Hallo. Ich bin neu hier. Seit Februar 2008 schaue ich meinem Alkoholproblem immer wieder sehr intensiv in die Augen. Das heisst, ich besuche regelmässig die Suchtberatung und arbeite auf verschiedenste Weisen daran, meinen Alkoholkonsum in den Griff zu kriegen. Damals, Winter 08, litt ich an einer schweren Depression mit extremen Angstzuständen. Ich begab mich in psychotherapeutische Behandlung, nehme seit damals Antidepressiva und war für einige Zeit teilweise krank geschrieben. Als ich damals mit der Suchtberatung anfing, beschloss ich sofortige Abstinenz, was mir bis in den Juli hinein erstaunlich gut gelang! Zwar gab es hin und wieder einen Rückfall, doch konnte ich die Abstinenz über 5 Monate hinweg für meine Begriffe gut aufrecht erhalten. Ab dem Sommer gab es dann vermehrte Rückfälle / Abstürze. Es war ein ewiges Auf und Ab. Ende Oktober 2008 beschloss ich mit der Suchtberaterin zusammen, dass ich es mit kontrolliertem Trinken versuchen wollte. Mir schien damals, dass mir die Abstinenz zu krass, zu sehr Schwarz-Weiss-Denken sei, und dass ich für mich einen Mittelweg suchen müsste. Mit Tricks und konkreten Abmachungen (Suchtberatung) und grossen Willen ging ich das kontrollierte Trinken über Monate hinweg immer wieder an. Ich will nicht noch mehr ins Detail gehen. Kann einfach sagen, dass mir das KT nicht gelang. Weiterhin Auf und Ab, d.h. erfolgreiche Tage wechselten sich mit Abstürzen ab... Am vergangenen 5. Mai beschloss ich erneut Abstinenz. Die Suchtberaterin sprach auch über den Einsatz von Antabus mit mir. Dieses Thema erschreckte mich enorm, ich verweigerte mich ihm fast gänzlich, konnte mir diese Stütze überhaupt nicht vorstellen. Wir machten damals ab, dass nach 3 Rückfällen mich für den Einsatz von Antabus bereit erklären würde. Die 3 Abstürze hatte ich ziemlich rasch beisammen (bereits nach einer Woche...). Überhaupt ging es weiterhin auf und ab, auf drei abstinente Tage folgten wieder zwei Absturztage, dann wieder ein abstinenter usw. Der momentane Zustand - das "Versagen" beim jetzigen Abstinenzversuch - belastet mich enorm! Ich bin traurig, enttäuscht, frustriert, ängstlich. Immer wieder kommt der Gedanke, dass ich es sowieso nicht schaffe. Diesmal habe ich viel weniger Motivation als bei meiner ersten Abstinenz. Könnte auch sein, dass ich diesmal realistischer bin und weniger euphorisch. Zum Thema Antabus: am kommenden Freitag habe ich einen Arzttermin (Erstbesuch bei neuer Hausärztin), wo ich mein Alkproblem erzählen und über die Einnahme von Antabus reden will. Aber ehrlich gesagt habe ich total Angst vor diesem Medi. Ich meine, ich müsste es ohne schaffen.. Oder ob es mir helfen könnte, mal für ein paar Monate ganz abstinent zu leben, um den positiven Erfahrungen überhaupt Raum und Zeit einzuräumen? Tja, Ihr seht vielleicht ein bisschen, wo ich stehe und wie`s mir geht. Ich habe mich in diesem Forum angemeldet, weil ich seit längerem den Wunsch verspüre, mich mit anderen über das Thema ausztauschen. Ich fühle mich sehr einsam und allein mit dem Ganzen, habe aber (noch) nicht den Mut, mich einer Person aus meinem Umfeld anzuvertrauen. Entschuldigt, dass ich so viel geschrieben habe. Aber ich denke, dass es bei einem Erstkontakt in dieser Weise richtig ist für mich. Über etwelche Rückmeldungen würde ich mich freuen. Aber momentan freue ich mich überhaupt, dass ich den Schritt in dieses Forum wage!
Hast Du schon einmal über eine Langzeittherapie nachgedacht?
LG
Manuela
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
Hallo Septembersonne Vielen Dank für Deine Willkommenszeilen! ! Langzeittherapie: kann ich mir im Moment überhaupt nicht vorstellen. Habe den Eindruck, es müsste auch ohne zu schaffen sein. Habe auch Angst davor, dass ich mich sozusagen "outen" müsste (Arbeitgeber, Mutter, Geschwister, Freunde...). Ich habe den Wunsch und noch ein bisschen Hoffnung, es ohne LZT zu schaffen. Aber vielleicht ist das zu optimistisch... oktopus
ZitatGepostet von oktopus Diesmal habe ich viel weniger Motivation als bei meiner ersten Abstinenz. Könnte auch sein, dass ich diesmal realistischer bin und weniger euphorisch.
