Abhängige LehrerInnen in der Schule ? ! Alkoholkonsum bei Lehrkräften
Das Projekt "Gläserne Schule" ist ein Präventionsprojekt für die weiterführenden Schulen. Kernstück ist ein Fragebogen, der von LehrerInnen und Schülerinnen anonym ausgefüllt wird und Auskunft u.a. über die Konsumgewohnheiten, die Belastungen in der Schule, die psychosomatischen Belastungen, das Lebensumfeld und die Einstellungen zu Sucht- und Genussmittel gibt.
Die Ergebnisse der Befragung bilden die Grundlage für gezielte suchtpräventive Maßnahmen. Es sind im Verlauf des Projektes inzwischen über 25000 SchülerInnen und über 1000 LehrerInnen befragt worden.
Im Folgenden sollen die Befragungsergebnisse der Lehrkräfte zum Thema Alkohol dargestellt werden. Dabei wird eine Stichprobe aus den Jahren 2000 und 2001 zu Grunde gelegt. Abschließend sollen dann einige Überlegungen angestellt werden, wie mit den Ergebnissen präventiv umgegangen werden kann. Das geschieht in aller Kürze und soll lediglich einen kleinen Beitrag zur Diskussion über die Alkoholproblematik bei Lehrkräften beitragen.
Alkoholkonsum von LehrerInnen
Von den 549 befragten LehrerInnen geben 262 (47,7%) an, dass sie regelmäßig Alkohol trinken, d.h. täglich oder mehrmals in der Woche. 195 (35,5%) trinken gelegentlich Alkohol, 69 (12,6%) trinken fast nie Alkohol und 23 (4,2%) geben an, nie Alkohol zu trinken. Es haben damit 95,8% der Lehrkräfte Erfahrung mit Alkohol. Damit ist Alkohol das Sucht- bzw. Genussmittel, mit dem die größten Erfahrungen verbunden sind. Daraus ergibt sich, dass Alkohol auch das Genussmittel ist, welches im Freundes und Bekanntenkreis am meisten akzeptiert wird. Von den 262 regelmäßigen Alkoholkonsumenten und Konsumentinnen müssen 31 als gefährdet bzw. stark gefährdet bezeichnet werden. Das sind 5,6 %. Nach der Definition von Gefährdung muss diese Gruppe als behandlungsbedürftig bezeichnet werden. Bei weiteren 63 (11,5%) liegt eine geringe Gefährdung vor. Interessant bei der Auswertung der Ergebnisse ist die Tatsache, dass etwa 40 % der Frauen/LehrerInnen zu den regelmäßig Alkoholtrinkenden gehören. Das scheint ein sehr hohen Anteil zu sein. Frauen sind über die gleiche berufliche Belastung, wie sie auch die Männer haben, sehr oft im privaten Bereich höher belastet. Sie haben oft wenige Ausgleichsstrategien entwickelt und kompensieren folglich eher mit Alkohol. Bei den befragten Schülern über 18 Jahren trinken etwa 40 % der Männer regelmäßig, aber nur ca. 10% der Frauen. Fasst man die Ergebnisse zusammen, muss man zu dem Schluss kommen, dass es einen relativ hohen Prozentsatz von Kolleginnen gibt, die im Gefährdetenbereich Alkohol konsumieren. Der Anteil der Frauen ist dabei besonders hoch.
Mögliche Ursachen für die Alkoholproblematik bei LehrerInnen
Da wäre zuerst einmal die hohe berufliche Belastung durch die Arbeitssituation, die Informationsstrukturen, die Klassensituationen und das veränderte Verhalten von Schülern und Eltern.
Dann fällt es nach wie vor vielen Kolleginnen schwer, sich in ihrer Arbeit abzugrenzen. Sie sind oft nicht nur Mütter und Väter eigener Kinder, sondern übernehmen oft diese Rollen auch für ihre Schüler. Sie sind nicht selten Sozialarbeiter, Beichtväter und Psychologen. Damit sind sie natürlich in ihrer Rolle total überfordert. Gleichzeitig suchen LehrerInnen selten Hilfe bei Fachleuten oder reflektieren ihre Arbeit in einer Supervision mit anderen Kollegen. Zusammengefasst bedeutet das: Lehrer arbeiten weitestgehend allein und sind ganz offensichtlich einsam in ihrem Job. Interessant könnte für die Zukunft die Beantwortung der Frage sein, aus welchen Gründen und aus welchen Motivationen der Beruf des Lehrers ergriffen wird.
