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Saufnix  
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Dieses Thema hat 58 Antworten
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 Ganz, ganz viele Fragen
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Almost_happy Offline



Beiträge: 21

02.01.2019 18:47
Neu hier und eine wichtige Frage an Bord ;-) Zitat · Antworten

Hallo,
ich will mich kurz vorstellen
bin (w) 47 Jahre alt und habe 3 Kinder im Alter von fast 11, 20 und 22 Jahren wobei der jüngste noch bei mir lebt.
Ich mach mal ein schnell Durchlauf meines Lebens mit Alkohol
Ich glaube so vor 16 Jahren hat es begonnen, hab mich von meinem Mann getrennt und der nächste Partner hatte eine Flasche Wein auf dem Tisch!
Der war schon voll drin in der Materie, und ich Naivling hatte keine Ahnung was auf mich zukommt
7 Jahre heiteres trinken war angesagt und wir sind anfangs nie unter 2 Flaschen ins Bett, zum Ende waren es bestimmt 5 Flaschen Wein . Dann Trennung und kein Alkohol mehr.
Ich lernte fix jemanden kennen und bekam meinen letzten Sohn, ca 2 Jahre trank ich keinen Alkohol!
Auch hier trennte ich mich und fing wieder an zu trinken....
erst nur Bier, später dann Wein.
Harte Sachen hab ich selten getrunken. Wie das so ist lernt man Menschen kennen die ähnlich sind, und wenn es nur der Alkohol ist der verbindet
aber dessen war ich mir noch nicht so bewusst, auch wenn ich permanent Alkohol vor meinen Partner weggeschüttet hab. Ich wollte das nicht.
Ich glaube 2014 war es.... bis dahin trank ich ca ein Sixpack Bier fast täglich.... dann lernte ich jemanden kennen, und mein Schicksal war besiegelt
Er trank und rauchte seine Dinger, wir waren fast jedes WE unterwegs und konsumierten Unmengen an Alkohol, somit trank ich auch Vodka E und Kurze und was nicht noch alles rein passte.
Nach 2 Jahren hab ich auch hier wieder die Handbremse gezogen, bin nicht mehr mitgegangen, hab Ihn morgens betrunken irgendwo abgeholt und mir zur Ablenkung ein Hund angeschafft!
Nach diesem harten Kram merkte ich schnell das was nicht stimmt mit mir.... ich wollte immer trinken und hab es sogar heimlich versucht
Mir ist klar das ich Alkoholiker bin wenn ich anfange, finde ich kein Ende. UND DAS ALS MUTTI !!!
Ich schäme mich vor meinem Sohn und doch kann ich es nicht lassen.
Ich bin zu 99 % gut drauf, hab eine tolle Arbeit, wohne auf dem Land (zum Glück sind es 12 KM zum nächsten Laden) und bin überwiegend glücklich
Nun meine echt wichtige Frage, weil ich den kalten Entzug nicht verstehe????????
Ich habe gegoogelt und verstehe es nicht
Im Februar 2018 lernte ich jemanden kennen, der trocken ist!!!
Ich trank 3 Monate nichts, ohne irgendwas zu haben? (mein Stand war 2 FL Wein und mehr ) wie kann das sein?
Ich weiß das ich ein Problem hab, kann aber noch nicht zum Arzt oder zu den AA

2019 wird mein Jahr, das weiß ich
Nach 3 Jahren und zig versuchen mich anzumelden, bin ich endlich da vllt braucht alles seine Zeit.
aber ich such mich hier seid 3 Jahren im Forum durch (immer nur sporadisch) nach positiven Dingen... würde mich freuen mal eine Zusammenfassung zu lesen
Ich hab gar keine Vorstellung mehr davon zu wissen wie es werden könnte, ohne Alkohol

Seid bitte nicht zu Hart zu mir, wenn ich es nicht hinbekomme, könnte ich mir vorstellen mich meinem Hausarzt anzuvertrauen.

