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Saufnix  
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Dieses Thema hat 93 Antworten
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 Deine eigene Alkoholkarriere
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apfelsaft Offline



Beiträge: 256

30.06.2004 18:39
RE: wie geht es weiter? Zitat · Antworten

Hallo zusammen,

ich treibe mich schon seit Januar diesen Jahres auf diversen Seiten (Alkoholmissbrauch)
im Internet rum.
Ich habe mir damals schon irgendwie, aber doch nicht so wirklich, eingestanden das ich wohl doch ein Problem mit meinem Alkoholkonsum habe.

Es begann, wie bei den meisten hier irgendwann mit 15 Jahren.. der erste Vollrausch...In meiner Kindheits-Jugendzeit bin ich immer mit Alkohol konfrontiert worden. Meine Eltern tranken jeden Abend Bier oder Wein zum Essen. Wobei ich erwähnen muss, dass Sie nie so viel getrunken haben das Sie
betrunken waren. Das kam wohl auch ab und an vor, war aber eher die Ausnahme.

Da ich zu der Zeit viel Sport trieb, beschränke sich mein A-Konsum aufs WE aber dann volle Pulle.
Bundeswehr klar gib ihm... auch jedes WE mehr oder weniger abgestürzt.
Während des Jobs und gleichzeitiger Abendschule (Meisterprüfung) war der Konsum auch nur auf die Wochenenden beschränkt, wobei ab und an auch schon mal eine Flasche Bier in der Mittagspause getrunken wurde. Abends dann 1- 2 Flaschen Bier regelmäßig.

Dann Bestehen der Prüfung, Heirat, Umzug neuer Freundeskreis. Ich lernte einen „Weinkenner“ kennen, und erlernte nun das Grundwissen mich mit Verstand zu betrinken. Regelmäßige Weinproben, Geselligkeit... aber schon hier konnte ich nicht nach der Probe aufhören, sondern trank wie fast alle anderen auch weiter; meine damalige Frau ausgenommen. Es entwickelte sich so eine Art Hobby: Wein-Trinken. Niemals kam mir der Gedanke das, daß irgend etwas mit Alkoholismus zu tun haben könnte....
Die nächsten Jahre lebte ich dann weiter so im Trott 3-4 Flaschen Bier oder eine Flasche Wein am Abend. Selbstständigkeit, Frau Kinder alles im Lot aber immer das entspannende Feierabend trinken.
Na irgendwann das Haus gebaut, die familiären Spannungen begannen.... Na, nach wie vor jeden Abend getrunken. Dazu kam der Umbau des Hauses, der Stress, da wurden es ab und an mal 5-10 Flaschen (allerdings nicht täglich) 2-3 mal die Woche.
Ich habe mir in der Zeit das Rauchen abgewöhnt und natürlich auch mit dem Alk-Konsum 10 kg zugenommen. Also Laufen war angesagt....(wie sich heute noch herausstellt auch eine Droge). Jeden Tag eine Stunde um den Block. Danach wieder Bier klar, war auch nicht so schlimm ich laufe ja..

Immer mehr Stress mit der Beziehung. Es kam wie es kommen musste...ich lernte jemand anderen kennen. Ausgerechnet in einem Chatroom...Sie war das genaue Gegenteil meiner Frau....immer hübsch, elegant gekleidet,... edle Restaurants waren für Sie üblich und natürlich auch das damit zusammenhängende Trinken von „guten,edlen etc.“ Weinen.
Unsere Beziehung beschränkte sich seiner Zeit nur auf die WE`s in denen ich bzw. wir zusammen kochten (ziemlich ausgiebig) es war unsere Gemeinsamkeit( neben Theater- Konzert besuchen etc... aber eben auch wieder das Trinken.... 2-3 Flaschen zusammen war normal.