...dieser Satz gefällt Mir trotz der vermeintlich "negativen Tendenz" (wenn man das so sagen kann), ausgesprochen gut
Sagt m.E. was über die Ernsthaftigkeit, die Du (diesmal) darin siehst.
Nein, Trocken werden ist kein Spaziergeng, aber geh es an, ob mit, oder ohne Medis! Es lohnt sich
Also Du hast jetzt für Dich festgestellt, dass das Kontrollierte Trinken bei Dir nicht funktioniert, und dass Du nur mit der Hilfe der Suchtberatung die Abstinenz nicht hinbekommst. Eine stationäre Langzeittherapie ist momentan jenseits Deiner Vorstellungskraft.
Wie wäre es denn mit einer ambulanten Thera und/oder einer Selbsthilfegruppe? Gerade die letztere kann möglicherweise die Eigenmotiavation zum Trocknen ankurbeln. Passt nicht für jeden, aber bei mir ist es so gewesen. Falls Du da noch etwas Schwellenangst hast, war dies
ZitatGepostet von oktopus Entschuldigt, dass ich so viel geschrieben habe. Aber ich denke, dass es bei einem Erstkontakt in dieser Weise richtig ist für mich. Über etwelche Rückmeldungen würde ich mich freuen. Aber momentan freue ich mich überhaupt, dass ich den Schritt in dieses Forum wage!
schon mal die richtige Übung für Dich. Denn in einer realen SHG triffst Du - ebenso wie hier - auf Menschen, die Dein Problem und Deine Krankheit kennen und verstehen.
Auf jeden Fall wünsche ich dir einen guten Austausch hier an board.
LG
Christoph
Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche
danke für Eure Zeilen! Es merke, wie gut es mir tut, dass da noch andere sind, denen es ähnlich geht und die wissen, wovon ich schreibe. Und ich finde es wunderbar, dass ich bereits Reaktionen erhalte. Damit hätte ich nicht gerechnet.
Die Idee mit der Selbsthilfegruppe nehme ich ebenfalls dankbar entgegen. Ich glaube selber nämlich auch, dass ich in einer Phase stecke, in der ich dringend die Unterstützung von anderen benötige. Ich hoffe, dass ich den Schritt in eine SHG bald wagen werde.
Ich freue mich im Moment einfach, dass ich in diesem Forum wahrgenommen und willkommen geheissen werde!
Noch finde ich mich zwar nicht wirklich zurecht und habe noch keinerlei Überblick über die unterschiedlichen Themen. Das ist grad` eine gute Übung für mich, mehr Geduld mit mir selber zu haben und nicht ständig ängstlich zu sein, etwas nicht zu kapieren oder einen Fehler zu machen.
Hallo Oktopus, herzlich willkommen on Board. Ich habe mich vor einem Jahr auch erst sehr schwer getan. LZ konnte ich mir nicht vorstellen, Job, Familie...und und. Aber bei 3 Entgiftungen in drei Monaten hatte auch keiner wirklich was von mir. Habe mich dann für 8 Wochen Therapie entschieden, SHG ist für mich festes Programm. Ich habe meinen Job verloren, aber meine Familie hat mich wieder. Ich bin bis jetzt zufrieden abstinent ! Wünsche Dir alles Gute, für was Du Dich auch entscheidest ! Denk daran,Du bist das Wichtigste. lG Gina
... auch von mir ein herzliches Willkommen, Octopus.... der Anfang ist gemacht..... für mich war auch die Kontaktaufnahme zu einer Selbsthilfegruppe sehr gut. Es hat mir gutgetan, mit Menschen, die mich und meine Situation verstehen können, auszutauschen und Strategien zu entwickeln. Das hat mich einfach gefestigt..... und das wünsche ich Dir auch....
Wie du schon geschrieben hast : Kontrolliert Trinken ist nicht.
Ich trinke seit dem 1 Februar keinen Alkohol mehr und es war für mich eine große Herausforderung meine Krankheit "öffentlich" anzugehen. D.h Arzt,SHG u.s.w
Doch die SHG hat mir sehr viel Halt gegeben in den ersten Wochen! Auch dieses Forum hier wobei ich denke,dass ich es ohne dieses Forum wahrscheinlich nicht geschafft hätte bis heute noch keinen Alkohol getrunken zu haben.
Ich war/bin in keiner LZT gewesen doch ich habe mich mit dem Gedanken an eine ambulante Therapie angefreundet. Nächste Woche habe ich einen Termin bei der Suchtberatung um zu erfahren wie so etwas funktioniert.
