Hi Leute, ich wollte Euch mal was fragen, was mir seit einiger Zeit ein bisserl zu schaffen macht, muss aber dazu etwas weiter ausholen: Wenn man einen nassen Alkoholiker fragt, warum er trinkt, hört man die verschiedensten Ausreden - im Wesentlichen läuft's aber darauf hinaus, dass man glaubt, die Welt und das Leben an sich ist so schrecklich, dass man es drogenfrei nicht ertragen kann. (War ja bei mir genauso). Nun habe ich in meiner Zeit in AA verschiedene Dinge lernen dürfen, wodurch ich besser im Umgang mit Problemen (echten und eingebildeten) wurde; vor allem ist dieser Pawlow'sche Reflex, bei jedem Ärger zur Flasche zu greifen, völlig verschwunden. Auch in den Diskussionen in der Gruppe geht es ja immer wieder auch darum, wie kann ich zufrieden Leben, wie kann ich mich an den schönen Dingen des Lebens erfreuen, wie kann ich mit Stress, Ärger und Problemen umgehen, ohne zur Droge zu greifen.
Und damit bin ich nun beim Punkt: Ich habe nun gelernt (bzw. es ist ja wohl ein lebenslanger Lernprozess), mit negativen Stimmungen umzugehen - was ist aber mit den positiven Stimmungen ? Wie ich mit positiven Stimmungen umgehen kann, ohne übermütig zu werden, steht eigentlich nirgends. Ich weiss nicht, ob ihr mich jetzt versteht, aber in letzter Zeit hab ich häufig Trinkwünsche, wenn es mir total super geht. Irgendwie kommt es mir so vor, als ob man als Suchtpersönlichkeit irgendwie darauf "programmiert" ist, bei einem guten Gefühl auch durch den Einsatz einer Droge sich noch einen zusätzlichen Kick zu verschaffen. (salopp durch das berühmte Sprichwort vom Esel und vom Glatteis ausgedrückt). (Das Vokabel "Trinkwunsch" - auch von den AA - verwende ich bewusst als Unterscheidung zum häufiger verwendeten Wort "Saufdruck", dem Trinkwunsch kann ich zwar widerstehen, aber es kann einem ganz schön zusetzen.) Kennt das irgendwer von Euch, ist es jemandem schon ähnlich gegangen ? Und wie geht ihr überhaupt mit plötzlich auftretenden Trinkwünschen um ?
Ich kann nur zu dem Trinkwunsch bei positiven Gefühlen (von früher) etwas sagen.
Du hast es eigentlich schon auf den Punkt gebracht: "es muß noch was DAZU" ... Ich denke unsereins hat oftmals einen Hang zum Übermäßigen an sich. GANZ mies, oder GANZ super, GANZ irgendwas. Immer mehr, auf den Gipfel und noch höher, "ich will immer und zwar alles und außerdem sofort".
Andererseits war anfangs bei mir wohl auch ein Selbstwertproblem angesprochen: ICH darf mich freuen ? MIR darf es gut gehen ? Da können dann Trinkwünsche aufkommen.
Die Aufgabe wäre demnach den Hang zum Übermäßigen sinnvoll zu kanalisieren, sowie sich zu hinterfragen, ob man sich gute Gefühle erlaubt, und wenn nein, warum nicht.
Ich weiß nicht, ob das jetzt verständlich ist ?
Ich glaube fast "unsere Welt" bräuchte manchmal andere Worte, als die üblichen ... ?
ZitatGepostet von richie Irgendwie kommt es mir so vor, als ob man als Suchtpersönlichkeit irgendwie darauf "programmiert" ist, bei einem guten Gefühl auch durch den Einsatz einer Droge sich noch einen zusätzlichen Kick zu verschaffen.
Das sehe ich nicht unbedingt als ein suchtbezogenes Problem an, eher schon als ein gesellschaftspolitisches. TOM hat das schon sehr treffend formuliert: Der Wunsch nach dem MEHR, BESSER... Diese "Sehnsucht" trifft wohl auf den Großteil der Bevölkerung zu und ist nicht auf Alkohol- oder andere Suchtabhängige beschränkt.