2001 war ich mal bei nem Doc wegen einer Entzündung und der machte dann nen Check. Trinken Sie? fragte er mich... hm, geahnt hatte ich schon so etwas .. na ja 1- 2 Flaschen sagte ich Ihm (obwohl ich schon damals wusste das ich ihn belüge, es waren eher 4-5) Ihre Leberwerte sind schlecht Cholesterin ebenfalls stellen Sie das Trinken ein. Der spinnt wohl sagte ich mir; ein Jahr davor wurde ich operiert und da war alles in bester Ordnung...
Meine Freundin kam zu mir und wir zogen zusammen..... in die gleiche Umgebung in der ich mit meiner ersten Frau lebte...eine Hofanlage mit ca. 20 Parteien in der auch einige „Weinkenner“ leben
Sie machte Karriere ich ebenfalls ... der Konsum nahm weiter zu ich war regelmäßig bei 1-2 Flaschen Wein abends. Sie trank bzw. trinkt immer mit allerdings nicht so viel. Seit Ende Letzten Jahres gab es keinen Tag an dem ich nicht betrunken war! Also entschied ich mich im Januar das Trinken und gleichzeitig das Rauchen zu beenden. Punkt Ende Aus. Von Heute auf Morgen... alles was ich mir in meinem Leben vorgenommen hatte konnte ich realisieren, warum nicht auch die Sache mit dem Alkohol. 3 Monate ging es hervorragend.....die ersten Nächte schlief ich nicht besonders aber das stellte sich schnell ein.. ich war wieder fit am Morgen, meine Kondition verbesserte sich erheblich ( bin im herbst 03 nen Marathon gelaufen; vielleicht um mir zu beweisen das das mit der Trinkerei gar nicht so schlimm sein kann...)
Na irgendwann ... es war Karnevals-Sonntag hab ich mir gedacht so nun schaun wir mal.....
Eine Zigarette ne Flasche Bier aufgemacht..... na ihr wisst was passierte... Totalabsturz mit Schlägerei volles Programm die nächsten Tage hielt sich der Konsum in Grenzen, aber seit ca. 6 Wochen ist wieder alles beim alten. Resümee ICH BIN DOCH ALKOHOLIKER! Scheisse ist aber so. Am Montag abend war ich dann wieder soweit... Zigaretten weggeschmissen und keine Flasche Bier, Wein aufgemacht. Richtige Albträume hatte ich vorgestern...Schweißausbrüche ebenfalls; Gestern ging’s schon besser.
Saufdruck ist bisher noch nicht aufgetreten und der Nikotinentzug hält sich zur Zeit auch in Grenzen.
Ich musste das mal hier so reinschreiben... vielleicht erkenne ich dann noch besser meine Situation und schliddere nicht noch weiter in den Strudel des alkohol-konsums.
Ich freue mich, wenn ihr was zu mir oder meiner Situation sagen und fragen möchtet.
So nun muss ich das erste mal Fußball (EM) schauen, ohne danach betrunken zu sein. Aber es wird mir gelingen.

Markus


Adobe Offline




Beiträge: 2.561

30.06.2004 21:01
#2 RE: wie geht es weiter? Zitat · Antworten

Hallo Markus,

willkommen im Forum.

Deine Situation hast Du ja selber schon recht gut erkannt, da brauchst Du ja nicht mehr aufgeklärt zu werden.

Auch einen Rückfall hast ja schon gehabt und dabei festgestellt, daß kontrolliert trinken nicht geht.

Da hilft nur eines. Konsequent bleiben und jeden Tag aufs Neue das erste Glas stehen lassen. Ich weiß, daß fällt erstmal unheimlich schwer. Nach einiger Zeit Trockenheit legt man alte Verhaltensmuster ab und dann wird es um vieles leichter. Irgendwann will man dann gar nicht mehr trinken. Und die Lebensqualität ist für einen Süchtigen ohn Alkohol viel größer.

Ich wünsche Dir gutes Durchhaltevermögen
Adobe


bordeauxnix ( gelöscht )
Beiträge:

01.07.2004 10:18
#3 RE: wie geht es weiter? Zitat · Antworten

Hallo Markus,

ich hatte dir gestern schon mal eine ganz lange Anwort geschrieben. Leider ist diese während meiner Registrierung
verloren gegangen.Nun fällt meine Anwort kürzer aus!

Ich kann dich nur ermutigen weiter in Internet zu recherchieren, auch über die Alkoholkrankheit selbst. So fing es bei mir auch an!Es ist eine sehr gefährliche Krankheit! Und du wirst überrascht sein, was du alles nicht darüber wußtest.
Und welch falsche Vorstellungen in der Gesellschaft darüber rumschwirren.

