Also ich bin ganz neu und erzähle mal ein bisschen von mir. Ich bin Ende 20 und sehr introvertiert. Durch den A. habe ich gelernt, dass es auch eine andere Seite von mir gibt, eine gute, gesprächige, schlagfertige Seite. Eben all das was ich nicht bin. Ich trau mich was. Ich mag meine normale Persönlichkeit nicht, sie hindert mich an so Vielem. Etwas anderes was der A. mit sich bringt ist, dass blöde Situationen schneller vorbei gehen und aber vor allem nicht so öde sind. Das beides sind Gründe warum ich trinke. Gut es ist nicht so, dass ich es jeden Tag brauche aber mittler Weile hat es sich so ausgeweitet, dass ich, wann immer ich "weggehe" die Zeit mit A. verkürze. Oder verbessere. Aber wirklich verbessern tut sich nix. Ich mach die falschen Sachen, rede müll und über den finanziellen Verlust müssen wir erst gar nicht reden. Und später fühle ich mich auch nicht gut wenn ich an den Abend zurück denke - im Gegenteil. Ich merke inzwischen gar nichts mehr wenn ich trinke. Der fühlbare Rausch braucht immer länger bis er einsetzt. Dafür ist der Kater um so schlimmer. Und trotzdem mache ich es immer wieder. Ich kann gar nicht meh irgendwo hingehen ohne was zu trinken. Der Anlass des Trinkens wird in der Tat verbessert ( oder jedenfalls glaube ich das ) aber alles andere was danach kommt wir scheiße. Ich sitze am nächsten Tag, wenn ich überlege was so passiert ist, wie vor einem Film für den man sich nur fremdschämen kann. Ich fühle mich danach ie gut und trotzdem mache ich es immer wieder. Besonders seit dem letzten Jahr ist es wirklich schlimm geworden. Ich suche oft die Gelegenheiten mal eg zu gehen und mir den Verstand weg zu saufen, immer mit dem gleichen Ergebnis. Ich fühle mich danach schlecht. Ich sag mir auch immer, dass ich nach hause gehen wenn es vorbei ist aber dann sitze ich doch bis 4 Uhr an der Bar. Ich will nicht mehr, dass es so ist abe darauf läuft es immer hinaus. Wie gesagt noch hält es sich in Grenzen und ich denke immer, dass man jetzt noch was drehen könnte...ich hatte versucht mit einem Psychodoc darüber zu reden und er meinte, dass das ich ganz normal bin und mir deswegen keine Sorgen machen sollte - ABER ICH SEHE DAS ANDERS!
Gut das du das anders siehst. Du hast einen Threadtitel gewählt, der punktgenau zutrifft. Es wird weiter abwärts gehen, da du den Alk als Mittel zum Zweck einsetzt.
Danke Ja das ist er für mich wirklich. Eigentlich schmeckt es mir nicht mal. Praktisch gibt es nur unangenehm und weniger unangenehm, unangenehm mit wenig Wirkung und weniger unangenehm mit mehr Wirkung usw. Irgendwann als ich mal wieder ganz toll bei der Sache war - gestern - dachte ich mir schon, dass ich vielleicht etwas anderes nehmen sollte, was nicht die Nebenwirkungen von von A. hat und vielleicht mehr kickt. Aber das ist natürlich völliger Schwachsinn. Ich schäme mich dafür, dass ich so weit sinken konnte.
Das war bei mir erst am Schluss so, dass ich verzweifelt nach Medikamenten suchte, damit ich wegen den Entzügen nicht auffalle auf der Arbeit. Ich konnte im Büro unmöglich was saufen. Ich glaube, wenn mir jemand klipp und klar gesagt hätte was los ist, wäre ich aus dem Fenster gesprungen. Ich wollte dann was ändern. Es war nicht mehr zum aushalten.
Guten Morgen und schön, dass du hier gelandet bist.
Ich habe auch "versucht" mit verschiedenen Ärzten und Psychologen über mein Trinken zu sprechen und mich geärgert, dass sie mich - so habe ich das wahrgenommen - nicht ernst genommen und eher beruhigt haben, ich solle nicht so streng mit mir sein und man / frau dürfe ja auch mal was trinken...
