Tag 3 und noch mitten in der Phase, wo ich erst mal wieder einigermaßen klar in der Birne werde. Körperliche Entzugserscheinungen habe ich zum Glück kaum, das läuft bei mir mehr auf der psychischen Ebene mit der Abhängigkeit. Allerdings muss ich mir in den nächsten Tagen sehr wohl überlegen, wie ich mit den Gedanken und Ängsten umgehe, die ich sonst fortgesoffen habe und wie ich die entstandene Zeit sinnvoll fülle. Das scheint mir im Augenblick das wichtigste ToDo zu sein...
"Sorgen ertrinken nicht im Alkohol, sie können schwimmen." - Heinz Rühmann
"Wenn die anderen glauben, man ist am Ende, so muss man erst richtig anfangen." - Konrad Adenauer
ZitatKörperliche Entzugserscheinungen habe ich zum Glück kaum, das läuft bei mir mehr auf der psychischen Ebene mit der Abhängigkeit.
Die körperliche Abhängigkeit ist für mich nur das Sahnehäubchen.
Mir hat meine körperliche Abhängigkeit die Augen geöffnet. Ein ausgeprägter Tremor ist nicht so einfach wegzuleugnen. Das Beste ist, seit ich trocken bin habe ich absolut keine Probleme mehr mit meiner körperlichen Abhängigkeit.
Gruß Ralf
Zufriedenheit hängt nicht davon ab, wer du bist oder was du hast; es hängt nur davon ab, was du denkst.
Was erwartet Du? 10 bis 15 Jahre saufen und nach einem Monat ist alles wieder repariert? Eine ganze Reihe von Problemen sind durch den Verzicht auf Alkohol ja nicht verschwunden. Vielleicht eher im Gegenteil: Jetzt fehlt Dir auf einmal das Zeug zum Gedanken wegbeamen...
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Das ist auch kein Beinbruch, was nach 6 Wochen abgeheilt ist. Die Zeit die du zum Saufen gebraucht hast, um so wiet zu sinken, brauchst Du auch zum Teil um wieder rauszukommen.
Das Trockene Leben ist nicht immer ein Kinderspiel, die Dinge die auf einen zukommen Trocken zu durchstehen und danach weiter trocken zu bleiben, sind Übungen und jedesmal aufs neue Interresant, einfach zu sehen, wie Stabil bin ich.
Gerade die heftigen Dinge die mich schaffen, bin ich froh das Trocken zu durchstehen. Denn ich will ja nicht zurück Flüchten in die Sucht, aus einem einfachen Grund: Ich will Leben und das Trocken.
Denk einfach mal an die Zeiten zurück, wo Du fast im Dreck lagst und ob Du da wieder hin willst.
Der Tod gehört zum Leben dazu, wie die Geburt. Und wann was ist, weiß kein Mensch genau.
so langsam glaube ich, ihr habt mich bißchen falsch verstanden.... Auch wenn ich mal miese Tage habe, war ich bis jetzt noch nicht ernsthaft in Gefahr, wieder zu trinken. Klar, es gab Momente, da hab ich dran gedacht, aber getrunken habe ich schließlich nichts, oder? Mir ist doch vollkommen klar, dass nicht auf einmal alles rosig wird "nur" weil ich nicht mehr trinke. Viele Probleme und Sorgen bleiben bestehen, oder werden jetzt sogar stärker wahrgenommen, weil ich sie mir nicht mehr wegsaufe. Alles was ich wollte war, einfach mal Dampf abzulassen. Ich dachte, dazu wäre dieses Forum unter anderem da. Aber vielleicht meckere ich ja auch zuviel, wer weiß.... Auf jeden Fall gehts mir im Moment nicht schlecht. Ich hatte gestern ein äußerst gutes Meeting, das hat mich echt wieder aufgebaut. Mein Ziel habe ich vor Augen, und den steinigen Weg dorthin gehe ich zur Not auch barfuß, trotzdem werde ich manchmal aufschreien, wenn ein Stein zu scharf ist und mich schneidet. Und ich glaube, das ist auch erlaubt. :-)