Der Weg in die Alkoholabhängigkeit
Bei den alkoholkranken KollegInnen handelt es sich in der Regel um sogenannte Spiegeltrinker. Sie fallen nicht so extrem auf, weil sie mit einem bestimmten Alkoholspiegel ziemlich normal wirken. Auffallen tun sie eher, wenn sie nüchtern sind. Da sich dieses Krankheitsbild schleichend entwickelt und oft viele Jahre dauert, werden die Unterschiede zu früherem Verhalten oft nicht so deutlich. Im Sinne der Sucht geht es darum, diese versteckt zu halten und nicht auffällig zu werden. Zudem hat das Alkoholtrinken unter den Kollegen und Kolleginnen unter dem Aspekt "Geselligkeit" eine hohe Akzeptanz, wer möchte auf einem Kollegiumsausflug schon auf das Genussmittel "Alkohol" verzichten ? Ein Gläschen in Ehren, kann ja schließlich keiner verwehren. Die gesellschaftliche Akzeptanz von Alkohol als Kommunikationsmittel spielt auch in beruflichen Kontexten immer wieder eine wichtige Rolle und erlaubt das Trinken von Alkohol.
Mein(e) Kollege/in hat ein Alkoholproblem ? ! Kann doch nicht sein !
Ein anderes Phänomen in vielen Kollegien ist das Co-Verhalten. Allen ist bekannt, dass Kollege X oder Kollegin Y ein Alkoholproblem hat, aber keiner spricht sie an. Die eigene Hilflosigkeit mit dieser Krankheit umzugehen bewirkt, dass weggeguckt, geleugnet und/oder dass auffälliges Verhalten zum Günstigeren korrigiert wird, z.B. ... Der hatte bestimmt nur einen schlechten Tag... Dem geht es zur Zeit eben nicht gut ... Der hat ja auch eine schwierige Klasse ... usw. Gleichzeitig wird die Arbeit der kranken Kollegen durch das Restkollegium kompensiert.
Es besteht also kein Grund zur Veränderung seitens der Kranken. Diese Konstellation wird nicht selten über Jahre aufrechterhalten.
Man spricht über die Kollegen, aber nicht mit ihnen.
Allerdings weist dieses Verhalten auch Grenzen auf oder können Sie (noch) weggucken, wenn auf einer Klassenfahrt der Kollege X abends mit einem hohen Alkoholspiegel ausfällt und nicht mehr in der Lage ist, seiner Aufsichtspflicht nachzukommen ?
Oder können Sie es als Kollege tolerieren, wenn Sie über Jahre die Ausfallstunden von Kollegin Y mitarbeiten oder mehr Korrekturen übernehmen, da sonst der Termine z.B. für die Abitur-Korrekturen nicht einzuhalten ist ?
Dieses Verhalten ist menschlich, doch für suchtgefährdete und suchtkranke Menschen keine Hilfe, sondern eine Verlängerung ihrer Selbstvermeidung und Selbstzerstörung. Diesem ist gerade bei Lehrern und LehrerInnen aktiv zu begegnen, denn ihre Bezugsgruppe sind Kinder.
Alkoholismus ist eine Krankheit. Krankheiten kann man stoppen und ggf. auch heilen. Dafür braucht es die klare Reaktion von außen.
Konsequenzen aus diesen Erkenntnissen
1. Jede Schule sollte im strukturellen und kommunikativen Bereich alles tun, um Bedingungen zu schaffen, die der Entwicklung von Suchtkarrieren entgegenwirken.
2. Es ist jedem Kollegium zu empfehlen, an Supervisionen teilzunehmen, um die Stressfaktoren möglichst gering zu halten und die Arbeitszufriedenheit zu steigern.
3. Jedes Kollegium und die Vorgesetzten sollten in regelmäßigen Abständen mit dem Thema Sucht und Alkohol am Arbeitsplatz "Schule" Fortbildungen besuchen, um so in den Dialog zu treten und sich über Trinkgewohnheiten und künftige Umgehensweisen zu verständigen.
4. In jedem Kollegium sollte es einen Kollegen oder eine Kollegin geben, der/die als betrieblicher Suchthelfer(in) ausgebildet ist, um so sachkompetent und in Verbindung mit anderen dafür zuständigen Fachinstitutionen einem betroffenen Kollegen professionelle Hilfe anbieten zu können.
Bestehende Hilfsangebote für Schulen
1 . Seit Schuljahr 2000 sind über das Ministerium Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur in den jeweiligen IPTS-Regionen fünf LehrerInnen eingesetzt, die als aktive betriebliche Suchthelferinnen Ansprechpartnerinnen in diesem Fragen sind. Genauere Informationen über die KOSS 0431 564770 oder MBWFK 0431 988 - 2367
2. Die LSA - Leitstelle für Suchtgefahren am Arbeitsplatz bietet im neunten Jahr eine einjährige Fortbildung zum "Betrieblichen Suchthelfer" an. Kontaktadresse: LSA 0431 988-5495 .