Heute denke ich, dass ich meine Abhängigkeit zu zaghaft geäußert habe. Ich habe mich sehr geschämt. Gestern beim ersten Termin mit einer neuen Therapeutin habe ich es einmal anders (ehrlicher?) versucht und nicht gesagt: ich glaube ich trinke zuviel sondern: Ich war dabei mir den Verstand, die Beziehung, die Karriere wegzusaufen. Ich konnte nie nur "etwas" trinken. Ich habe den Alk in mich hinein und meine Gefühle zugeschüttet, so lange bis ich (in welcher Gesellschaft auch immer) im wahrsten Sinne des Wortes umgefallen bin.
Ich fühlte mich, wenn ich getrunken habe, auch immer eloquenter, dabei war ich meistens nur peinlich. Wenn ich jetzt in Gesellschaft bin und zurückgezogen bin, dann sage ich halt nix.
Ich trinke erst 3 Monate keinen Alk mehr. Anfangs war ich sehr schlecht drauf und es fiel mir schwer. Jetzt ist es leichter und eine große Erleichterung keinen Kater morgens zu haben, mich an den Vorabend eruinnern zu können und mal nicht unangenehm aufgefallen zu sein...
Ohne Alk entwickelt sich mental etwas, habe ich den Eindruck, das Leben fühlt sich sich insgesamt leichter an, auch wenn es dir jetzt anders vorkommen mag.
Und mit Alk, da hst du ganz recht, geht für diejenigen, die nicht mit ihm umgehen können (ich z.B.)der Weg langsam aber sicher nach unten.
ZitatGepostet von Ulli Q Gestern beim ersten Termin mit einer neuen Therapeutin habe ich es einmal anders (ehrlicher?) versucht und nicht gesagt: ich glaube ich trinke zuviel sondern: Ich war dabei mir den Verstand, die Beziehung, die Karriere wegzusaufen.
Und wie war die Reaktion der Therapeutin? Hast du den Eindruck, daß sie dich ernst nimmt?
Es ist schon so: ein Alkoholiker neigt zur Verharmlosung und Untertreibung und wenn das beim Therapeuten so ankommt - was soll er da machen? Helfen kann er dir ohnehin erst, wenn du deine Lage selbst halbwegs korekt einschätzt und das auch äußerst.
Er/Sie ist nicht dazu da, dir zu sagen, daß du Alkoholiker bist.
Ja, ich glaube schon, dass sie mich ernst genommen hat. Sie hat sich auf jeden Fall mal für mein Vertrauen bedankt, dass ich ihr dieses Problem gleich beim ersten Mal erzählt habe.
Wenn ich das aber nicht tun würde, brauchte ich da gar nicht hinzugehen....
Hallo Täuschung, wahrscheinlich sitzt Dein Psychodoc selber gerne an der Bar,... Mir geht es ähnlich. ich kann es schlecht ausdrücken wenn es mir nicht gut geht, weil ich dann ein Lächeln im Gesicht habe. Leute sagen mir das ich nach aussen sehr gefasst und ruhig wirke, aber innerlich kocht es bei mir immer. Dein Schamgefühl am nächsten Tag kann ich auch gut nachvollziehen, aber es lässt sich auch umkehren z. bsp. an einem Tag nicht zu trinken und am Abend mit klarem Kopf ins Bett zu gehen und dieses zu genießen ohne den Gedanken an das nächste Glas. Und ich bin die einzige die da was machen kann wenn ich das möchte. Das ist einerseits sehr schwer aber das Ergebnis lohnt sich um meiner selbst willen.
Jetzt muss ich mich unbeliebt machen, aber so muss es aus meiner Sicht nicht sein.
Also, Saufen einstellen schon. Ich z.B. kann aber (derzeit) keine Gruppe aufsuchen, weil ich mich dort (aktuell) nicht austauschen will. Mein Schritt 2 ist eine Einzeltherapie.
Ich schreibe das deswegen, weil es verschiedene Wege gibt, nicht nur den einen. Schritt 1 ist aber bei allen Wegen dabei Ulli