FRAGE: Warum geht es 3 Monate ohne Entzugserscheinungen??? Kann ich es nochmal angehen?
Und ich mach mich selbst verrückt, weil ich Angst hab... obwohl ich weiß das ich es schaffen kann
Und bitte, geht vorsichtig mit mir um, ich weiß das der Glaube Berge versetzen kann das erlebe ich täglich

In Liebe Almost_happy


Ulli Q Offline



Beiträge: 1.884

02.01.2019 19:47
#2 RE: Neu hier und eine wichtige Frage an Bord ;-) Zitat · Antworten

Hallo und herzlich Willkommen! Auf deine Frage, ob der kalte Entzug nochmal gut geht, kann ich dir keine Antwort geben, da gibt es im Forum Menschen, die besser Bescheid wissen.
Meine Kurzversion: Heute vor 8 Jahren habe ich das erste Glas stehen gelassen. Ohne Therapie und - außer diesem Forum hier - ohne fremde Unterstützung. Zunächst war das ein täglicher Kampf. Die große Erleichterung stellt sich mit der Zeit ein, genauso wie die Selbstverständlichkeit, keinen Alkohol zu trinken.
Den ersten guten Schritt hast du gemacht, indem du dich hier angemeldet hast. Das Lesen der Geschichten hier hat mir sehr geholfen.

Ich wünsche dir, dass dein Vorhaben gelingen möge und 2019 dein (trockenes) Jahr wird
Ulli

Jeder Anfang beendet. (M. Jung)


Almost_happy Offline



Beiträge: 21

02.01.2019 19:52
#3 RE: Neu hier und eine wichtige Frage an Bord ;-) Zitat · Antworten

Danke Ulli
Ich weiß das ich es schaffen kann,
dieses mal bin ich bereit.
Danke


Susanne Offline



Beiträge: 368

02.01.2019 21:07
#4 RE: Neu hier und eine wichtige Frage an Bord ;-) Zitat · Antworten

Hallo Du nahezu Glückliche,

schön, dass Du Dich nach drei Jahren nun angemeldet hast, wurde ja auch Zeit ;-)

Wenn Du seit 16 Jahren trinkst und ab Februar 2018 für drei Monate von jetzt auf gleich ohne Entzugserscheinungen zu haben, eine Trinkpause einlegen konntest, ist das doch schon einmal bemerkenswert. Dass Du Dich noch allein vom Stoff trennen konntest. Ob das diesmal wieder so gelingen kann, musst Du selber entscheiden und mit aller Dir verfügbaren Selbstliebe Hilfe holen, wenn das Abenteuer gefährlich werden könnte.

So ganz subjektiv gesehen glaube ich, dass man den Blumenpott für ein besseres Leben nicht damit gewinnt, dass man mit dem Trinken aufhört, sondern indem man nicht wieder anfängt. Weißt Du noch, aus welchem Anlass heraus Du nach den drei Monaten wieder angefangen hast?

Die Motivation dazu muss allerdings aus jedem selber kommen. Klar könnte ich Dir jetzt aufzählen, was alles besser wird. Du schreibst: "Ich hab gar keine Vorstellung mehr davon zu wissen wie es werden könnte, ohne Alkohol". Nun, zumindest einen wichtigen Grund nennst Du ja selber: Deinen Sohn. Du wirst auch (noch ;-) besser aussehen, Dein Leben wird viel weniger anstrengend, Du hast ein bisschen Geld übrig, etc..
Es ist bestimmt von Vorteil, wenn Du selber verschärft nachdenkst, warum genau Du mit dem Trinken aufhören willst. Das, was Dein Inneres berührt und für Dich individuell ganz, ganz wichtig ist. Das hilft dann auch in Momenten, in denen der gute Vorsatz etwas kränkelt.

Für mich das Wichtigste war: Nicht mehr abgängig zu sein und die permanente Selbstschädigung zu beenden.

Freiheit.

Ich will jetzt auch nicht hart sein und vorsichtig mit Dir umgehen, wie Du Dir das wünschst (auch wenn vermutlich einige der alten Haudegen jetzt innerlich aufstöhnen und darauf hinweisen möchten, dass noch niemand jemals trockengestreichelt wurde), möchte aber doch anmerken, dass mir aufgefallen ist, dass Du Deinen Konsum ( bzw. auch den kurzen letztjährigen Nichtkonsum) immer wieder in Bezug zu einem bzw. zu verschiedenen Männern setzt. Ob Du trinkst, was und wieviel bestimmst aber Du allein. Oder? Nicht, dass Du mit 60 dann mit `nem ganzen Rudel Hunde Gassi gehst...