Ich kann dir keinen Rat geben. Ich kann dir meinen Weg erzählen.
Um mich kurz zu fassen: Ich gehöre auch zu den typischen Trinkern mit "Stil" und "Verstand", sich zu besaufen.Und natürlich ein edles Essen dazu, oder aber ich machte es mir bei einem "guten" Glas gemütlich. Betrinken wollte ich mich eigentlich nie!Ich gehöre nicht zu den Problemtrinkern. Immer mit einem guten Lebensgefühl verbunden. Und natürlich es fing auch immer schön an. Die Exzesse endeten aber um ehrlich zu sein nie schön. Nur Rotwein, ab und an ein Bier zur Pizza. Mein Konsum war so alle 3 bis 4 Tage 1 bis 1,5 Flaschen Wein. Der Kontrollverlust, also das berühmte nicht mehr aufhören können, fand nicht immer statt - aber immer öfter. Und mein Mann trank auch mit, wir animierten uns dann natürlich gegenseitig. Aber am nächsten Tag war der Katzenjammer immer groß, ich fühlte mich wie "vom Zug überrollt". Absolut am Ende.

Nach meinem letzten "Verstandes mit Stil"-Besäufnis, kapitulierte ich vor mir selbst und stellte fest: "Ich will so nicht mehr"!
Das war mein 1.Schritt in die richtige Richtung! Ich offenbarte mich das 1.Mal einer Ärztin. Zu meinem Arzt hätte ich nicht gehen können, denn er ist ein sehr starker Niveau-Trinker ("Sekt mit Whiskey gemischt"). Der hätte mein Anliegen sicherlich runtergespielt!Hätte mich nicht Ernst genommen.

Naja, ich will hier nicht wieder so einen langen Roman wie gestern schreiben. Falls du fragen hast, poste einfach hier ins Board.

Ich hatte jedenfalls umgehend mit dem Trinken aufgehört (hört sich nun so einfach an, war es aber nicht, die Angst trieb mich!) und wurde auch zu einer ambulanten Therapie überwiesen. Dort stellte der Arzt innerhalb von 15 Minuten fest, dss ich alkoholkrank wäre, aber keine stationäre Hilfe bräuchte - da ich ja schon über 1 Woche trocken war. (Ich fand diesen Typen einfach unsymphatisch und bin auch heute noch der Meinung, dass man für so eine Diagnose sich länger Zeit nehmen sollte).
Kurz und gut: Was er mir u.a. auch sagte, war, dass keiner es ohne Selbsthilfegruppe schafft.Auch die nicht, die sich enormst dagegen währen! Ich flippte da fast aus, da dies das Letzte war was ich gebrauchen konnte. Ich heulte sogar vor ihm.
Jedenfalls bin ich da nicht mehr hin, trank weiter keinen Schluck Alkohol und stellte dann aber nach 3 Wochen fest ( und auch nach einem nochmaligen Gespräch mit meiner Ärtztin), dass ich dies vielleicht doch mal probieren solllte. Ich war ja ziemlich am Ende mit mir selbst!
Gleichzeitig hatte ich aber auch eine Überweisung zum Psychiater eingefordert und auch bekommen (nahm ich bis heute nicht in Anspruch).

Nach einigen Umwegen landete ich dann bei den AA´s und bin heute unsagbar dankbar dafür. Ich kann dich nur ermutigen deine Schwellenangst zu überwinden und diesen Schritt - auch wenn du noch nicht trocken bist - zu gehen. Es mit das Beste was ich bisher in meinem Leben tat.
Das hätte ich nie,nie,nie gedacht!
Ich wurde warm und herzlich empfangen,(hatte eine riesengroße Schwellenangst, die ich z.Glück überwand).

Nun besuche ich die Meetings. Man sollte sich 90 Tage (in meiner Kontaktstelle langten für mich 10Tage) geben und die Meetings besuchen ("just bring your body,..."), danach kann man ja weitersaufen oder sich umbringen oder was auch immer.

Ein super Angebot, nicht? Ich fand das klasse!

Nun bin ich seit dem 23.Mai 2004, für mich viele 24 Stunden, trocken, und ich werde auch HEUTE "das erste Glas stehen lassen, und mir das Letzte denken".

Ich persönlich hätte es mir am liebsten viel einfacher gemacht. Ich dachte ja, da gibt es ja nun so Pillen. FALSCH gedacht! Ich mußte losgehen! Keiner gab mir irgendwelche Pillen, obwohl ich dies direkt forderte.

