Hallo Tom. Irgendwie bewundere ich Menschen, die so tief in sich hineinsehen wollen (auch ich) -und in andere Menschen- um daraus eine Weg durchs Leben zu finden. Warst Du schon einmal so tief unten, dass Du nur noch die Wahl hattest, am nächsten Strohhalm,der vorbeischwimmt, sich festzuhalten und wieder ins Leben zu taumeln ODER weiter nach unten psychisch und gesundheitlich abzugleiten, dass dort eigentlich nur der Weg in die Kiste bleibt?
Ich war auch mein bisheriges Leben immer auf der Suche nach dem Plan vom Glück, dem roten Faden des Lebens. Oft meinte ich, ich hätte ihn und habe ihn dann wieder verloren, weil man ja auch 2 Hände braucht, um eine Flasche zu öffnen. Gelesen habe ich auch viel darüber, bin aber nicht dabei fündig geworden, heisst, niemand der etwas schreibt, konnte mich davon abhalten, weiterzutrinken,Drogen zu nehmen.
Nur das Gespür für mich selbst, die Erkenntnis, dass es jetzt reicht, dass was meine teilweise lebensbedrohlichen Depressionne -bis zum Suizidversuch - mit mir anstellten, mich lenkten, meine Tag ausrichteten, immer ängstlich die Uhr im Auge, weil es schon wieder dunkel wurde und dann gingen um mich herum in den Fenstern überall die Lichter aus.Die Menschen gingen schlafen, ich war allein auf dieser Welt...dann kamen die Depris, als ob etwas die Wände hochkroch und dann sich über mir , auf mich ergoss.
Ätzend,bedrohlich,nimmt es jede Lebensqualität, übernimmt die Steuerung meines Lebens.Da ich ein sehr introvertierter Depri war, habe ich nach aussen hin immer den lockeren, geduldigen ,wissenden Menschen vorgegeben, in der Lage bei Anderen besten analysieren zu können, bei mir selbst war zwar Erkenntnis über mich, aber aufgrund meines Defizites in meiner Persönlichkeit, mangelndes Selbstwertgefühl, war ich nicht der Lage, mir Hilfe zu holen. Erst nachdem ich fast alle Versuche gestartet hatte,mich schmerzfrei vom Acker machen zu können und feststellte, mich umbringen tut weh,sehr, tut anderen sehr weh, macht Schweinkram und war eigentlich auch nicht das,was ich wollte. Meinen Platz auf Erden kampflos räumen.
Das hat mich unendliche Lebensenergien gekostet. Heute bin - teils auch gezwungenermaßen- soweit , dass ich meine Bedürfnisse an das Leben (zunächst) ganz weit heruntergeschraubt habe, komme auch mit 5.- Euro in der Tasche nicht in Panik und bin so gelassen,nicht immer aber immer öfter, wie ich es für mich verantworten kann. Mache meine -gekündigte Wohnung- sauber, sorge für mich und meine 2 Katzen und vertraue dem Leben einfach meine Situation an. Mit kleinen Anschüben und manchmal auch mit der verbalen Keule oder der Schrift.
Ich glaube heute, es gibt nichts mehr, was mich noch tiefer hinabzieht, vielleicht nur die Erkenntnis, dass ich mich auch damit irre.Aber im Moment sieht es -trotz aller Widrigkeiten- gut in mir aus. Ich wünsche Dir diese Erkwenntnisse auch, Du scheinst ja (auch)noch auf dem Weg , der ja bekanntlich das Ziel sein soll.Vielleicht hast Du sie ja auch schon gefunden, die Erkenntnisse.