Ich drücke Dir die Daumen und hoffe, dass das Jahr 2019 für Dich einen Neubeginn darstellen wird.
Wie sah es heute damit aus?

Viel Erfolg,
viele Grüße
Susanne

-----------------------------------------
Optimismus ist, bei Gewitter auf dem höchsten Berg
in einer Kupferrüstung zu stehen und »Scheiß Götter!« zu rufen.
(Terry Pratchett)


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grufti Offline




Beiträge: 3.769

02.01.2019 21:18
#5 RE: Neu hier und eine wichtige Frage an Bord ;-) Zitat · Antworten

Hallo Almost_happy,

herzlich willkommen hier!

Deine Geschichte ähnelt so vielen anderen, die sich hier anmelden und (fast) alle schreiben in ihrem ersten Post einen Satz...

"...kann aber noch nicht zum Arzt oder zu den AA"

Offensichtlich versuchst du ja seit mindestens drei Jahren vom Alkohol wegzukommen. Normalerweise dauert es nicht drei jahre mit der Anmeldung hier, aber wie auch immer, gut dass du jetzt hier bist!

Du schreibst "2019 wird mein Jahr"

Ich habe mir auch viele Jahre vorgenommen, dieses Jahr kommst du vom Alk los und trinkst nicht mehr so viel, aber geklappt hat es nie. Das liegt daran, dass nur "nicht Trinken" in den allerwenigsten Fällen funktioniert. Normalerweise entwickelt man eine Alkoholsucht, weil man den Alkohol als Mittel einsetzt, um irgendwelche persönlichen Defizite auszugleichen.

Beispiele:
Der eine trinkt sich etwas Mut an um seine Schüchternheit zu überwinden, wenn er ein Mädchen ansprechen will.
Der andere tut sich um Beruf schwer mit dem Neinsagen und trinkt sich am Abend den Frust weg, das fällt dann unter den Begriff "wohlverdientes Feierabend-Bier".

Bei mir war es jedenfalls so, dass ich erst, nachdem ich bereit war, eine Therapie zu machen (und diese auch gemacht habe) dauerhaft und zufrieden vom Alkohol weggekommen bin.

Zu deiner Frage mit dem kalten Entzug:

Ich habe gefühlt hunderte kalte Entzüge gemacht, die meisten in den letzten beiden nassen Jahren, weil ich da mit letzter Kraft gekämpft habe und immer wieder Trinkpausen eingelegt habe.
Ich hatte außer den üblichen Entzugserscheinungen mit Zittern, Trockenkotzen etc. keine größeren Probleme. Nach 12 Jahren Selbsthilfegruppe, in der wir immer wieder Besuch von Entgiftungs-Patienten einer nahe gelegenen Suchtklinik haben, weiß ich aber auch, dass ich viel Glück gehabt habe. Manche bekommen in den ersten Tagen ohne Alkohol unvermittelt Krampfanfälle, die einem epileptischen Anfall ähneln. Im besten Fall trägst du keine Folgeschäden davon, im weniger guten Fällen beisst du dir die Zunge während des Anfalls ab, und in schlechten Fällen fällst du z.B. vom Bahnsteig auf das Bahngleis oder du fährst mit dem Auto gegen einen Baum, je nachdem, wo dich der Anfall gerade erwischt. Manche kriegen auch ein Delir und sehen dann komische Viecher an der Wand rumkrabbeln...

Kurz und gut: Die erfolgversprechenste Vorgehensweise ist, du gehst zum Hausarzt und von dort weiter zur Entgiftung, und anschliessend machst du eine Therapie, ambulant oder stationär, es gibt viele Möglichkeiten, dir zu helfen.

Wahrscheinlich wolltest du sowas jetzt gar nicht lesen. Du brauchst vieleicht noch etwas Zeit, bis du wirklich bereit bist, dich für immer vom Alkohol zu lösen.

Du schreibst "...UND DAS ALS MUTTI !!!"

Ich muss bis an mein Lebensende damit leben, dass meine Kinder mit einem trinkenden Vater groß werden mußten. Du hast das gleiche Problem und ich kann dir nur sagen: Jeder Tag, den du früher aufhörst zu trinken, wird sich schon vor diesem Aspekt lohnen.