Und das ist auch richtig so, denn es arbeitet und arbeitet und arbeitet in mir.. und es passiert so viel in mir! Ich hatte in den ersten beiden Wochen so gut wie keine Kraft. Meine Kraft langte aber zum Glück dazu, meinen Körper zu den AA´s zu schleppen. Und das war gut so!

Geh mal auf die Webseite von den AA´s. Mein erster Eindruck war: Huch , die Leute sahen zu meiner Überraschung aus wie du und ich (da sitzt wirklich der Rechtsanwalt neben dem pensoioniertem Schichtarbeiter), und das Beste :ich konnte und kann mir bis heute noch keinen betrunken vorstellen.

Heute gehe ich wieder ins Meeting und ich freue mich darauf, denn ich lerne dort mit meiner Krankheit umzugehen, sie zu akzeptieren und gehe immer mit viel Kraft (und manchmal auch down) nach Hause.

Ich habe kapituliert vor dem Alkohol. Mir wird immer klarer wie gefährlich dieser ist. Und ich kämpfe nicht mehr gegen ihn - manchmal bäume ich mich noch auf ,aber dafür habe ich ja meine AA´s. Ich steige nicht mehr in den Ring!Ganz einfach! Oder würdest du das machen, wenn du wüßtest du kämpfst gegen den Weltmeister im Boxen?

Falls du noch Fragen hast, poste hier - ich anworte.

Übrigends keine SHG kommt zu dir, sie warten im Stillen auf dich. Sie sind immer für dich da und reichen dir die Hand, wenn du kommst. Geh´hin!

Ich wünsche dir einen wunderschönen Tag.

Hier noch ein super Link zu den "Lotsen nach Mannheim".Eine sehr schöne Seite. Meine Lieblingsseite sende ich dir hier:
http://web.mannheim.de/die-lotsen/ . Schau sie dir an!
EIN FREUND ENTPUPPT SICH!

Bis dann

Alles Liebe und Gute Bordeauxnix


Miezekatz Offline




Beiträge: 731

01.07.2004 11:44
#4 RE: wie geht es weiter? Zitat · Antworten

Toller Beitrag, liebe Bordeaunix!!

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Auch mein Weg führte mich zu den AA und mir ist es genauso wie dir ergangen.

Ich hörte dort den Slogan "Du musst so lange kommen, bis du gern kommst".

Ich wünsche wirklich jedem, der mit dem Alkohol zu kämpfen hat, dass er diese Schwellenangst überwindet und den Weg an den Tisch findet. Es ist eine unglaubliche Erleichterung, in dieser Runde zu sein, nicht allein zu sein.

Dir alles Gute!


bordeauxnix ( gelöscht )
Beiträge:

01.07.2004 12:27
#5 RE: wie geht es weiter? Zitat · Antworten

Danke, liebe Miezekatz,

Ich bin noch am Anfang...Mir wird langsam bewußt vor mir liegt ein weiter Weg.Ich lerne mich ganz langsam neu kennen und sehe Verbindungen zu früher , wo ich noch keinen Alkohol trank. Als würde ich da wieder andocken ! komisch, oder?
Ich glaube,ich war die ganzen Jahre so verschüttet. Ich bin unendlich dankbar für das was sich bei mir im Moment tut.

Meine größte Angst ist ein Rückfall, der sich ja innerhalb von Sekunden abspielen kann. Das ich mich wieder stark gegenüber dem Alkohol fühlen könnte. Vielleicht so stark, dass ich den Kampf wieder aufnehmen würde.
Ich sollte mir vielleicht als Symbole ein weißes Stoff-Taschentuch einstecken und es als Friedensfahne dann rausholen...Vielleicht keine schlechte Idee!

Ich bin so froh, dass ich für solche Momente, für den Fall der Fälle, einige Telefonnummern von AA-Freunden habe, die ich jederzeit anrufen kann. Und nun habe ich auch noch dieses Forum entdeckt, dass mir auch eine Hilfe sein kann.

"Bring your Body and the mind will follow", war und ist für mich absolut zutreffend. Oft brachte ich nur meinen "Body", seit Anfang dieser Woche verspüre ich das 1.Mal Freude auf ein Meeting.

Danke für deine guten Wünsche für mich. Auch das muß ich noch lernen, solche ohne "gleich abzuwehren, und damit zu mindern", einfach für mich anzunehmen und mich darüber einfach zu freuen. Vielen Dank, Miezekatz!

