Ich habe gerne gesoffen. Auf Konzerten, mit neuen Frauen, auf Wüstentouren mit Freunden (a la Hemingway)...Das ging auch eine ganze Zeit gut und Trotz der Partys lief der Alltag normal ab. Leider lief die Suchtspirale lehrbuchmassig langsam aber stetig bergab und die Trinkmenge stieg. Ich hatte dann Schwierigkeiten, von Party auf Alltag umzuschalten. Dann begann ich mich für mich zu schämen. Zum Schluß war es so, dass ich mehr Energie und Arbeit ins Aufrechterhalten des Alltags reinstecken musste, als mir der Stoff Spaß bereitet hat. Die Montage waren schlimm. Ich fand mich einfach nur haltlos und schwach. Und da habe ich aufgehört.
ZitatNoch etwas: trotz meines Hangs zu übermäßigem Weingenuss habe ich einen ganz normalen Vollzeitjob, einen Führerschein, einen Hund und mein Leben läuft in weiten Teilen sehr normal und zufrieden. Aber gerade daher würde ich den Schatten Alkohol der sich dort eingeschlichen hat einfach gerne los. Er versperrt mir die Sicht auf die Sonne. Mal mehr mal weniger :-)
wir alle hier unter der Brücke schlafen, jeden Tag die Stütze in Form von Lebensmittelgutschein abholen und einen Hund nur dazu haben, dass wir beim Betteln mehr Mitleid bekommen, weil man allein vom Pfandflaschensammeln nicht reich wird.
Siehr mir meine Polemik nach. Es ist ein Schubladendenken, Alkoholiker nach der sozialen Situation einzuteilen - abhängig ist man vom gleichen Stoff. Irgendwo habe ich gelesen, dass die Alkoholiker, die ganz tief gefallen sind, eben auf der Straße waren, die geringste Rückfallquote haben; diese hatten nämlich nur noch die Wahl: Sauf nicht oder verrecke.
Ich habe dies nicht überprüft, es kann aber schon etwas dran sein. Solange das soziale Leben noch funktioniert, wie bei Dir, ist der Leidensdruck oftmals nicht groß genug, um auf Dauer abstinent zu leben.
Und wenn es vielleicht Haarspalterei ist, auch bei Dir glaube ich Tendezen zu sehen, dass es noch nicht schlimm genug ist. Das "Weinschörlchen" ist doch verlockend.
Du schreibst, dass Du eine Einzelkämpferin bist. Dies finde ich toll, ich erkenne mich darin wieder. Auch ich habe meinen Weg allein gefunden, würde es aber jetzt anders machen. Ich würde mir Hilfe und Unterstützung holen, weil es genug Kraft baucht, ohne Alkohol zu leben. Weil es einfacher ist, die Gründe des Trinkens herauszufinden.
Du willst niemandem etwas sagen. Dies ist Deine Entscheidung, oder ist es Deine Hintertür?
Egal wie, ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Efolg.
ich hatte und habe auch noch meinen Vollzeitjob, sowie auch Führerschein und Familie. Dennoch lief bei mir nichts mehr normal, obwohl ich die Woche über versucht habe, (meist auch geschafft), nichts zu trinken. Aber das nicht normale begann schon Freitag mittag, erst gedanklich, und dann habe ich über das ganze Wochenende getrunken. Ich hab mich selbst verachtet, konnte mich nicht mehr ertragen.
Als ich mich hier angemeldet habe, habe ich mir Hilfe versprochen, von Menschen die mich verstehen, die das Gleiche durchgemacht haben. Die Hilfe habe ich auch bekommen, aber oft mit dem Zusatz, allein ist es kaum zu schaffen, Hilfe annehmen !!!
Selbsthilfegruppe ! auf gar keinen Fall, eine Therpie gleich gar nicht, ich mag keine Gruppengespräche, ich hab Angst vor anderen über meine Probleme zu reden, wenn mach ich das alles allein, nur so kann ich es schaffen. Dachte ich. Hab ich aber nicht.
