Ich bin der Smutje aus Linz in Österreich, 37 Jahre alt und seit 15 Jahren Alkoholiker.
Die Einsicht kam sehr spät, ungefähr vor zwei Jahren. Ich konnte meiner kleinen Tochter nicht mehr in die Augen sehen und hatte Todesangst, an den Nebenwirkungen des Alkohols zu sterben.
Sobald die Kleine im Bett war, hab ich mir 1/4 Wodka pur reingeleert. Zur "Entspannung". Bis zum Schlafengehen, kam ich immer auf 1/2 Flasche Wodka + 1 Flasche Wein. Das war mein Pensum, um auch am nächsten Tag wieder halbwegs im Büro arbeiten zu können. Zum Wochenende war die Flasche Wodka natürlich leer. Am Tag trank ich nie etwas.
Ein Jahr lang hab ich den Abschluss vor mich hingeschoben. Am 01.02. diesen Jahres hab ich dann den Schnaps weggelassen und am 01.03.auch den Wein. Zwei Wochen lang habe ich dann nur ein kleines Bier getrunken.
Seit 15.03.2011 bin ich trocken
Ich habs ohne ärztliche Hilfe geschafft und bin auch voll motiviert.
Die Dämonen in meinem Kopf haben mich das Fürchten gelehrt.
Also, 'n Ösi, der sich Smutje nennt ist mir auch noch nicht untergekommen ( und ich kenne eine Menge,bin obendrein mit einem verheiratet...)
Glückwunsch erstmal zu ca. 3 Monaten alkfrei leben !
Einen leisen Klemmer habe ich allerdings immer bei so Sätzen wie: ich hab's ohne fremde Hilfe(Arzt, Suchtberatung, Thera etc.)geschafft...
Das liest sich als wär das nochmal extra gut.
Isses für mich aber nicht. Wohl aus eigener Erfahrung
Ich bin bei sämtlichen Alleingängen immer wieder auf die Schnauze gefallen. Erst als ich so langsam professionellere Hilfe in Anspruch genommen habe, ging's bergauf. Will Dich aber nicht demotivieren, schließlich bist Du ja jetzt auch auf diesem Forum gelandet...das ist ja auch schon was...
Herzlich willkommen!
Yonka
„Ein Psychotherapeut ist ein Mann, der dem Vogel, den andere haben, das Sprechen beibringt.“
willkommen auch von mir smutje..... und klasse, dass Du mit dem Alk aufgehört hast. Aber (sorry, muss ich auch einwenden) das aufhören alleine ist es nicht. Kann ich auch aus eigener Erfahrung sagen.
Aber lies mal quer in den verschiedensten Beiträgen. Wie habe ich vor kurzem erst gelesen, das Trockenbleiben ist die Kür.
Was machst du denn jetzt anders, als vorher ? Freust du dich einfach darüber, dass es dir besser geht ohne Alk, oder hast du auch darüber hinaus noch andere Veränderungen in deinem Leben vorgenommen. Alte Verhaltensweisen können dich leicht wieder einholen, hab ich erst vor kurzem deutlich gespürt nach 19 trockenen Monaten.
@Yonka: Bin früher viel gesegelt. Der Name hat sich gehalten. Das mit der ärztlichen Hilfe hab ich geschrieben, weil mir alle prophezeit haben, ich schaff das nicht. Ausserdem wurde ich duch professionelle Hilfe dermassen entäuscht, daß sie für mich in diesem Bereich, zur Zeit, nicht in Frage kommt. War selbst auch der Meinung, daß es ohne nicht funktioniert. Ich will mich bestimmt nicht als "nochmal extra gut" hinstellen. Dafür gibs keinen Grund. Aber: Ich habs für mich geschafft, darauf bin ich schon stolz. Hoffentlich kann ich das richtig rüberbringen. Gedanken in Worte zu fassen, ....
@swajj14: Das Aufhörern alleine ist es nicht, aber ein riesen Schritt für mich. Ich hatte mit 16 Jahren einen Verkehrsunfall, bei dem mein linkes Knie völlig zerstört wurde. Ich musste sehr viele Schmerzmittel nehmen. Wie die Sache mit den Opiaten ausging kann sich jeder denken. Sieben Jahre Tramadol, Codein, Morphium. Ich bin also vorbelastet. Zum Glück hab ich das damals geschafft. Mein Kumpel nicht. Er lag eines Tages tot auf der Couch. Das war der Grund für meinen damaligen Ausstieg.
@newlife: Ich freue mich wirklich darüber, daß es mir besser geht. In jeder Hinsicht. Durch das Saufen hab ich 30 Kilo zugenommen. Jetzt hab ich meine Ernährung umgestellt, fahr jeden Tag 10km mit dem Rad und hab schon 5 kg runter. Meine Hobbies leben wieder auf. Hab die E-Gitarre wieder ausgepackt, viel gebastelt und gelesen. Das Beste: Mein Selbstwertgefühl kommt langsam wieder.