Bis bald und gute 24 Stunden

bordeauxnix


Biene2 Offline




Beiträge: 4.231

01.07.2004 12:37
#6 RE: wie geht es weiter? Zitat · Antworten

Zitat:
Ich lerne mich ganz langsam neu kennen und sehe Verbindungen zu früher , wo ich noch keinen Alkohol trank. Als würde ich da wieder andocken ! komisch, oder?

Hallo Bordeauxnix,

nicht anders habe ich mich therapiert.
Ich bin noch mal bei 13 Jahren angefangen,hab dort angedockt und arbeite mich so langsam hoch.

Ist auch das Beste,was du machen kannst,finde dich.

Zurück zu den Ursprüngen oder Wurzeln oder was auch immer....oder zurück zu sich selber....


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

01.07.2004 12:44
#7 RE: wie geht es weiter? Zitat · Antworten

hallo bordeauxnix

ich finde deinen Beitrag deshalb so wertvoll, weil er ohne zu flimmern, ohne zu bezichtigen ohne zu beschönigen ohne zu jammern genau auf kurzem Wege eindeutig sagt SO ISSES!! Sachliche Aussagen, keine Vermutungen usw.
Und auch ich „trinke heute nicht“, auch seit Mai, aber schon paar Jahre länger her.
Dein Ton hat auch mich erfrischt!!
ich grüße dich, Max


apfelsaft Offline



Beiträge: 256

01.07.2004 13:43
#8 RE: wie geht es weiter? Zitat · Antworten

Hallo Bordauxnix, vielen Dank für deine Geschichte.

Ich habe im Gegensatz zu Dir, zwar erkannt das ich Alkoholiker bin, aber ich habe es oder will es einfach noch nicht akzeptieren :-(

Die Schwellenangst ist gar nicht mal das schlimme.... es ist die Kapitulation vor mir selbst, es nicht alleine schaffen zu können! die mich noch davon abhält eine SHG aufzusuchen.
Dazu kommt dieses Endgültige.... nie mehr trinken zu dürfen.....Ich glaube bei Dir hat sich der Begriff „dürfen“ schon in „wollen“ umgewandelt ich bin einfach noch nicht so weit.
Ich weiß auch noch nicht genau was ich für Ziele verfolge, ausser es mir im Moment nur zu beweisen das ich nicht trinken muss (klappt auch recht gut, keine Entzugserscheinungen).
Den Ansatz „nur für die nächsten 24h“ finde ich recht gut und dennoch hat es etwas Endgültiges.

Es ist schon seltsam, wenn ich betrunken war, gab es „ schöne Momente“ das heißt Freude wurde verstärkt.... aber auch viele negative..., Beschimpfungen an meine Lebensgefährtin sogar Trennungsabsichten etc. Das Flirten mit anderen Frauen unter dem „Benebeltsein“ und am nächsten morgen immer die Katerstimmung.....Die Lustlosigkeit bei der Arbeit nimmt immer weiter zu.... und in den letzten Wochen habe ich mich immer mehr dabei beobachtet das ich mehr aus Frust und Verdrängung getrunken habe....

Und nun in den letzten 3 Tagen im nüchternen Zustand bin ich natürlich gereizt...Meine Frau trinkt wenn auch nicht viel 2-3 Glas Wein und raucht dabei... Die angesprochene Gemeinsamkeit des guten Essens und Trinkens geht verloren......... was haben wir dann noch für welche ?
Vielleicht ist dies auch ein Grund der mich noch nicht zum vollen outing bringt?

Danke auch für die anderen Zuschriften.
Ich werde nun, wenn es nicht allzu sehr nervt, meine Gefühle in den nächsten Tagen und Wochen
Immer mal wieder beschreiben.

Danke für Heute

Markus
Heute schaue ich wieder EM, und wieder ohne Alk.


Seelensturm Offline



Beiträge: 232

01.07.2004 14:01
#9 RE: wie geht es weiter? Zitat · Antworten

Hallo Apfelsaft, Markus,

du nervst sicher niemanden. Schreib nur weiter.

Ich bin zwar noch nicht lange angemeldet, aber ich habe noch nicht mitbekommen, das irgendjemand ernsthaft nerven würde, wenn er seine Gedanken und Gefühle hier zum Ausdruck bringt.

