mach Dir nix draus, wenn wir hier untereinander gelegentlich unsere Animositäten pflegen. Wenn wir perfekt im Sinne der Moral und des funktionierens wären, hätten wir wohl kaum gesoffen. Lieber trau ich mich, ein Mensch mit Ecken und Macken zu sein, denn damit kann ich leben, ohne mich von mir wegzubeamen. Einer der Gründe, warum ich heut jede Zumutung von Perfektheit weit von mir weise Der andere heisst ganz einfach: ich hab keinen Bock
Das gilt bei mir auch für die Trockenheit insgesamt. Ich lass den Alkohol konsequent weg, und das heisst für mich erst mal "trocken". Anfangs hab ich mal gemeint, ich müsst nun auch irgendwie ein perfekter Mensch werden als trockener Alkoholiker. Es war wohl ein gewisses Bedürfnis dabei, für den Mist irgendwie zu büssen, den ich mir trinkenderweise geleistet hatte. Aber was war das war, ich kanns in Zukunft besser machen.
Ansonsten lass ich mich davon leiten, ob es mir schwer fällt, mein Leben ohne Alkohol hinzukriegen. Dass ich schon lang keinen Drang zum Trinken mehr habe, zeigt für mich, dass ich so falsch nicht liegen kann. Und das ist es, was für mich zählt. Ich muss nicht jedes Problem dieser Welt lösen, und auch nicht jede meiner Macken aufarbeiten. Ich komm sowieso nur immer wieder an den Punkt, dass ich nicht perfekt bin. Also lass ich mich halt leben, so gut ich es kann...und so schlecht kann ichs gar nicht. Also ich leiste es mir gelegentlich , mit mir zufrieden zu sein.
eigentlich ist es ganz einfach mit dem "werden"....erfinde dich einfach neu.
Wir bekommen zwar ein wenig von unseren Eltern mit,aber der grösste Teil unserer Persönlichkeit stammt sowieso aus unserer Umwelt und beruht auf dem was wir zu werden wünschen.
Such die in der Anfangszeit ruhig ein "Vorbild" auf das du an wenig hinarbeiten kannst und der dir ein wenig Orientierung gibt.
Die "Persönlichkeit" an und für sich ist eine Mixtur der verschiedensten Programmierungen der Kindheit von Eltern und Bezugspersonen.
Da haste jetzt die Chance da mal aufzuräumen.Denn alles,was andere Personen für "akzeptabel" ectpp. gehalten haben,muss man nicht unbedingt behalten.
Man kann sich eigentlich frei aussuchen wer man sein will und wer man wird.
von mir noch ein kleiner Hinweis auf eine sache die mir auffällt. Was macht Dich so sicher, dass Deine Frau nicht weiß, das Du morgens getrunken hast? Du erzählst, dass Du in einem kleinen Ort wohnt. Morgens biste unterwegs und trinkst und sie bekommt das nicht mit? Komisches Dorf aber auch. Und früher haste in ihrer Anwesenheit getrunken und sie konnte es nicht ab. Biste sicher das ihr nicht eine Vorgeschichte in Bezug auf Alkohol in der Beziehung habt? Dabei kann es bestimmt sein, dass ihr schon geringe Mengen reichen. Worauf ich hinauswill: ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass sie einen bestimmten, wenn auch möglicherweise diffusen Verdacht hat, das würde ihre Überreaktion in Bezug auf Alkohol erklären. Niemand säuft "heimlich" vormittags. Nach einer Zeit der trockenheit wirst Du lernen, wie sehr das saufen den Menschen ins Gesicht geschrieben ist. Kleiner Tipp: wenn du Dich morgens auf die eine Promille getrunken hast, haste abends noch 0,3. Das ist so viel wie mindestens ein großes Bier. Das riecht man und das merkt man.
Merryl, übrigens männlich.
[f1][ Editiert von Merryl am: 14.10.2004 11:32 ][/f]
Also die Sache mit dem kleinen Dorf, Merryl männlich, ist ganz leicht erklärt. Es besteht aus drei Häusern, jeweils ein paar hundert Meter Abstand, wir wohnen mitten in Wald und Wiese, das nächste Dorf mit Wirtshaus ist 5 km entfernt und die Schulen 15 km in einer Kleinstadt. Meine Frau verlässt das Haus um 6h morgens, fährt 80km in die Arbeit und kommt um 18h wieder nach Hause. Sie ist vor 4 Jahren von ganz woanders zu mir gezogen und kennt hier so gut wie niemanden, der ihr was über mich erzählen könnte. Sonstige Vorgeschichten mit Alk wüsste ich wirklich keine.
