ich bin Bergi, 28 Jahre alt und will mich vorstellen indem ich meinen Weg in die Sucht bis hin zur Trockenheit loswerde. Die ersten Vollrausch Erlebnisse hatte ich etwa mit 16 Jahren. Meinen Umgang mit Alk sehe ich persönlich seit etwa 8 Jahren als kritisch an. Damals hatte ich in der ersten eigenen Wohnung angefangen abends zu trinken auch wenn ich alleine war. Anfangs 2 bis 3 Bier. Seit ca. 3 Jahren sind es eher 4 bis 6 Bier. Zwischendrin die üblichen Abstürzte auf Festen und öfters auch zu Hause vor allem am Wochenende. Damals hatte ich mir zwar Gedanken über den Alkohol gemacht aber noch keine ernsten Sorgen, einerseits lief alles bzw. hab gut funktioniert und anderseits ist das gemeinläufigen Bild eines Alkoholikers ja ein völlig anderes...
Vor etwa einem Jahr hat sich dann etwas geändert. Während der Arbeit habe ich immer öfters gemerkt, dass sich im Kopf plötzlich ein Schalter umlegt und der Gedanke an Alkohol dann sehr stark war. Anfangs am späten Nachmittag und dann langsam aber stetig früher, manchmal schon 11 Uhr vormittags. Gelegentlich hab ich dem nachgegeben und bin früher in den Feierabend, hab mir daheim erst mal ein Bier geöffnet und zu Hause weitergearbeitet und parallel getrunken. Natürlich mit einem schlechten Gewissen.
In dieser Zeit hab ich mich auch immer mehr zurückgezogen, bin nicht mehr gern raus, und oft nur abends zum Einkaufen. Auch ist es mir langsam peinlich geworden das Pfand wegzubringen und schon wieder ein neues Sixer zu kaufen und mich generell minderwertig Gefühlt, ich mochte kaum noch jemanden in die Augen sehen. Das hat alles angefangen spürbar auf die Psyche zu schlagen. Das, das alles schon nicht mehr Gesund ist wurde mir da erst richtig bewusst. Das Einsehen, dass ich wirklich Alkoholkrank bin, ist etwa vor einem halben Jahr durch Selbsterkenntnis gekommen, da es einfach keine Ausreden mehr gab.
Dem Alkohol zu entkommen habe ich anfangs durch Trinkstrategien versucht. Anfangs durch weniger trinken. z.B. nur am WE oder nur noch jeden zweiten Tag. Das einzige was passiert ist das ich dann deutlich mehr Getrunken habe wenn ich trinken durfte. Nach einigen Wochen hatte ich genug experimentiert und wusste, dass es nur ganz ohne Alk gehen kann!
Meine Strategie endgültig aufzuhören bestand darin am ersten Tag 4 Bier zu Trinken, dann 3, 2, 1. Daraus wurden am dritten Tag 2 Flaschen Wein + 4 Bier (Noch ein letzter Beweis der wohl nötig war). Seit dem 29.10.11 bin ich trocken. Also jetzt 8 Tage und schon sehr glücklich das ich es endlich durchgezogen habe.
Ein erstes Resümee der ersten Tage traue ich schon mal zu ziehen: - gehe wieder gerne tagsüber raus - fühl mich wohler und vor allem nicht überspannt - Geocaching als neues Hobby das wunderbar mit meinen übrigen Interessen harmoniert (Rätsel lösen, programmieren, Natur, Wald, Wildtiere und radeln) - wieder Radfahren seit über einem Jahr
Ich möchte zum Thema Entgiftung noch einen Ratschlag loswerden da ich hier Fehler gemacht habe, gerade weil ich das Thema nicht ernst genommen habe bzw. dachte dass ich nix schlimmes bekommen würde: Anfangs war alle gut, außer das ich dauern an Alkohol gedacht habe .Am dritten Tag hab ich dann gelesen das die meisten zwischen dem zweiten und dritten Tag in Delir fallen und schon habe ich stundenlang Panik bekommen das mir das jetzt auch passiert. An Tag fünf hatte ich Angst dass ich ein Krampfanfall bekommen könnte, weil irgendwo wo was gezuckt hat. Ich bin nach Stunden zum Arzt der mich erst beruhigen konnte indem er mir sagte, dass ich nichts gefährliches mehr zu erwarten habe. Er hat mir aber auch erklärt, dass das bereits körperliche Symptome sind, da die Chemie da oben gerade ganzschön durcheinander ist. Soviel zum Thema Selbsteinschätzung.
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
die Eingangsgeschichte hat wohl jeder hier irgenwie mitgemacht.Aber du erzählst den Rest so unbekümmert und mit einer Lockerheit als wenn es das natürlichste auf der Welt wär.So mal schnell trocken werden abhaken und zum nächsten Thema gehen. Aber so einfach ist das nicht, mal schnell so eine Krankheit auskurieren wie eine Grippe. Du kannst mal in einem Jahr hier im Board berichten wie es verlaufen ist. Ich wünsche es dir das du durchhälst,aber einfach wird es nicht werden. Gehst du in eine SB oder Gruppe oder wie hälst du deine jetzige Trockenheit aufrecht ?
