Ich hatte ein schönes interessantes Wochenende. Einmal Fussball beim "Griechen" (normalerweise nicht mein Geschmack bzgl. des Essens) und dann noch so ein Fischerfest (für mich eigentlich unverfänglich). Da war der Grieche eine weitaus schwerere Prüfung!
Beim EM Finale war es genial: einfach nur Apfelsaftschrole und Espresso zu trinken und dabei mit anzusehen, wie sich die Leute um mich herum mit Wein,Bier und Sekt und griechischem Schnaps immer mehr und mehr veränderten."Je später der Abend..." Das war fast wie im Kino!
Nur eins nervt mich. Ich wurde natürlich angesprochen, warum ich nichts trinke. Und ich legte los mit Rechtfertigungen.Zum Glück konnte ich u.a. auch sagen: Ich muß fahren! (immer ein gutes Alibi) Das möchte ich auf alle Fälle ändern. Ich brauch mich verdammt nochmal nicht zu rechtfertigen, warum ich nichts trinke, oder?Ich ließ einen Schwall von Rechtfertigungen los! In Zukunft möchte ich mir angewöhnen zu sagen: Ich trinke keinen Alkohol! Das wird bestimmt einige Zeit der Übung in Anspruch nehmen. Mal sehen wie ich es hinkriege!
Da war u.a. ein Apotheker. Mir wurde gleich zugeflüstert: Der ist immer rund! Hat einen Haufen Geld, ist alleine, einen Fahrer (wenn unterwegs). Ich sollte sein Alter schätzen: Ich schätzte ihn auf 65. Er wirkte auf mich wie ein ältere gemächlicher Mann. Das er was getrunken hatte , merkte sogar ich (die früher nur mit sich selbst beschäftigt war). Das war falsch, dann auf 67, wieder falsch. ER IST 50 ! Das hatte mich umgehauen!
Er feierte vor ein paar Wochen seinen 50zigsten! Es wurde ein roter Teppich ausgerollt (im wahrsten Sinne des Wortes- wie mir berichtet wurde), alles vom Feinsten und ganz ganz viele "wichtige" Gäste!
Nach dem EM-Finale ließ er sich von seinem Fahrer noch in eine "Oben-Ohne-Bar" fahren.Das ekelte mich schon irgendwie an. Vermutlich u.a. zum endgültigen abstürzen! Selbst der Fahrer verdrehte die Augen, und sagte , er selbst "wolle" nur noch 1 Bier trinken(da er sich vom Freitag noch so schlechte fühle). Oh , welch Teufelskreis auch für ihn!
Mit tat der Apotheker leid. Er ist schon eine ganz armes Häufchen Elend und glaubt immer noch er ist "anders" als die anderen und vor allen Dingen "besser", er hat ja gesellschaftlich "alles" erreicht!
Heute Morgen war ich frisch und fröhlich im Meeting und ich bin immer wieder erstaunt, dass nach mir auch noch andere "Neue" hinzukommen. Ich dachte doch scheinbar tatsächlich: Ich bin das Schlußlicht aller Alkoholiker!
Tja, so lerne ich täglich dazu und bin superglücklich, dass mir inzwischen der Satz: "Ich heiße...,ich bin Alkoholikerin", über die Lippen kommt!Es war so einfach, und so normal. Mein Verhältnis zu diesem Wort hat sich richtig entspannt. Es ist fast schon normal für mich.
da sieht man mal wieder, daß Alkoholismus vor keiner Gesellschaftsschicht halt macht. Apotheker hin, Arzt her. Auch Juhnke hatte doch reichlich Geld und was hat es ihm genutzt? Auch ich hatte früher so die Vorstellung Alkoholiker sind die Penner. Das war wohl auch der Grund, daß ich sehr spät erkannte, daß ich selber einer bin. Von sowas war ich doch weit entfernt. Da sieht man mal, wie dumm und naiv ich da war.
Ich hatte zwar schon gewußt (bei anderen gesehen), dass die Alkoholkrankheit auch die sogenannten "besseren" Gesellschaftsschichten betrifft ------- aber ich hatte es als "Charakterschwäche" abgetan (sprich "keine Disziplin !!!").
Was war ich doch bis vor kurzem noch so dumm gewesen????
Schon alleine um das zu erkennen schon , habe ich die SHG gebraucht!
die Denkweise in der Bevölkerung ist schon sehr kurios. Ich kenne einen Fall, wo einem Bekannten (erfolgreicher Geschäftsmann) mit 1,7 Promille der Führerschein entzogen wurde und natürlich die MPU anstand. Die Mutti konnte das gar nicht verstehen, und meinte, "er wird bei denen als Alkoholiker hingestellt, so eine Frechheit".