Das sehe ich nicht unbedingt als ein suchtbezogenes Problem an, eher schon als ein gesellschaftspolitisches. TOM hat das schon sehr treffend formuliert: Der Wunsch nach dem MEHR, BESSER... Diese "Sehnsucht" trifft wohl auf den Großteil der Bevölkerung zu und ist nicht auf Alkohol- oder andere Suchtabhängige beschränkt.
tommie [/b]
Ich denk aber doch, dass man als Suechtler da besonders gefaehrdet ist, im Vergleich zum Normalverbraucher...
ich kenne auch beide Gefühle - negative und positive - um einen Grund zu haben, sie weg zu trinken, sie nicht mehr zu spüren.
Mit den positiven habe ich heute, trocken, immer noch Probleme, sie auszuhalten. "Darf es mir wirklich gut gehn", "habe ich das verdient" und "Du kriegst bestimmt gleich wieder einen auf den Deckel" nach dem Motto, es darf nicht sein, es darf mir nicht gut gehn.
Oder ist das "nicht zugestehen" = Leiden einfach nur einfacher, weil es zu einer Gewohnheit geworden ist?
jetzt muß ich auch mal meinen senf dazugeben: ich trank wenn es mir gutging um den (schon zitierten) "kick" zu erleben. leider schlägt das nach längerem saufen ins gegenteil um (angst, schuld, gereiztheit, nervös, "keine luft mehr bekommen"). tatsächlich bemerke ich bei mir das verhalten "wenn es mir schlecht geht, geht es mir gut".
ich bin relativ oft auf reisen (zwangsweise wegen der arbeit - schulungen) und komischerweise habe ich da nicht den geringsten "trinkwunsch". ist also genau umgekehrt wie bei richie. erst wenn ich wieder daheim bin und der alltagstrott zurückkehrt.
wie mache ich es _jetzt_ damit ich keinen alk mehr trinke: natürlich kommt der druck oft. ich denke dann dabei wie es mir wohl dann morgen geht. ob ich das aushalte morgen keinen alk mehr zu trinken. und ob es so gut ist wenn ich meinen körber nochmehr kaputtmache. ich will leben, auch mal nüchtern geniesen wenn es mir gutgeht.das kann doch nicht so schwer sein, andere machens ja auch. alles andere (alte freunde die trinken und sich eh immer mehr abwenden "hey mit dir ist ja nichts mehr los..."), alte gewohnheiten (hmmm... jetzt besaufen, das wärs jetzt), sind zur zeit bei mir völlig nebensächlich. ich bemerke auch das es völlig normal ist wenn man mal niedergeschlagen ist und zu nichts lust hat. wer weiß, morgen oder in ein paar stunden gehts wieder besser.
auch habe ich im krankenhaus leute "kennengelernt" die ihre gesundheit mehr als ich ruiniert haben. das ist ein bischen abschreckung für mich. natürlich könnte ich jetzt sagen "hey, na, soweit isses bei mir ja noch nicht, passt doch. weitersaufen und wenns mich wieder zamhaut ab ins krankenhaus, klappt doch prima"
ich kann nicht sagen das ich nie mehr alk trinke, nie mehr frühmorgens zitternd eine flasche bier runterkippe. wer weiß schon was kommt?
Es ist ja wirklich zum aus der Haut fahren. Jetzt bin ich ueber ein Jahr bei AA und hab dort auch viel gelernt: wie ich mit Aerger, Stress, Wut, etc. umgehe, ohne zur Droge zu greifen. Das wir nicht mehr trinken wenn es uns schlecht geht ist ein Lerneffekt aus Gruppen, Therapie oder aus Gesprächen mit Psychologen. Und erst letztes Wochenende hatte ich einen fuerchterlichen Krach mit meiner Frau, wo ich in frueheren Zeiten sicher sofort zur Flasche gegriffen habe. - Also ich denke, dass ich derartige Situationen mittlerweile so halbwegs im Griff habe. Aber wo lerne ich, mit positiven Gefuehlen umzugehen ??? Das steht nirgends....