Mein Rat als Neuling! : Besuche eine SHG und informiere dich über eine ambulante Therapie. Und fleissig im Forum lesen und posten :-) Das hat mir sehr geholfen, vielleicht hilft es ja auch dir?
Danke für Deine Zeilen und das Willkommen! Ich habe bereits mit viel Interesse mitverfolgt, was Du seit Februar schriebst. Nur merke ich, dass es so viele Themen und "Gespräche" gibt auf diesem Forum, dass ich kaum nachkomme mit lesen und schreiben, obwohl ich zu vielen Texten gern etwas sagen möchte. Sei es, weil mich die Geschichten der anderen hier Anwesenden sehr berühren, sei es, weil ich eine Idee oder einen Tipp habe, den ich gern posten möchte. Ich bin immer noch dran, mich im Forum zurechtzufinden. Ein bisschen ärgert es mich, dass ich dafür so viel Zeit brauche, aber ich will mich nicht auch DESWEGEN noch stressen!!!
Ich merke, dass mir dieser "Ort" hier sehr gut tut! Ich fühle mich ernst genommen, und ich endtdecke viele Geschichten, die der meinen ähnlich sind. Fühle mich nicht mehr so allein. Ja, eine SHG, das ist das nächste, das ich in Angriff nehme. Ich glaube, es ist jetzt wirklich Zeit dafür.
Vorgestern war ich bei einer Ärztin, die ab jetzt meine Hausärztin ist. Zur Erklärung: mein bisheriger Hausarzt hat seine Praxis ca. 20 km entfernt von da, wo ich wohne, und ich habe kein Auto. Irgendwie bin ich seit der Kindheit bei ihm hängen geblieben, aber nur noch im äussersten Notfall habe ich den Weg dorthin unter die Füsse genommen. Nun wird er nächstes Jahr seine Praxis schliessen, so dass ich sowieso jemand anderen suchen musste. Was gar nicht so einfach war! dieser Erstkontakt am Freitag mit der neuen Ärztin war aber so positiv, dass ich sofort entschied, dass sie es ist. Es hat mich zwar einiges an Mühe gekostet, ihr meine Situation ungeschminkt zu erzählen, aber ich habe es geschafft! Ich erzählte ihr auch von der Suchtberatung und dass wir dort davon geredet hatten, meine Trockenheit mit Antabus zu unterstützen. Die Ärztin erklärte mir dann, dass sie nicht total gegen Antabus od. auch Campral und dergleichen sei, dass sie mir aber vorerst eine Verhaltenstherapie vorschlage. Das sei eingentlich die Therapieform, die zurzeit im Bereich Suchterkrankungen am häufigsten angewendet würde... Ich war ziemlich erstaunt, denn Verhaltenstherapien gegenüber habe ich einige Vorbehalte. Vielleicht habe ich auch eine falsche Vorstellung davon, doch sehe ich immer ein Bild vor mir mit dem Pavlov`schen Hund - also banale, basale Konditionierung! Dabei geht es wahrscheinlich um viel mehr. Und wenn ich ehrlich bin - was ist es anderes, wenn ich einen Menschen mit einem Weinglas sehe, bei mir im Kopf alle Drähte anfangen heiss zu laufen und ich an nichts anderes mehr als an Wein denken kann?? Da hat einfach jemand mit dem Glöckchen gebimmelt, und die Magen(Hirn-)säfte fangen an zu fliessen.... Item. Jedenfalls werde ich mich nun mal mit dem Thema einer Verhaltenstherapie auseinandersetzen. Habe auch schon eine Adresse, die ich ankicken kann. Das würde aber heissen, dass ich meine bisherige Psychotherapie langsam aufgeben würde. Sonst wird es mir langsam zu viel....!
Weiss gar nicht, ob mein ganzes Geschreibe von Interesse ist! Ich merk grad, dass ich einen halben Roman verfasst habe.. Auch egal. Mir hat das Schreiben gut getan. Denn es war wirklich eine tolle Erfahrung am Freitag, mich jemandem Fremden öffnen zu können und zu merken, dass keinrlei negative Reaktion darauf folt. Daher das jetztige Mitteilungsbedürfnis, denke ich.
aber wo. Bin doch nicht weiter als Du! Im Gegenteil. Heute bin ich wieder am "Rückfallen" und stehe ganz einfach mal dazu. Nein - es geht rauf und runter, und ich halte mich an jedem grünen Zweig fest. Eher so. Aber danke Dir für den Zuspruch, weiter zu machen! So was kann ich momentan mehr als gut gebrauchen!!