Liebe Grüße
Seelensturm



[f1][ Editiert von Seelensturm am: 01.07.2004 14:08 ][/f]


Seelensturm Offline



Beiträge: 232

01.07.2004 14:05
#10 RE: wie geht es weiter? Zitat · Antworten

Hallo Bordeauxnix,

mich hat deine Geschichte auch sehr beeindruckt. Sie ging mir auch richtig unter die Haut.

Würde mich auch freuen, mehr von dir zu lesen.

Ich war richtig enttäuscht, dass es nur die Kurzform und nicht die längere war.

Liebe Grüße
Seelensturm


Miezekatz Offline




Beiträge: 731

01.07.2004 15:41
#11 RE: wie geht es weiter? Zitat · Antworten

Liebe Bordeauxnix,

du bist gut aufgehoben bei AA und hier im Forum auch.

Und wenn du dir immer nur die 24 Stunden vornimmst, brauchst du dich vor einem Rückfall nicht zu fürchten.

Ich habe mich immer gegen die Aussage "Alkoholismus ist eine Rückfallkrankheit" gewehrt. Denn das würde ja heissen, dass ich, wenn ich alkoholkrank bin, automatisch einen Rückfall baue.

Beispiele in der Gruppe von zum Teil über 20 Jahren Trockenheit einzelner Leute gibt es und das macht mir Mut. Mut machen mir aber nicht nur die langjährig trocken lebenden Alkoholiker, sondern auch Menschen wie du, die noch am Anfang stehen und die sich trauen, einen unbequemen Weg zu gehen.

Es wird immer Höhen und tiefere Täler geben. Und nicht nur die Tiefen sind gefährlich, auch mit Gefühlsüberschwängen der ganz positiven Art muss man erneut lernen umzugehen. Aber auch dafür sind die Gruppen da. Man legt sich eine Art Polster an, auf das man in einer gefährlichen Stunde zurückgreifen kann. Das kann eine Telefonnummer sein, die man wählt, wenn's brenzlig wird. Und notfalls auch eine zweite, wenn's beim ersten Mal nicht klappt. Oder die Erinnerung an eine Aussage, die in der Gruppe gemacht wurde....

Aber trocken zu leben bedeutet keinesfalls, ständig in Angst vor einem möglichen Rückfall zu leben. Du wirst sehen, dass du mit jeden Tag mehr Sicherheit gewinnen wirst. Wie heisst es so schön "Gefahr erkannt, Gefahr gebannt".

Du hast recht, mit dem Andocken an die Zeit vor dem Trinken, und du wirst eine neue Entwicklung deiner Persönlichkeit erleben. Das ist eine sehr schöne und gewaltige Erfahrung.

Ich wünsche dir, dass du gute Erfahrungen machst und dass du dich von einer Seite kennenlernst, die du dir nie zugetraut hättest.

Es macht stark, trocken zu werden und es zu sein!!

Ich grüss dich herzlich!


bordeauxnixe ( gelöscht )
Beiträge:

01.07.2004 23:00
#12 RE: wie geht es weiter? Zitat · Antworten

Hallo Ihr Lieben,

bitte nicht verwundert sein. Ich heiße nun Bordeauxnixe, hatte Vertipperprobleme bei meiner Emailänderung und dadurch kein neues Passwort erhalten.
Denke passt auch besser, bin ja auch weiblich.

Erstmal vielen vielen Dank für Eure lieben Postings und dem Zuspruch. Auch dir, lieber Markus vielen Dank.

Um ehrlich zu sein, bin ich heute Abend ins Meeting wie schon angesagt gegangen. Ich freute mich sehr darauf und hatte sogar ein ziemliches Hochgefühl.

Nur ich muß euch sagen, nach dem Meeting war ich erstmal total down. Ich hätte beinah losgeheult, und ich wäre am liebsten in den nächsten schönen Biergarten gefahren und hätte gerne einen schön gekühlten weißen "Sommerwein" getrunken.Die schönen Bilder gingen mir einfach nicht mehr aus dem Kopf - genau das was Apfelsaft auch gesagt hat.
Es kamen auf einmal lauter schöne Sommerbilder in mir hoch, und ich fühlte mich immer schlechter und schlechter bei dem Gedanken auf was ich mich da eingelassen habe, und frage mich nun, was nun passiert ist.