Ich habe mir diesen Beitrag nun durchgelesen und muss leider feststellen, dass ich scheinbar die Frage nicht wirklich verstehe bzw. nicht das Problem nachvollziehen kann. Verstehe ich dich richtig, folgende Situation: dir geht es super, toller Tag, tolle Leute, beste Laune, vielleicht noch einen Erfolg in irgendwas gehabt, den man feiern möchte. Am liebsten mit einem Sekt begießen möchte? oder man ist auf einer total netten feier mit netten Leuten und guter Stimmung, da möchte man zum "Abrunden" ein schönes Glas Wein dazu haben? Wäre das Situationen, von denen ihr redet? Wo es euch gut geht und man das mit einem Glas irgendwas einfach "feiern" möchte?
Wenn ja, muss ich gestehen, dass ich zu dem Thema nicht viel sagen werden können. Diesen Trinkwunsch kenne ich als nicht Alkoholikerin gar nicht.
Mir geht es jetzt ums Verständnis, ob ich euch richtig verstanden habe
Hi Sonni, Weisst Du, so richtig erklaeren kann ich es dir als Nichtalkoholikerin gar nicht. (genausowenig wie ich einem Blinden den Unterschied zwischen gruen und blau erklaeren kann.) Es ist nur so, dass offenbar alle arten der Alkoholhilfe im wesentlichen in die Richtung gehen, dass man mit negativen Gefuehlen umgehen lernt. (was ich auch mitllerweile ganz gut kann.) Jedoch scheint es bei uns Suechtlern (aber ich kann eigentlich nur von mir sprechen) auch noch den Effekt zu geben, dass man, wenn es einem sehr gut geht, dieses gute Gefuehl auch noch mit der bewusstseinsveraendernden Droge steigern will. (Auch wieder gegen besseres Wissen, denn ich weiss ja, dass ich mich vielleicht nach ein oder zwei Bier zwar noch besser fuehlen wuerde, nur wuerde ich danach weitertrinken, wodurch es mir am Ende wieder schlechter ginge.) Sorry, besser kann ich es auch leider nicht erklaeren.
Ich habe mir diesen Beitrag nun durchgelesen und muss leider feststellen, dass ich scheinbar die Frage nicht wirklich verstehe bzw. nicht das Problem nachvollziehen kann. Verstehe ich dich richtig, folgende Situation: dir geht es super, toller Tag, tolle Leute, beste Laune, vielleicht noch einen Erfolg in irgendwas gehabt, den man feiern möchte. Am liebsten mit einem Sekt begießen möchte? oder man ist auf einer total netten feier mit netten Leuten und guter Stimmung, da möchte man zum "Abrunden" ein schönes Glas Wein dazu haben? Wäre das Situationen, von denen ihr redet? Wo es euch gut geht und man das mit einem Glas irgendwas einfach "feiern" möchte?
Wenn ja, muss ich gestehen, dass ich zu dem Thema nicht viel sagen werden können. Diesen Trinkwunsch kenne ich als nicht Alkoholikerin gar nicht.
Mir geht es jetzt ums Verständnis, ob ich euch richtig verstanden habe
Liebe Grüße, Sonni
Hi Sonni,
vielleicht gibt folgendes einen Ansatz zum verstehen: ich hab mein Problem auch in einem anderen Forum gepostet, hier sind ( ohne Kommentar) die Antworten, die ich bekommen habe: (und es ist schoen, dass Du es nicht verstehst, denn sonst waerst Du eine von uns....)