Er fährt zwar nicht mehr unter Alkoholeinfluß mit dem Auto(war vorher für ihn normal) aber er lebt nach dem Motto "keine Feier ohne Meier - auch wenn er unter dem Tisch liegt". Sein Saufmilieu, sind 3 Geschäftsmänner mit Frauen, 1 Anwalt, 1 Studienrat mit Frau und eine 75-jährige Witwe mit fünfstelliger!!!! Pension.(Die Dame sucht nach der 2. Flasche Wein verzweifelt einen "Schmusefreund":grins2 Der Herr Studienrat hatte auch schon mächtig Ärger mit dem Schulamt, weil er wegen Suff den Führerschein verloren hat. Die erste Frau von ihm ist eine sehr gute Bekannte von mir, die haarsträubende Dinge mit ihm erlebte und Hals-über Kopf aus der Ehe flüchtete. Naja und die jetzige Frau trinkt genauso, wie er. Nun passt es.
Keiner von denen wird als Alkoholiker bezeichnet, sondern nur als trinkfest und als sehr gut situierte Leute. Da geht mir seit meiner Trockenheit der Hut hoch... Vorher hatte ich mich auch in einem anderen "Licht" gesehen: als vielvertragende Kampftrinkerin "aus gutem Hause" Was bin ich so froh, dass ich mir mit erhobenem Glas nicht mehr in die Tasche lügen muss.
wünsche dir alles Liebe und Gute bei deinem Entzug.
Körperlich wie gesagt ist bei mir auch immer noch eine nicht endende Müdigkeit vorhanden. Wenn ich lese fallen mir immer noch nach einiger Zeit die Augen zu! Denke auch, dass sich das mit der Zeit lösen wird.
Psychisch wird es mit Sicherheit ein viel weiterer Weg!
Ich glaube, ich habe noch nie so oft an Alkohol gedacht wie in den ersten Wochen, nachdem ich vor dem Alk kapitulierte.
Eben war kurz ein Freund da, und - schwupp- hatte ich nicht nur für Sekunden ein Trauergefühl, weil ich mir vorstellte nie mehr mit ihm ein Glas Wein trinken zu können. Hoffentlich sind das nur normale "Abschiedsszenarien" von meinem gewohnten Verhalten.
Aber warum dachte ich - obwohl es um etwas ganz anderes ging, und er wirklich nur 5 Minuten da war - kurz aber heftig an ein Glas Wein mit einem Tauergefühl.
Ich werde es einfach versuchen anzunehmen und es als natürlichen Prozess sehen, wie wenn man sich von einer Beziehung trennt.... NAJA, LEICHT GESAGT.......
@Laila:
Das Problem ist wirklich, dass gesellschaftlich gesehen so gut wie keiner eine Ahnung hat von dieser Krankheit (bis vor kurzem mich eingeschlossen), und ihr ein "verdammt" schlechter Ruf (personenbezogen) nachhängt.
Ich kenne auch viele "aus besserem Hause", die in meinen Augen ein Alkoholproblem haben. Nur weiß ich es wirklich? bzw. sie alleine müssen dies entscheiden.
Ich glaube, wenn in unserer Gesellschaft nicht so viele Tabus auf dieser Krankheit liegen würden, und unsere Gesellschaft viel lockerer und offener damit umgehen würde, würde sie somit vielen helfen können und manch einem Betroffenen würde vielleicht viel Leid erspart bleiben.
Grüße an alle
Katharina/bordeauxnixe
[f1][ Editiert von bordeauxnixe am: 07.07.2004 22:58 ][/f]
[f1][ Editiert von bordeauxnixe am: 07.07.2004 23:08 ][/f]
die Müdigkeit kannst du getrost als momentane Überforderung verbuchen. Es ist halt so,daß das Leben ziemlich anstrengend wird,wenn man sich nicht mehr regelmässig ausknipst. Da verlangen der Körper und die Seele nach zusätzlicher Ruhe.
ich danchte immer, die Müdigkeit ist ein Symptom dafür, dass man lange nicht richtig geschlafen hat (keine Träume, nur betäubt)? Alk wirkt ja wie 'ne Schlaftablette. Man ist zwar weg, aber der Tiefschlaf ist gestört oder so.
Bei mir war es auch noch so, dass ich nie lange schlafen konnte. Bin mit pochendem Herzen in der Früh wach geworden, da war dann nichts mehr mit Einschlafen. Dazu kamen Ängste. Bin zwar aufgestanden, war aber schon morgens oft wie gerädert. Ehe ich kapiert hatte, dass das jedesmal Entzüge waren
Aber im Grunde ist es ja auch egal warum man müde ist. Ich habe es als ein Schlafnachholen empfunden. Klar ist aber bestimmt, dass es vom Alk kommt.
