nun bin auch ich nach langer Eierei – wie Ihr es oft beschrieben habt – hier bei Euch gelandet. „Butter bei die Fische“ – auch oft hier still mit gelesen – das habe ich nun getan.
Habe letzten Donnerstag einen Termin bei der Suchtberatung der Caritas gemacht, bin am Freitag zu meiner Hausärztin gegangen, habe ihr von meinem Alkoholproblem erzählt, darüber, dass ich bereits Entzugserscheinungen habe und nur noch trinke, damit ich noch funktioniere.
Meine Ärztin hat sensationell super reagiert, - sie meinte, sie sieht wie groß meine Verzweiflung aber auch wie groß meine Stärke ist, hat gesagt, ich könne mir auf die Schulter klopfen für diesen mutigen Schritt. Als sie noch hörte, dass der Termin bei der Suchtberatung schon steht, hat sie gelächelt und mir gesagt, dass sie mich in jeder Hinsicht unterstützen wird.
Sie gab mir zwei Tabletten 5 mg Diazepam mit, damit ich die Nächte gut überstehe, - mit der Option, mit Ihr in Verbindung zu bleiben. Sie schrieb mich bis einschl. Dienstag krank mit der Option, mich jeden Tag bei ihr sehen zu lassen.
Freitag mittag trank ich mein letztes Glas Wein. Abends nahm ich eine Diazepam und konnte einigermaßen gut schlafen. Auf meinen Wunsch wurde am Montag ein Blutbild gemacht, und ich ließ auf eigene Kosten so schnell wie möglich meinen Gamma-Gt ermitteln, der am Dienstag morgen bereits vorlag. Nun ja – er lag etwas über 200 – die anderen beiden Werte waren auch leicht erhöht. Ich musste das einfach für mich wissen.
Die zweite Tablette nahm ich Samstag abend, nachdem ich den ganzen Tag gut ohne Alk überstanden hatte. Am Sonntag (auch alkoholfrei) konnte ich schon ohne Hilfsmittel schlafen – der beste Schlaf, den ich seit zwei Jahren hatte. So konnte ich gestern nach fünf alkoholfreien Tagen ausgeruht zur Suchtberatung gehen.
War ein sehr gutes Gespräch. Die Frau bei der Suchtberatung riet mir zu einer ambulanten Therapie, da ich einen Vollzeitjob habe, den ich nicht weiter gefährden möchte, denn Fehltage hatte ich schon genug.
So – jetzt gilt es, den Antragswust auszufüllen und abzuwarten, dass die Therapie genehmigt wird. Vorher muss ich noch ein paar Gespräche mit der Suchtexpertin führen – habe zwischenzeitlich auch die Möglichkeit, in eine öffentliche SHG zu gehen, um die Zeit bis zur Therapie für mich abzusichern.
Was soll ich sagen? Ich bin total erleichtert, diesen Schritt getan zu haben, fühle mich von Tag zu Tag besser, habe auch Unterstützung durch meinen Mann, der seinen eigenen Alkoholkonsum sogleich (zumindest unter der Woche) eingestellt hat.
Muss dazu sagen, wir beide haben uns abends zum Essen immer eine Flasche Wein geteilt. Er hatte keine Ahnung, dass ich meist schon vorgeglüht hatte und zuletzt auch nachts aufstand, um gegen meine Entzugserscheinungen anzutrinken. Mein Konsum lag täglich zwischen einer und zwei Flaschen Wein – zuletzt über den Tag verteilt, rund um die Uhr (Spiegeltrinken). Von daher bin ich selbst überrascht, wie glimpflich ich die ersten Tage des Entzuges überstanden habe.
So what – ich will nie wieder zurück in die Spirale des Elends und möchte mich zur Unterstützung in Zukunft auch gern mit Euch austauschen. Denn der Weg, den ich nun gegangen bin, den habe ich hier bei Euch erlesen – verstanden, begriffen und für mich umsetzen können. Deshalb möchte ich Euch vorab ein fettes Danke sagen, für den Mut, den ich durch das Mitlesen hier für mich sammeln konnte. Es wird noch ein langer Weg - aber ich weiß, es wird ein guter Weg.
LG Vigeo
Gehe Wege, die du noch nicht gegangen bist, damit du Spuren hinterlässt!
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
Oh - so schnell habe ich Antworten - danke Euch. Meine Geschichte ist natürlich eine lange - was sich gerade nach Bilderbuch liest ist das letzte Kapitel einer problembeladenen Leidenszeit, von der ich gern im Laufe der Zeit hier berichten werde.
Aber das ist mir für den Anfang noch zuviel.
Bin froh, hier zu sein.