Und jetzt die gute Nachricht: Wie ich mit ihr telefoniert habe, hab ich einfach gesagt: "Ach ja und übrigens wars mir lieber, wenn du den Sturm jemand anderem schenken würdest. Ich hab mich nämlich entschlossen, absolut nichts alkoholisches mehr zu trinken, weil ich draufgekommen bin, dass das langsam zunimmt. Jetzt mach ich das schon ein paar Tage und es wäre schade, wenn der Sturm das wieder beendet."
Die Reaktion: "Ja, das finde ich super, dann schenk ich ihn wem anderen"
Das Thema Alkoholiker haben wir nicht angeschnitten, aber das ist mal ein guter Anfang, finde ich. Langsam, meine ich nach diesem Anfang, werd ich das Thema auch in seiner ganzen Bedeutung besprechen können, nicht gleich, scheibchenweise.
minitiger, Perfektheit, ich kann alles und noch besser als andere, keine Fehler zu haben oder sie zumindest nicht zu zeigen, das war eben lange Zeit mein Bestreben, hat alles nichts gebracht, wenn du meinen Lebenslauf anschaust besteht er aus sehr oft scheitern. Früher hat mich der Alk von der Perfektion weggeholt, wahrscheinlich ein Trinkgrund. Jetzt bin ich allerdings schon dabei, auch keineswegs perfekten sondern schlicht und ergreifend notwendigen Anfordeungen nicht mehr zu genügen. Im Klartext: Ich schaff die Notwendigkeiten des Alltags nicht mehr. Ich will gar nicht mehr perfekt sein, nur brauchbar und zufrieden. Und, Biene2, so wirklich Angst vor meiner trockenen Persönlichkeit hab ich eh nicht, ich glaub, ich werd sie mögen.
na dann bist du doch zu beglückwünschen, das ist eine tolle Reaktion deiner Frau und nun kannst du zusehen, wieviel sie an Wahrheit und Problematik zulassen will und kann, repektive, wieviel du zulassen willst/kannst.
Der Anfang zumindest ist gemacht, und die anderen Dinge kannst du auch in Angriff nehmen .
finde ich gut, wie Du das Deiner Frau gesagt hast. Fürs erste zumindest. Nach und nach kommt Zeit, kommt Rat. Zumindest das war doch schon deutlich, der Rest kommt sicher auch noch irgendwann.
Ich selbst habe mich auch nicht so geoutet. Außer meinem Freund, meinem Sohn und meinen 2 engsten Freundinnen weiß es niemand. Bei den anderen trinke ich halt keinen Alkohol aus welchen Gründen auch immer. Da es niemand anders von mir gewöhnt ist als daß ich was ohne Alkohol bestelle, kommen auch keine Fragen.
Du bist sicherlich auf dem richtigen Weg, ich wünsche Dir weiterhin alles Gute.
LG Adobe
1Aldebaran
(
gelöscht
)
Beiträge:
14.10.2004 15:23
#142 RE: erstmals registriert: ich bin Alokholiker
warum bringt eine Frau, die Alkohol so sehr hasst, das du ihn jahrlang heimlich trinkst, dir nun ausgerechnet, wo du dich entschließt nicht mehr zu trinken, Alkohol mit???
warum so gereizt? Oder habe ich jetzt was mißgefühlt
So ein "Sturm" (nennt man hierzugegend "Federweißer" oder "Neuer Wein") als Mitbringsel für einen Nicht-Alki wär doch, nunja, ein rechter Kompromiß: Hat, soweit ich weiß, "nur" um die 5%... So eine Flasche zu zweit getrunken, bereitet kein schlechtes Gewissen! Immer aufm Teppich bleiben, find ich.
hallo Waldschrat, "Hollo max, Vielleicht ist meine Psyche einfach nicht flexibel genug, 35 Jahre oder mehr an Meinung zu einem Thema in 2 Tagen auszulöschen." Na dann sind wir uns doch 100 %-ig einig!! Ich freue mich über deine Diskutierfreudigkeit. Genau so kannst du sämtliche Kleinigkeiten ganz in Ruhe besprechen. ich grüße dich, Max
du hast aber eine gute Wahrnehmung ich war gestern tatsächlich etwas angenervt - oder war das so deutlich rauszulesen?