Hallo Richie, ich bin zwar "nur"Angehörige, aber folgende Story. Mein Mann hat nach seiner Therapie ja einige herbe Schläge einstecken müssen (Nervenzus.bruch, Verlust Arbeitsplatz, Haus ausgebrannt) aber nie Saufdurck verspürt. Im Jan hat er die Zusage des Arbeitsamtes zu einer Weiterrbildung bekommen. Als er nach Hause kam war er sehr nachdenklich. Als ich ihn fragte was los sei, erzählte er, als er ins Auto gestiegen sei, habe er so gedacht, wenn ich gleich nach Hause komme, trinke ich erst mal einen schönen Cognac. Der Gedanke war wohl nur kurz da, hatihn aber doch beunruhigt. In einer Gruppe, die wir ab und an gemeinsam besuchen, meinte der Leiter dann auch es wären selten die Katastrophen, die einen in Versuchung führen würden. Eher das Gegenteil. Ich wünsche dir alles gute Ulla -Angehörige
Hi,
"mir geht es soooo gut, das möchte ich noch toppen?" ist das Deine Aussage? Na, bleiben wir doch bei Pawlow, hast Du früher, bevor Dein Trinken problematischer wurde, nie "ordentlich gefeiert" - die bestandene Prüfung oder sonst was? Sicher sind als negativ und bedrückend erlebte Emotionen schwerer auszuhalten, belastender und auf den ersten Blick eher Trinkmotivation, dennoch ist der Wunsch, positivere Gefühle zu erzielen oder freudige Ereignisse zu feiern oder als positive erlebte Gefühle zu steigern ein ähnlicher "Reflex". "Wir" Menschen nutzen Alkohol genau dazu seit Urzeiten. Der Wunsch, positiv erlebte Situationen zu "feiern" löst ca. 20% aller Konsumsituationen aus, ist also nicht zu unterschätzen. Vielleicht steht auch wirklich ein wenig Leichtsinn (mir geht es so gut, was kann mir ein Bier schon anhaben) dahinter, das weißt nur Du!
So long
Hallo Richie,
warum soll nicht für den Menschen gelten, was für den Hund gilt! Der von Dir zitierte Herr PAWLOW hat seine Versuche mit den Hunden gemacht und daraus folgert der Pawlow'sche Reflex.
Das wir nicht mehr trinken wenn es uns schlecht geht ist ein lerneffekt aus Gruppen, Therapie oder aus Gesprächen mit Psychologen. Wenn es uns schlecht ging, war es uns egal ob es uns nach dem trinken "noch" schlechter ging, hauptsache das Schlechte wurde erstmal weggesoffen...(oder auch nicht).
Weiter geht es in der ICH-FORM:
Wenn es mir heute gut, oder zu gut, wie dem berühmten Esel , überlege ich mir, dass es mir ja schlecht geht wenn ich jetzt trinken würde.Also warum soll ich meine gute Stimmung durch den Alkohol verderben? Anstelle in diesem Augenblick meinen Trinkwünschen nachzugeben belohne ich mich dafür das es mir gut geht, den das es mir gut geht hat ja auch eine Geschichte.In der Regel bin ich selbst dafür verantwortlich das es mir gut geht und dafür Bestrafe ich mich nicht, sonder belohne mich indem ich mir was gutes tue.Hier schliesst sich der Kreis, denn das Wissen ist ja da, dass trinken nichts gutes ist.
Mein Gott, war das kompliziert, aber ich hoffe Du verstehst was ich meine. Also wenn es Dir gut geht Kauf Dir was schönes, vielleicht eine Blume? Lass es Dir GUT gehen, herzlichst
Theo
Hallo Richie! Oh, ja! Das kenne ich zur Genüge! Dez. 98, schon lange nicht mehr zur Gruppe gegangen. "Was solls, was kann den schon passieren, ich bin doch nicht soo abhängig!" Denkste, und ob ich bin! Das wusste ich aber erst hinterher. Seit dem bin ich regelmäßig bei meiner Gruppe, das ist mir ein Bedürfnis seit dem. Selbst, wenn es mir "zu gut" geht, die Erzählungen anderer Gruppenmitglieder, wie dreckig es manchen gegangen ist, holen mich schnell wieder auf den Boden der Realität zurück. Heute brauche ich das zwar nicht mehr so nötig, wie damals, aber ich werde trotzdem nicht noch einmal diesen Fehler machen. Nun sind ja auch andere da, die meine Hilfe brauchen. Ich denke, ich habe jetzt den Zustand der "zufriedenen Abstinenz" erreicht. Heute sind es übrigens 3Jahre und 6Monate, die ich trocken bin. Ist mir gerade aufgefallen. Ich kann Dir nichts garantieren, Richie, aber für mich war es so der einzig richtige Weg! Alles Gute weiterhin, Peter
hallo richie,
kann dir leider keine antwort oder einen rat geben. bin angehörige und mein freund ist seit montag wieder "voll drauf"-dabei ging es ihm supergut, hatte eine perspektive (di.eignungstest für eine umschulung)alles lief im moment prima. er war am wochenende sooo glücklich und euphorisch. nun frage ich mich hat er das gleiche gefühl gehabt wie du??? wusste mit seinem glück nicht wohin und hat dem verlangen einfach nachgegeben??denn ich frage mich seit montag ."WARUM NUR ??"! ich wünsch dir auf jedenfall alles liebe und versuche momente des glücks zu geniessen, denn es gibt im leben zu wenig davon!!