Ich hab dann tatsächlich Hilfe angenommen, Hausarzt, Suchtberatung, Suche nach einer Gruppe, und nun vielleicht auch noch eine Therapie. Ganz wirklich, das hätte ich niemals für möglich gehalten.
Dennoch, Du hast Dich hier angemeldet, WILLKOMMEN HIER , das ist doch schon mal ein ganz grosser Schritt. Und wenn Du soweit bist, machst Du halt den nächsten.
Ich wünsche Dir dazu ganz viel Kraft.
Liebe Grüße, Usa
Es ist besser, geringe Taten zu vollbringen, als große zu planen. (Chinesisches Sprichwort)
wir alle hier unter der Brücke schlafen, jeden Tag die Stütze in Form von Lebensmittelgutschein abholen und einen Hund nur dazu haben, dass wir beim Betteln mehr Mitleid bekommen,
Und wenn es vielleicht Haarspalterei ist, auch bei Dir glaube ich Tendezen zu sehen, dass es noch nicht schlimm genug ist. Das "Weinschörlchen" ist doch verlockend.
Du willst niemandem etwas sagen. Dies ist Deine Entscheidung, oder ist es Deine Hintertür?
Zu Absatz 1: das war von mir nicht so gedacht und auch nicht so gemeint .... Ich schlag mich viel zu lange mit der Problemtik sleber herum und habe viel zu viele Menschen im näheren Umfeld denen es ähnlich geht (nur teilweise mit weniger Lust etwas zu ändern) als dass ich Alkohol mit "unter der Brücke" gleichsetzen würde. Ich hab das nur geschrieben um ein Bild von mir und meinem Leben abzugeben.
Zu Absatz 2: Das ist in der Tat die ganze Zeit so gewesen, aber ich bin inzwischen an einem Punkt, an dem mich die ganze Problematik, die Versuche, das Scheitern nur noch nerven und ich erstmals sage: sch... auf die Schorle, der Preis ist mir zu hoch.
Zu Absatz 3: ich will nicht mit niemandem reden und schon jetzt wissen manche Leute in meinem Umfeld "bescheid". Daher keine Hintertür sondern nur einfach keine Freundin von Diskussions- und Gesprächstrunden oder solchen Szenarien ... schließlich rede ich hier ja auch :-)
Ich habe auch noch den Führerschein und einen Vollzeitjob, allerdings keinen Hund und besuche - außer dieser hier - keine SHG. Will damit sagen, dass die Wege aus der akuten Abhängigkeit ganz verschieden sein können.
Das Wichtige dabei bist du selbst.
Ob eine Ärztin nun Abstinenz empfiehlt oder nicht, wäre für mich sekundär.
Die Vorstellung mit Alk weiter zu leben muss schmerzlicher, gefühlt unerträglich sein, als das "leckere Gläschen Wein", das ich schon auch noch ab und zu vermisse.
Ich glaube auch nicht, dass der Alk einen Schatten auf dein (sonst so sonniges?) Leben wirft, sondern dein Verhalten mit ihm umzugehen. Das ist etwas, was ich im letzten halben Jahr gelernt habe, es kommt auf mich selbst an. Niemand sonst ist "schuld" oder kann mir Absolution erteilen. Ich muss es für mich tun (andere freuen sich vielleicht auch )
hi, bei mir wars vor etwas über vier jahren so, dass ich einen rundumschlag machen MUSSTE. nachdem ich dreijahre vorher schon einmal für einige zeit, wie ich dachte zufrieden trocken war, ansonsten mein leben aber lief, wie gehabt, mit 2 über alles geliebten kindern, einem superduper erfolgreichen ehemann, in einem abbezahlten einfamilienhaus mit riesengarten und minicabrio und .... damals, also 2007, beschloss ich, für mich, jetzt ist schluss. ich bügelte, gerade im keller, als mein mann, runterkam und ich ihm sagte, dass es aus wäre. am nächsten tag war ich beim arbeitsamt um mir einen job zu suchen, nach 14 jahren hausfrau-dasein. wir wurden geschieden am 8. august 2008, ich mache gerade eine 3 jährige ausbildung zur arbeitserzieherin, bin in 2. ehe verheiratet und es war auch ansonsten ganz schön was los in der zwischenzeit, aber alkohol, neeee, der hat bei mir keinen platz mehr.