Ich wünsche dir einen guten Austausch hier und dass 2019 tatsächlich dein Jahr wird!

Liebe Grüße vom Grufti!
Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)


Virgil Hilts Offline




Beiträge: 247

03.01.2019 09:11
#6 RE: Neu hier und eine wichtige Frage an Bord ;-) Zitat · Antworten

Herzlich willkommen Almost_happy,

2019 wird auch mein Jahr, Vorsätze sind ja schon mal gut. Zu den Entzugserscheinungen kann ich dir nur sagen, man kann sie haben, muß aber nicht. Warum das so ist wird dir vermutlich nicht mal ein Mediziner sagen können. Wenn du Angst davor hast (berechtigt) aber keine Entgiftung machen willst, solltest du zumindest einen Arzt zu Rate ziehen, der sich auskennt(!!!) und dir ein Medikament gegen Krampfanfälle verschreibt. Dann ist zumindest das Risiko weg. Alle anderen Medis würde ich nur unter Aufsicht in einer Klinik empfehlen.

Ich konnte mich an eine Zeit ohne Alk auch kaum erinnern, ich bin jetzt seit über einem Jahr trocken und du kannst einfach nur gewinnen...Lebensqualität, Leistungsfähigkeit, Ausgeglichenheit, Geld was nicht für Sprit drauf geht, etc. Klar gibt es auch quälende Augenblicke, die hatte ich zumindest zum Glück recht selten und inzwischen kaum noch.

Wie man seinen abstinenten Weg geht, muß wohl jeder für sich entscheiden. Mir hat sehr geholfen, mich nicht abzuschotten, weiter Feiern zu besuchen aber naürlich auch meine SHG und die vorherige Therapie.

Die ersten Schritte hast du gemacht, packs jetzt richtig an für 2019!

Ich kann auch ohne Alkohol traurig sein. (Simon Borowiak)


Wanderfee Offline




Beiträge: 285

03.01.2019 17:54
#7 RE: Neu hier und eine wichtige Frage an Bord ;-) Zitat · Antworten

Willkommen,

Ich bin seit fast 5 Monaten trocken. Geholfen hat mir die Erkenntnis, dass ich nie wieder Nächte erleben will, nach denen ich aufwache und nicht weiß was abends war (ist mir so dreimal passiert).
Das war was ich nicht mehr wollte, neben all dem heimlichen einkaufen und Entsorgen, sowie dem versteckten Trinken.
Wirkliche Hilfe kam für mich hier im Forum, in der Suchtberatung, und in der SH-Gruppe für Frauen vom Kreuzbund.
Mit dieser Unterstützung konnte ich anfangen, mir anzuschauen, warum ich trinke, warum es soweit kam und wie ich weiterleben kann

Nur im trockenen Zustand ist mir Leben und Überleben möglich

Alles Gute, und viele trockene Tage

Wanderfee


Ulli Q Offline



Beiträge: 1.884

04.01.2019 20:44
#8 RE: Neu hier und eine wichtige Frage an Bord ;-) Zitat · Antworten

Mir ist das ganz häufig passiert, dass ich mich nicht mehr an den Abend zuvor erinnern konnte. Das finde ich auch ein ganz furchtbares Gefühl.
Und ich habe mich regelmäßig fürchterlich benommen - erzählte man sich und mir.
Was nützlich ist, wenn ich in diesem Forum Unterstützung suche, ist, hier zu bleiben, zu lesen und über die Resonanz nachzudenken und zu antworten. Der Dialog ist sehr hilfreich, auch wenn es noch nicht klappt, mit dem Nichttrinken.

Jeder Anfang beendet. (M. Jung)


Almost_happy Offline



Beiträge: 21

08.01.2019 17:29
#9 RE: Neu hier und eine wichtige Frage an Bord ;-) Zitat · Antworten

Danke für eure Antworten
Ich bin momentan sehr nachdenklich, und glaube gerade zu erkennen warum ich trinke.
Aber weglaufen macht ja alles bekanntlich schlimmer.

Meine Kollegin hilft mir gerade beim abnehmen und da ist für Alkohol natürlich kein Platz.
Auch bin ich am überlegen mich meinem Arzt anzuvertrauen..... soweit bin ich schon mal was ich vor Tagen nicht gedacht hätte.