Irgendwie schaffte ich es aber dann doch noch zum Glück nach Hause, mit meinem Auto und volle lautstärke Musik. Bin aber immer noch deprimiert! Viele Zweifel kommen wieder in mir hoch.

In die Donnerstagsgruppe heute Abend ist eine andere AA- Gruppe nun zu uns gestoßen, weil bei denen das Haus in dem der Gruppenraum bisher war, abgerissen wird. Und alle stellten sich vor.

Ich habe heute so viel Leid inkl. Rückfälle alter und frischer AA´s (wo ich im Vergleich wirklich wahrscheinlich ein kleines Licht bin)gehört, dass ich mich nun ansatzweise frage: Gehöre ich wirklich dazu ? Oder ist es bei mir anders? Oder könnte ich es vielleicht eines Tages doch noch in den Griff bekommen und zu bestimmten Anlässen zu trinken?

Einer aus meiner Gruppe würde nun sagen: dann sauf´halt weiter, bis du es weißt!

Jedenfalls belasten mich diese Geschichten ziemlich.

Scheiße!

Es ist noch nochmal was ganz anderes, ob man solche Geschichten liest oder live hört.

Gehe bald ins Bett am besten! Momentan hält mich nur mein Verstand davor zurück "das erste Glas stehen zu lassen!" und das die Bilder zum Glück weg sind, da ich ja hier am rechner sitze.

Und das unsere letzen 2 Flaschen Wein (eine Restflasche und eine vom Nachbarn geschenkt bekommen) im Keller sitzen und nicht gekühlt sind. Komischerweise hätte ich monentan gar keine Ambitionen Rotwein zu trinken. Alles etwas seltsam!

Habt Ihr auch solche Anwandlungen gehabt?


Liebste Grüße

Katharina


Merryl Offline




Beiträge: 822

02.07.2004 00:18
#13 RE: wie geht es weiter? Zitat · Antworten

Hallo Katharina,

ich habe solche Anwandlungen auch gehabt. Besonders am Anfang. Wobei Du mit der Gruppenvorstellung natürlich mächtig Pech gehabt hast, normalerweise bekommt man die einzelschicksale der anderen, die anders als hier ein gesicht,eine Stimme und offen zur Schau getragene Emotionen haben, eher in kleineren Dosen verabreicht.

bin ich denn wirklich so schlimm betroffen wie die anderen? bin ich wirklich alkoholiker? das sind gedanken, die man hat, insbesondere natürlich, wenn man noch nah dran ist. Lies Dir aber mal dein Posting durch, dann wirst du sehen wie nah Du dran bist. Mein Gott, kalter wein, warmer wein, das ist doch völlig, völlig egal.

In der gruppe lernt man aber auch andere Dinge. Es gibt immer leute, die mit noch geringeren Mengen Probleme bekommen haben und: man lernt Leute kennen, die zufrieden trocken Leben. man entdeckt Vorbilder, die einem den weg zeigen. Man merkt auch, wie interessant und bewußt und auch selbstbewußt trockene alkoholiker sind. Und man lernt, dass man sich Problemen stellen kann, ohne vor ihnen wegzulaufen ohne sich mit schaukämpfen gegen den alkohol abzulenken.

es ist am Anfang nicht einfach, das neue ist fremd und das alte verklärt sich schnell. aber bedenke eines. das denken an alkohol, das scheinbar positive denken an alkohol gehört zur Sucht. Der Alk klopft gerne nochmal an, wenn er denkt es gibt wen zu holen. lass die Tür man mal zu.

Liebe Grüße
Merryl


bordeauxnixe ( gelöscht )
Beiträge:

02.07.2004 09:01
#14 RE: wie geht es weiter? Zitat · Antworten

Guten Morgen Merrly,

heute Morgen geht es mir wieder bzgl. des Alkohols blendend.Bin ich glücklich ohne Katzenjammer aufgewacht zu sein.

Ich bin so froh, dass ich nichts angerührt habe!!!(mit Restwein meinte ich die letzten 2 Flaschen in unserem Keller - keinen alten Wein - ist aber eigentlich wirklich egal).

Du hast vollkommen Recht: Der Alkohol hat verdammt noch mal gestern bei mir "angeklopft". Es erfüllt mich mit Dankbarkeit und ein wengig Stolz heute Morgen, dass ich nicht geöffnet habe.