Zu deiner Frage: " Wie ich mit positiven Stimmungen umgehen kann, ohne übermütig zu werden, steht eigentlich nirgends." Du möchtest also etwas nicht "alkoholikertypisches " tun. Du möchtest deine Stimmung nicht verändern, sondern dieses gute Gefühl steigern, es noch mehr oder intensiver geniessen ? Natürlich geht das. Mit einer anregenden Unterhaltung zum Beispiel, einem leckeren, absolut alkoholfreien Cocktail oder einfach durch die Einsicht, dass dir dieses "mir geht es jetzt super" mit Alkohol nicht vergönnt wäre.
Hallo Richie, zwar ist der Thread schon ein bischen alt, aber ich hab jetzt einfach Lust noch was dazu zu schreiben. Also ich kenne das sehr gut, diesen Trinkwunsch in "Siegerstimmung", also in Momenten wos mir eigentlich besonders gut geht. Im Laufe meiner stationären und ambulanten Therapie hab ich rausgefunden, daß ich zu überschießenden Gefühlen in alle Richtungen neige, also wenn Schmerz, dann so heftig, daß ich meine, ich verrecke dran und wenn Freude, dann manchmal so wild, daß es sich anfühlt als würde ich gleich platzen. Das auf so eine Art Normal-Null zu dimmen, da war der Alkohol viele Jahre sehr hilfreich - und der langjährige Konsum hat verhindert, daß ich für mich andere Wege zum Umgang mit meinen Gefühlen gelernt habe. Ich glaub, daß da die gleichen Mittel funktionieren, die ich auch bei Saufdruck anwende, wenns mir schlecht geht: drüber reden. Und meistens finden sich Leute, die das so oder Anders auch kennen. Der Unterschied ist vielleicht am ehesten noch so zu beschreiben, daß es bei mir anscheinend so eine Art inneres Verbot gibt, um Rat und Hilfe zu bitten, wenn es mir "gut" geht. Dann ist ja alles in Ordnung, dann soll ich niemand brauchen. Dabei ist Freude oder Glück usw. im Prinzip nur eine andere Gefühlslage wie z.B. Angst oder Schmerz, aber eben eine Gefühlslage für die ich einen adäquaten Umgang erst noch lernen muß. Kannst du was damit anfangen? grüße von der Ursel
genau diese Seite habe ich gerade gebraucht. Arbeite im Schichtdienst, heißt, wenn ich früh habe, muss ich halb vier aufstehen. Zwar ist dann schon gegen zwölf FE, aber viel schaffe ich meistens nicht. An diesen Tagen habe ich schonmal am frühen Nachmittag getrunken, weil ich dachte, dass vom Wachsein her für mich schon Abend ist. Außerdem habe ich mich so nochmal hochgepowert, um weiter machen zu können.
Aber das ist ja nicht das Thema hier.