ein interessanter bericht, den ich nur bestätigen kann. ich habe auch mal kurz als lehrerin gearbeitet und eigentlich haben alle kollegen getrunken oder wenigsten massig tabletten geschluckt. die arbeit vereinsamt tatsächlich. leider leider habe ich dieses jetzt auch wieder, und spass macht das wirklich nicht. einerseits muss man, um allein arbeiten zu können, ziemlich introvertiert sein, andererseits aber aufgrund der kontakte zu den schülern eben nicht. damit kommen die meisten nicht zurecht. es klingt immer toll: ferien ferien ferien, aber die hat man nicht wirklich, korrekturen korrekturen korrekuren heisst das.... und pünktlichkeit und disziplin und und und. deswegen habe ich mich auch ganz schnell wieder aus dem lehrerjob verabschiedet, die eigenschaften liegen mir nicht. meine erfahrung war, dass grade die jungen, kinderlosen kollegen viel getrunken haben. man ist nachmittags allein, der partner arbeitet und beim korrigieren ein schlückchen.... dann geht alles leichter. das war aber bei mir noch nicht die zeit, als ich übermässig getunken habe, das war die zeit, als es bei mir max. abends ein glas wein zum essen gab. vielleicht ist mir dies deswegen so aufgefallen. geraucht haben die kollegen damals auch fast alle. ok, es war eine berufsschule, wo man sich mit den "handelsfachpackern 3" beschäftigen durfte. und das kostet nerven.... bitte nicht als abwertung verstehen, aber wer war in dem alter schon halbwegs vernünftig? meine kleine schwester ist jetzt gymasiallehrerin, eine privates gym nur für höhere töchter in godesberg (tommi kennt diese schulen bestimmt:-) nur mädchen, alle ggaaaaaaanz brav und wohlerzogen und fordern leistung bis zum abwinken. anders als die disziplinlosigkeit herauszubekommen, die elitären eltern rufen ständig an. ob man den und den stoff mit den lieben mädchen denn durchgenommen hat? wieso sie anstatt einer 2 nur eine 3 bekommen hat????? das ist die andere seite, die elitären töchter zu den einzelhandelskaufleuten, die ein bischen bwl lernen müssen, aber es ist grade für junge lehrer, die einige jahre brauchen, nicht ganz einfach, die werden gern verheizt von den lieben älteren kollegen. und auch die kollegen..... trinken dort auch fast alle, berichtete sie mir. zum glück ist bei meiner "kleinen" alles im grünen bereich, nicht dass sie auch so wird, wie ich die meisten lehrerinnen kenne. hysterische, frustrierte, depressive, sich vom leben gebeutelte ungerecht behandelt fühlende frauen, die nichts richtig mit sich und dem leben anfangen können. ok, in sachen urlaubszielen sind sie up to date. und... ich kann sie verstehen, die lehrerinnen! nach einigen jahren schule muss man so werden! ich habe mir das zack zack erspart, besser geht es mir in der freien wirtschaft nicht, aber dass ist ein anderes thema.
Bei uns in der Berufsschule hat auch ein Lehrer Morgens nach Alk gerochen. Hatte immer ( wirklich immer ) ein bonbon im Mund. Da meinte mal wer zu mir der hat aber ein starkes Alkoholproblem..ist mir erst gar nicht aufgefallen. Ich fand der roch zwar immer sehr merkwürdig, konnte mit der Geruch aber nix anfangen. Erst wo er es sagte viel es mir auch auf. Letztens sagte ne Freundin zu mir, der sei seid einem Jahr nicht mehr dabei Dem hat man das aber nicht angesehen, also dünn und nicht aufgedunsen oder so etwas Grüßle
ich kann mich auch noch gut an einen Lehrer in der Oberstufe erinnern der scheinbar ein dickes Problem mit Alk hatte und oft besoffen in den Unterricht kam.
Wir haben uns - gemein wie wir damals nun mal als Jungspunde waren - immer über ihn lustig gemacht und ihn vermutlich noch weiter in den Alkohol getrieben.
Ich habe nachdem ich mein Abi eine Weile in der Tasche hatte erfahren, dass der Lehrer wegen seiner extremen Probleme nicht mehr unterrichten durfte. Hat mir zwar leid getan, aber irgendwie konnte ich damals mit der ganzen Alkoholproblematik noch nichts richtiges anfangen, obwohl ich auch damals schon regelmässig selbst getrunken habe, aber wenn man so jung ist dann fühlt man sich ja irgendwie unverletzbar und stark. Niemals wäre mir damals die Idee gekommen mal selbst damit Probleme zu haben. Vermutlich hätte ich dann auch mehr Verständnis für diesen Lehrer aufbringen können.
Im Nachhinein kann ich irgendwie schon verstehen dass man durch den ganzen Stress den man als Lehrer ausgesetzt ist schon mit Alkohol in Konflikt geraten kann. Ich könnte mir persönlich jedenfalls nicht vorstellen diesen Beruf auszuüben. Ich selbst habe zwei Kinder und da wird man bereits des Öfteren an seine absoluten Grenzen geführt.