Immer wieder eine neue Sicht der Alkoholthematik, seit ich nicht mehr trinke.
Ich machte mir die letzten Tage zu viele Gedanken ob meiner depressiven Phasen.
Ein Wort hier, ein Gefühl da und schon wurde mir alles sehr schwer. Manchmal.
Nach heutigem Therapeutengespräch, 1 Stunde kamem mir neue Erkenntnisse.
Bei mir fühlt sich das so an, weil ich so schlecht etwas fühlen kann. Emotionen zulassen, erleben muss ich mühsam lernen, nicht nur die oberflächlichen.
Mit 14 habe ich angefangen richtig zu saufen, erster Stopp mit 31. Dass vor meinem Einstieg ins Alkoholikerleben nicht alles koscher war, versteht sich.
Ich habe meine Gefühle 27 Jahre mit Alkohol runtergedrückt, betäubt, ausgeschaltet.
Die zehn Jahre Trockenheit habe ich nicht wirklich ausreichend für mein Gefühlsleben genutzt.
Heute darf ich lernen, ich kann schwach sein und ich kann aufstehen und gegen depressive Stuimmung etwas unternehmen. Handwerkliche Arbeit, Sport, ggf. im Netz einen Beitrag schreiben usw.
Eine Fall ist leider sehr doof. Meine eigene Firma. Nicht nur mir hat sich gezeigt, dass ich hier im Unternehmen nicht mehr gern bin und deshalb auch nicht mehr den Erfolg habe. Da die Firma klein ist und ich auch sehen muss, wo ich bleibe, habe ich schon vor einigen Wochen begonnen, nach Käufern zu suchen, die sich dieses Unternehmens annehmen.
Dann stehe ich, wenn das geschafft wird vor der eigentlichen Herausforderung.
Was dann. Den ganzen Tag Lesen und Staubwischen geht gar nicht. Ebensowebnig alleine wochenlang segeln o.ä.
Dies ist meine neue Aufgabe. Eins baut auf das nächste auf und bei diesen Aufgaben rückt der Alkohol immer weiter.
Als ich noch dachte, ich höre auf zu saufen und dann wird alles gut..vergass ich, was ich schon hinter mir gelassen habe und was mich nun einholt.
ZitatGepostet von Agua Immer wieder eine neue Sicht der Alkoholthematik, seit ich nicht mehr trinke.
Hallo Aqua,
stimmt, wie ich finde. In den bald 9 Jahren ohne Alk -besonders in der Anfangszeit- gings auf und ab mit jeder Menge Veränderungen. Mittlerweile ists sogar so, dass mich diese Thematik nur noch am Rande interessiert.
Zitat Ich habe meine Gefühle 27 Jahre mit Alkohol runtergedrückt, betäubt, ausgeschaltet.
Ebenfalls, auch wenn es manchmal schwer fällt auszuhalten, ohne Betäubung ists besser, da ich das gefühl hab zu leben statt nur zu funktionieren.
ich denke, das hängt in erster Linie damit zusammen, weil du so früh angefangen hast. Bei mir ging das so mit 18 richtig ab mit der Sauferei und aufgehört hab ich mit 39. Ich bin dort stehengeblieben gefühlstechnisch. Habe mich nicht weiterentwickelt und weil sowieso alles daneben war, hab ich halt gesoffen. Ich konnte so leben, der Alk als Ersatz für die fehlende Anerkennung und sonstigen psychischen Schwachstellen an mir. Ich hab das nicht mehr so gespürt und der Alk half ja auch einige Jahre.
Ich muss viel tun und ich tue viel. Als Alleinstehender Single muss ich mich schon bemühen. Ich kann nicht warten, bis es an der Tür bimmelt, denn dann warte ich vergebens. Immer gut gehts mir nicht. Mit Stoff gings mir aber noch viel schlechter, dessen bin ich mir bewusst.
In meinen Single Phasen habe ich mich immer weniger stabil gefühlt als in einer Beziehung. Ich brauche das einfach, die Frau, der ich Abends erzählen kann, wie der Tag war; eine Vertraute, die mich auch mal um Rat fragt; das gemeinsame einkaufen, kochen usw. Eine Weile habe ich gedacht, das bringt auch ein Freundeskreis - war bei mir aber nicht so. Also bin ich das offensiv angegangen: Angemessene "Trauerzeit" Parship Profil basteln Bild einstellen etwas hin und her schreiben, zum kennen lernen Treffen Entscheiden. Ich habe dabei auch bemerkt, dass es vielen Frauen ähnlich geht.