Und ja, es ist mir unangenehm, weil ich noch immer trinke deswegen habe ich noch nicht geantwortet.

Dieses erkennen, sich bewusst machen und was da noch zugehört ist schon hart für mich.
Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg

Ich kann alles schaffen


Randolf Offline




Beiträge: 1.182

08.01.2019 20:11
#10 RE: Neu hier und eine wichtige Frage an Bord ;-) Zitat · Antworten

hi Almost happy,

es gibt genügend Gründe, warum du nicht mehr trinken willst.

Gibt es etwas das dir so viel wert ist, um dafür ein alkfreies Leben zu leben?

Einen tief inneren sehnlichen Wunsch, eine Sehnsucht?

Nicht für andere, sondern für dich selbst?

LG

"Wenn du ein Problem hast und es nicht haben willst, hast du bereits zwei. "


Susanne Offline



Beiträge: 368

09.01.2019 09:28
#11 RE: Neu hier und eine wichtige Frage an Bord ;-) Zitat · Antworten

Hi,

a)

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Optimismus ist, bei Gewitter auf dem höchsten Berg
in einer Kupferrüstung zu stehen und »Scheiß Götter!« zu rufen.
(Terry Pratchett)


1 Mitglied findet das Top!
Susanne Offline



Beiträge: 368

09.01.2019 11:06
#12 RE: Neu hier und eine wichtige Frage an Bord ;-) Zitat · Antworten

Hi,

sorry, das Programm hat meinen Beitrag gerade wegen Zeitüberschreitung getillt und editieren ging auch nicht mehr; anscheinend habe ich zu lange nachgedacht ;-)
Eine Mitarbeiterin legte mir gestern ein Schildchen auf meinen Schreibtisch darauf steht: "Denken ist wie googeln, nur krasser"

---------

Hallo almost_happy,
Du bist hier umgeben von Menschen, die eines gemeinsam haben: Das eigene Erleben abhängigen Trinkens. Und niemand erwartet von Dir, dass Du nur oder erst dann schreibst, wenn wieder alles paletti ist...

Zwei Anmerkungen zu Deinen Überlegungen:
a) "Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg." Hmh. Eine der treffendsten Definitionen von Sucht (aus meiner Sicht) ist diese:

"Sucht ist ein unabweisbares Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand.
Diesem Verlangen werden die Kräfte des Verstandes untergeordnet. Es beeinträchtigt die freie Entscheidung einer Persönlichkeit."

Das ist ja das perfide an der Sucht. Es gibt viele Männer und Frauen, die in anderen Bereichen ihres Lebens viel Willensstärke bewiesen haben und Entscheidungen frei getroffen haben. Ich zähle mich dazu. Aber: Die Sucht war stärker als mein Wille, ja, sie hat sogar meinen Verstand (steter Gegenstand meines Stolzes ;-) außer Kraft gesetzt und ich konnte eine Zeitlang überhaupt nicht frei entscheiden, ob ich trinken will oder nicht; ich musste. Und die Sucht hat zeitweise mein Vertrauen in mich selbst zerstört - damit lebte es sich sehr unangenehm.

Wie schön habe ich es dagegen jetzt: Mein Wille geschieht.
Ich trinke nicht. Und ich kann mich jeden Tag frei entscheiden, dass ich auf keinen Fall wieder Alkohol trinken will. Ich habe die Oberhoheit über den Alkohol zurückgewonnen. Und, egal was passiert, ich passe ganz doll auf mich auf, dass das so bleibt.

Die Frauensuchtberatungsstelle, an die ich mich im Frühjahr 2017 angedockt habe, weil ich verzweifelt war, dass ich zwar gelegentlich aufhören konnte mit dem Trinken, aber immer, immer wieder auch erneut damit anfing, hat ein Credo, eine Grundhaltung, die davon ausgeht, dass man sich mit dem Suchtmittel ursprünglich einmal etwas Gutes tun wollte, Schmerzen jeglicher Art dämpfen, dass man sich selbst schützen und helfen wollte. Und so war es bei mir zu großen Teilen. Und mir läuft manchmal so ein fieser kleiner Schauer den Rücken runter, wenn ich von relativ frisch Abstinenten lese, wie begeistert die sind, dass sie nun alles viel intensiver erleben. Denn genau das wollte ich nicht und konnte ich nicht ertragen, das intensive Erleben von Trauer, Entsetzen und Verlust. Und den Graubereich, als der Alkohol schon mehr Schaden anrichtete als er Nutzen stiftete, habe ich dann lange nicht mitbekommen und auch erst einmal nicht realisieren wollen oder können.

b) "Meine Kollegin hilft mir gerade beim abnehmen und da ist für Alkohol natürlich kein Platz."