LG Peter
[ Editiert von Jetzisabergut am 27.03.11 13:47 ]
_______________________________________________ Ich bin,wie ich bin,die Einen kennen mich,die Anderen können mich.... C.Adenauer
danke für Deine Worte. Der persönliche Tiefpunkt ist, glaube ich, sehr subjektiv. Auch Vergleiche hinken meines Erachtens immer. Meinen hatte ich - alkoholtechnisch - am 24. Dezember 2007 um 11.57 Uhr, meinen psychischen, in der der Druck die Mauer zum Platzen gebracht hat, am 16. März 2011. Ich hab von dort an bis vorgestern so tief in mich reingeschaut, dass ich mich verstanden und aktzeptiert habe, meinen Selbstwert gefunden habe. Erkenntnisse hab ich daraus sehr viele gesammelt, deswegen der Thread-Name. Erst durch professionellen Anstoß, dann durch die innere Motivation und eigenständiges Hinschauen und durch Gespräche - viele Gespräche mit den vielen tollen Menschen, die um mich herum versammelt sind und denen ich mich endlich anvertraut habe. Mir sind im Laufe der letzten 10 Tage so viele wichtige Fragen in den Sinn gekommen, die Menschen mir im Laufe meines Lebens gestellt haben - auf fast alle habe ich mittlerweile eine Antwort, eine plausible Geschichte. Ich bin durch meine Hölle gegangen und bin jetzt ganz bei mir - und das verändert den Blick auf die Welt. Heute morgen bin ich zum Grab meines Vaters in meiner Heimatstadt spaziert und hab lange mit ihm geredet, viel geweint und die Tränen vergossen, die ich an seiner Beerdigung nicht weinen konnte bzw. durfte. Das befreit - und jetzt will ich wieder zur Party
"How much can you really know about yourself if you've never been in a fight?" Tyler Durden
Ich schreibe das Folgende für mich, als erstes Fazit, als Erinnerungshilfe. Ich schreibe es hier, weil ich glaube, dass Offenheit der Welt Sinn gibt und Erfahrungen teilbar sind. Ich schreibe im Ich, weil das meine Sicht von Welt ist und weil ich glaube, dass kein Mensch belehrbar ist. Die Reisen in die Vergangenheit habe ich nach einem Monat fast abgeschlossen und die nächsten kleinen Schritte in die Zukunft habe ich geplant und gehe sie an. Die Blockaden sind weg und ich kann mich jetzt selbst bremsen. Ich habe mir selbst verziehen und die Erwartungen, die ich in andere projieziert habe, ebenso für mich geklärt wie die, die andere in mich projeziert haben. Und ich habe auch ihnen verziehen, den meisten. Ich glaube, die Zeit war jetzt reif, und nur jetzt konnte ich den Schmerz ertragen. Ich habe seit meinem 13. Lebensjahr kaum geweint; jetzt bin ich nah am Wasser gebaut, weil ich zwar einen starken Körper, aber ein sensibles und reichhaltiges Innenleben habe. Ich habe mich tausendfach verliebt in meinem Leben; jetzt kann ich andere wirklich lieben, weil ich mich selbst lieben kann. Ich habe viele Seiten gelesen in meinem Leben; jetzt verstehe ich das, was ich gelesen habe, weil ich mich selbst lesen kann. Ich habe viel Neues gelernt in meinem Leben; jetzt kann ich das Gelernte umsetzen, weil ich meine Vergangenheit kenne und mit mir im Reinen bin. Ich bin spirituell, gebildet, sportlich, manchmal pathetisch, arm und zufrieden - und doch bleiben die Selbstzweifel, weil sie gut sind, mich am Boden halten, mir das Leben schwer machen und mich nicht vergessen lassen, wo ich herkomme, welche Schritte ich gegangen bin, was ich gesehen habe, wie ich gelitten habe und andere habe leiden lassen. Ich bin kein Egoist, weil ich weiß, dass ich all die Zweifel in mir und all die Zweifler um mich rum brauche, und ich brauche das Gespräch mit ihnen, weil sie mich warnen, einen falschen Weg einzuschlagen. Ich bin nicht selbstzufrieden, weil ich immer mehr lernen will und jetzt endlich entscheiden kann, was gut für mich ist. Und ich bin transparent für die, die mir wichtig sind und für die, die mich verstehen können, für meine Seelenverwandten. ...und ich muss akzeptieren, dass ich meine nächste Verwandte ziehen lassen muss. Meine Mutter muss ab und an trinken und muss die Welt ab und an schlecht reden, weil sie so viel Schmerz erlebt hat und doch solch eine Löwenmutter gewesen ist. Sie loszulassen ist das schlimmste, was ich je gespürt habe und ich spüre gerade erstmals wieder. Vielleicht ist das mein "Erwachsen-Werden", meine persönliche "Entbindung" - und ich wäre echt gerne Peter Pan. Und ein bisschen bleib ichs auch, weil ich die Sprache der Erwachsenenwelt, die Sprache des Systems, ungesund finde. Meine Mutter bleibt für mich der beste Mensch der Welt. Und ich will gesund sein. Punkt. Deswegen werde ich immer gewaltfreier Revoluzzer bleiben und auf mich und die, die mir wichtig sind, aufpassen. Vielleicht ist das mein Sinn des Lebens, das, was ich kann, weil ich es will, weil ich es muss. Für den Moment ist er das. Ich glaube an das Gute im Menschen und glaube auch, dass der Mensch des Menschen Wolf ist. Ich habe meine Antworten gefunden. Die sind nicht einfach. Das alles befreit und tut schrecklich weh. Dafür bin ich dankbar.
[ Editiert von Tom188 am 22.04.11 8:52 ]
[ Editiert von Tom188 am 22.04.11 8:56 ]
"How much can you really know about yourself if you've never been in a fight?" Tyler Durden