Gruß Hüftl
LG Frank
Die Kraft des Geistes ist grenzenlos, die Kraft der Muskeln ist begrenzt.
in deinem alter war meine 1.langzeit von 3en, dann kamen noch zahlreiche entgiftungen, und kurztherapien dazu. mit 28 hielt ich andere verrückt, die mir sagten ich könne nicht mehr normal trinken. gut daß du jetzt schon erkennst,welches spiel da vorgeht. nicht verrückt machen,wenn am anfang nicht so alles klappt wie du es willst. der alk ist trügerisch,er wird immer wieder bei dir anklopfen,verlass dich drauf such dir anschluß,ohne gruppe halten nicht viel durch.
Hi, aber ist es nicht ein positiver Weg , dass sich heutzutage schon Leute mit 28 Gedanken darüber machen . Zu meiner Zeit paar Jahre zurück war das fast noch undenkbar . Ciao Zwi
Gut das Du es angehst, nur vielleicht solltest Du das nicht ganz alleine durchziehen. Schau Dich mal nach einer Selbsthilfegruppe um, es kann gut tun, mit Menschen zu reden die das gleiche erlebt haben.
Ich bin am 28. Oktober 1999 mit 27 Jahren in die Abstinenz gestartet. Deine Daten könnten also ein ganz gutes Ohmen sein, was den Erfolg angeht
Die richtigen Entscheidungen wünsche ich Dir
Uta
@Zwitscherer: eine gute Freundin von mir ist jetzt 59 und seit über 30 Jahren trocken. Also gabs das früher wohl genauso wie heute....
"Großer Gott, laß meine Seele zur Reife kommen, ehe sie geerntet wird!"Selma Lagerlöf
Willkommen auch von mir. Deine Geschichte könnte die meine sein, nur dass ich noch ein wenig weitergemacht habe, nachdem die ersten körperlichen Symptome kamen. Es ging zwar nicht stetig bergab, es ging immer wieder mal etwas besser und dann wieder Totalabstürze. Lass dir einfach sagen, dass die Sucht von alleine nicht besser wird und du weiterhin am Ball bleiben musst. Und bitte keine kalten Entzüge mehr! Ich war auch so drauf und dachte immer, ich krieg das schon wieder hin. So in den letzten Monaten kamen Angstzustände dazu, völlige Schlaflosigkeit und ich nahm nicht mehr alles richtig war, was so um mich rum abging. Ja, die Chemie in der Suchtbirne. Genau das ist es, was dir immer wieder mal andere "Überraschungen" beschert. Es ist ein Elend. Lebe seit zwei Jahren trocken und es war exakt am heutigen Tag 2009, als ich völlig konfus und desorientiert mit dem Krankenwagen zur Entgiftung gebracht wurde. Stell dir vor, ich war nüchtern. Und genau das war damals mein Problem.
Heute bin ich auch nüchtern und heute ist es kein Problem.
ein herzliches und dickes Danke an Euch für die guten Tipps ,motivierenden und mahnenden Worte und die Aufnahme hier. Heute Nachmittag war ich zum ersten Mal in einer Selbsthilfegruppe, nachdem ich gestern dort angerufen hatte und gefragt hatte ob man einfach vorebeikommen kann. Ob ich wirklich hingehe wusste ich selbst den ganzen Tag nicht, und als ich dort war hatte ich schon wieder Zweifel ob ich mich traue. Auf jeden Fall war der Besuch heute vielleicht der wichtigste Schritt bisher. Zum ersten mal ganz unbefangen erzählen und zuhören, ist befreiend und aufwühlend zugleich. Vermutlich ist das ist ein gutes Zeichen, denn es bewirkt offenbar etwas. Im Moment möchte ich das heutige aber erst mal sacken lassen.
Hmm ich habe mit Ende 29 Jahren dass erste Mal gedacht"...du hast wohl irgendwie ein Problem mit dem Umgang mit Alkohol" Ich habe das sofort wieder verdrängt und es sollten noch etliche Jahre und viel Leid ins Land gehen bevor mir wirklich klar wurde das ich Alkoholiker bin...leider! Ich habe Respekt, wenn man so viel früher, immerhin fast 10 Jahre, die Einsicht erlangt, aber vor allem freue ich mich für Dich, dass Du, potentiell, so viele glückliche und selbstbestimmte Jahre vor Dir hast!
Hallo Bergi da hast du dir aber ein schönes Datum zum Trockenwerden rausgesucht: meinen Geburtstag. Ich habs jetzt 6 Monate geschafft und ausgerechnet an meinem Geburtstag eine Schokotorte (diese Kastenformen - Kekse mit kalter Schokomasse) geschenkt bekommen, die mit einer gewaltigen Portion Brandy verarbeitet worden war. Ich habs gar nicht sofort gemerkt, mich aber schlaugemacht und anschließend gründlich über mich selbst geärgert, dass ich ein Stück gegessen habe., hat mir aber ansonsten nicht geschadet. Aus meiner (leider geringen) Erfahrung kann ich dir nur sagen, dass mir die AA-Gruppe sehr viel gebracht hat (mittlerweilen habe ich per PC und Tel. Kontakt)und die Mitgliedschaft hier im SN-Forum für mich enorm wichtig ist. Ich wünsch dir auf deinem Weg gutes Gelingen,
herzlich Willkommen Galini
Wer ein WOFÜR im Leben hat der kann fast jedes WIE ertragen....
vor deinem halben Trockenheit Jahr hab ich schon mal ganz viel Respekt Und vor allem bleib dran, es ist doch immer schön wenn man sowas liest. Ratschläge habe ich natürlich auch noch keine parat, dafür bin ich iwie noch viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt. Aber die AA-Gruppe von gestern bringt glaub wirklich was, warum es so ist weiß ich nicht, aber man muss ja auch nicht alles verstehen