nach langem Zögern und Zaudern habe ich mich endlich hier angemeldet. Nach einigem Stöbern habe ich festgestellt, dass meine Geschichte wohl vielen anderen gleicht und schon das beruhigt irgendwie ein bisschen.
Sie ist typisch: im Studium gerne und viel gezecht, dann Unsicherheit im Job, Todesfälle im engen Familienkreis, irgendwie Krieg an allen Fronten.
Geselliges, wenn auch tägliches Trinken geriet zum oft einsamen Konsum von einem Liter Wein oder mehr pro Tag. Gute Vorsätze und das schlechte Gewissen, was ich dem Körper damit antue haben lange wenig bewirken können. Ich wollte das Trinken auch nicht ganz bleibenlassen. Zu lecker die Weinschorle im Sommer und der Riesling beim Griechen. Mit der Zeit überwogen aber immer mehr die negativen Aspekte:
schlechtes Gewissen
weniger Unternehmungen, Absagen an Freunde um in Ruhe trinken zu können
Katererscheinungen und Kreislaufprobleme, die auch leichte Angstzustände nach sich zogen, was mir besonders negativ auffiel
und nun endlich auch die Erkenntnis, dass sämtliche Vorsätze kontrolliert, weniger und nur an bestimmten Tagen zu trinken irgendwann immer wieder beim täglichen Konsum enden.
Sprich: ich bin endlich bereit für lange Zeit (ob für immer erscheint mir im Moment zu weit gegriffen) die Hände weg vom Alk zu lassen und hatte 2011 jetzt schon mehr alkfreie Tage als in den letzten 10 Jahren zusammen. Seit einer Woche bin ich jetzt mal wieder clean und will es diesmal lange (also länger als bisher Tage, Wochen oder wenige Monate)bleiben.
Medizinisch (Leberwerte usw.) gab es bislang keine Probleme, meine Hausarztin weiß, dass ich gerne Wein trinke und evtl. auch zuviel hat das aber nie weiter problematisiert. Sprich: ich sehe im Moment keinen Bedarf an ärztlicher Unterstützung und – auch wenn ich damit rechne, dass jetzt diverse User über mich herfallen – so ziemlich das letzte was ich anstrebe um mein Ziel zu erreichen ist eine Selbsthilfegruppe, weil ich auch sonst gerne meine Probleme mit mir oder mit Freunden ausmache und kein Freund von Gruppengesprächen o.Ä. bin.
Der Grund warum ich hier bin ist daher, dass ich hoffe, hier trotzem Anregungen und Unterstützung zu finden.
Bin gerade gespannt auf eure Antwort, dankbar für Vorschläge und voll positiver Energie
ZitatGepostet von despina11 Seit einer Woche bin ich jetzt mal wieder clean und will es diesmal lange (also länger als bisher Tage, Wochen oder wenige Monate) bleiben.
dazu möchte ich noch nachtragen, dass mir genau das von "friends and family" häufig richtig schwer gemacht wird, die mich eher zum Feierabend-Schörlchen ermuntern und das obwohl viele wissen, dass ich meine Trinkgewohnheiten als problematisch ansehe. Sicher ist das irgendwo "gut gemeint", erschwert mir aber natürlich ein konsequentes Nicht-Trinken.
Was ich mir eben wünsche ist Freiheit von diesem Hadern mit mir selbst und mit anderen.
ZitatMedizinisch (Leberwerte usw.) gab es bislang keine Probleme, meine Hausarztin weiß, dass ich gerne Wein trinke und evtl. auch zuviel hat das aber nie weiter problematisiert. Sprich: ich sehe im Moment keinen Bedarf an ärztlicher Unterstützung und – auch wenn ich damit rechne, dass jetzt diverse User über mich herfallen – so ziemlich das letzte was ich anstrebe um mein Ziel zu erreichen ist eine Selbsthilfegruppe, weil ich auch sonst gerne meine Probleme mit mir oder mit Freunden ausmache und kein Freund von Gruppengesprächen o.Ä. bin.
und auch so
ZitatGepostet von despina11
Seit einer Woche bin ich jetzt mal wieder clean und will es diesmal lange (also länger als bisher Tage, Wochen oder wenige Monate) bleiben.
hätte ich vor ca. 6 Jahren auch geschrieben.
Daraufhin hat's halt noch mehr als 5 Jahre gedauert, bis ich mir selbst eingestehen konnte, dass ich es allein nicht schaffe. Im Forum war ich da noch nicht, wäre auch wahrscheinlich nicht lange dabeigeblieben, weil mir es eh nicht gefallen hätte, was die anderen Mitglieder schreiben und mir raten.
Die allermeisten Forums-Mitglieder haben m.E. Unterstützung durch das Suchthilfesystem in Anspruch genommen.
Warum?
Kann nur von mir sprechen: Erst durch SHG, Suchtberatung, LZ war ich in der Lage mein Problem grundsätzlich anzugehen.