Manchmal, nach diesen Frühdiensten, renne ich noch in der Gegend rum. Erledige dies und das. Klappere Ämter ab, oder gehe zur Therapie und anschl. in irgenwelche Kurse, treffe mich dann noch mit wem und komme gegen 17:00 Uhr oder so, erledigt aber zufrieden nach Hause. Schon der Gedanke an diesen Moment läßt mich spüren, wie groß der "Trinwunsch" dann ist. Ich bin völlig außer stande, dann "legal" zu entspannen. Abgesehen von der Gefahr, das ich dabei einschlafe, habe ich das Bedürfnis dieses gute Gefühl festzuhalten. Es fehlt was, es kommt nicht das bei mir an, was ich meine, fühlen zu müssen. Dann sitze ich da, horche in mich rein und stürze eigentlich ab, weil da nichts mehr ist, was es mir gut gehen läßt. Weg, einfach weg. Letztens habe ich geheult, dabei war doch der Tag gut.
Da gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder ist es das gar nicht, was ich wirklich gut finde, was mir wirklich was gibt. Tue es eben nur, weil es die Gesellschaft angeblich so verlangt und ich meine, nun "passend" gehandelt zu haben. Weil wer was schafft ist tüchtig, bekommt Anerkennung, wird nicht zuletzt dafür geliebt. Umkehrung: Wer nichts tut......
Oder ich erwarte zu viel. Habe das woanders schonmal geschrieben, dass dieses "Nichst" mich andauernd "angrinst".
Und noch ein Gedanke: Wieso habe ich während diesen ganzen Aktionen nicht schon Positives gefühlt? Warum erwarte ich, dass das große Glück erst dann eintritt, wenn ich alles "erledigt" habe? Bin immer schon einen Schritt weiter, hetzte durch mein Leben, so dass pos. Gefühle an mir vorbeiziehen. Ich kann sie nicht halten, versuchte es mit Alk.
Zu meinem großen Erschrecken entwickelt mein Sohn ein ähnliches Verhalten. Waren unterwegs, es ging ihm gut, er konnte spielen, essen, trinken.... Und dann: Mama, was machen wir denn danach? Wir waren gerade erst da, er hat sich schon vorher auf dieses Erlebnis gefreut und nun? Und: Ich konnte ihn verstehen. Absolut! Was kommt nach dem Gutgehen? Geht es mir dann wieder schlechter? Wenn es gerade so schön ist, kann es doch danach nicht besser werden. Der "Absturz" droht, also halten, irgenwie das Gefühl halten, oder wenigstens "weich" fallen.
Da gibt es eine Geschichte, die ich mal sinngemäß wiedergebe: Ein unruhiger, aber lebenslustiger, dennoch irgendiwe unzufriedener Mensch fragte einen buddhistischen Meister: Wie kommt, es dass du so viel Ruhe und Zufreidenheit ausstrahlst, was tust du dafür? Der Meister: Ich stehe morgens auf, wasche mich, esse etwas, gehe arbeiten, habe anschl. evtl. gesllschaftl. Zusammenkünfte, gehe nach Hause, verbringe einen für mich angenehmen Abend und gehe dann bald schlafen.
Komisch, sagt der Mensch, das tue ich auch und dennoch will sich keine Zufreidenheit einstellen.
Der Meister spricht wieder: Wenn du aufstehst, bist du schon beim Waschen, wenn du dich wäschst, bist du bereits mit deinen Gedanken beim Essen. Während des Essens, denkst du über deine Arbeit nach, nimmst du diese in Angriff, gehen dir Gedanken über das anschließende Treffen durch den Kopf. Sitzt du deinem Gespächspartner gegenüber, möchtes du schnell nach Hause, weil dort evtl. Verpflichtungen warten. Zu Hause stellst du fest, dass du müde bist und eigentlich schlafen möchtest und vor dem Einschlafen überlegst du dir, was du am nächsten Tag alles leisten musst.
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Ich hatte heute auch so einen Frühdienst, bin nachher noch eingeladen, ein Kinderkonzert, also schon am frühen Abend. Wollte davor eigentlich schlafen, war "noch schnell"(!!!) Einkaufen, nagut, die Waschmaschine kann ich ja noch anschmeißen....ach ja, heute waren die Glaser hier, haben in der ganzen Wohnung die Fenster ausgewechselt, also noch kurz deren Dreck und Unordnung wegräumen und dann bin ich hier gelandet, weil ich viel zu überdreht zum Schlafen bin, und so auf Bestellung mal eben.... dann nachher gerädert wieder hoch??? Ach nö.