Auch wenn das Zeug nur 5 Prozent hat, können bei einem Suchtkranken dadurch wieder "alle Dämme brechen" und ich fände es total bescheuert, mich diesem Risiko auszusetzen, nur weil ich mich nicht traue, offen zu meinem Partner zu sein. Aber ich gebe zu, ich hatte noch nicht alle Beiträge von Waldschrat gelesen und habe eben gemerkt, dass er doch mehr Klartext geredet hat und er nicht seiner Frau zuliebe jetzt anfängt "Sturm" zu trinken.
Mein Mann z.B. trinkt überhaupt keinen Alkohol - noch nie. Er mag ihn nicht. Das einzige Mal, dass ich erlebt habe, dass er Alkohol trank, war, als wir uns kennenlernten - vor 15 Jahren. Da bestellte er sich (um mich zu beeindrucken, wie er mir viel später sagte) einen "Tequilla sunrise" und es hat auch auch noch funktioniert...Ich war beeindruckt, wie angetüdelt ein Mann von einem Tequilla sunrise schon sein kann..oder war es die Verliebtheit...
naja, dass ist aber ein anderes Thema.
Waldschrat,
ich habe die Beiträge hier nochmal genauer gelesen und finde es gut, wie du es bei deiner Frau angesprochen hast. Auch, dass deine Frau gleich drauf einging, hört sich doch sehr vielversprechend an.
Hauptsache ist es, das erste Glas stehen zu lassen (auch wenn es nur "Sturm" ist), weil du weißt, dass dir der Alkohol mehr schadet, als das er dir gut tut.
Alles weitere wird sich finden, wenn du weiter so gut dabei bleibst, wie ich das jetzt von dir lese.
So, jetzt kann ich wieder ein paar Zeilen schreiben. Meine Frau hat den "Sturm" gleich einem Arbeitskollegen geschenkt und gar nicht erst mit nachhause gebracht. Ich kanns echt nicht sagen, ob sie meinen Alkoholismus gewusst oder nur geahnt hat, aber ihre Reaktion auf meinen wirklich ganz von selbst ohne jemandes Drängen gefassten Entschluss einfach garnix mehr zu trinken war so freudig errregt (wirklich ganz anders, als ich es mir erwartet hatte, ihr hattet offenbar Recht), keine Aussagen wie: Wusste ichs doch, hab ich doch gleich vermutet und auch keine Rede von Verlassen. Das war alles nur meine Panik aus meinem schlechten Gewissen geboren.
Ich bin so glücklich, diesen Entschluss gefasst zu haben, ein paar Zuckungen und Kopfweh und Knieschlottern hab ich schon, aber es hält sich echt in Grenzen. Freu mich schon auf in einer Woche oder so, wenn das vorbei sein wird. Den dauerhaft klaren Kopf liebe ich jetzt schon.
Gaby, ich glaub ich brauch mich nicht mehr zu verteidigen, und zu erklären, dass ich hier niemanden veräpple, du hast es selbst geschrieben, dass du's schon verstehst.
Jetzt übers Wochenende werde ich mich höchstens kurz melden, aber ich freu mich, wenn noch wer was zu sagen hat, spätestens Montag rühr ich mich wieder.
Alles Liebe
Absti
(
gelöscht
)
Beiträge:
15.10.2004 11:46
#149 RE: erstmals registriert: ich bin Alokholiker
Hallo Waldschrat, mach halt ein paar gröbere Arbeiten an der frischen Luft. Da stört das Knieschlottern nicht so und das Kopfweh lässt sich ertragen. Außerdem mußt du ja von irgendwas ein bißchen kaputt werden um einigermaßen schlafen zu können. Du hast aber eine tolle Frau erwischt. Haste gar nicht gedacht nach einigen Tagen gleich so ein schönes Geschenk zu bekommen, was? Trockenes und sonniges Wochenende wünscht dir, allen anderen und sich selbst - Marianne -
deine frau finde ich ganz toll. sie hat sofort reagiert. glaube mir, es gibt wohl kaum einen partner, mit dem man zusammenlebt, der nicht merkt, dass man trinkt. wenn du jetzt aufhören willst, wird sie dir sicher zur seite stehen. später wird sie dir sicher sagen, dass sie stolz auf dich ist.