Heute sage ich (ohne die Einschränkung mal wieder): Ich bin seit 1/2 Jahr trocken ... ...und hoffe für mich, dass ich nie wieder sagen muss: ...bin mal wieder seit xy trocken ...
Das ist meine Meinung... ... und nix läge mir ferner als der Versuch, diese dir überzustülpen.
Nachdenklich macht mich jedoch ebenso:
ZitatGepostet von despina11
dazu möchte ich noch nachtragen, dass mir genau das von "friends and family" häufig richtig schwer gemacht wird, die mich eher zum Feierabend-Schörlchen ermuntern und das obwohl viele wissen, dass ich meine Trinkgewohnheiten als problematisch ansehe. Sicher ist das irgendwo "gut gemeint", erschwert mir aber natürlich ein konsequentes Nicht-Trinken.
Was ich mir eben wünsche ist Freiheit von diesem Hadern mit mir selbst und mit anderen.
Alles Gute dir gewünscht
LG acqua
- sprudeln statt plätschern -
Nichts existiert, das von Dauer ist. Das einzig Dauerhafte ist die Veränderung. (Buddha)
... vielen Dank für die herzliche Antwort. Ich habe schon viel zum Thema gelesen und mir ist klar, dass fast überall SHGs empfohlen werden und auch warum. Andererseits ist das ein Stück weit sicher auch Typsache und ich denke nach wie vor, dass es sich für mich nicht richtig anfühlt.Und: es gibt durchaus noch mehr Leute die das so sehen und ihren eigenen Weg gefunden haben. Deshalb bin ich hier.
Die von dir zitierten Stellen klingen vielleicht tatsächlich ziemlich schwammig, aber für mich ist es ehrlich gesagt schon ein ziemlicher Schritt hier überhaupt zu schreiben und persönliche Dinge preiszugeben. Ein Anfang vielleicht.
Noch etwas: trotz meines Hangs zu übermäßigem Weingenuss habe ich einen ganz normalen Vollzeitjob, einen Führerschein, einen Hund und mein Leben läuft in weiten Teilen sehr normal und zufrieden. Aber gerade daher würde ich den Schatten Alkohol der sich dort eingeschlichen hat einfach gerne los. Er versperrt mir die Sicht auf die Sonne. Mal mehr mal weniger :-)
hier ist aber auch eine art shg also möchtest du dich ja doch irgendwie mit betroffenen austauschen. nur hier ist es einfach weil es ja doch nicht so real ist.
bei mir war erst ruhe im karton,seit dem ich "freund flasch" den endgültigen arschtritt verpasst hab (unabhängig davon,wer alles meint ich hätte gar kein alkoholproblem) ich wollte nicht mehr was mir außerdem gelungen ist zu dem zeitpunkt war,endlich hilfe annehmen zu können,ich bin nämlich auch so ein unabhängiges einzelkämpferchen (gewesen?) (große baustelle:grins2
davor hab ich ca 10 jahre mit ähnlichen überlegungen und bandschleifen
zwischen gib ihm und schlechtem gewissen,trinkpausen,ich habs doch im griff,funktioniert doch noch mein leben und mein körper,erneutem abstürzen .....und zunehmendem unwohlsein und ekel mir selbst gegenüber ob meines selbstbetruges
verplempert
10 jahre inkonsequenz-jo
hat einiges gekostet unterm strich auch gesundheitlich,auf das ich heute besser verzichtet hätteegal ist nicht zu ändern. heute mir ist mein leben wieder wertvoll geworden,ich bin sehr froh diesen schritt getan zu haben
muß jeder selbst hinkommen an den punkt wo gut is-nech. wünsch dir von herzen,das das bei dir bald soweit ist.
gruß vera
Wer seinen Hafen nicht kennt,für den ist jeder Wind der falsche (Seneca)
.... ganz vielen Dank für die Antwort. Der Punkt wo es „gut ist“ nach all den jahrelangen Haderein??? An dem bin ich wohl gerade. Obwohl oder gerade weil mein Leben im Groben noch funktioniert, denn das tut es nicht ohne Anstrengungen und Einschränkungen.
Einzelkämpferchen??? Ein schöner Ausdruck und auch treffend, aber ich wäre nicht hier, wenn ich nicht auch das Bedürfnis hätte, mich mit Gleichgesinnten/Leidensgenossen auszutauchen und wenn ich nicht den Willen hätte, endlich die Hände ganz weg zu lassen.
Für mich ist es alleine ein großer Schritt, dass ich dabei bin mich im Kopf von dem leckeren Gläschen Wein zu verabschieden, das ich mir zuvor nicht nehmen lassen wollte, aber auch, dass dir Trinkpausen immerhin häufiger, länger oder überhaupt vorhanden sind.
Ich habe schon jetzt das Gefühl verplemperter Zeit und möchte einfach wieder schattenfrei leben. Vielleicht bin ich also einsichtiger als das zunächst klang ...
... grrr ich bekomme es gerade nicht hin, auf einen bestimmten Kommentar und nicht erst ganz am Ende zu antworten. Antwort 1 war jedenfalls an Trollblume und Antwort 2 an Maja .....