Hmh. Ich sehe das so, dass Du für Dich jetzt neben der Baustelle "Alkohol" eine andere, zweite Baustelle eröffnest, die da heißt "Abnehmen". Und Du glaubst daran, dass Du damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlägst? Könnte aber auch eine Überforderung sein, wenn Du nicht nur das Essen rationierst. Vielleicht könntest Du gleichzeitig auch noch mit dem Rauchen aufhören... Einfach mal alle Krücken über Bord schmeißen.
Was meint Deine Seele dazu?

Und wie sieht Dein Plan aus, wenn Du Dein „Wohlfühlgewicht“ erreicht hast? Dann fällt ja Deine momentan wichtigste Motivation, abstinent zu bleiben, weg.

Es ist schön, dass Du Dir von Deiner Kollegin beim Abnehmen helfen lässt.
Vielleicht lässt Du Dir auch von jemand anderem beim Trockenwerden helfen.

Vielleicht möchtest Du auch mit Weightwatcher abnehmen. Die schreiben: "Let ̀ s have a drink. Let ̀ s have a party. Alkohol ist tabu? Nein. In Maßen kannst du auch Alkohol genießen. Wir zeigen dir, wie viele Punkte in unseren Lieblings-Drinks stecken." Und so ein schöner kühler Schoppen Weißwein, der dämmt abends dann prima den Hunger und Du belohnst Dich gleichzeitig für den Tag des Durchhaltens bezüglich des Abnehmens. Rotwein nährt, Weißwein zehrt, na bitte. Also erst einmal das Abnehmen, und dann wenn Du dann schlank & rank bist, kannst Du Dich dem Thema Alk ja immer noch nähern. Besser eins nach dem anderen. Erzählt Dir die Sucht.

Wie Du merkst, sehe ich einige Fallstricke und ja, ich jubele noch nicht so wirklich über Deine neueste Strategie. Sie wird aber völlig unabhängig davon, was ich schreibe, aufgehen oder nicht. Es bleibt spannend. Deshalb:

Viel Erfolg,
liebe Grüße,
Susanne

-----------------------------------------
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in einer Kupferrüstung zu stehen und »Scheiß Götter!« zu rufen.
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4 Mitglieder finden das Top!
tarja Offline




Beiträge: 325

25.01.2019 08:53
#13 RE: Neu hier und eine wichtige Frage an Bord ;-) Zitat · Antworten

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FRAGE: Warum geht es 3 Monate ohne Entzugserscheinungen??? Kann ich es nochmal angehen?
Und ich mach mich selbst verrückt, weil ich Angst hab... obwohl ich weiß das ich es schaffen kann


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Hallo Almost_happy,

auch ich heiße dich herzlich Willkommen!
Habe mich eben zum ersten Mal eingeloggt, bin selber ganz neu hier.

Hallo auch an alle anderen! Ihr habt mir schon sehr geholfen, ich lese seit Anfang Januar mit. Danke!

Eine meiner brennendsten Fragen war anfangs die nach der Möglichkeit, bzw. Gefährlichkeit eines Entzugs in Eigenregie.
Ich hatte Silvester und in den Tagen davor viel zu viel getrunken, Neujahr ging es mir dann nicht wie sonst nur psychisch, sondern auch körperlich schlecht. Ich hatte fürchterliches Herzrasen und Angst, mein Körper würde das alles vielleicht nicht aushalten.

Dass es mir so schlecht ging, bestärkte mich in meinem Entschluss, die Finger vom Alkohol zu lassen.
Ich habe alleine entgiftet- die Angst dabei immer in den Knochen.
Dieses Gefühl möchte ich nicht nochmal aushalten.

Ich weiß, dass ich bisher immer ohne Unterstützung wieder nüchtern geworden bin. Hatte in der Vergangenheit auch längere Phasen, in denen ich nichts getrunken habe. Meiner Erfahrung nach ist vor allem der erste Tag schwierig, danach wird alles besser.