ZitatGepostet von Ulli Q und besuche - außer dieser hier - keine SHG. Will damit sagen, dass die Wege aus der akuten Abhängigkeit ganz verschieden sein können.
Die Vorstellung mit Alk weiter zu leben muss schmerzlicher, gefühlt unerträglich sein, als das "leckere Gläschen Wein", das ich schon auch noch ab und zu vermisse.
Ich glaube auch nicht, dass der Alk einen Schatten auf dein Leben wirft, sondern dein Verhalten mit ihm umzugehen.
Hallo Ulli,
ein wenig beruhigt es mich, dass es noch mehr Forumsmitglieder die diese Art der SHG gewählt haben und sonst in keiner organisiert sind.
Und: Genau was du schreibst ist im letzten Urlaub passiert, als ich die Finger nicht vom Wein lassen konnte, er mir aber bei der Hitze total schlecht bekommen ist und ich mir damit ein Stück weit den Urlaub versaut habe, auf den ich mich so lange gefreut hatte: Mir kam erstmals das leckere Gläschen weniger gut und wichtig vor als mir der Rest unerträglich wurde.
Das Woe nach dem Urlaub bin ich dann mit Freunden nochmal richtig versackt und habe mich dann noch elender gefühlt. Dann kam irgendwie sehr schnell und ERSTMALS das Gefühl, dass jetzt wirklich genug sein muss. Das ist der Stand ich ich weiß, dass es sicher nicht leicht werden wird, sonst hätte ich viel früher einen Weg gefunden. Allerdings habe ich es noch nie so sehr gewollt!!!!!
Du hast Recht: Mein Verhalten im Umgang mit dem Alk nimmt mir den Glauben an mich selbst. Das muss aufhören.
finds auch gut, dass du dein Problem erkannt hast und was tun willst. Wie lange hab ich dafür gebraucht... Das ist schon eine ganze Menge. Solange ich noch Spaß hatte am Saufen und sich die Probs in Grenzen hielten, hätte ich doch in kein Alkiforum geguckt. Wieso auch, ich war doch nicht betroffen von sowas.
... ich muss mal allgemein sagen, dass ich vollkommen beeindruckt und fast gerührt bin, wie herzlich ihr mich hier alle willkommen heißt.
Ich danke euch von Herzen für die wohlwollenden, die kritischen, die ironischen, die Mut machenden, die hinterfragenden und überhaupt alle Kommentare und ebenso für eure Erfahrungsberichte und Tipps. Ich hoffe, mit eurer Hilfe und meinem Willen wird sich endlich was bewegen.
ein wenig beruhigt es mich, dass es noch mehr Forumsmitglieder die diese Art der SHG gewählt haben und sonst in keiner organisiert sind.
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Du hast Recht: Mein Verhalten im Umgang mit dem Alk nimmt mir den Glauben an mich selbst. Das muss aufhören.[/b]
Hallo Despina und
ich drücke Dir mal die Daumen, dass es bei Dir ohne SHG klappt.
Ich war nach meiner Entwöhnung in diversen SHGs, aber nie "organisiert". Das eben ist der Vorteil der meisten: Du gehst hin, wenn es Dir was bringt und lässt es sein, wenn es Dir nichts bringt. Und du kannst frei, von der Leber weg, REDEN(!)
Mit haben sowohl die 8-wöchige Entwöhnung, als auch die SHG sehr gut getan, weil ich da auf Leute getroffen bin, die durch die selben Täler wie ich geschritten sind. Insofern kann ich nur zu SHG raten, aber dass musst Du entscheiden.
