kannst du dich noich an meine erste post hier im Saufnix erinnern als ich geschrieben hatte, dass ich nach 13 Jahren einen Rückfall hatte? Du warst die erste die mich beachtete und einen extra Thread für mich verlangte
Damals ging es mir so wie dir Ich war verliebt ...schwebte auf Wolke 7 und vergass dass ich eigentlich sehr krank bin....Alkoholikerin bin
auch bei mir gab es damals keinen Donner und keinen Blitz als ich so nach und nach an den Gläsern nippte...ich war weggetreten und dachte nichts auf der Welt könnte mir schaden
auch ich war mir nicht böse über meinen Rückfall...mir hat er auch was ganz Wichtiges gezeigt.
Bei mir war's irgendwie umgekehrt.
Ich bemerkte nämlich,daß ich auch die ganze Zeit der Meinung gewesen war,etwas ganz besonderes Obercooles zu sein.
Wow,ich hatte mit Bravour meine Reha durchgezogen,fing an mein Abi nachzumachen....vermittelte an meine Umwelt ein Bild von Perfektionismus wie es im Buche stand...
Ich wurde aber auch dementsprechend gefordert ..."Roswitha hat alles im Griff,neuerdings sogar sich selber...."
Das passte gar nicht zu mir...und ich hatte keine Lust,etwas Besonderes zu sein...denn ich vergass dabei mein liebstes Hobby: Das neugierig sein auf andere Menschen... und ich vergass auch,wieviel ich noch zu lernen habe und auch lernen kann...wenn ich mich nicht zu den "Überfliegern" zähle.
Durch meinen Rückfall bin ich wieder auf der Erde gelandet und ich bin dafür dankbar,denn am Ende ging ich mir sogar selbst auf den Geist.
ICH bin aber trotzdem etwas Besonderes,genau wie Du und wie alle Menschen...einfach einzigartig...jeder für sich.
es ist wirklich sehr schön, dass die Ameise wieder winkt
Vielleicht geht es dir, liebe Helena, ja nun so wie mir. Ich kann behaupten, dass ich meinen Ruckfall (nach knapp einem Jahr) tatsächlich gebraucht habe. Er hat endgültig und unwiderruflich für Klarheit gesorgt und ohne ihn würde ich vermutlich heute noch "kämpfen".
"Nie wieder Alkohol!" Dieser Satz hat seinen Schrecken verloren. Auch wenn ich ihn zuvor schon ausgesprochen und oft gedacht habe, vermittelt er mir doch jetzt ein ganz anderes Gefühl. Ein Gefühl von wohliger Wärme und Zufriedenheit.
ZitatICH bin aber trotzdem etwas Besonderes,genau wie Du und wie alle Menschen...einfach einzigartig...jeder für sich
Das ist sehr wichtig! Sich in seiner Einzigartigkeit, mit seinen besonderen Begabungen und Fähigkeiten und seiner Geschichte wert zu schätzen.
Nur eine Unterscheidung finde ich für mich auch noch ganz wichtig (was viele hier auch schon gesagt haben):
Ich bin kein besonderer Alkoholiker. Da bin ich wie jeder Alkoholiker - ganz gewöhnlich suchtkrank.
Ein Symptom der Suchterkrankung ist es, dass "Gollum" dir einflüstert, du wärst aber kein gewöhnlicher Alkoholiker - bei dir ist das alles anders...habe ich auch jahrelang geglaubt...und hatte jeden Tag neue Gründe, warum ich nur noch heute nochmal...
bitte entschuldige dass ich dir erst morgen schreiben kann. Die Antwort erfordert viel Zeit, viele Sätze und Absätze und eine Menge Offenlegung meiner damaligen beziehungsrelevanten Position - nicht einfach für mich.
Müde und unter einem gewissen Zeitdruck (muss morgen früh arbeiten) möchte ich dir nicht schreiben, also bis morgen - dann aber ausführlich .
drück dich einfach mal ganz fest und sage dir nochmals aus vollem Herzen "Ich freue mich , dass du wieder hier bist." So oder so.
Viel kann ich dir im Augenblick nicht sagen. Dazu habe ich im Moment zu viel mit mir selbst zu tun. Aber es wird wieder anders, bei dir , bei mir und den vielen anderen. Wenn man es will.
ZitatGepostet von Ameise Eine Beziehung halte ich nur aus, wenn ich mich betäube. Woran liegt es? An mir? An dem falschen Partner? An der Situation mit Kind und Vollzeitjob? Ich fühle mich nur noch überfordert. Ich habe einfach keine Reserven für eine Beziehung. Sehnsucht manchmal ja – aber keine Kraft dafür. Liegt es an der Situation? Oder ist es mein grundsätzliches Problem?
Hallo Helena ,
Beziehung aushalten, überhaupt erst eine beginnen und ihr gerecht werden - ohne Alkohol in früheren Zeiten ein Unding für mich. Trocken und mit einem klaren und nüchternen Verstand wurde mir langsam bewußt woran das bei mir lag.