Marinne, schlaf dich aus, zum Lesen wird noch viel, viel Zeit sein.
Vorallem das mit der momentanen Ueberforderung leuchtet mir ein, Roswitha. Es fällt mir eigentlich erst jetzt auf, wenn ich eure Beiträge lese, dass ich mich selber unter grossen Druck setze.
Tja, ich möchte halt so viel nachholen, in der Firma, in der Freizeit, in den Beziehungen, im Garten, im Haushalt, topfit werden und alles aufs Mal und sofort. Und das kann nicht funktionieren...
Also eines ist mir auch klar geworden: Auf s'Forum verzichte ich nie!
Ohne euch alle hier hätte ich die vier Wochen nicht geschafft. Ich bin sehr dankbar.
Ich danke dir für deine guten Wünsche, welche du an mich gerichtet hast. Auch ich wünsche dir alles Liebe und Gute
Weisst du was? Ich habe deinen "Lebensleitsatz" von Franz von Assisi für mich aufgeschrieben, ich finde er passt hervorragend zu meiner jetzigen Situation.
Ich hoffe, du hast nichts dagegen oder gar Copyright drauf.
Nimm das mit dem Trauergefühl ruhig an. aber werde Dir bewußt, dass du das "eine glas wein" eben nicht mehr haben kannst. auf jeden fall nicht ohne Drama oder Rückfall. ich habe es betrachtet wie die Trennung von einer Freundin. Klar hat man gute Zeiten gehabt, auch schöne Erinnerungen (für die ich mich auch heute nicht schäme, an die ich teilweise gerne zurückdenke). Nur: wenn es aus ist, dann kommt es auch nicht wieder. wenn man wieder zusammen ist überfällt einen möglicherweise die wehmut: warum hat es nicht geklappt? aber: man weiß eben auch ganz genau, dass es nicht geklappt hat, dass es auch nichts mehr wird: weil eben auch und in erster Linie schlimme erinnerungen und Verletzungen da sind. Man erinnert sich halt lieber an das Gute, es ist nur all zu menschlich die Vergangenheit zu verklären. Und es ist auch zulässig. Nur: in unserem Fall wird es dann halt gefährlich, wenn man "es noch mal versucht". Das lohnt sich nicht. Und glaube mir: Du wirst es immer seltener vermissen und es kommt der Punkt, an dem man sich fragt: was habe ich denn eigentlich vermisst. Denn Freundschaften und gute Gespräche, vertraute Abende, auch hemmungslos alberne unvernünftige abnede wird es weiter geben, wird es wieder geben. Nur ohne Alkohol. Und das ist -ich sagte es bereits- überhaupt nicht schlimm! Merryl
Klar-geht doch in Ordnung ! Hab´doch kein Copyright auf Assisi!. Habe diesen Spruch selbst von einer Webseite eines Alkoholikers. War und ist für mich und meine Situation einfach zutreffend!
Nicht in Kilos denken , sondern in Gramm, gell?
Wie geht es dir so momentan? Kannst mir gerne auch mailen!
Wünsche dir jedenfalls alles alles Liebe und Gute, Marinne!
@Merryl
Danke Merryl für deinen Trost. Ich versuche es auch so zu sehen! Obwohl mir dabei gleichzeitig auffällt, dass ich mir schon immer schwer tat, mich auch aus einer Beziehung zu lösen. Auch wenn ich Schluss machte, habe ich dieser immer noch lange nachgehangen.
Momentan geht es mir gut. Außer dieser nicht enden wollenden Müdigkeit! Ich denke diese hängt auch noch mit dem "tollen" Wetter momentan zusammen! Gestern war ich im Meeting, und es war superklasse. Bin sehr gestärkt aus dem Meeting gegangen, was nicht immer der Fall ist.
Das wars dann erst mal als Zwischenbilanz von mir! Ist ja eigentlich ein Tread von "apfelsaft". Würde gerne wissen wie es ihm geht! Macht mich irgendwie traurig, dass er sich nicht meldet!