Und ich wiederhole mich gerne: Auch Simon Borowiak und ALK ( ist ein Buch) haben mir geholfen...
js, so sind viele Dinge gleich und ebenso viele Dinge verschieden.
SHG ist für mich sehr wichtig und auch mein Mitwirken in unserem Verband. Ist denke ich auch nachvollziehbar, wenn du alleine lebst und außer den 300 km entfernt wohnenden Eltern keine Angehörigen hast. Ein paar Personen um mich herum, die mich verstehen sind ungemein wichtig. Ich brauche halt so einen Halt in erster Linie im richtigen Leben und nicht virtuell bzw. in einer Scheinwelt (Therapieeinrichtung, o.ä.)
Es geht auch gar nicht immer nur um die Sucht. Vielmehr ist mir bewusst geworden, dass ich durch meine Arbeit ganz liebe Menschen kennengelernt habe und auch durchaus in der Lage bin, mit diesen Menschen umzugehen. Die Säulen des Suchthilfesystems will ich mal wie folgt beschreiben.
1. Entgiftung Medizinisch unbedingt erforderlich 2. Therapie man sollte in der Lage sein, sich die Dinge daraus mitzunehmen, die sinnvoll sind, sich aber auch nicht kränker machen lassen, als man ist 3. SHG ein wichtiger Baustein um weiterhin trocken leben zu können und um trockene Kontakte knüpfen zu können. 4. ALK - von Borowiak hat auch mir bei den ersten Schritten geholfen.
4. ALK - von Borowiak hat auch mir bei den ersten Schritten geholfen.
[ Editiert von newlife am 21.06.11 15:14 ]
...wir bestellt, auch wenn ich schon diverse Titel im Regal habe :-)
Was mir allgemein auffällt: Für eine Therapie nach der körperlichen Entgiftung (die man ja soweit ich weiß nach 14 Tagen praktisch hinter sich hat und die ich immer "alleine" ohne Arzt etc. hinbekommen habe) geht man ja den gewöhnlichen Weg über Arzt und damit auch über Krankenkasse usw.
Ich bin mir sicher, keine private Kasse würde jemals einen Patienten annehmen, der sowas mal gemacht hat und sicher ist man auch in den gesetzlichen Kassen danach ein Patient, der irgendwo drei rote Ausrufeeichen stehen hat. Alleine deshalb würde ich mich zu diesem Schritt nur entschließen, wenn es (was niemand hofft) mal wirklich hart kommen sollte und nicht solange ich normal arbeite, Sport treibe und alles in allem ein normales Leben führe usw.
Habt ihr keine Angst vor den Mühlen der Bürokratie bzw. davor, das sich sowas irgendwie (z.B. bei der Bewilligung anderer Kassenleistungen) rächt???
Was mir allgemein auffällt: Für eine Therapie nach der körperlichen Entgiftung (die man ja soweit ich weiß nach 14 Tagen praktisch hinter sich hat und die ich immer "alleine" ohne Arzt etc. hinbekommen habe) geht man ja den gewöhnlichen Weg über Arzt und damit auch über Krankenkasse usw. [/b]
1. Niemals alleine entgiften, weil zu gefährlich
2. Eine Entwöhnung trägt die Rentenversicherung ( ist ja so was ähnliches wie eine Kur.. :grins2 Der Antrag bei der Rentenversicherung besteht aus mehreren Teilen, u.a. einem Sozialbericht, der von einer anerkannten Beratungsstelle ausgefüllt sein muss.
3. Angst hab ich da nie gehabt, weil das kleinste Problem später. Meine TK hat mir später sowohl eine Depressions- Therapie in einem Krankenhaus, wie eine Einzeltherapie problemlos bezahlt...
ZitatGepostet von HeinerHH [quote]Gepostet von despina11
Mit haben sowohl die 8-wöchige Entwöhnung, als auch die SHG sehr gut getan, weil ich da auf Leute getroffen bin, die durch die selben Täler wie ich geschritten sind. Insofern kann ich nur zu SHG raten, aber dass musst Du entscheiden.