Ja Michael. Glaube ich Dir gerne, ich bin halt so gestrickt, dass ich Schwierigkeiten habe, Emotionen zuzulassen gegenüber anderen. Als Einzelkind aufgewachsen habe ich nie teilen brauchen und brauchte keine Kompromisse eingehen. Somit habe ich auch heute Schwierigkeiten diesbezüglich. Glaube sogar, dass mir da ein paar Gehirnzellen fehlen. Schließlich ist es ja normal das irgendwann der Wunsch nach Nähe und Geborgenheit mal kommt und sich der Mensch dann auch mal um sowas kümmert. Mir durfte niemand zu nahe kommen und ich war ja sowieso viel besser wie alle anderen. Das ist nicht leicht da raus zu kommen. Ich kann inzwischen wenigstens darüber reden, weil ja das Thema verantwortlich ist für meine Suchtkarriere. Ist ja klar, die menschlichen Grundbedürfnisse habe ich auch, nur das Rezept zum Umsetzen fehlt. Der einfachere Weg ist halt ein Suchtmittel als Ersatz zu nehmen. Solche Dinge wurden während meiner LZT wunderbar durch einen Referenten erklärt und ich habs sofort verstanden.
Hallo, die oben beschriebenen Gedanken...wie ein Auszug aus meinen Tagebüchern. vor allem auch die Suche nach etwas was man macht das einen ausfüllt! und da habe ich für mich gemerkt, dass ich ja nicht losziehen muss um das ei des kolumbus zu finden. segeln, staubwischen...sowas wie bei mir, Ordnung machen, ein abenteuerurlaub machen irgendwie weiß ich, es ist nicht immer so dass was neues hinmuss, irgendwie hat jeder bis auf die sauferei früher auch tätigkeiten und hobbys gehabt die man machen wollte, die immer noch schön sind, also warum segeln, wenn man 20 jahre nie bock auf schaukelnde nussschalen hatte?
ich muss mich auch finden, und auch Gefühle und Menschen zulassen, die in meine Privatsphäre eintreten dürfen(Seele wie auch Wohnung).
Wie machst du das Agua, wie gehst du mit alltagssituationen unter dem druck der gefühle um? ich frage direkt, da ich mich jetzt in einer ähnlichen phase befinde.
Und Erkentnisse, die sind auch cool man grübelt oder ärgert sich und auf einmal geht einem wirklich ein licht auf, wie wenn sich ein knoten löst. ein knoten eines problems , welcher sich vollgesogen mit alkohol nie gelöst hätte.
Erkenntnisse empfangen, egal ob positive oder negative ist eine supi begleiterscheinung
@newlife Alkohol als einfachen Ersatz für Grundbedürfnisse, wie einfach, ich musste auch nie die anstrengungen machen irgendwelche Freundschaften zu pflegen oder großartig um eine Beziehung zu kämpfen. Ein Ersatzmittel für solche Gefühle war einfacher zu bekommen und immer da wenn man wollte...boah...wenn ich so überlege wie schnell das alles geht...schlimm...schon hänge ich drin in so ne falle. das war mein hauptgrund zu saufen.
ZitatGepostet von newlife ich bin halt so gestrickt, dass ich Schwierigkeiten habe, Emotionen zuzulassen gegenüber anderen.
eine Verständnisfrage:
hast Du die Emotionen und nur Schwierigkeiten, sie zuzulassen, oder hast Du die Emotionen an sich einfach nicht (und dann vielleicht Schwierigkeiten, das zu akzeptieren)
Ich frag natürlich nicht ohne Hintergrund, denn manches kenne ich auch von mir.
Bei mir dauerte es eine Weile, bis ich zwischen den Resultaten meiner Erziehung und konventionellen Erwartungen einerseits und meinen eigenen Gefühlen andererseits unterscheiden konnte.
Wenn ich Schwierigkeiten habe, Emotionen zuzulassen, dann betrifft das in der Regel nur Emotionen, die von mir erwartet werden, die bei mir aber gar nicht "echt" sind. Bei Emotionen, die ich empfinde, tu ich mir leicht. Und dazu kommt noch, dass ich gelegentlich Emotionen habe, die von der Gegenseite her gesehen eher unerwünscht sind, aber dazu stehe ich dann eben auch. Klartext: ich kann ein netter Kerl sein, mir läuft aber auch ne Laus über die Leber und manchmal mag ich einfach nicht, und ich bin auch absolut damit überfordert, für mehr als eine Handvoll Mitmenschen wirklich Mitgefühl zu haben.
Und mir tut es definitiv nicht gut, mich unter Druck zu setzen, weil es halt gut kommen würde wenn ich manchmal anders wäre. Soviel Selbstbewusstsein darf sein.
Guten Morgen Dirk, ich bin mir sicher, dass Dir keine Gehirn-Zellen fehlen, die Emotionen zulassen. Dafür habe ich zuviel von Dir gelesen. Maximal ist das Areal vielleicht ein wenig eingerostet, da Du ja in den letzten Monaten die andere Großbaustelle NÜCHTERN BLEIBEN beackert hast. Da ist ja auch jeder verschieden und es gibt sicher Menschen, die sich selbst genug sind. Ich habe bei mir die eigene Bedürftigkeit nach Nähe erkannt und entsprechend gehandelt. Ich finde, wenn es gemeinsam schöner ist als alleine, ist das ein guter Beginn. So bin ich das immer angegangen und der Rest entwickelt sich meist. Praktisches Beispiel, ob ich jetzt alleine in die Ausstellung gehe oder mich hierzu verabrede und mit jemandem darüber rede, ist doch egal oder eher besser. Da braucht es keine Emotionen und dann mit der Anzahl gemeinsam verbrauchter Stunden entwickelt sich etwas.
