16 ist ganz schön viel, habe ich das Gefühl. 16 Jahre lang keinen Alkohol getrunken - fühlt sich gut an, fühlt sich normal an.
Wenn ich mich mit meinen Kollegen unterhalte, die jung sind und zu allem irgendwie Alkohol zu brauchen scheinen - zum singen, zum feiern, zum Probleme wälzen und runterspülen - ich weiß immer gar nicht so richtig, wovon sie reden. Weil es für mich so normal ist, ohne Alk zu singen, mich ohne Alk zum Obst zu machen, meine Probleme zu lösen und nicht mit Alk zu konservieren. Normal geworden im Laufe der letzten 16 Jahre.
Find ich super, dass ich das nicht mehr brauche. Wenn der Gedanke an Alk kommt, z.B. neulich, alks wir erfuhren, dasss der Hals vom Junior wohl noch einmal operiert werden muss. Wieder Lebensgefahr bestehen wird, während der OP - da dachte ich nur - gut, dass ich nicht mehr trinke. Ich wäre dem allen nicht gewachsen gewesen.
Gleichzeitig mit meinem Trockengeburtstag hat mein Junior Geburtstag. Gleich wirds also turbulent hier im Haus. & wird er - ganz große Sache! Pünktlich zu meinem 10. Trockentag ist er geschlüpft - wie als Zeichen, dass es doch Geschenke gibt. Ganz wunderbare. Leben - das größte Geschenk überhaupt.
Immer mal wieder überkommt mich eine riesige Welle der Dankbarkeit für dieses Geschenk.
Gar nicht mal so übel - dieses ICH, dieses Leben.
"Großer Gott, laß meine Seele zur Reife kommen, ehe sie geerntet wird!"Selma Lagerlöf
ZitatWenn ich mich mit meinen Kollegen unterhalte, die jung sind und zu allem irgendwie Alkohol zu brauchen scheinen - zum singen, zum feiern, zum Probleme wälzen und runterspülen - ich weiß immer gar nicht so richtig, wovon sie reden. Weil es für mich so normal ist, ohne Alk zu singen, mich ohne Alk zum Obst zu machen, meine Probleme zu lösen und nicht mit Alk zu konservieren. Normal geworden im Laufe der letzten 16 Jahre.
Finde ich jetzt total beeindruckend, insbesondere dass du gar nicht so richtig weißt, wovon sie reden...
Ich schreibe jetzt mal genau dazu was, nach wiederrum frischen 1 1/2 Jahren Cleanheit.
Junge Menschen wollen abends fortgehen, Spaß haben und trinken. Bei den meisten steht ja der Spaßfaktor im Vordergrund und nur wenige bleiben auf der Strecke. Trinkerfahrungen zu sammeln ist bei Jugendlichen ja auch ein Teil der Entwicklung.
Was ich jetzt schreibe klingt vielleicht ein wenig vermessen, aber ich schreibs trotzdem mal. Wir haben eine Kollegin, die ist voller Selbstzweifel, geht nicht raus, gönnt sich gar nichts im Leben, ist käseweiß und ich glaube, die hat noch nie Alkohol getrunken. Wir anderen sagen öfter mal, die braucht mal nen ordentlichen Rausch um ihren furchtbaren Kontrollzwang zu überwinden. Da muss ich immer schmunzeln, aber so daneben ist der Gedanke nicht.
Jetzt mal noch kurz zu mir selbst. Ich bin ja noch nicht wirklich lang vom Stoff weg und mir ist durchaus bewusst, dass ich nicht trinke und keine Drogen nehme, weil ich suchtkrank bin. Wäre ich das nicht, hätte ich keinen Leidensdruck erlebt, hätte kein Wissen zum Thema und würde wie viele andere ab und zu trinken, aber ohne den Alkohol wirklich zu brauchen.
Ich find's großartig, liebe Uta. Sechzehn da will ich auch mal hin. Du hast ja schon so einiges gestemmt ohne Alk - aber nie wahrnehmbar gewackelt. Bin schon fast verwundert, dass auch Dir manchmal noch ein Gedanke an Alk kommt...
Alles Gute für die nächsten sechzehn!
----------------------------------------------- when in doubt: go to the water and swim
Zitat von Lauralisja im Beitrag #116 ist ganz schön viel, habe ich das Gefühl. 16 Jahre lang keinen Alkohol getrunken - fühlt sich gut an, fühlt sich normal an. (...) Immer mal wieder überkommt mich eine riesige Welle der Dankbarkeit für dieses Geschenk.
Gar nicht mal so übel - dieses ICH, dieses Leben.
Hallo Uta,
das "ist ganz schön viel", Gratulation!
Das Gefühl der Normalität kenne ich auch, hat sich aber erst mit der Zeit gefunden. Und das Geschenk hast du nicht bekommen, sondern dir selbst gemacht.
Alles Gute für weitere zufrieden-trockene Jahre wünscht
crenzy Nä. Mai volljährig . . .
Die Ewigkeit dauert lange, besonders gegen Ende (Woody Allen)
find ich schön, das Du die heutige Situation nicht als selbstverständlich siehst, sondern die Selbstverständlichkeit des trockenen Handelns immer noch als Geschenk siehst.
Eine weiterhin zufriedene Lebensführung ohne Suchtmittel gewünscht - - und dass dein Junior bald in ruhigere Fahrwasser kommt.
@newlife - ich kann gar nicht sagen, ob ich sonst getrunken hätte oder nicht. Ich habe von Anfang an, ab dem ersten Schluck, nicht aufhören können. Mir fehlt also komplett die Erfahrung, wie das so ist, mit dem ab und zu und gepflegt.
@sole - Glück hatte/habe ich wohl eine Menge. Als ich nach schlimmer Rumeierei zur Entgiftung bin, war irgendwie klar, dass ich das jetzt anders machen werde. Anfangs hatte ich Saufdruck - allerdings weil ich mich nicht aushalten wollte/konnte. Weil ich gern Urlaub von mir selbst haben wollte, nicht, weil ich trinken wollte. Als ich das klar hatte, hatte ich auch keinen Saufdruck mehr. Leicht war das alles nicht, aber nicht wegen dem Saufdruck.
"Großer Gott, laß meine Seele zur Reife kommen, ehe sie geerntet wird!"Selma Lagerlöf
war bei mir ganz ähnlich. Ich kann absolut nicht mehr aufhören und in früheren Jahren war es auch schon so, nur mit dem Unterschied dass ich mit Anstrengung dass noch unterbinden konnte, was später nicht mehr ging.
Nur ist das ja bei den meisten Gelegenheitstrinkenden nicht der Fall, da gehörts eben manchmal dazu und manchmal auch ein bisschen mehr. Verharmlosen tue ich es nicht, nur relativiert sich das Gesaufe bei den Jüngeren im gesetzteren Alter ja wieder, wenn Familie und Job einfach mehr Zeit in Anspruch nehmen und sich dadurch das Verantwortungsbewusstsein weiterentwickelt hat.