Drei durch, ich will was trinken, um den Tag noch bis zum Ende durchzustehen, denn es war heute der 3. Dienst dieser Art. Bin ziemlich erldigt, habe nie mehr als 4 Stunden am Stück geschlafen.... Selbst Schuld.
Habe hier rumgetextet, um mich abzulenken....
Die Waschmaschine ist durch und nun lohnt Schlafen auch nicht mehr.
ABER ICH WERDE NICHTS TRINKEN!!!
Allerdings werde ich auch von dem Konzert nicht viel haben, aber dennoch nach Hause kommen und denken, dass es doch ein guter Tag war.
Und für die, die gern Buchempfehlungen haben möchten: Mir fällt bei meinem Geschreibe gerade das von Diana Beate Hellmann "Ich fang noch mal zu leben an" ein. Über 800 Seiten hatte ich in 2 Tagen weg. So geschrieben, dass ich gut mitgehen konnte. Sehr zu empfehlen, auch für COs denke ich. Es ist eine Geschichte, kein Ratgeber.
Gruß an Euch, es hat mir wieder sehr geholfen, dass es Euch auf dieser Seite gibt.
Ich habe heute einiges an Dingen,die ich mir aufgebürdet hatte, einfach delegiert. Dieses Haushüten z.B. habe ich abgegeben,weil es mich fast umgebracht hat. Ich bin mit meiner Mutter NICHT einkaufen gewesen und auch zu meinem Mann habe nein gesagt, als ich für den auch noch was tun sollte. Ich habe was für mich getan: ich habe endlich mal meinen Keller aufgeräumt, das liegt mir schon mindestens ein halbes Jahr auf der Seele. Jedesmal wenn ich da runter komme, kriege ich die Krise und ich dachte heute: jetzt oder nie. Nachdem mich das Neinsagen beflügelt hat, ist der Keller super geworden. Es hat richtig Spass gemacht. Es ist noch nicht kalt bei uns und das war heute genau der richtige Zeitpunkt. Ich war richtig dabei, habe weder an Vergangenes noch Zukünfiges gedacht - ganz im Sinne des buddhistischen Meisters Naja, wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich gedacht, nächstes Mal mach ich das früher, da warte ich nicht wieder ein halbes Jahr. Aber das denke ich immer. Hinterher bin ich extrem zufrieden und renne dauernd in den Keller um mich an meinem Werk zu ergötzen. Ich hab mir eine riesige Kanne Tee gebraut, einen schööööönen Kuchen dazu gegessen und habe ausgiebig geduscht und mit Düften und Cremes verschwenderisch hantiert. Jetzt soll es Abend werden und wenn ich müde bin, geh ich ins Bett und schlafe morgen endlich mal aus!!
Ich wünsch dir einen schönen Abend heute, liebe Feli, machs gut!!
ich kann Deine Frage zwar nicht beanworten, aber vielleicht hilft es, wenn Du Dir darüber bewußt wirst, daß Du diese Gute-Laune-Momente vielleicht gar nicht hättest, wenn Du sie mit Alk begießen würdest. Denn denk an das "Danach" und den Katzenjammer, der unwiderruflich folgen würde. Aber ich verstehe es, wenn man ein starkes Gefühl noch verstärken will. Vielleicht wollen wir "alten Säufer" einfach immer etwas intensiver fühlen, als die anderen. Vielleicht solltest Du dich in so einem Moment einfach hinsetzen, genüßlich eine Zigarette rauchen, und einfach dankbar sein, daß Du ohne Alk gut drauf bist. Wenn die gute Laune eh schon da ist, ist es doch umso bekloppter, Alk zu trinken - reine Verschwendung - auch reine Gedankenverschwendung.
Viele liebe Grüße von MelMel/Helena (grade nicht angemeldet)