Dieses Erlebnis war für mich doppelt aufrüttelnd, als würde ich an einer Schwelle, einem Scheideweg stehen.
Ich kann mir vorstellen, dass mein Körper irgendwann massive Probleme bekommt, sollte ich ihn weiterhin vergiften.
Und dann müsste ich mich in ärztliche Behandlung begeben, um den Entzug zu überleben.
Das will ich nicht.
Ich bin froh, das überstanden zu haben und weiß jetzt, dass meine Antwort nur sein kann: Höre auf die Stimme in dir, die dich warnt. Nimm deine körperlichen Signale ernst. Über die Gefährlichkeit eines kalten Entzugs in Eigenregie wurde hier ja schon ausführlich geschrieben.

Dass du als Mutter besonders gut auf dich aufpassen möchtest, kann ich verstehen.

2019 wirst du teilen müssen.
Es wird auch mein Jahr!


Almost_happy Offline



Beiträge: 21

18.02.2019 17:51
#14 RE: Neu hier und eine wichtige Frage an Bord ;-) Zitat · Antworten

Lange nicht gemeldet , aber ihr kennt ja sicherlich den Zwiespalt den man ständig hat.

Nach etlichen versuchen, nichts oder weniger zu trinken, habe ich beschlossen mir Hilfe zu holen!

Das ist ein großer Schritt für mich, hatte doch die Scham immer die Oberhand
Ich hab mir eine Suchtberatungsstelle rausgesucht und werde mir diese Woche einen Termin holen. Ich hoffe das die mir auch einen Arzt empfehlen können, der sich damit auskennt.
Zu meinem Hausarzt möchte ich damit nicht, weil ich mich in dieser Situation wirklich gut aufgehoben wissen will
Ich mache es für MICH, weil ich langsam merke das mir sonst alles aus dem Ruder läuft.
Abgenommen hab ich bis jetzt erst 4 Kg, was echt schwer war, weil der Alkoholkonsum ja schon den Tagesbedarf deckt
Werde mich nun häufiger melden, weil es mir diemal richtig ernst ist!
Vermutlich werde ich diesen Post nutzen wie ein Tagebuch, oder gibt es dafür einen eigenen Bereich?

Oh man, irgendwie freue ich mich darauf, obwohl ich gerade keine Vorstellung davon habe wie es sein wird.

Auf meiner Arbeit erlebe ich gerade ein Hoch, ich darf in neuen Bereichen arbeiten, meine arbeiten werden endlich mal für gut befunden und ich lerne extrem viel dazu.
Ein Traum geht somit in Erfüllung und ich möchte ihn nicht dem Alkohol überlassen

Danke das es euch gibt


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Julia ( gelöscht )
Beiträge:

19.02.2019 11:33
#15 RE: Neu hier und eine wichtige Frage an Bord ;-) Zitat · Antworten

Tun ist wichtiger als planen :-)


Ich drücke dir die Daumen, dass du es jetzt packst! So wie du im Job positive Erfahrungen machst und gute Rückmeldungen bekommst, wird es dir gehen, wenn du das erste Glas stehen lässt. Konsequent. Dieser kleine Erfolg wird dir jeden Tag gespiegelt. Ich finde du machst dir viele Gedanken, um wenn und dann. Nimm die Hilfe an. Lass das Glas stehen. Jetzt.

Und, ich halte es für ungeheuer wichtig, ein Gefühl dafür zu haben, wie es sein wird. Das zu visualieren und zu verinnerlichen, es abrufen zu können, wie es sein wird. Das ist der Kompass.

"Oh man, irgendwie freue ich mich darauf, obwohl ich gerade keine Vorstellung davon habe wie es sein wird".

Das ist zum Scheitern verurteilt. Und, das meine ich jetzt genau so, wie ich es sage. Kein Ziel, kein inneres Bild. Kein Erfolg.

Und nein, ich möchte dir nicht das bisschen Motivation nehmen, dass du dir gerade zusammengekehrt hast. Ich möchte dich ermutigen, Mehr zu wollen. Kraftvoller. Du steuerst dein Leben.

Alles Gute für den neuen Weg.

Liebe Grüsse
Julia


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