Geschafft hab ich´s noch lange nicht, aber ich will.
Auf jeden Fall wünsche ich mir und euch allen, dass es OHNE weitergeht.
Ich kenn das, Smutje... Gedanken in Worte fassen ist manchmal nicht einfach
Natürlich muß letztendlich jeder selbst entscheiden, welchen Weg er wie geht. Es gibt Menschen, die ohne professionelle Hilfe trocken geblieben sind. Hat bei mir nicht geklappt und finde ich mittlerweile auch zu anstrengend
Magst Du hierzu nochmal was schreiben. Interessiert mich.
ZitatAusserdem wurde ich duch professionelle Hilfe dermassen entäuscht, daß sie für mich in diesem Bereich, zur Zeit, nicht in Frage kommt.
LG Yonka
„Ein Psychotherapeut ist ein Mann, der dem Vogel, den andere haben, das Sprechen beibringt.“
Natürlich beglückwünsche ich dich zu deinen 3 Monaten "Nixtrinken", Trockenheit mag ich irgendwie (noch) nicht schreiben.
Ich habe halt meine eigene Erfahrung: Ein ganzes Jahr habe ich mal nix getrunken (ohne weitere Maßnahmen) und dachte damals tatsächlich, ich hätte es geschafft. Leider habe ich nach einem Jahr wieder angefangen, und dann 5 Jahre weiter gesoffen. 2006 habe ich dann aufgehört und eine lange und intensive ambulante Therapie gemacht. Heute weiß ich zwar auch nicht, ob ich irgendwann wieder anfange, aber immerhin, ungefähr 4,8567 Jahre hat's schon gehalten.
Nun ja, jeder muss seinen Weg finden, und bestimmt meldet sich gleich der Minitiger als Verfechter des "Hardcore-Trockenwerdens". Und der ist schon länger trocken als ich.
Bleib am Ball, horch' in dich hinein und mach' keinen Scheiß, wenn's mal eng wird.
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
Einmal wurde die Schweigepflicht verletzt. Das andere Mal wars ein selbstgestörter Psychiater und Psychotherapeut. Das Vertrauen zu den Professionellen ist dahin.
Ich lehne Hilfe aber nicht generell ab. Was ich suche, ist sowas wie eine Selbshilfegruppe, in der Betroffene sind und keine Theoretiker.
"Was ich suche, ist sowas wie eine Selbshilfegruppe, in der Betroffene sind und keine Theoretiker."
Kann ich nur empfehlen. Nach der Therapie habe ich ein bissel rumgesucht und bin nach 4 oder 5 "Fehlversuchen" bei einer hängengeblieben, zu der ich noch heute einmal wöchentlich gehe.
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
@Grufti: Ich möchte auch gar nicht schreiben, "ich habs geschafft, ich werd nie wieder was trinken", doch schon der Schritt in die Nüchternheit war für mich ein voller Erfolg um euphorisch zu sein.
ZitatGepostet von grufti Kann ich nur empfehlen. Nach der Therapie habe ich ein bissel rumgesucht und bin nach 4 oder 5 "Fehlversuchen" bei einer hängengeblieben, zu der ich noch heute einmal wöchentlich gehe.
Fehlversuch wegen
ZitatGepostet von Ralfi Beischlafdiebstahl
- sprudeln statt plätschern -
Nichts existiert, das von Dauer ist. Das einzig Dauerhafte ist die Veränderung. (Buddha)
nein, bestimmt nicht. Das Posting vom Ralfi habe ich auch nicht verstanden.
Fehlversuche waren es bei mir, weil:
In der einen Gruppe sich alle schon 20 Jahre kannten und es eher ein Kaffekränzchen war, in dem wenn überhaupt nur am Rande über Alk geredet wurde.
In der nächsten nur Muttis waren, die dachten, sie könnten an mir Ihre Muttergefühle ausleben.
In der dritten die "Dorfgemeinschaft" gepflegt wurde. Die habe ich verlassen, als ich gefragt wurde, ob ich nicht am nächsten Samstag die Bierbänke beim Dorffest mit aufstellen will.
Ich bin aber in jede Gruppe so 3, 4 mal hingegangen, bevor ich mich entschieden habe, dass sie nichts für mich ist.
Heute gehe ich seit langer Zeit in eine Gruppe, die regelmäßig Besuch von Entgiftungspatienten einer nahegelegenen Suchtklinik hat. Da ergibt es sich ganz von selbst, dass konkret über Alkohol geredet wird. Und ich habe unmittelbar das Elend vor Augen, wenn man noch ganz am Anfang steht. Das hilft! Und wie!!!
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)