Ich habe schon jetzt das Gefühl verplemperter Zeit und möchte einfach wieder schattenfrei leben. Vielleicht bin ich also einsichtiger als das zunächst klang ...[/b]
ersteinmal willkommen hier. ich verrate dir mal was. das gefühl hatte ich über viele jahre auch. es hat nur nichts genutzt. die , ich sage mal, einsicht, stellte sich von zeit zu zeit auch bei mir ein. ich erkannte schon diese sinnlosigkeit, aber es sollte noch viele jahre dauern, bis ich an den punkt kam, wo wirklich schluß war. nur hätte es mir fast das leben gekostet.
ZitatGepostet von despina11 Für mich ist es alleine ein großer Schritt, dass ich dabei bin mich im Kopf von dem leckeren Gläschen Wein zu verabschieden, das ich mir zuvor nicht nehmen lassen wollte, aber auch, dass dir Trinkpausen immerhin häufiger, länger oder überhaupt vorhanden sind.
ich verzichte hier mal auf Prognosen jeglicher Art, erzähl Dir aber mal ganz kurz wie es bei mir war.
Zuerst hab ich drauf geachtet, nie unter Tags zu trinken. Dafür war ich dann aber Abends ziemlich fix.
Dann hab ich ganze alkoholfreie Tage eingelegt...und auch sehr darauf geachtet, dass es öfter mal nur bei zwei oder drei Bier blieb.
Dann dachte ich, is wohl zu kurz, trinkst Du nur noch drei Tage die Woche..und natürlich auch möglichst gemässigt. Scheisse, bin trotzdem ab und zu abgestürzt.
Das hab ich dann ca. 8 Jahre so getrieben, mal mehr mal weniger. Irgendwann ein sehr heftiger Absturz. Naja, dachte ich, trinkst Du mal ne zeitlang nur einmal im Monat. Ging fast ein dreiviertel Jahr ziemlich easy.
Dann hatte ich was zu feiern, aber so richtig, und dann bin ich noch mal 5 Monate von Vollrausch zu Vollrausch gefallen, obwohl ich nach wie vor jede Woche ne Pause eingelegt habe.
Jo, und dann, so nach ca. 10 Jahren an Versuchen, das irgendwie in den Griff zu kriegen, hatte ich eines Tages die Schnauze voll. Es ganz bleiben zu lassen, ist einfacher, weniger stressig und viel weniger anstrengend.
Ich fand am Schluss gar nix mehr lecker, mich hats nur noch angekotzt und ich hab mich selbst angekotzt. Ein Zustand, in dem es nur besser werden konnte wenn ichs lasse.
Ich habs dann von heut auf Morgen gelassen und das ist nun auch über 10 Jahre her.
Ich habs im Grunde genauso gemacht wie minitiger. Mir gelang es auch ab und an mal weniger zu trinken. Mir gelangen allerdings keine trockenen Tage, nur wenn ich unbedingt musste mit viel Kraft und Überwindung. An den WEs oft Totalabstürze, dann auch in der Woche ordentliche Besäufnisse. Ich war dann soweit, dass ich mich auch nur noch ankotzte und ich mich mit und ohne Stoff nicht mehr ertragen konnte. Ohne konnte ich dann gar nicht mehr sein und ohne gefüllten Rucksack ging ich auch nicht mehr raus und ich war der glücklichste Mensch, wenn mich alle in Ruhe in ließen und ich genug hatte, so dass ich nicht "shoppen" gehen musste.
ZitatGepostet von newlife Ich habs im Grunde genauso gemacht wie minitiger. Mir gelang es auch ab und an mal weniger zu trinken.
Danke euch beiden ganz herzlich für das Feedback.
Wenn ich aber schreibe, dass ich schon stolz bin auf alkfreie Tage und Phasen, dann heisst dass nicht, dass ich denke, dass ich irgendwas im Griff habe. Es war quasi nur die Beschreibung meines Weges bis hierher.
Die Erfahrung, dass ich trotz aller Bemühungen, immer wieder bei Minimum einer Flasche Wein am Tag lande habe ich inzwischen gemacht. Aber durch den Versuch und – oft erst nach monatelangem Anlauf – der Umsetzung alkfreier Phasen komme ich überhaupt erst an den Punkt, dass mich das Hin und Her unendlich nervt, die verlorenen Kämpfe gegen mich, der Zeitaufwand in meinem Kopf und dass sich genau die Erkenntnis breit macht die Minitiger (ich gehören übrigens zu Kategorie 1, die Katzen liebt) beschreibt, nämlich, dass ich mir inzwischen wünsche, das Zeug aus meinem Leben raus zu haben. Ganz!
Mit diesem Ziel habe ich vor einer Woche meinen letzten Schluck getrunken, deshalb bin ich hier und dabei hoffe ich ein Stück weit auf eure Hilfe. Ich habe also bereits aufgegeben mir einzureden, dass ich einfach mal so ein Gläschen Wein trinken kann, auch wenn das Jahre gedauert hat http://www.nexusboard.net/images/mad.gif