...eine Beziehung nüchtern begonnen hatte ich nie, wirklich nie in insgesamt 29 Jahren. Länger als 4 Jahre hielt keine dieser Partnerschaften, die man im nachhinein so eigentlich gar nicht nennen durfte. Denn ich habe den Alkohol immer dazu benutzt der Partnerin etwas vorzugaukeln. ...ich gab den angeheitert lustigen, coolen Genieser um mein wahres ICH dahinter zu verstecken. ...Probleme, selbst Beziehungsprobleme habe ich geglaubt alkoholisiert mit mir ganz alleine ausmachen zu können, teils aus Angst vor Liebesentzug, teils aus Angst davor nicht mehr liebenswert sein zu können. ...ein wahres, ehrliches "ich liebe dich" kam mir nie über die Lippen - ich hätte ja Gefahr laufen können zu viel Gefühl zulassen zu müssen. ...getrunken habe ich aus dem falschen Gefühl der Minderwertigkeit heraus, ich dachte wirklich nicht gut genug für jemand anderen zu sein. ...typisch war das Kennenlernen meiner ersten "richtigen" Freundin: alle meine Freunde waren liiert, nur ich nicht - unter Zuhilfenahme vor ein paar Bieren sank meine Hemmschwelle und ich sprach sie an, diese "Liebe" begann mit einer Lüge und endete mit einer. ...eine "falsche Partnerin" war unter meinen Freundinnen nie dabei; falsch war meine Einstellung, ich war nicht ehrlich und suchte nie das ehrliche und tiefgreifende Gespräch, ging dem sogar systematisch aus dem Weg. ...Situationen von denen ich dachte, sie würden nicht in eine Beziehung passen überspielte ich mit angeblicher Coolness oder machte einen auf lustig. ...überfordert fühlte ich mich immer, was allerdings daran lag dass ich zu viel erwartete und dementsprechend versuchte viel zu geben. Ein gegenseitiges Geben und Nehmen wollte ich nie zulassen, das wäre für mich das Eingeständnis einer persönlichen Schwäche gewesen. Und das durfte doch nicht sein.
Tja Helena, so war das bei mir . Ehrliche und tiefe Gefühle zugelassen habe ich erst als nüchterner Mensch. Das lag auch an meinen "Trinkgründen", nass sah das so aus (ich zitiere mich einmal selbst ) : "Ich hatte immer aus Angst getrunken. Aus der Angst heraus, nicht "dazu zu gehören", ich hatte Angst davor, etwas zu versäumen oder nicht geniessen zu können. Ich trank aus Angst vor der Zukunft und vor dem Leben, hatte Minderwertigkeitsgefühle und glaubte, weniger wert zu sein als andere. Ich trank, um lustig und "cool" zu werden, ich soff mich in Traumwelten, die unendlich weit entfernt schienen. Der Alkohol war mein Mittel, mit dem ich die Angst vor mir selbst ertränken wollte. Ich lebte in dem Glauben, mit Alkohol wäre das Leben leichter und erträglicher." Trocken sieht es so aus: "Die Angst ist mit dem Alkohol verschwunden, ich habe gelernt mit mir selbst zu leben. Ich stellte fest, dass ich auch ohne Alkohol "etwas auf dem Kasten habe", mag mich so wie ich bin und muss mir selbst nichts mehr vorlügen."
Das wichtigste in einer Partnerschaft, selbst beim kennenlernen ist für mich seitdem die Ehrlichkeit: ehrlich zu einem selbst und zum Partner sein, miteinander reden und Gutes wie Schlechtes gemeinsam angehen.
Liebe Helena, vielleicht kannst du das ein oder andere ja für dich "verwerten" .
ZitatGepostet von Ameise Eine Beziehung halte ich nur aus, wenn ich mich betäube. Woran liegt es?
An mir? An dem falschen Partner? An der Situation mit Kind und Vollzeitjob?
Ich fühle mich nur noch überfordert.
Ich habe einfach keine Reserven für eine Beziehung.
Hört sich für mich an, wie wenn Du dich wahnsinnig anstrengst, ne Show abzuziehen und in einer Beziehung nicht als Mensch mit Ecken und Kanten zu erscheinen.
Schon so ähnlich wie der tommie schreibt...wenn ich mich so zeige, wie ich eigentlich bin, dann liebt mich niemand, also muss ich mich anstrengen.
Als ich mal drüber geschrieben hab, dass meine Lebensgefährtin und ich das Reden ganz neu lernen mussten und wir deswegen mit Zwiegesprächen angefangen haben, um aus den gegenseitigen Erwartungshaltungen auf den Level zu kommen, sich einfach zu erzählen, was in einem selbst abgeht, statt immer irgendwas vorauszusetzen, da fandest Du das merkwürdig. Ist mir damals aufgefallen, daß Du möglicherweise ne ziemlich idealistische Vorstellung von Beziehung hast, und das strengt Dich vielleicht auch so an, und vielleicht säufst Du dann auch aus Angst, vor Deinen eigenen Ansprüchen zu versagen.