Ansonsten muß ich allerdings sagen, habe ich immer noch so ein flaues Magengefühl habe bzgl.was ich gestern alles gehört habe. Ich konnte die halbe Nacht nicht schlafen.Ich ging mir sehr Nahe.

Das ging mir schon öfters so nach manchen Meetings. Ich gehör nun auch zu den Leuten , die sich sehr schnell beeindrucken lassen und alles sehr nah an sich ran lassen.

Ich wollte mich nun einpendeln auf 2 x die Woche SHG. Möchte aber nächste Woche schauen, nur ins Dienstagmorgen
Meeting zu gehen. In diesem Meeting fühle ich mich am meisten zu Hause. Das tat mir bisher gut. Dort traf ich Leute, die genau in meiner Situaton steckten.

Zum Glück hatte ich gestern Abend Ablenkung durch meine Familie und war nicht alleine. Auch hat mir geholfen hier ins Forum zu schreiben. Das ist echt klasse!

HALLO MARKUS, wie geht es dir denn so?

HALLO MAX M und SEELENSTURM, wenn ich wieder etwas tippfreudiger bin und das von gestern Abend auch verwunden habe, werde ich auf jeden Fall mehr zu mir sagen. Momentan ist es mir nicht so nach Alkoholikerkarrieren. Muß das Ganze erst mal verarbeiten.

Nach deinem Posting,Merryl, wird mir nun auch bewußt wie nah ich noch dran bin. Vielleicht ist es auch gut so, dass ich durch gestern Abend eben dies zu erkennen lerne.

Wünsche Euch allen einen wunderschönen Tag.

Liebe Grüße

Katharina


apfelsaft Offline



Beiträge: 256

02.07.2004 10:35
#15 RE: wie geht es weiter? Zitat · Antworten

Hallo Katharina,

es freut mich das Du den Angriff unseres gemeinsamen Gegners abgewehrt hast!
Heute ist mein 5ter trockener Tag.... und es gibt keine Schwierigkeiten bzgl. Entzugserscheinungen.
Was mich gestern Abend angenervt hat, war meine Freundin die in der Küche saß, ein Glas Wein trank und eine Zigarette dazu rauchte.... Ich koche ja leidenschaftlich gerne, aber in dieser Woche nervt mich das nur an, ich bin gereizt und das macht mich auch Ihr gegenüber unausstehlich....

Ein erster Angriff des Alks war so gegen 18:00 ... ich bin selbstständig und hatte gestern seit langem wieder ein recht umsatzstarken Tag. An diesen „belohnte ich mich immer mit einem bzw. es wurden dann 3 Flaschen Bier noch im Geschäft, bevor ich nach Hause fuhr. Na zu Hause gings dann weiter...

Nun steht das We vor der Tür, und die Zeit die ich immer mit Alk ausgefüllt hatte... Samstags Mittags nach draußen setzten und die Flasche Wein öffnen ( es ist ja We und damit akzeptabel). Das ging dann eigentlich bis Sonntagabend so weiter. Zum Glück sind die anderen „Weinkenner“ im mom. in Urlaub....
Ich habe mir für morgen eine längere Radtour vorgenommen um den Nachmittag zu überbrücken...
Für Sonntag habe ich noch keine Pläne aber auch diesen Tag muss ich irgendwie sinnvoll gestalten.

Na mit den Vorräten im Keller bist du zu beneiden @ Katharina ( meine Tochter heißt im übrigen genauso allerdings mit C geschrieben...wunderschöner Name)...Ich habe vor 4 Wochen einen Weinvorrat für den gesamten Sommer und Herbst angelegt....scheisse....

Zu dem Thema Rückfälle kann ich nur sagen, dass man nur durch Diese erfährt, dss man wirklich Alkoholkrank ist.

Es ist ja nichts anderes als ein Versuch, (bei einem Rückfall) zu hoffen, daß man doch kein Alkoholiker ist... zumindest war es bei mir so der Fall.... und ich ja doch erkennen musste, daß ich nach 1-2 Wochen wieder in meine alten Trinkgewohnheiten abrutschte, und sogar noch mehr soff als vorher...
Ich gehe mal mit gutem Vorsatz und Willen ins Wochenende, und dem Gegner eine Niederlage bei zu bringen....

Bis später Markus


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