LG Vigeo
Gehe Wege, die du noch nicht gegangen bist, damit du Spuren hinterlässt!
ambulante therapie? kann sein das es da verschiedene varieationen gibt.
meine ambulante therapie war eine nachsorge gruppe. alle anderen hatten vorher , eine richtige therapie gemacht.
das heist es war eine gut geleitete shg-std mit einem zusätzlichen einzelgespräch im monat.
mir hat es nach anfangsschwierigkeiten trotzdem gefallen. warum anfangsschwierigkeiten:
weil ich ja eh in eine shg ging,und ich erst nicht verstand was da jetzt anders war.
schade ist auch das so eine therapie, nach 3 maligen fehlen hinfällig wird. das heist:
3 mal hintereinander nicht kommen, egal aus welchen grund, (selbst ärztliche atteste,kh-aufenhalt ect) zählen nicht. da muss dann alles beim rententräger neu beantragt werden.
zum erstenmal habe ich aber in der ambulanten, live gesehn, wie hoch die rückfallquote ist. war sehr lehrreich.
du hast oft gefehlt? dann kommt es auch nicht mehr darauf an, das du jetzt evt eine richtige thera machst.
hab ich mich auch vor gewehrt. das bereue ich jetzt.
probier es halt aus mit der ambulanten, einzelgespräche bekommst du aber bei der suchtberaterin auch. und eine shg zusätzlich ist auf jedenfall auch angebracht.
musst mal richtig darüber nachdenken, saufen aufhöhren wollen, und dann ind der woche mal gerade 1,5 oder 2 std um über alkohol zu reden.
die symptome werden da nicht ergründet in den thera std. ob da evt viel psychosymatic mit hintersteckt usw.
jedenfalls nicht sofort, das alles stellt sich dann erst wieder in einzelgesprächen raus. ich würde erst noch ein paar einzelgespräche mit der suchtberaterin führen(wenn sie dir zusagt) und dann nochmal entscheiden
[ Editiert von pueblo am 21.06.12 9:44 ]
___________________________________________________ muss es immer erst zappenduster werden,bevor uns ein licht aufgeht
"meine ambulante therapie war eine nachsorge gruppe. alle anderen hatten vorher , eine richtige therapie gemacht."
Ich selbst habe auch eine ambulante Therapie gemacht. Ich glaube nicht, dass du Angst haben mußt, das wäre keine richtige Therapie. Oft wird sogar berichtet, dass die ambulante Therapie anstrengender ist als eine stationäre, weil man ja "nebenher" noch den Alltag bewältigen muss.
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
soweit ich das verstanden habe setzt sich die ambulante Therapie aus zweimal die Woche Einzeltherapie und einmal die Woche Gruppentherapie (Gruppentherapie 3,25 Stunden + zwei Therapeutinnen)über einen Gesamtzeitraum von einem Dreivierteljahr zusammen. Danach kann auch nachsorgemäßig verlängert werden. Hoffe, ich gebe das jetzt richtig wieder, kann auch sein, dass ich das noch nicht richtig verstanden habe. Im einzelnen muss ich noch vieles nachfragen - war ja gestern erst das erste Gespräch, und ich war natürlich sehr aufgeregt und erst einmal froh darüber, mein Problem an die richtige Stelle gebracht zu haben.
Mein Job ist mir schon sehr wichtig, es ist mir auch sehr wichtig, in meinem sozialen Umfeld zu bleiben. Ich habe eine Freundin, die ich eingeweiht habe, ich habe meinen Vereins-Laufsport, der mir sehr wichtig ist. Und meine Ärztin meinte, dass ich auf jeden Fall das Laufen wieder intensivieren sollte - das wurde in den letzten Wochen aufgrund meiner körperlichen Verfassung nämlich sträflich von mir vernachlässigt.
Zur ambulanten Therapie sind es von meinem Wohnort aus 6 km, ein Parkplatz ist in der Nähe - besser geht nicht. Die Fahrtkosten werden zudem erstattet.
Im Moment spricht für mich alles für eine ambulante Therapie, auch damit ich die für mich erlernten Dinge auch zeitnah, lebensnah für mich umsetzen kann. Im Moment kann ich mir aber noch gar nicht vorstellen, was überhaupt in so einer Therapie abgeht, ich lasse es auf mich zukommen. Bin erstmal stolz wie Bolle, dass ich hier den sechsten Tag ohne Alk frisch und ausgeruht in meinem Büro sitze. Das reicht mir fürs erste.
LG Vigeo
Gehe Wege, die du noch nicht gegangen bist, damit du Spuren hinterlässt!
das habe ich vorher auch so gehöhrt. war bei mir aber nicht der fall, ich fand es ja auch trotzdem gut da.
aber halt nicht gross anders, als in einer guten shg. anstrengend: waren die einzelgespräche,oder wenn einer mal ein thema hatte,oder sich zum thema gemacht hat, aber sonst?
ich wolllte damit ja auch nur sagen das eine vollzeit therapie,bestimmt besser ist. in die ambulante kommt man ja hinterher trotzdem noch zusätzlich
___________________________________________________ muss es immer erst zappenduster werden,bevor uns ein licht aufgeht