Liebste Grüße an Euch beide
katharina
[f1][ Editiert von bordeauxnixe am: 09.07.2004 18:53 ][/f]
da ich mich so lange nicht gemeldet habe, könnt ihr euch bestimmt denken warum! 10 tage habe ich nichts getrunken und an einem Freitag abend ich weiß gar nicht warum habe ich mit meiner Partnerin eine Flasche Wein aufgemacht tja das wars dann eine zweite folgte....... kurz zu meinem letzten halben Jahr: die wirtschaftliche Situation ist ja bekannt meine Umsätze gingen in den Keller und die Verantwortung zu meinen Mitarbeiten belastet mich stark.. Kündigungen aussprechen etc. aber am abend war ja immer mein Kumpel Alk. zur Stelle. Dazu kamen immer wieder Streitigkeiten mit meiner Partnerin... die dann während des Trinkens eskalierten so das ich sie häufig verbal verletzt habe. Sie hat immer meinen Ärger abbekommen ( ich habe vielleicht mehr von ihr erwartet... Hilfestellung in meiner Situation Trost etc. was ich leider nicht erhalten habe) Das ist eine andere Geschichte die ich vielleicht mal unter Partnerschaft poste. Also es kam wie es kommen mußte, letzten Sonntag kam es wieder zum Streit der sich im Laufe des Gespräches ( immer mehr Alk.) verschärfte, bis ich ihr dann im betrunkenen Zustand vorschlug sich zu trennen.... ich habe nicht damit gerechnet, aber sie hat es in die Tat umgesetzt ; nicht weil sich mich verlassen will, weil ein anderer Mann dahinter steckt oder weil sie mich nicht liebt. Sie konnte nicht mehr mit meiner Launigkeit umgehen und das war ihre letzte Möglichkeit mich zu einem umdenken meines Verhaltens zu bewegen und der Partnerschaft so noch eine Chance zu geben... was sie auch schon einmal vor 2 Jahren gemacht hat als ich sie mit einer anderen Frau betrog (war natürlich auch unser gemeinsamer Freund Alk. für verantwortlich; bzw. ich). Ein erstes Gespräch führten wir am Donnerstag und es war auch sehr analytisch. Freitag haben wir uns wieder geliebt...und es schien alles wieder in positive Bahnen zu laufen (weniger Alk. zu mir genommen) am WE war ich mit meinen Kinder zum zelten .. war klasse wieder weniger Alk. ich baute wieder meine Stärke auf und überlegte na vielleicht schaffst du das doch alleine... soll Sie doch gehen... (überhaut meine schizophrenen Gedanken... mal hü mal hott, immer auch abhängig vom alk-pegel macht mich wahnsinnig) Na Sonntag abend haben wir dann alle zusammen gegessen und es war eine gute Stimmung ...so langsam nahm der Pegel wieder zu und es führte fast wieder zu Streitigkeiten.. ( ich habe schon Anfang des Jahres mal mit ihr über mein Problem Alk. gesprochen was sie allerdings nicht so sah ...) sie ging und bei mir ging noch ne Flasche rein. Am Montag da totale Katerstimmung..... und ich habe mal wieder alles bereut was ich gesagt habe, und mich bereit erklärt mit in ihre Therapiestunde (hat nichts mit Alk. probst zu tun) zu gehen... es war ein gutes Gespräch in dem der Therapeut 2 entscheidende Sätze gebracht hat: zum einen hat unsere Partnerschaft noch eine Chance weil keiner von uns eine langfristige Trennung erwähnt hatte, und somit eine Paartherapie nicht unbedingt was bringen würde. Und das ein Problem mit dem Alkohol vorliegt, wenn der Patient das Thema von sich aus anspricht was ich auch ehrlich getan hatte.
Nun werde ich doch professionelle Hilfe aufsuchen. Vorhin habe ich einen Therapeuten zwecks Terminvereinbarung angerufen und warte nun auf den Rückruf.
willkommen zurück. Ich habe mich inzwischen richtig gut eingelebt hier im Forum!
Lustig, bin gerade ins Forum und sehe ein Posting von dir. Aus der Versenkung wieder aufgetaucht!
Herzlichen Glückwunsch, zu deinem Entschluss. Ich bin so froh und dankbar darüber, dass ich meinen neuen Weg nicht alleine schaffen muß.Nun bin ich mit Hilfe von AA und diesem Forum über 2 Monate trocken. Ich bin überglücklich, was nicht heißt , dass ich auch andere Momente habe. Aber es wird immer besser und leichter für mich, die Welt in einem nüchternen Zustand zu sehen!
Ich bin nicht alleine und froh Hilfe zu haben! Das ist eine der wichtigsten Erfahrungen, die ich in den letzten Wochen gemacht habe.
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Saufnix-Chat
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Außer dieser nicht enden wollenden Müdigkeit! Ich denke diese hängt auch noch mit dem "tollen" Wetter momentan zusammen! Gestern war ich im Meeting, und es war superklasse. Bin sehr gestärkt aus dem Meeting gegangen, was nicht immer der Fall ist.