Das es bei der ersten Begegnung funken muss, ist so eine merkwürdige Vorstellung der Mädels und die drei großen Worte bekomme ich auch nicht über die Lippen. Da sind wir ähnlich gestrickt.
[ Editiert von MichaelKleeberg am 27.05.11 10:12 ]
ZitatGepostet von MichaelKleeberg Das es bei der ersten Begegnung funken muss, ist so eine merkwürdige Vorstellung der Mädels
Na und? Es ist ja auch nur eine Vorstellung, gerade weil wir wissen, wie deprimierend die Realität sein kann.
Ave, das war nicht böse gemeint und wenn die Mädels die Konsequenz der lebenslangen Suche nach dem Glitzer-Prinz, also das einsame Altern ohne zu jammern tragen, ist ja alles gut.
@MT: Ich habe nur Erfahrung mit Partnerinnen, die ihr eigenes Leben gestalten, manchmal alleinerziehend und immer mit eigener Wohnung. Da ist es ja nicht schlimm in den von Dir geschilderten Situationen zu sage: Schatz, ich bin heute schlecht drauf. Hat nichts mit Dir zu tun. Morgen ist besser. Lass uns telefonieren. Eine eigene Wohnung ist immer eine gute Rückzugsmöglichkeit für die Depri-Tage. Das geht mir genau so.
ZitatGepostet von MichaelKleeberg Da ist es ja nicht schlimm in den von Dir geschilderten Situationen zu sage: Schatz, ich bin heute schlecht drauf. Hat nichts mit Dir zu tun. Morgen ist besser. Lass uns telefonieren.
jo, bloss würde ich das wahrscheinlich nicht sagen. Wenn ich schlecht drauf bin, hab ich eigentlich eher das Bedürfnis, einen Streit anzufangen, als mich zurückzuziehen. Und...ich mach das dann auch.
Und zum Glück hab ich ne Frau, die das einigermassen abkann und dann halt einfach Kontra gibt. Musste ich aber auch erst finden, denn ich bin dann durchaus gewöhnungsbedürftig.
´ N richtiger BAD BOY also. Klar, Ratschläge kommen aus eigener Erfahrung und da ich da anders ticke... Aber schön, dass Du die passende Lady gefunden hast.
Mir gehts ähnlich wie Minitiger und ich finde das überhaupt kein Defizit, nicht ständig für alle Welt und jede Befindlichkeit Verständnis zu haben und in Tränen zu zerlaufen.
Da wird man ja irre, wenn man bei einem soap-Schicksal genauso losheulte wie bei einem persönlichen Verlust. Manchmal frag ich mich, ob diese Menschen wirklich so überlaufen von Emotionen oder ob die einfach nur so alles-verständnisvoll tun, um als bessere Menschen dazustehen.
Ich glaube außerdem, dass dieses "ständig über alles reden müssen" auch eine Modeerscheinung aus der Psychologie ist. Verdrängen ist manchmal, zB bei Traumata, einfach die bessere Strategie, die vor allem bereits seit Jahrtausenden erprobt ist. Man weiß inzwischen, dass die sofortige Übergabe in Therapiehände nach Unfällen, Zugunglücken etc. den Menschen eher nicht zu bekommen scheint. Für mich ist das auch logisch. Der Körper verfügt über die besten Selbstheilungskräfte, er "weiß" genauer als jeder Therapeut, was er zulässt und was nicht.
Weshalb soll man jedes und alles bis ins letzte Detail aufarbeiten? Klar, wenns für die Zukunft und das eigene Handeln wichtig ist... meist gibts aber bei Lebensfehlern eh einen Lerneffekt, auch das hat die Natur wunderbar ohne Psychologen so eingerichtet.
Mir ist in letzter Zeit aufgefallen, dass viele Leute Therapien machen und die auch meist ganz wichtig und sinnvoll finden... wenn ich dann aber genauer hinterfrage, wie die Therapie nun konkret in einzelnen Situationen hilft, kommt meist nicht wirklich was. Oftmals kann das in Therapien "gelernte" nicht mal ansatzweise in Alltagssituationen umgesetzt werden.
Das erklärte einmal eine naturwissenschaftlich-orientierte Psychologin so: weil es bei jedem Menschen veränderungssensible Punkte gibt, die aber nicht rund um die Uhr vorhanden sind, funktionieren all die tollen schlauen Ratgeber nicht, die doch alle auf den ersten Blick so sinnvoll und logisch erscheinen.
man muss selbst in bestimmten Gefühlslagen sein, um grundlegend Dinge verändern zu können - es reicht nicht, wenn einem das ein Therapeut oder ein Ratgeber erzählt. Genaugenommen braucht man in seinen eigenen veränderungssensiblen Phasen auch gar keine Ratgeberbücher, da ergibt sich vieles ganz von selbst, wenn man auf seine Bedürfnisse hört.
Ich glaube, dass die ganze Psychologie vor allem ein Geschäft und ein riesengroßer Placeboeffekt ist.